Beiträge von Tiberia Claudia

    Sie nahm den Wasserbecher entgegen und trank einen kleinen Schluck, bevor sie etwas erwiderte.


    "Iulia.. Eine gute Familie.. wenn auch die grossen Glanzstunden in der Vergangenheit liegen." sagte sie lächelnd.


    "Ich bin sicher, sie wird eine würdige Frau sein, schliesslich würdest du Vater nicht mit einer falschen Wahl beschämen wollen."

    "Wasser." sagte sie, während sie es sich auf einer der Clinen bequem machte. Sie wartete einen Moment bis ihr Bruder ebenfalls Platz genommen hatte und fragte dann mit ruhiger Stimme: "Du sagtest, du willst dich verloben? Wer ist die Glückliche? Ich hoffe es handelt sich um eine angemessene Wahl?"

    Jeder andere hätte sich vermutlich erschreckt, als die Stimme durch den Raum donnerte, doch Claudia kannte dies und war soetwas gewohnt. Sie blickte zur Tür und sagte mit einem leichten Lächeln: "Ja, dich habe ich gesucht. Ich hatte gehofft, dass du mir bei einem kleinen Essen Gesellschaft leisten würdest. Wir haben viel zu besprechen."

    Einen Tag nach ihrer Ankunft war Claudia auf der Suche nach ihrem Bruder und betrat das Tablinum, wo er ihn zu finden hoffte. Sie schaute sich kurz um und da sie ihn nicht sah, ging sie an den Schreibtisch und liess ihren Blick darüber wandern.

    "Wie ich bereits sagte, lege ich diese Entscheidung völlig in deine Hände. Ich werde die Aufgabe, die du mir gibst annehmen und ausführen."


    Natürlich wäre eine Wiedereinberufung in das Collegium das was ihr am besten gefallen würde, doch wusste sie, dass sie soetwas nicht fordern durfte.

    Claudia liess sich durch den Maiordomus zu ihren Gemächern führen. Sie betrat den ersten Raum und schaute sich um. Die schlichte Eleganz sagte ihr zu, auch wenn die floralen Muster sich ein wenig gegen ihren Geschmack wandten. Sie durchquert das Zimmer und betritt den Balkon um den Blick auf das Peristylium zu betrachten. Es gefiel ihr, und auch der Rosenstrauch, den Quintus aus dem Landsitz hatte holen lassen, stimmte sie etwas glücklicher, da er dazu beitrug ihr das Gefühl zu geben hier zuhause zu sein.


    Sie verliess den Balkon und inspizierte nun auch das zweite Zimmer, in dem sich ein recht gemütlich wirkendes Bett befand. Sie gab dem Maiordomus, der noch in der Tür stand, die Anweisung ihr eine Sklavin mit einer Waschschüssel zu schicken und machte sich, nachdem er weg war, daran sich auf eine kurze Wäsche vorzubereiten.


    Als die Sklavin kam, machte sie sich daran sich den Staub der Strassen abzuwaschen. Nach der Wäsche schickte sie die Sklavin wieder weg und legte sich etwas hin um sich auszuruhen.

    "Nun, du weisst auch ich bin durchaus deutlichen Worten nicht abgeneigt, doch habe ich die Erfahrung gemacht, dass viele sich dadurch in ihrer Meinungsäusserung, nun, unterdrückt fühlen." sagte sie und fügte hinzu: "Nicht dass die Meinung solcher Personen etwas zählen würde."


    Sie trank einen Schluck.


    "Ich hoffe du hast bereits ein Cubiculum für mich vorbereiten lassen? Denn ich würde mich gerne ein wenig frisch machen."

    Sie deutete auf das Wasser.


    "Es freut mich, dass du deine politische Karriere nicht als Fehler ansiehst und auch, dass sie, wie mir scheint, tatsächlich erfolgreich verläuft. Ich glaube Vater hätte dies mit Stolz erfüllt."


    Wer sie kannte, wusste dass diese Worte ihr nicht leicht fielen, hatte sie es doch schon immer als Fehler angesehen Quintus in die Familie zu adoptieren.


    "Mein lieber Bruder, wie sollte jemand klagen? Wie ich dich kenne, käme eh niemand zu Wort." sagte sie schmunzelnd.

    Da ihr gesagt worden war, dass sie erwartet wurde, betrat sie das Tablinum ohne Vorankündigung. Als sie ihren Bruder dort in Arbeit versunken vorfand, stieg in ihr die Frage auf, inwiefern sie hier tatsächlich erwartet wurde oder gar willkommen war.


    "Salve Quintus." erklang ihre Stimme und zerriss die Stille des Raumes.

    Der Sklave nickte nur kurz bestätigend und trollte sich sofort zu seiner Herrin um dieser die neuen Informationen zu überbringen. Einige kurze Worte drangen aus der Sänfte und kurz darauf wurde die Sänfte abgesetzt, die Vorhänge wurden zurückgezogen und Claudia stieg hinaus. Eine junge Sklavin zupfte noch einmal unauffällig an Claudias Kleid, bevor sie wieder in der Sänfte verschwand, die kurz darauf gemeinsam mit dem Rest des Trosses in Richtung Hintereingang abzog.


    Claudia war inzwischen zur Porta geschritten, hatte diese passiert und war nun auf dem Weg zu ihrem 'Bruder'.

    Claudias Sänfte, gegen die sie ihre Kutsche vor den Toren Roms getauscht hatte, erreichte die Villa Tiberia. Obwohl sie das Gebäude größer in Erinnerung hatte war sie sich sicher, dass sie es war. Ihr Gepäck wurde mittlerweile von mehreren Sklaven in einem Zug hinter ihrer Sänfte hergetragen und füllte einen Grossteil der Strasse, was zu einem gewissen Verkehrschaos führte. Doch Claudia war dies völlig egal. Sie schickte einen der Sklaven an die Porta und dieser klopfte dort an.

    Es war früh am Morgen. Claudia war bereits einige Stunden auf und hatte persönlich dafür gesorgt, dass alles in geordneten Bahnen ablief. Das wenige Gepäck, dass sie mitnehmen wollte, war gepackt und bereits auf einem Wagen verstaut. Ihre eigenen Kutsche wartete bereits vor der Porta und alles war bereit für die Abreise.


    Claudia schritt noch ein letztes Mal durch das Haus, das ihre geliebte Schwester eins mit ihrem Charme zu neuem Leben erweckt hatte. Nun würde vorläufig keine der Töchter dieser stolzen Familie hier leben. Sie selbst würde bald nicht einmal mehr ein Teil dieser Familie sein. Traurigkeit stieg in ihr auf als sie an all das dachte, was sie aufzugeben bereit war. Eine Träne kullerte über ihre Wange, als sie zur Porta schritt und sich dort endgültig von diesem wunderschönen Haus verabschiedete.


    Kurze Zeit später brach sie auf. Auf in die Stadt. In den Schoss der Familie, die schon bald nicht mehr ihre eigene war.

    "Im Grunde genommen meine Zukunft." sagte sie und fügte hinzu: "Während ich von meiner Krankheit an mein Bett gefesselt war, wurde mir klar, wie sträflich ich zuletzt meine Pflichten als Pontifex vernachlässigt habe."


    Sie machte eine kurze Pause.


    "Es war eine weise Entscheidung mich von meinen Pflichten zu entbinden, da so das Collegium nicht durch eine abwesende und möglicherweise sterbenskranke Pontifex gelähmt wurde und ich bin davon, dass diese Entscheidung für das Volk Roms und seiner Verbindung zu den Göttern die beste war."


    Wieder eine kurze Pause.


    "Doch trotzdem möchte ich dich, Pontifex Maximus, bitten, mich erneut in den Cultus aufzunehmen und mir eine Aufgabe zuzuweisen, die deiner Meinung für mich angemessen ist."