Beiträge von Tiberius Didius Cato

    "Sehr gut Lucia, dass du dich dazu entschlossen hast. Was hast du denn bis jetzt gelernt? Was kannst du mir erzählen? Ich interessiere mich sehr dafür, doch möchte noch nicht einen solchen Weg einschlagen.


    Hast du eine persönliche Gottheit die du anbetest?"

    "Ja gerne Lucia, danke."


    Ich nam einpaar Trauben in meine Hand während wir weiter liefen.


    "Trauben hatten wir auch nicht, geschweige denn von Wein. Ich schätze diese Dinge wahrscheinlich mehr als alle anderen. Ohne die einfachen Sachen würden wir wahrscheinlich nicht überleben. Für mich haben sie sehr grossen Wert. Ich strebe ein Leben an das einfach ist und trotzdem beinhaltet es alles was wir brauchen! So kann man sich mehr dem Geist zuwenden. Echte Glückseligkeit und inneren Frieden finden wir nicht in der illusionären Welt."


    Lucia schwieg nachdenkend. Vielleicht wollte sie es gar nicht hören.
    Ich probierte die Trauben und sagte:


    "Diese schmecken gut. Sehr süss."

    "Naja. Du weisst, ich war Selbstversorger und mich interessieren solche Dinge einfach. Vorallem die Herstellung von Ton und Glasur und dem anschliessenden Brennen. Wir hatten immer nur Holz- und Steingefässe in den Bergen. Wie stehts mit dir eigentlich meine Schwester? Interessieren dich auch die einfachen Dinge des Lebens, oder überschaust du sie?"


    Ich legte meine Hand auf Lucias Schulter und hoffte vielleicht Gemeinsamkeiten zu finden.

    Ich und Lucia spazierten durch den Markt. Da fiel mir ein, ich wollte noch was erledigen.


    "Lucia warte kurz hier, bin gleich wieder da. Ich muss nur schnell was aufhängen."


    Ich hatte einen Pfosten neben einem Marktstand entdeckt, der ideal war um mein Pergament aufzuhängen. Ich befestigte es mit einem Nagel, schaute es kurz nochmal an und lief dann zurück zu Lucia, die fragend da stand und wartete.


    "Komm Lucia, ist schon erledigt. Gehen wir weiter".

    GESUCHT!!!


    Informationen über die Öllampenherstellung aus gebranntem Ton. Jeder der mehr darüber weiss ist herzlichst eingeladen in der Casa Didia bei
    Tiberius Didius Cato zu einem interessanten Gespräch und reichlich Wein.

    "Oh Lucia, das war eine richtig schöne Überraschung. Ich hoffe es hat dir auch einwenig gefallen, trotz der Störung. Gehts mit dem Bein? Wollen wir irgendwo hingehen, wo du dich hinsetzten kannst? Oder möchtest du in der Casa zurückkehren? Ich hab einbisschen Hunger, wie siehts mit dir aus?"
    Ich hatte am Morgen nur etwas Brot aus der Bäckerei und Käse gegessen.

    Ich war so konzentriert aufs Stück, dass ich nicht bemerkte was vorgefallen war. Doch als mich der Fremde ansprach, wurde mir erst klar, dass Lucia nicht mehr neben mir sas. Schnell stand ich auf und lief aus dem Theater.
    Ich sah mich um aber wo war Lucia??? Auf einmal sah ich sie unter einem Baum sitzen. Schnell rannte ich zu ihr.
    "Lucia, was ist los?? Ist was mit deinem Bein?"
    Ich setzte mich neben Ihr und legte meine Hand auf ihr Bein.

    Meine Schwester schien sich über den Nachbarn zu ärgern. Ich dagegen amüsierte mich. Es war richtig lustig. Ich musste lachen, was ich ja auch schon seit längerem nicht mehr getan hatte.
    Ich lehnte mich zurück, und flüsterte zu Lucia: "Komm, sei nicht verärgert. Geniesse es einfach und lass ihn sein."

    "Nein nein, es geht schon. Es ist nur ungewohnt für mich. Ich bin mit dir hier und alle anderen denke ich einfach weg für den Moment. Wann fängt es denn an?"


    Der Raum füllte sich immer mehr und es wurde lauter. Bald würde die Vorstellung anfangen.

    Ich hatte so etwas noch nie gesehen. Es war so prunkvoll. Ich kam mir vor als wäre ich am falschen Platz. Ich war so etwas nicht gewöhnt. So viele Leute. Aber ich nahm es so hin und versuchte es zu geniessen. Ich hatte ja Lucia, die bei mir war. Wann würde die Vorstellung anfangen? Ich war sehr gespannt was kommen würde, ich hatte keine Ahnung. Ich sah mich um und fragte Lucia: "Kennst du jemanden hier?"

    "Ja Lucia, ich war mit meinem Lehrer schon mal auf einem Markt. Doch der Fussmarsch ist lang bis ins Tal. Wir versorgten uns hauptsächlich selbst. Deshalb habe ich gute Erfahrungen gemacht. Wir bauten Getreide und Gemüse an. Hatten zwei Rinder um uns mit Milch und Frischkäse zu versorgen. Und einpaar Schafe für Wolle, die wir zu Garn sponnen und weiter zu Kleider verarbeiteten. Aus Sonnenblumenkernen pressten wir Öl und gebrauchten es für Öllampen und zur Herstellung unserer Seife.
    Darum arbeite ich momentan auch bei Liliana in der Bäckerei. Mit dem Brotbacken bin ich ja schon vertraut.
    Es gibt hier alles in Riesenmengen. Schau dir nur diese Stände an. Alles gibt es hier. Es ist fast verschwenderisch. Aber ich geniesse es hier mit dir Lucia."

    Ich hängte meinen Arm in ihres ein und wir spazierten gemütlich durch den Markt. Man hörte lauter Stimmen die möglichst schnell ihre Waren loswerden wollten. Es war angenehm warm und die Stände leuchteten gelb-rot wie die Morgensonne.

    "Ja, klar. In der Bäckerei von Liliana macht es immer spass zu arbeiten. Naja, ich kenne Rom ja noch nicht. Deshalb lass ich mich überraschen wo du mich hinbringst. Eigentlich will ich alles sehen. Aber das muss ja nicht an einem Tag sein. Wir haben ja von jetzt an genug Zeit um zusammen etwas zu unternehmen. Also sag schon, wo entführst du mich?"


    Ich war gespannt, wo wir als erstes hingehen würden. Es war wircklich spannend. Vorallem hatte ich ja nie viel gesehen von der Welt. Und nun war ich in Rom. Ich konnte es wircklich nicht glauben. Ich lächelte Lucia an und wartete auf ihre Idee.

    Ich trank ein Schluck Wein. Meine Augen schauten jedoch noch immer zu Lucia. Sie lächelte, starrte aber auf den Boden, als wäre sie nachdenklich und traurig über etwas. Ich schwieg für einen Moment...


    "Ja es war einsam Lucia, und doch habe ich mir eine Welt im Inneren aufgebaut. Jene ist aber friedlich und rein. Ich muss mich erst an diese hier gewöhnen. Alles ist so neu für mich."


    Mir fiel Tenzin ein, der für mich die einzige Person in den letzten Jahren war. Ich vermisste ihn doch sehr. Aber er wäre immer in meinem Herzen. Und wie meine Schwester nun, würde ich ihn vielleicht auch irgend einmal wiedersehen und so glücklich sein wie jetzt.


    "Ja klar, sehr gerne können wir morgen zusammen etwas von Roma anschauen. Wenn du Zeit hast natürlich. Ich arbeite am Morgen bis VII Uhr in der Bäckerei von Didia Liliana. Und nachher habe ich frei bis am Abend. Muss dann die Res Vulgares Prüfung abgeben. Das wird schwer. Naja, es wird schon klappen hoffentlich...Was machst du denn eigentlich? Arbeitest du auch irgendwo?"


    Meine Augen wurden immer müder in den flackernden Flammen der Fackeln. Ich wollte zwar nicht, doch ich musste ja früh aufstehen und würde mich bald von Lucia verabschieden.

    "Nun, Lucia, es ist eine lange Geschichte. Ich werde sie dir in stark abgekürzter Form schlidern."


    "Alles begann mit Beginn meines 6. Lebensjahrs als unser Vater anscheinend den starken Wunsch empfand, mich bei einem Einsiedler in den Bergen zu schicken. Doch er wusste, dass niemand einschliesslich mich niemals davon überzeugt gewesen wären. Also beauftragte er jemanden der mich entführen sollte und mich bei dem Mönch in den Bergen absetzten möge, wie ich dann Jahre später von Tenzin dem Mönch erfahren musste. Er erzählte mir auch, dass mein Vater mich von der Leidvollen Welt beschützen wollte, doch ob es die Wahrheit ist, weiss ich nicht. Ich weis nur, dass ich Vater einmal sah, wie er sich hinter den grossen Bäumen unterhalb des kleinen Klosters versteckte und mich beobachtete. Ich bemerkte ihn zwar, und wusste, dass er es war, doch ich tat so als hätte ich ihn nicht gesehen, denn ich wollte ihn nicht sehen. Es war so als hätte er mich abgestossen von der Familia.
    Tenzin war für mich wie ein Vater, doch ich hatte jedoch immer den Wunsch, irgendwann zu meiner richtigen Familia zurückzukehren. Ich habe bei ihm sehr viel gelernt und es ging mir immer gut, ohne Angst ohne Begierde. Ich fing an wircklich zu glauben, dass es auch der Wunsch von Vater war, das mein Leben frei von allem Stadtlichen und Leidvollen war. Doch eines hatte er vielleicht nicht beachtet; meine Wünsche! Vielleicht wollte ich nicht weg sein von allem. Vielleicht würde ich ja genau das wollen. Nun, und genau deswegen bin ich nun hier. Ich möchte ein neues Leben anfangen hier in Roma und meine Erfahrungen den Leuten vermitteln können. Leider habe ich erfahren müssen, dass Vater gar nicht hier ist. Ich bin so froh dich gefunden zu haben. Möchten wir nicht irgendwo hingehen? Hier im Korridor ist es nicht wircklich angenehm. Hast du eine gute Idee? Ich bin ja auch erst seid gestern hier und kenne mich nicht aus."

    Dieser Moment war unglaublich. Es war ein Gefühl der vollen Zuneigung. Wie wenn ich ein Teil von meinem Geist verloren und dann wieder gefunden hätte. Und es war auch tatsächlich so.
    Ich lächelte sie an und hob meine Arme. :) Ich ging näher und umarmte sie. Ich hielt sie ganz fest. Sie erwiederte meine Freude...
    Nun wusste ich, es könnte nichts mehr schief gehen. Ich hatte nun endgültig nach Hause gefunden. Auch zu meinem Herzen.


    "Lucia! Ich freu mich so. Los erzähl wie geht es dir?" Wohnst du etwa auch hier?"