An
Faustus Decimus Serapio
Castellum Legio I
Mantua
Provincia Italia
Lieber Faustus,
nachdem ich nun schon ein paar Tage in Ägypten bin, hier endlich ein Brief von mir. Erst mal: wie geht’s Dir? Wie läuft es in der Legion, was hast Du da im Moment zu tun? Hast Du öfter Gelegenheit nach Rom zu reisen und die Familie zu besuchen? Und hast Du etwas von Appius und Caius gehört?
Tja was soll ich Dir erzählen? Die Seereise war lustig, wir hatten meistens gutes Wetter, zum Glück… Mir ist auch so langweilig genug geworden, für mehrere Tage auf einen Raum mit der Größe eines Schiffes beschränkt zu sein, ist nicht wirklich etwas für mich – ich will mir gar nicht vorstellen, wie es bei dauerhaft schlechtem Wetter gewesen wäre, wo wir unter Deck hätten bleiben müssen. Abgesehen davon, dass einem dann nur schlecht wird. Für Abwechslung hat immerhin Elena gesorgt – weißt Du noch wie sie früher war? Dass sie ständig mit irgendwelchen Fremden ins Gespräch gekommen ist, wenn sie die Gelegenheit dazu hatte? Daran hat sich nichts geändert, wenn überhaupt hat sie das noch perfektioniert. Manchmal hab ich das Gefühl, ich sollte sie als Vertreterin bei diversen Veranstaltungen schicken, und sie würde einen wesentlich besseren Eindruck machen als ich. Und nein, das ist nicht der Neid, der aus mir spricht, aber ganz und gar nicht, ich… gut, ich geb’s zu (guck nicht so, ich grinse gerade beim Schreiben, Du kennst mich). Ich würde das manchmal auch gern können – vor allem auf dem Schiff hatte es doch einige Vorteile, sie hat sogar den Kapitän dazu gekriegt, ihr seine Lebensgeschichte zu erzählen. Auf die Art habe ich aber auch Abwechslung gehabt, Elena sei Dank.
Ansonsten war die Seereise ziemlich ereignislos. Ich würde Dir ja gern Geschichten erzählen von einem Seeungeheuer, das uns angegriffen hat, von tobenden Stürmen und Seeräubern, aber leider – oder sollte ich doch eher sagen, Neptun sei Dank – ist nichts passiert. Aber eine Geschichte kann ich Dir trotzdem schreiben, wenn es dir nichts ausmacht, dass sie erfunden ist. Wie auch immer, viele Unterhaltungen später sind wir im Hafen von Alexandria eingelaufen, und ich hab den Aelier in seinem Büro überrascht… Naja, und jetzt bin ich hier. Ich weiß noch nicht so recht, was daraus wird, oder was ich mir von dem Aufenthalt hier erhoffe, aber bis jetzt hat sich herausgestellt, dass es die richtige Entscheidung war herzukommen. Ich hab’s Dir vorher nicht erzählt, weil… naja, weil keine Zeit war, und weil… weil ich mich nicht getraut hab, um ganz ehrlich zu sein, aber Archias hat definitiv Interesse an mir, und ich, naja, ich möchte einfach… herausfinden, wie ich dazu stehe, weißt Du? Ob er in Frage kommt, nicht nur weil er aus einer angesehen Familie stammt und auch die „richtigen“ Ambitionen hat (Du weißt, was ich meine), sondern für mich… Ich denk einfach, es ist das Beste, wenn ich ihn kennen lerne. So, und wenn ich den letzten Abschnitt so durchlese, fällt mir auf, dass ich viel zu oft „naja“ geschrieben habe, und durcheinander ist es außerdem… und diese Punkte erst! Aber ich bin offen gestanden zu faul, den Brief noch mal abzuschreiben, also wirst Du wohl oder übel damit leben müssen …
Viel mehr gibt es nicht zu erzählen, außer dass Alexandria eine faszinierende Stadt ist, die Dir sicher auch gefallen würde. Wer weiß, vielleicht können wir ja irgendwann mal zusammen noch einmal herkommen. Ach ja, und wir haben ein paar Ausflüge geplant, in den nächsten Wochen – dann hab ich sicher mehr zu erzählen!
Liebe Grüße,
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Alexandria, ANTE DIEM XI KAL AUG DCCCLVIII A.U.C. (22.7.2008/105 n.Chr.)