M' Flavius Scato, Villa Flavia Felix, Roma - ad manus proprias*
M' Minor Scatoni verito suo s.p.d.
Ich schreibe dir aus einem Motiv, welches dich zweifelsohne irritieren und in Konfusion wird stürzen, doch ist es mir unumgänglich, dich in jene Materie einzuweihen, um größten Schaden von der Familia Flavia Romae im Allgemeinen und der Familia Flavia Graccha im Besonderen abzuwenden. Obschon manches der folgenden Zeilen womöglich erstlich deine Ablehnung wird evozieren oder gar dir als substanzloses Hirngespinst mag erscheinen, bitte ich dich inständig, selbige sorgsam zu bedenken und ihnen um meinetwillen, der ich zutiefst in jene Misere involviert bin und somit über Einsichten verfüge, die einem Fernstehenden verborgen bleiben, Glauben zu schenken.
Alles dreht sich um meine Stiefmutter Aurelia Prisca, die seit einiger Zeit zu unserer Familia zählt. Obschon sie, wie zweifelsohne bereits offenbar geworden sein dürfte, von fragwürdigem Charakter und maßlosem Hochmut zerfressen, gelang es ihr, meinen Vater in eine fatale Verbindung zu locken, die nicht nur seiner eigenen Person, sondern seiner gesamten Familie zum äußersten Schaden gereicht:
Du wirst dich erinnern, wie mein Vater noch vor der Eheschließung coram familiae mir befahl, Rom den Rücken zu kehren unter dem Vorwande, mich vor Umstürzen im Zuge des Thronwechsels zu defendieren, obschon mein Aufbruch erst nach Öffnung der Tore und damit einer Beendigung des Ausnahmezustandes wäre zu bewerkstelligen gewesen, sodann unter der dubitablen Annahme, meine Studien würden im fernen Alexandria besser gedeihen denn im Caput Mundi, wo Redekunst und Rechtswissenschaft statt brotloser Künste und Philosophie zu Kronen des Bildungswesens gelangten. Warum er indessen darauf brannte, mich aus der Stadt verbannt zu sehen, war darin begründet, dass wenig zuvor ich ihm, bewegt von Liebe zum Vater, freiheraus meine Missbilligung seiner Eheschließung mit jener gierigen Person aus minorischem Geschlechte, welche zweifelsohne einzig von dem Ehrgeize ist getrieben, das flavische Vermögen durch geschickte Winkelzüge in ihre Obhut zu bringen, ins Antlitz sagte. Da diese berechtigte Kritik eines dem familiären Erbe verpflichteten Sohnes das Ohr der Aurelia erreichte, mühte sie sich, meiner, der sie zur rechten Zeit hatte offenbart, ledig zu werden und nötigte meinen Vater, mich zu enterben und zur Cachierung jener Ungeheuerlichkeit aus Rom zu exilieren.
Nachdem die Hochzeit dergestalt undisturbiert war vollzogen, schritt sie, wie ich unlängst musste erfahren, sogleich ans Werk, die legitimen Erben des Vermögens ihres Gatten Schritt für Schritt zu neutralisieren, wobei der erste Streich durch meine Enterbung bereits war vollzogen, sodass nunmehr meine geliebte Schwester das Los ereilte, unbemerkt beseitigt zu werden. Obschon mir unbekannt ist, wie jener schreckliche Kindermord wurde bewerkstelligt, bin ich der untrüglichen Ansicht, dass es sich derart hat zugetragen, was zu beweisen höchst vonnöten ist.
Dies ist es auch, warum ich dich mit derart grässlichen Verdachtsmomenten zu behelligen habe, da es mir aus der Ferne versagt ist, jenes schändliche Verbrechen zu examinieren und Beweise für die Schuld meiner Stiefmutter zu sammeln. Ich bitte dich also inständig, in Diskretion Nachforschungen über das Ableben meiner Schwester anzustellen und mir eifrig zu berichten, respektive bei adäquater Beweislast eine Klage gegen sie zu erheben. Wie ich bis hierher vernehmen durfte, brilliertest du ja zuletzt als Tresvir Capitalis und bist somit mit derartigen Obliegenheiten ohne Zweifel bestens vertraut.
Von weitaus größerer Bedeutung indessen ist, dass mein verbliebener, unschuldiger Bruder Titus so gut als möglich vor den Nachstellungen meiner Schwiegermutter wird bewahrt, weshalb ich dich noch mehr anflehe, für diese Erfordernis Sorge zu tragen, indem du dich beständig über seinen Verbleib erkundigst und zuwege bringst, was immer für die Gewährleistung seiner Sekurität du für adäquat erachtest!
Selbst wenn du meine berechtigten Inkriminierungen für übertrieben erachten solltest, so bitte ich dich dennoch, um meinetwillen zumindest letzterem Ansuchen nachzukommen, da doch eine intensiviertes Interesse an deinem Vetter weder dir, noch ihm zum Nachteile wird gereichen, wie immer die Faktenlage sich mag gestalten.
Ich gebe das Schicksal meiner Stirps, meine eigene Zukunft und das Leben meines geliebten Bruders, des letzten Garanten für das Überdauern der Flavia Graccha, in deine Hand, da ich untrüglich um deine Treue zu unserer Gens und zu unseren imperialen Ahnen, dein Pflichtbewusstsein und deine Umsicht weiß, wie du dir im Gegenzug meiner ewigen Dankbarkeit bis ans Ende meiner Tage darfst versichert sein.
Mögen unsere Ahnen und sämtliche Unsterblichen über dich wachen!
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Sim-Off:* Persönlich zuzustellen