Ad
Lucius Quintilius Valerian
Castra Praetoria
Roma
Provincia Italia
PRIDIE NON IUN DCCCLVIII A.U.C. (4.6.2008/105 n.Chr.)
Salve Valerian,
Entschuldige, dass ich dir erst jetzt antworte. Aber hier ist zur Zeit einiges los. Ich hatte gedacht, dass es nach der Grundausbildung etwas ruhiger werden würde. Aber falsch gedacht. Doch dazu später mehr.
Erstmal herzliche Glückwünsche dazu, dass du nun offiziell bei den Schwarzröcken bist. Wir haben keinen Moment daran gezweifelt, dass du es schaffen wirst. Wenn nicht du, wer denn dann? Und es soll bei euch härter zugehen, als bei uns? Das kann ich mir kaum vorstellen. Vielleicht sollte man mal einen Wettkampf zwischen den Prätorianern und den Legionarii der Secunda organisieren. Dann sehen wir ja, wer die besseren sind.
Das mit dem Kaiser kann ich kaum fassen. Welch eine Ehre für dich! Das muss alles schrecklich aufregend für dich gewesen sein. Den Kaiser geleiten und ihm dann noch so nahe zu sein. Wahnsinn! Und dann hast du auch noch seinen Bruder näher kennengelernt. Ich denke, du hast dich richtig entschieden. Jedenfalls sind wir alle tierisch stolz auf dich. Und erleichtert darüber, dass es dem Kaiser scheinbar doch nicht so schlecht geht. Es tat gut zu hören, dass er sich auf dem Weg der Genesung befindet. Das wird hoffentlich diesen elenden Gerüchten ein Ende setzen.
Dein Dienst hört sich aber nicht so spannend an. Ihr geht nur auf Patrouillie und steht Wache? Aber die Geschichte mit dem Senator war spitze. Das hast du völlig richtig gemacht. Schicke ihn doch mal bei uns vorbei. Dann lernt er mal die rauhe Herzlichkeit von den Legionarii kennen. Jedenfalls habe ich gut lachen müssen, als ich das mit seinem theatralischen Getue gelesen hatte.
Hier hat sich wirklich einiges verändert, seit dem du weg bist. In der Zwischenzeit bin ich Legionarius geworden. Ist schon ein anderes Gefühl. Irgendwie gehöre ich nun endgültig zur Legio. Aber leider zerfällt das alte Contubernium. Wenn das so weiter geht, bin ich demnächst der Dienstälteste auf der Stube. Und das, obwohl ich erst seit kurzem dabei bin.
Es stimmt. Sabinus ist weg. Ich habe keine Ahnung, was passiert ist. Ist schon merkwürdig. Sonst funktionieren die Lagertrommeln immer. Aber Lupus geht es gut. Ich kann ihn jetzt verstehen. Du musst ihn sehen. Er scheint glücklich bei den Equites zu sein. Und wenn er auf einem Pferd sitzt, bekommt man den Eindruck, als ob er für nichts anderes geboren worden ist. Von daher war seine Entscheidung völlig richtig.
Er und ich waren nach meiner Beförderung zum Legionarius zusammen etwas in Mogontiacum feiern. War echt klasse! Nur seitdem gibt mir der Centurio merkwürdiger Weise nur noch Ausgang mit der Einschränkung, keinen Alkohol trinken zu dürfen. Ich weiß nicht, ob das mit der Feier zusammenhängt. Jedenfalls kann ich mich da an nichts Schlimmes erinnern.
Weißt du schon, dass wir einen neuen Tribunus Laticlavius haben? Er ist Aurelier und somit Patrizier. Scheint ein echt feiner Kerl zu sein. Jedenfalls nicht so hochnäsig, wie ich es von einem Adligen erwartet hätte. Letztens haben er, Drusus, Lupus und ich zusammen auf dem Campus eine Fechtübung gemacht. Mein Gegner war Lupus. Kannst dir ja vorstellen, wer gewonnen hat. Jedenfalls hat der Tribun, obwohl er das mitbekommen hatte, kein schlechtes Wort darüber verloren. War echt in Ordnung!
Bei dem Tribun fällt mir noch eine unschöne Geschichte ein. Letztens war ein Stadtfest in Mogontiacum. Einige Contubernia waren als Wachen dazu abkommandiert worden. Unter anderem unseres. Jedenfalls kam es zu einem Zwischenfall, bei dem eine Sklavin des Tribun leicht verletzt wurde. Also schnappen wir uns den Typen und bringen ihm zum Tribunen, damit der entscheidet, was er wegen der Sache unternehmen will. Er verdonnert ihn zur Bezahlung einer neuen Tunika, da die andere von der Sklavin leicht kaputt war. Da fängt mein Kamerad, ein Neuer namens Calenus, plötzlich an, dass der Tribun doch Milde walten lassen sollte, da der Verursacher offensichtlich arm wäre. Du kannst dir vielleicht vorstellen, wie sauer ich war. Da meint so ein kleiner Probatus, der ich zu diesem Zeitpunkt auch noch war, einen Tribunen indirekt maßregeln zu können. Und das vor den versammelten Leuten! Ich also dazwischen und entschuldige mich für das Verhalten von ihm beim Tribunen. Da fängt der Neue erst richtig an loszulegen. Anstatt seine Klappe zu halten! Mann, war ich stinkig. Auf dem Weg zum Castellum, der Tribun hatte uns den Befehl gegeben, die Sklavin zu seiner Casa zu bringen, da fing er endgültig an auszuticken. Jedenfalls kam es zu einem kleinen Wortwechsel zwischen ihm und mir. Doch scheinbar hat er nun sein Fehlverhalten eingesehen. Ich habe dies keinem der Stubenkameraden erzählt. Wir alle machen Fehler. Und du kennst das ja. Wenn ein Neuer so einen Blödsinn macht, wird er, wenn er Pech hat, von den anderen eine halbe Ewigkeit damit aufgezogen. Ich schreibe dir das, weil ich hoffe, dass du mir einen Rat geben kannst, wenn so was zukünftig wieder passieren sollte. Denn ich weiß nicht, ob ich dann ruhig bleiben werden kann.
Ansonsten gibt es nur noch zu berichten, dass wir morgen zum Ausbau des Limes abrücken werden. Der neue Tribun scheint ziemlich ehrgeizig zu sein. Ich bin froh, mal aus dem Castellum rauszukommen. Auch wenn das harte Arbeit bedeutet. Doch irgendwie scheint die Sonne außerhalb des Castellums heller und freundlicher. Ich bin gespannt, was uns auf diesem Kommando so alles erwarten wird. Aber ich schätze, es wird nur die Arbeit sein.
Ich werde dem Centurio deine Grüße ausrichten. Ich denke, er wird sich darüber freuen. Immerhin hat er dich ausgebildet, so das er stolz auf dich sein wird. Und Drusus ist in jeder Hinsicht ein zweiter Schreihals. Das soll heißen, dass er wie der Centurio hart aber fair ist. Deine Grüße an die Kameraden werde ich auch ausrichten. Soviele sind von den Alten ja wie gesagt nicht mehr da. Aber dafür haben wir zwei Neue. Sie scheinen sich auf dem Campus gut zu schlagen. Jedenfalls habe ich nichts gegenteiliges gehört.
Ich muss jetzt aufhören zu schreiben. Ich muss noch die Ausrüstung für morgen kontrollieren. Nicht, dass es uns nachher noch in das Zelt regnet oder so.
Nochmals vielen Dank für deinen Brief und lass bald von dir hören. Kann sein, dass eine Antwort von mir länger dauern wird, da wir ja am Limes beschäftigt sein werden. Kennst ja die Feldpost!
Lass es dir gut gehen! Und mögen dich die Götter auf deinen Wegen beschützen.
Vale bene,
Probus
P.S.: Ach so, ich hoffe, es ist nicht schlimm, dass ich einige Stellen aus deinem Brief den Kameraden vorgelesen habe. Ich dachte, sie sollten auch erfahren, wie es dir in Rom so ergeht. Sie sind mächtig stolz auf dich. Und die Geschichte mit dem Senator hat alle zum Lachen gebracht.