Ad
Caius Aelius Archias
Habitatio Aeliana
Alexandria
Provincia Alexandria et Aegyptus
Hey Archias,
habe ja auch nie was anderes behauptet, als dass deine Zukünftige was anderes sein kann als das netteste Mädchen weit und breit. Kann es kaum erwarten, sie kennen zu lernen! Das einzige, was jetzt noch fehlt, ist, dass sie gut kochen kann.
Aber wenn das alles so anständig war, wie du es mir zu verklickern versuchst, wieso ist sie dann umgezogen? Ach was, ich weiss, es ist nutzlos, solche Fragen zu stellen. Frauen sind halt komisch. Daran kannst du nichts ändern. Find dich damit ab, ihr werdet bald wieder zusammen wohnen.
Halsabscheider? Ich habe mir echt gedacht, die Ägypter sind grundverschieden von den Römern. Aber in der Hinsicht sind die beiden Völker wohl unglaublich ähnlich, hihi.
Aber gut, dass sie meine Briefe nicht liest! Jetzt können wir ja also wieder hemmungslos über Flatulenzen sprechen. Allerdings ist das ein eher stinkiges und seichtes Thema.
Ganz im Gegensatz zu der Sache mit der Lyra! Ich habe jetzt eine neue Lyra gekauft. Weil... ich es mir jetzt leisten kann. Ja, da staunst du, gell? Dir schreibt, hier, in diesem Brief, der neue Primicerius a libellis. Was glaubst du, was man anstellen kann, wenn man in der kaiserlichen Kanzlei beschäftigt ist! Jetzt fragst du dich, wie ich hier einen Posten ergattert habe, obwohl der Kaiser und meine Familie sich echt nicht riechen können. Die Antwort ist simpel: Intelligenz, Können, und natürlich mein umwerfender Charme. Nun ja, und die Tatsache, dass es sonst niemanden gab, der bereit war, den lausigen Job zu übernehmen, hat auch noch ein kleines bisschen geholfen. Auf jeden Fall habe ich jetzt schon ein bisschen Übung darin, Briefe zu schreiben.
Habe jetzt also eine viel bessere Lyra wie die Alte. Und ich gedenke sie sofort einzusetzen. Weil mein Genie jetzt endlich erkannt wurde. Hast du schon den Artikel von mir in der Acta Diurna gelesen? Dann weisst du sicher, dass ich mich jetzt mit Fug und Recht als der Jungstar der alternativen Musikszene bezeichnen darf. Ich sag dir was, ich werde mal ganz gross rauskommen, dann werde ich Millionen von Sesterzen verdienen, und muss nie wieder in einem stickigen Büro hocken! Mensch, freue ich mich schon drauf! Dann werde ich mir nicht nur 2 neue Tuniken kaufen können (habe ich kürzlich getan, man höre und staune!), sondern ganz Oberitalien, wenn ich will... Mensch, das wird ganz schön mächtig werden.
Aber bis dahin werde ich noch weiterhackeln. Und wenn du schon von der Hochzeit redest... ich war dabei! Ganz schön eindrucksvoll. Der Aurelier, Corvinus, der muss Geld haben, das ist unglaublich. Weißt du, ich schau mich jetzt nämlich ganz vorsichtig nach potentiellen Patronen um. Der Kerl wäre vielleicht ein solcher! Meinst du, ich soll mir einen Patronen nehmen, oder ist es besser, wenn ich mich allein hocharbeite? Ich bin so unentschlossen deswegen!
Und, Archi, ich bin nicht so doof, wie ich ausschaue! Ich weiss, denke ich, wie das funktioniert. Nun, du hast recht, Decurio muss ich ja nicht werden, ich weiss eh schon... aber was du mir da geschrieben hast von den Rittern, das hört sich gut an, ehrlich. Ich habe mich mal schlau gemacht. Die grosse Macht hat natürlich der Kaiser, dagegen kommt ein Würstchen wie ich nicht dagegen an, selbst wenn ich in den Senat katapultiert werde. Vielleicht mache ich das dann später. Aber das geld liegt bei den Rittern! Da kriegt man Jobs, da bekommt man soviel Zaster, wie man es im Leben nicht ausgeben kann! Also, ich möchte schon erstmal Ritter werden und die dicke Knete machen, bevor ich dann in den Senat komme.
Gut, kommen wir nun zum Teil des Briefes, auf den du schon die ganze Zeit vermutlich wartest. Also, sie. Ich möchte zuerst mal sagen, dass ich entsetzt bin. Jawohl, entsetzt. Glaubst du, ich heirate Pomonia? Jedes einzelne Jahr wird die hässlicher. Warte noch 5 Jahre, und sie wird ausschauen wie eine Schildkröte. Und Furnilla, hm, die wär akzeptabler, mittlerweile ist sie ein wirklich hübsches Mädel. Aber so zickig, dass man es keine 15 Minuten mit ihr aushält. Die Sache mit den Steinen hält sie mir heute den Göttern sei Dank nicht mehr vor... aber die Schlange im Bett, die wir ihr damals hineingeschmuggelt haben, noch immer. Oh Mann, dabei war das nette Tier doch überhaupt nicht giftig! Glaube ich mal. Also, keine Umschweife mehr, du hechelst sicher schon nach einer Beschreibung! Ich habe sie an jenem Hochzeitsschiff kennen gelernt. Habe sie leider bis jetzt nicht wiedergesehen, leider! Aber ich hoffe, das wird noch. Ich sage dir, die ist so ein Schnuckel, da wird dir kalt und heiss, wenn du die anschaust. Und ein irrsinnig liebes Mädchen, und ich gklaube auch, dass sie meine Musik mögen wird (irgendetwas sagt mir das!). Also, ihr Name ist... nun, bitte setz dich erst Mal, und wenn du ein Getränk in der Hand hast, stell es beiseite! Erst dann lies weiter. Also. Ihr Name ist Decima Serrana. Die Namensähnlichkeit mit deiner Verlobten ist unglaublich, nicht wahr (sie ist ganz, ganz entfernt mit ihr verwandt!). Aber jetzt stehen wir vor einem Problem. Ich bin Patrizier. Sie ist Plebejerin. Eine üble Situation, das sage ich dir. Ihr Vater würde mich, glaube ich, gerne als Schwiegersohn sehen. Aber meine Familie? Was die sagen wird, das will ich mir erst gar nicht vorstellen. Seufz.
Zu den Fischen möchte ich nur sagen, ich habe mich eingehend damit beschäftigt. Nach intensiven Studium glaube ich jetzt, dass Fische gar nicht in der Luft atmen können... seltsam. Wie dem auch sei, ich habe schon ein paar tüchtige Leute ausfindig gemacht, die besser mit Fischen umgehen können. Ich glaube, ich werde noch ein Spitzenfischer! Habe auch schon ein Revier entdeckt, den Lacus Volsinii, angeblich gibt es dort wundervolle Viecher im Wasser! Gemüse werde ich sicher nicht anbauen, sonst komme ich wieder in Versuchung, mit einer Gurke und einer Aubergine durch die Strassen zu rennen und damit den Leuten auf den Kopf zu hauen, wenn ich mal zu viel Wein erwischt habe. Ich glaube nicht, dass das meiner Karriere gut tun würde...
Danke für die Tinte, sie ist echt super! Ganz andere Qualität wie das brackige Zeug, das man in Rom kriegt. Ich hätte dir jetzt gerne einen Fisch aus dem Lacus Volsinii an diesen Brief angeheftet, aber leider würde das unter Umständen zu Komplikationen führen, glaube ich (was macht ihr bei der Post eigentlich mit stinkenden Briefen, wirft ihr die ins Meer?). Also, wenn du irgendetwas aus dem Norden willst, dann schreib mir nur, und ich lass es dir zukommen, weil ich mich noch revanchieren will für die ausgezeichnete Tinte.
Also dann, mach's gut! Hoffe, dass ich bald wieder von dir hoere!
Dein
Aulus Flavius Piso