Beiträge von Iulia Severa

    "Dabei zuzusehen wie ich esse?"


    Überrascht hielt sie inne und lächelte scheu. Ihr Verhalten erschien ihr nur normal und natürlich. Bei den letzten paar Bissen achtete sie viel bewusster als sonst darauf wie sie sich verhielt.


    "Zum Glück bin ich fertig, dieses Wissen irritiert mich doch etwas."

    Sie mochte diese unangehme Stille nicht, so dass sie aufsah um zu erfahren, was der Grund dafür war. Auch wenn sie feststellen musste, das es nur darum ging ihre Aufmerksamkeit zu bekommen.


    "Ja, ich hatte bevor ich hierher kam befürchtet, ich könnte womöglich einschlafen...


    Meinte sie nicht ganz ernst.


    "Den Weg zu meinem Cubiculum werde ich zwar auch allein finden, aber es wäre trotzdem schön wenn du mit kommst."

    Sie selbst hatte eigentlich auch keinen Appetit mehr, aber da sie bis jetzt ziemlich wenig gegessen hatte, nahm sie sich vor zumindest noch ein paar Bissen zu essen, sonst würde sie nachher Hunger bekommen.


    "Lass mich raten, du bist jetzt so satt das du den Rest des abends einfach nur ruhig verbringen willst?"


    Sie schaute ihn bewusst nicht an als sie die Frage stellte.

    "Ich bin sicher, dass die Zeit vorher einfacher war, schließlich war ich nach all den Jahren nur eine Erinnerung an die du vielleicht ab und zu gedacht hast, noch dazu eine in der ich immer noch 17 war."


    Die Vorstellung belustigte sie.


    "Mir viel es in der letzten Zeit schwerer, auch wenn du davor nicht nur eine Erinnerung warst..."


    Sie stellte ihren Becher zurück auf den Tisch.

    "Deren Termin du noch nicht kennst?"


    Ein großes Fest war für sie ohnehin nicht das wichtigste. Außerdem hatte sie es schon einmal erlebt.


    " Das ununterbrochen zusammenleben, sollte dann allerdings etwas einfacher sein als bisher..."

    "Hmm, wäre es nicht eigentlich mein Part darüber in Tagträumereien zu verfallen?"


    meinte sie mit einem Augenzwinkern.


    "Aber ich bin deiner Meinung. Was hälst du vom ANTE DIEM III NON IUN DCCCLVI A.U.C. (3.6.2006/103 n.Chr.)?"


    Nachdenklich strich sie mit der Hand über ihre Tunika.


    "Ich hoffe es ist das letzte Mal das wir einen Termin festlegen."

    Bei seinen letzten Worten war in Iulias Vorstellung unweigerlich das Bild der entsprechenden Landschaft aufgetaucht. Dann fiel ihr auf, dass Meridius zwar zu ihr schaute, sein Blick jedoch abwesend wirkte. Es reizte sie zu erfahren worüber er nachdachte, aber sein Gesicht hatte in diesem Moment eine eigene Schönheit, die sie noch eine Weile betrachten und nicht stören wollte. Schließlich stellte sie ihm doch die unweigerliche Frage.


    "Woran denkst du?"

    Iulia hatte schon die ganze mit einem Stück Nesselpastete geliebäugelt und entschied sich schließlich es zu nehmen.


    "Aber lobt nicht jeder seine eigenen Produkte? Wenn ich an das Einkaufen auf dem Markt früher zurück denke, da hatte jeder das frischeste Gemüse, den frischesten Fisch...Ich sag dir besser nicht wie das in Wirklichkeit oft aussah. Aber fürs schlechtreden sorgt ohnehin die Konkurrenz."


    Sie biss ein Stück von ihrer Pastete ab, der Koch gehörte glücklicherweise nicht zu der Sorte, die das Essen maßlos überwürzte und verstand sich aufs Kochen ebenso wie aufs anrichten.


    "Redet man in Senatorenkreisen eigentlich häufig über die Landschwirtschaft?"


    Wenn sie sich nicht irrte, galt in Rom die Beschäftigung mit der Landwirtschaft als Ideal. Sie nahm einen Schluck vom Wein.


    "Der Wein ist gut.Ist der Transport hierher nicht aber sehr aufwendig?"

    Auf dem Weg vom Bad hierher? Nein.


    Iulia musste ein leises Lachen unterdrücken, folgte dann aber Meridius Handbewegung und wählte nach kurzem überlegen den linken der beiden Korbstühle.


    "Wie könnte ich deine Bitte ablehnen. Außerdem hat sich mein Magen inzwischen erholt und ich bin sogar ein klein wenig hungrig."


    Während sie darauf wartete, dass Meridius es sich ebenfalls auf dem anderen Korbstuhl bequem gemacht hatte, begutachtete sie die Speisen genauer. Wer auch immer sie zubereitet hatte, hatte sich wirklich Mühe gegeben.

    Ein mädchenhaftes Strahlen zeigte sich auf ihrem Gesicht. Seine Worte hatten ein ungemeines Gefühl von Freude in ihr ausgelöst.


    "Nein, ich bin nicht überrascht, ich bin nur nicht daran gewöhnt, dass sorgt bei mir immer für eine kleine Spur des Unglaubens. Und ich kann nicht wissen, dass du mich immer wolltest nur, dass es vor 17 Jahren so war und offenbar jetzt.Damit bin ich aber vollends glücklich."


    Bei seinem folgenden Vorschlag war sie sich aber nicht so sicher, ob er ihn wirklich ernst gemeint hatte.


    "Nein, die Größe ist passend. Ich meine es soll ja keine Naumachia darin stattfinden..."

    Sie legte ihre Hand leicht auf seine, brachte sie dazu auf ihrer Wange zu verharren.


    "So einfach geht das? Du beeindruckst mich immer wieder."


    Ja auch mit seinem Werdegang, während ihr Leben voller Brüche war. Sie entschied sich jedoch diesem Gedanken lieber nicht weiter nach zugehen. Lieber führte sie Meridius Hand ein Sück weiter nach unten und küsste sanft sein Handgelenk.

    Gespielt verwundert blieb sie einen Moment stehen.


    "So einfach geht das?"


    Dann lächelte sie verstohlen und nahm sie sein Angebot an. Im vorbeigehen küsste sie ihn leicht auf die Wange. Kurz hinter der Tür blieb sie jedoch stehen und ließ das Arrangement im Zimmer auf sich wirken, bevor sie sich dann wieder zu Meridius umdrehte.


    Und wie fühlst du dich als Legatus Augusti Pro Praetore? Bist du glücklich?

    "Bei einem normalen Castellum würde ich das auch gar nicht versuchen. Aber außer dir sehe ich hier keine Wachen..."


    Sie lachte und schaute kurz nach links und rechts.


    " Wer sollte es demnach erfahren. Also verrätst du es mir oder muss ich es selbst heraus finden?"

    Vom Balneum aus hatte Iulia sich direkt auf den Weg zu Meridius Zimmer gemacht. Sie glaubte zwar vor der richtigen Tür zu stehen, klopfte vorsichtshalber aber doch lieber an. Während sie vor der Tür wartete, zupfte sie ihre Tunika noch einmal zurecht.

    Iulia betrat das Balneum. Sie hatte die Sklaven angewiesen, wohin sie das Gepäck räumen sollten und nun war es an der Zeit die Spuren der Reise zu beseitigen. Einen Moment ließ sie das ihr noch fremde Bad auf sich wirken, betrachtete den schönen Mosaikfußboden. Dann zog sie ihre Schuhen und die alte Tunika aus. Behutsam setzte sie einen Fuß nach dem anderen in die Wanne. Sie prickelten leicht in dem warmen Wasser. Sie atmete tief durch, entspannte sich und überließ ihren Körper dann ganz den warmen Fluten. Warum hatte Meridius nur nicht weiter auf das Attentat eingehen wollen? Dabei wusste sie schon genug darüber, um sich Gedanken darüber zumachen und sich einiges auszumalen. Besser nicht. Schon während der Reise hatte sie sich oft genug beobachtet gefühlt...


    Sauber und erfrischt stand sie nach einiger Zeit in einer neuen Tunika, neben der Wanne. Mit ein paar letzten Handgriffen steckte sie ihr noch leicht feuchtes Haar hoch und verließ dann das Balneum.

    "Ja bis nacher."


    Iulia wendet sich Sextus zu, der schon bis zur nächsten Tür gegangen ist und folgt ihm. Unterwegs wird sie ihn zumindest zu den Räumlichkeiten befragen an denen sie vorbei kommen.

    "Ich weiß nicht ob ich dich jetzt bedauern oder mich freuen soll."
    meinte sie ebenfalls mit einem Zwinken. Ihr Gesichtsausdruck verriet aber deutlich was sie wirklich tat.


    "Ja wenn ich es finden sollte."


    Großen Appetit hatte sie im Moment zwar nicht, die Reise war ihr doch ein wenig auf den Magen geschlagen,aber nach dem Bad würde das vielleicht anders aussehen.

    Wenig begeistert stellte sie fest, dass es keine Sinn hatte jetzt weiter mit ihm über dieses Thema zu reden.


    "Maximian und Romanus ging es bei meiner Abreise ganz gut, auch wenn sie mir etwas verschlossene schienen.Und ich würde gern erst in mein Zimmer gehen und dann ein Bad nehmen."


    Sie rang sich ein lächeln ab.


    "Ich werde dich hoffentlich etwas länger und häufiger sehen können, als sonst."

    "Wenn ich an unsere vorherigen Gespräche denke, wird es ein längerer Aufenthalt."antwortete sie, um dann wieder zum voherigen Thema zurückzukommen.


    Es war klar das er sie beruhigen wollte, trotzdem spielte er es ihrer Meinung nach zu sehr herunter.Meistens schaffte sie es solche beunruhigenden Gedanken zuverdrängen oder sich damit zu trösten das er sich schon verteidigen würde, aber in letzter Zeit war einfach zu viel passiert...


    "Es ist doch nicht nur die Verwundung, ich finde die Tatsache, dass dich jemand umbringen wollte nicht gerade beruhigend. Was wenn sie einen Auftraggeber hatte?"