Ad Nikolaos Kerykes
Alexandria et Aegyptus
Alexandria
nikoalou oikos
Lieber Nikolaos,
ich freue mich sehr über deinen Brief und die guten Wünsche und hoffe du bist von deiner Krankheit vollständig genesen. Entschuldige bitte, dass ich nicht sofort zurückschreiben konnte, denn momentan hält mich der Alltag doch sehr gefangen. Aber dazu später mehr. Ich bin wohl behalten in Mogontiacum angekommen, und die Schifffahrt war im Gegensatz zum letzten Mal nicht ganz so schlimm. Vielleicht lag es auch daran, dass mich meine Cousine Duccia Venusia begleitet hat, denn in der Gegenwart von Frauen reißt man sich doch gleich ein wenig mehr zusammen. Der Landweg war dann richtig schon, da überall alles zu blühen begann. Allerdings wurde der Temperaturunterschied immer größer je weiter wir kamen. Daran musste ich mich erst einmal wieder gewöhnen, aber ich muss sagen: Das kalte Klima liegt mir mehr. Aber zu deiner Frage: Ich habe kein Fuhrwerk genommen, sondern bin selbst auf meinem Pferd geritten. Das ist mir deutlich lieber als auf einem Wagen nicht mehr als Gepäck zu sein, zumal man mit Fuhrleuten vorsichtig sein muss, dass man auch unbeschadet an sein Ziel kommt.
Ja, meine Vettern sind schon beide verheiratet. Ich muss sie beide beneiden, denn sie haben unheimlich hübsche Frauen abbekommen. Aber ich bin ja noch jung und kann nur hoffen eines Tages ähnliches Glück zu haben. Aber du hast Recht: Für Aristoteles hatte ich leider noch keine Zeit. Allerdings hatte ich durchaus schon Gelegenheit das gelernte anzuwenden. Ich schreibe dir diese Zeilen nämlich als jüngstes Mitglied des Ordo Decuriorum unserer schönen Stadt. Ich denke man müsste den Ordo in etwa mit eurer Prytanie vergleichen können. Auch wenn die Mitglieder dort keine genauen Aufgabenbereiche haben. Das ganze kam für mich ein wenig überraschend und eigentlich habe ich mich noch nicht so weit gesehen. Doch meine vettern setzen großes Vertrauen und mich und das wollte ich auf gar keinen Fall enttäuschen. Es gab sogar einen kleinen Eklat bei den Wahlen, weil mich ein Mitglied nicht im Ordo sehen wollte und mein Vetter ihn darauf hin zurechtwies. Aber ich denke die meisten anderen konnte ich überzeugen, was ich zu einem großen Teil sicher auch dir zu verdanken habe.
Aber wie ich lese ist es dir beinahe ebenso ergangen wie mir und ich gratuliere dir zu diesem sicher sehr ruhmvollen Amt. Habe ich das richtig verstanden, dass du jetzt die beiden höchsten Ämter inne hast? Bis ich jemals ein wirklich wichtiges Amt antreten werde, wird es sicher noch eine Weile dauern, wobei ich demnächst bei den Wahlen zum Magistrat antreten werde. Ich freue mich schon sehr auf die Aufgaben in der Verwaltung und bin gespannt welche Herausforderungen dort auf mich warten. Vielleicht bin ich ja auch noch zu jung um zu verstehen, warum du um ein Amt herumkommen möchtest. Schon lustig: Ich versuche gewählt zu werden und du wärst froh wenn du es nicht würdest. Wenn das kein Indikator für Erfolg ist, was dann? Aber um deine Fragen zu beantworten: Die Beamten werden schon gewählt, also der Magistrat und der Duumvir. Für andere Ämter muss man sich durch gute Arbeit qualifizieren und ich hoffe das wird mir eines Tages gelingen.
Unser Wetter ist sicher nicht so rau, wie du denkst. Schnee liegt schon eine ganze Weile nicht mehr. Unser Land ist um diese Jahreszeit nicht weiß, sondern grün. Die Wälder und Wiesen blühen und grünen, dass es eine wahre Pracht ist und ich muss sagen, dass trägt auch zu meinem Wohlbefinden bei. Wobei es zu dieser Zeit auch nicht unbedingt ungefährlich ist in den Wald zu gehen. Neulich saß ich mehrere Stunden auf einem Baum fest, weil sich eine Rotte Wildschweine darunter versammelt hatte. Zum Glück kam mir aber jemand zur Hilfe und verjagte die Borstenviecher, so dass ich nun schon schmunzelnd darauf zurückblicken kann.
Deine Idee Händler für Bestien in der Arena zu werden ist sicherlich keine schlechte, wenn auch wohl nicht ernst gemeint, habe ich doch gerade drei Wölfe und drei Bären für einen ordentlichen Betrag nach Rom verkauft. Ich denke aber nicht, dass sich diese Art des Gelderwerbs und eine gewisse Beredsamkeit grundsätzlich ausschließen. Ich habe gerade im Ordo erlebt, wie ein eigentlich hoch geschätztes Mitglied meinte, man habe Recht wenn man am lautesten ist und dann wutentbrannt davongerannt ist. Eher denke ich, dass man für die Beredsamkeit ein gewisses Talent braucht, dass dann von einem guten Lehrer geschult werden muss. Dann dürfte es auch egal, ob derjenige wilde Tiere verkauft, oder ein hoher Beamter ist, denn die Redekunst ist wohl für jeden nützlich. Daher möchte ich dir noch einmal danken, dass du mich darin unterrichtet hast.
Wie ich deinem Brief entnehme hat dich die Reiselust gepackt. Solltest du jemals den Wunsch verspüren die nördlichen Provinzen zu bereisen, würde ich mich freuen dich als unseren Gast begrüßen zu dürfen. Haine haben wir hier nicht so viele, denn bei uns sind es dann meist gleich riesige Wälder, aber ich denke auch da würdest du sicher Ruhe finden, Abseits deines politischen Umfeldes. Ich würde mich wirklich sehr freuen, auch wenn Mogontiacum architektonisch natürlich nicht mit Alexandria mithalten kann, eines ist es ganz sicher: ruhig. Nun bevor ich beginne dich zu langweilen, höre ich jetzt besser erst einmal auf mit dem Schreiben. Auch ich hoffe bald Antwort von dir zu erhalten, und werde ab morgen neugierig auf Neuigkeiten aus Alexandria warten.
Meine besten Wünsche begleiten diesen Brief.
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