Beiträge von Titus Octavius Constantius

Ich flog geradezu über den Platz, meine Beine trieben mich stetig an.
Jetzt waren diese nämlich erst aufgewärmt.
Ich rannte schnell, doch ich gab noch nicht ganz alles, was ich drauf hatte.

Der Steinhagel war zwar etwas hart gewesen, aber dass Seneca nun auf der Testudo herumlief, war nicht besonders realistisch. Bestimmt kein Barbar würde auf einer römischen Testudo herumtrampeln.
Aber der Zweck der Übung bestand ja darin, eine stabile Testudo zu halten.
Ich hoffte, dass der Centurio nicht an den Rand stand. Von daher hätte ich vermutlich weniger Probleme, ihn auf dem Scutum zu halten.
Doch immer noch hielten wir stand.
Mir kam eine Idee...

Als Proximus das Startzeichen gab, spannten sich meine Muskeln an und katapultierten mich vorwärts.
Die Nase voll im Wind rannte ich in windeseile zur anderen Seite.
Ich achtete nicht darauf, wo mein Gegner war. Wer bei seinem Tempo nur auf das des anderen achtete, machte Fehler.
Dazu kühlten im Wind die Schweisstropfen auf der Stirne.

Wir waren Beschuss ausgesetzt. Zunächst mehrere Pilas und danach etwas undefinierbares, das auf der Testudo landete und abrollte. Wäre das ein Artilleriegeschoss gewesen, hätten wir keine Chancen gehabt. Doch wir liessen uns von nichts aufhalten.
Wir rückten etwas dichter zusammen, um die Lücken zu schliessen.

Ich sah zuerst Vitamalacus, dann Proximus an.

"Von mir aus, gerne."

Vitamalacus erhöhte das Tempo, doch ich würde mich nicht abhängen lassen.

Etwas schneller erhöhte nun auch ich meine Geschwindigkeit. Da ja bald der Schlussspurt kam, konnte ich mir ruhig ein etwas höheres Tempo erlauben.
Fest den Stab in der Hand rannte ich unaufhörlich etwas hinter Vitamalacus.
Wieder wurde ich ein klein wenig schneller.

Ich wies die Männer an, was sie zu tun hatten. Ich hatte sie in mehrere kleine Grüppchen eingeteilt. Die einen holten das Material, die anderen bearbeiteten es und wieder andere sorgten sich um das Grundgestell.

"Beeilt euch, Milites. Hetzt nicht unnötig aber trödelt auch nicht. Denkt daran, wenn ihr auf das Ding steigt, sollte es nicht unter euren Füssen zusammenbrechen!"

Als jeder wusste, was er zu tun hatte, legte ich selbst Hand am Gerüst an.

"Der Turm muss nicht unbedingt schön aussehen, aber er soll zuverlässig seinen Zweck erfüllen. Also baut das Teil stabil."

Holzlatten wurden zurechtgesägt, Nägel ins Holz getrieben und gemäss Plänen das Grundgestell aufgebaut.

Nachdem Metellus mir den Stab überreicht hatte, lief ich sofort los.
Ich sprintete nicht, sondern ich lief schnell.
Auch wenn Vitamalacus einen Vorsprung hatte, ich hatte vor ihn zu verkleinern.
in konstantem Tempo rannte ich um den Platz, bei der Umrundung bremste ich erst spät ab und beschleunigte danach sogleich wieder.
Tatsächlich war der Abstand ein klein wenig geringer geworden.
Stetig erhöhte ich meine Geschwindigkeit.
Gleichmässig atmete ich, um durchzuhalten.

Ich übte fleissig mit dem Bogen, mit dem erklärten Ziel, damit gut umgehen zu können. Doch immer noch gingen zu viele Pfeile ins Leere. Dafür durfte ich mich auch ob ein paar Treffern erfreuen.

Wieder kam ich in die Thermen, dieses Mal mit dem Ziel, mich zu erfrischen.
Ich liess mich zuerst ins Frigidarium gleiten.
Sogleich kühlte ich ab.
Ich wartete noch etwas, bis sich meine Körpertemperatur genügend für das Schwimmbecken gesenkt hatte.

Leicht erschöpft vom Training kam ich zurück.
Ich legte meine Ausrüstung in die Ecke und verzog mich in die Thermen.

Metellus war mit einem geringen Abstand zu Mercurialis gestartet. Fest hielt er den Stab in der Hand. Nachher würde ich ihn hoffentlich als erster ins Ziel bringen.
Wir werden sehen...

Auch ich verliess den Platz gedankenversunken. Wie alle anderen machte ich mich in die Unterkünfte auf. Danach müsste ich mich erst einmal abkühlen.

Diszipliniert marschierten wir weiter. Durch nichts liessen wir uns aufhalten, hoffentlich.
Ich dachte, was es für einen furchterregenden Anblck für die Feinde sein musste, wenn eine solche Testudo unaufhaltsam auf einen zumarschierte.

Ardere war auch schon gestartet und versuchte, auf mindestens gleicher Höhe mit Germanus zu sein.

"Los, Ardere, lass dich von ihm nicht abhängen.", rief ich ihm zu.

"Ich weiss, ich habe einen Fehler gemacht. Schon als ich einen Kreis bilden liess, wusste ich, das hätte ich besser nicht gemacht. Da sie in der doppelten Überzahl waren, sah ich nur die Möglichkeit, sie irgendwie zu durchbrechen und eventuell aufzusplitten.
Zunächst hatte ich vor, dass wenn sie ein Hufeisen gebildet hatten, dass wir in der Mitte durchbrechen und die Einheit so teilen. Mein gröbster Fehler war, dass ich dachte, bei einer Umkreisung ist die Linie dünner und so einfacher zu durchbrechen.
Allerdings hatte ich zulange gezögert und die Umkreisung machte den Männern schwer zu schaffen.
Wir, die durchbrechen konnten, könnten die Gegner auch von aussen angreifen, aber, wie ihr selbst sagt, wir hätten uns niemals umkreisen lassen dürfen."
Damit endete ich und überlegte, was ich stattdessen hätte machen sollen.

Ich sah gerade noch, wie der Speer gegen unsere Formation flog, doch ausser einem kleinen Stocken liefen wir normal weiter. Nach Befehl des Centurios rückten wir enger zusammen. Glücklicherweise hatte ich frische Luft zum atmen.

Ich begann, im Kopf nachzurechnen. Da war einerseits der Bote oder was auch immer, der dem Kaiser eine Nachricht überbrachte. Darauf hatte eben genannter sogleich das Castellum verlassen.
Dann hiess es, Ausgangssperre und wir müssten unsere Ausrüstung überprüfen und mehr trainieren und uns bereit halten.

Ich hatte das dumme Gefühl, dass man uns bald irgendwo brauchte.
Bestimmt würden wir in Bälde abziehen, in ein Land, wo uns Feinde erwarteten.

Ich hatte es nicht nötig, die Ausrüstung zu überprüfen, das war in letzter Zeit schon genug oft geschehen.
Ich überlegte, ob ich für eine lange Reise noch etwas brauchte. Wenn ja, so würde ich dies bald einmal besorgen.

Ich stand an der Seite der Testudo und hielt mein Scutum nach oben. Leider war ich gerade an der ungeschützten Seite. ich achtete darauf, nicht aus der Reihe zu treten und in Schildkrötentempo bewegte ich mich vorwärts.

Ich musste mich verrechnet haben. Der Plan ging nicht auf.Verdammt! Ich hätte wissen müssen, dass das nicht funktionieren konnte.
Dennoch kämpften wir gegen die Feinde an, die jedoch die Milites in der Mitte niedermachten. Ich erwägte, mich zu ergeben.
Zwar wäre das in einer Schlacht gegen jede Legionsregel, doch hier war es nur eine Übung. Und die Männer waren mittlerweile etwas erschöpft.
Ich schaute zu den anderen mit einem unterlegen Blick.

"Lassen wir es beenden?"

Danach würde es bestimmt eine Besprechung geben. Darauf freute ich mich gar nicht. Doch zum Glück konnte man ja aus Fehlern lernen.