Beiträge von Marcus Decimus Mattiacus

    "So so, eine eifrige Studentin des Rechts..." sagte Mattiacus und dachte einen Moment nach. Er hatte gerade ein Schwert für sich bestellt, dass nach seinen individuellen Wünschen geschmiedet werden sollte. Der Schmied sagte ihm, dass es länger dauern würde und er noch den ganzen Tag beschäfftigt sei. In der Zeit konnte er auch noch einen Cursus Iuris abnehmen.


    "Mhm ja, warum eigentlich nicht." sagte er schließlich. "Wo kann ich dir denn am besten die Prüfung abnehmen?" fragte er.

    Mattiacus war gerade bei einem Waffenschmied angelangt und begutachtete die verschiedenen Schwerter und Rüstungen, als er plötzlich von einer römischen Dame angesprochen wurde, auch noch mit seinem akademischen Titel als Magister Iuris.


    Sehr verwundert darüber, dass er anscheinend auch hier bekannt war, entgegnete Mattiacus.


    "Ah ja, der bin ich. Wie kann ich dir behilflich sein, domina?"

    Mattiacus hatte sich alles Geld besorgt, was er noch auf dem Schiff finden konnte. Auch das, was man noch irgendwie zu Geld machen konnte hatte er bei sich und schon morgens bei einem der vielen Händler auf dem Fremdenmarkt zu Geld gemacht. Viel kam dabei nicht heraus, was aber keine Wunder war, wenn man bedenkt, dass alte Taue, Kisten und Amphoren relativ wertlos waren.


    Dennoch hatte er genug dabei, um alles Nötige für die Weiterreise kaufen zu können.


    Vom Kapitän hatte er sich aufschreiben lassen, bzw. Mattiacus hatte aufgeschrieben, da der Kapitän schlecht schreiben konnte, was an nautischem Material zu besorgen war. Sein Papyrus war voll von allerhand seemännischen Fachtermini, die Mattiacus noch nie zuvor gehört hatte und daher den Händlern, die sowas handelten, immer die Liste vorlas bzw. die beiden Matrosen, die ihn begleiteten fragte, ob es die richtigen Sachen waren.



    Was er persönlich benötigte, hatte Mattiacus ganz genau im Kopf. Das waren zuerst neue Kleider und ein gutes Schwert.


    Bei den Kleidern hatte Mattiacus kein Problem. Ägypten war berühmt für seine Leinenstoffe, die schon die Pharaonen trugen. Er suchte einen Schneider auf und beauftrage ihn, für sich und Meridius neue Togen zu fertigen. Seit Caesar waren auch die ägyptischen Schneider damit vertraut, Togen zu schneidern, die eigentlich für den Orient ganz ungewöhnlich waren. Aber Mattiacus fand einen, der dies konnte - einen sehr guten, wie man ihm sagte - und schnell waren sie handelseinig. Er konnte einen guten Preis herausschlagen.


    Die Feilscherei und das Handeln nach Art des Orients fielen Mattiacus erst schwer, je häufiger aber zu den Ständen des Marktes ging, umso besser konnte er es.


    Bald würde er auch zu einem Waffenschmied kommen, bei dem er neuen Schwerter und Rüstungen kaufen konnte.

    Mattiacus grüßte auch Seiana mit einem Nicken. "Wie schön, ein vertrautes Gesicht hier in der Fremde zu sehen."


    Er schaute sich nocheinmal auf dem Schiff um. Viel blieb nicht mehr von ihrem Gepäck übrig, entweder hatten sie es über Bord geworfen oder der Sturm hatte es hinweggeschleudert. Es blieb wenig, was man zu Geld machen konnte bzw. musste viel gekauft werden.


    "Da wir jetzt schon weitgehend in der Stadt bekannt sind, würde ich mich dann mal aufmachen, um uns unsere Ausrüstung wiederzuholen." sagte er zu Meridius.

    Mattiacus atmete erleichtert auf, als das Gespräch zwischen dem Centurio und Meridius positiv verlief und Mattiacus nicht die Urkunde des Kaisers zücken musste.


    Er war beeindruckt von Meridius Ton und Umgang mit dem Centurio. Aufeinmal war Meridius wieder ganz der Legatus und man könnte meinen, statt auf einem heruntergekommenen Schiff im Hafen von Alexandria ist man in einem Feldlager an den Grenzen des Imperiums. Es stimmt wohl, was die Veteranen sagen, dass die Armee eine Person mehr prägt als alles andere.

    Na super, dachte sich Mattiacus. Mit dem Erstmal-unauffälig-bleiben-und-dann-erst-rauskommen war in dem Moment nichts mehr, als eine Abteilung Soldaten am Pier erschien und der kommandierende Zenturio auch noch an Bord kommen wollte.


    Mattiacus atmete deutlich hörbar aus und blickte zu Meridius. "Am besten du regelst das." sagte er leise zu Meridius. "Ich glaube, du bekommst das besser hin als ich." Schließlich war Meridius der bekannte General und hatte mehr Erfahrung im Umgang mit Soldaten. Mattiacus konnte besser mit Beamten und Bürokraten.


    Eine Hand langte aber schon zur Dokumententasche herab. Sollte es Probleme geben, würde Mattiacus das Dokument des Kaisers hervorproduzieren.

    Zitat

    Original von Maximus Decimus Meridius



    "Entschuldige Marcus. Ich bin ungehalten."


    Auch Mattiacus waren es ein wenig zu viel Leute am Pier. Trotz oder vielleicht gerade wegen ihres misserablen Zustandes schien ihr Schiff wohl viel Aufmerksamkeit zu erregen.


    "Es wäre vielleicht klug, erstmal hier auf dem Schiff zu bleiben, bis sich der Rummel um uns ein wenig gelegt hat, nicht nur wir zwei, sondern auch die anderen Matrosen. Morgen werden die Leute schon wieder eine ganz andere Sensation gefunden haben und wir sind vergessen." konnte er gerade noch sagen, als ein Matrose ankündigte, dass Decima Seiana mit ihnen sprechen wollte.

    "Ohja, stimmt. Daran habe ich gar nicht gedacht. Vielleicht, weil ich kein Senator bin." sagte Mattiacus nachdenklich. "Mhm..." gab er von sich und mit der Linken krazte er sich am Kinn.


    Er blickte an sich herab. Seine Tunika sah etwas mitgenommen aus, wie der Rest des Kerls.


    "Ich sehe zwar nicht aus wie ein offizieller Abgesandter des Kaisers mit allen Vollmachten, aber allein unsere Urkunde wird schon die ein oder andere Tür öffnen. Ausserdem soll der Kaiser von allen Unhöflichkeiten und Hürden hören, die uns von römischer Seite begegnen."


    Mattiacus bedauerte es jetzt, dass er die Kiste mit seinen Kleidern über Bord geworfen hatte, aber es war ja für die Rettung aller. Im Hafen oder in der Stadt müsste er sich neu einkleiden, den Kleider machten Leute. Und Auftreten war schon mal die halbe Miete bei ihrem Vorhaben.


    "Was brauchen wir alles? Neuen Proviant, Wasser, Wein, Waffen, Kleider" zählte Mattiacus auf. "Was sonst noch?"

    Mattiacus blinzelte gegen die Sonne. War das eine Fata Morgana? Eine Luftspiegelung im Wasser? Oder war es wirklich Land, was er da sah?


    Er blickte herüber zu Meridius.


    "Siehst du das auch? Ist das wirklich..." fragte er ungläubig. Er konnte seinen Augen kaum glauben. Aber die Rufe der Seeleute bestätigten seine Vermutung. Es war tatsächlich eine lange Küste die vor ihnen lag.


    Aufeinmal war der Durst in seiner Kehle wie weggeblasen, sein Magen knurrte nicht mehr. Er fühlte eine neue Kraft in sich aufsteigen.


    "Los, wir rudern los!" rief er und nahm seinen Riemen in die Hand und wartete darauf, dass auch die anderen Seeleute von der gleichen Kraft beseelt waren wie er und los ruderten.

    Mattiacus tat es dem Matrosen gleich und schnappte sich einen Riemen und wartete, darauf, dass der Kaptiän das Zeichen zum gemeinsamen Losrudern gab.


    Auch er hatte keine Ahnung wo sie waren, er hoffte nur nicht so weit von Land.


    Er blickte Meridius freudig und etwas spitzbübisch an: "Erstmal was trinken und mal schauen wie die Frauen so sind..."

    Jetzt war also Schöpfen angesagt. Mattiacus befolgte den Befehl des Kapitäns und sah sich um, ob er irgendetwas fand, mit dem er Wasser schöpfen konnte.


    Da schwamm auch schon ein kleiner Korb an ihm vorbei und stieß gegen sein Knie. Besser als nichts dachte sich Mattiacus und hob den Korb auf. Zum Glück war er dicht genug geflochten, so dass nicht alles Wasser, was Mattiacus ausschöpfte, einfach wieder hinausfloss.


    So konnte er auch seinen Teil zur Schöpfaktion beitragen.


    "Jetzt weiß ich ungefähr, wie Sysiphus sich fühlen muss."


    Und noch eine Korbladung Wasser ging über Bord, aber es kam ihm sovor, als ob das Wasser nicht enden wollte und es immer weiter steigen würde.


    "Scheint so, dass wir, die retten wollten, selber Rettung brauchen."

    "Wir schaffen das auch!" sagte Mattiacus trotzig. Na gut, alle Kleider weg, inklusive der teuren Repräsentationstogen. Aber egal, hier ging es ums Überleben und da war ein wenig Stoff zweitrangig.


    "Die Kiste nicht" rief er einem der Matrosen zu, der gerade eine kleine, eher unscheinbare Kiste über Bord werfen wollte."Die brauche ich noch, dass kann uns das Leben retten, da ist mein Arztbesteck drin."


    Schon wieder wurde er zu Boden geworfen. Ich werde hier noch ganz grün und blau, dachte sich Mattiacus.


    "Solange kann es ja auch nicht mehr dauern, irgendwann sind Neptuns Backen doch auch leer."

    Mattiacus wurde ganz mulmig bei dem Gedanken, gegen irgendeine Klippe geschleudert zu werden. Überhaupt rumgeschleudert zu werden missfiel ihm ganz.


    "Hoffentlich kommen wir jetzt nicht nur zwischen Scylla und Charybdis. Darauf hätte ich jetzt gar keine Lust." versuchte er zu witzeln aber eine Welle schlug wieder gegen die Seite, so dass Mattiacus wieder zu Boden fiel und so sein Witz etwas hilflos wirkte.


    "Ich habe ja nichts gegen schlechtes Wetter, aber dieses ständige Fallerei geht mir gegen den Strich." sagte er verärgert.

    Derweil saß Mattiacus in der Kabine unter Deck und wurde hin und her geschleudert. "Ahh, das gibt blaue Flecken" dachte er als er zum wievielsten Male von seiner Bett auf die Planken geschleudert wurde. Er hatte sich auch noch extra ein Seil um die Hüften gebunden, damit er nicht durch das ganze Schiff geschleudert wurde, aber es reichte ihm schon, dass er dauernd vom Bett fiel. Neptun schien ihr Opfer wohl missfallen zu haben.


    "So ein Sch****, das auch noch!" fluchte er laut, als sein Tintenfass auf seinen Mantel fiel und einen großen Fleck hinterließ. Vor dem Sturm hatte Mattiacus nämlich noch einige Briefe schreiben wollen und sich einen provisorischen Tisch auf Fäßern gebaut. Jetzt waren seine Schreibuntensilien natürlich durch den ganzen Raum verteilt und ausgerechnet jetzt war sein neuer Mantel beschmutzt. "Hätte ich doch nur Wachstafeln genommen und nicht dieses dämliche Papyrus" dachte er sich. In Antiochia gehe ich als erstes zur besten Wäscherin der Stadt, notierte sich Mattiacus im Geiste.

    Erfürchtig stand Mattiacusbeim Opfer neben Meridius. Ein wenig Blut spritze auch auf Mattiacus. Den Segen der Götter zu haben war immer wichtig, gerade bei einer Reise wie der ihrigen.


    "Neptun, segne unsere Reise." murmelte er still mit. Um seinen Bruder zu finden war ihm die Hilfe jeder Gottheit recht, auch des sonst zornigen Neptun.

    Mattiacus schaute noch ein wenig aufs Meer hinaus. Er genoß diesen Moment der Weite und des Alleinseins auf hoher See immer sehr.


    "Alles klar, falls irgendwas spannendes passiert hole ich dich." sagte er mit einem Blick über seine Schulter.

    "Das stimmt, da hast du recht. Und zur rechten Zeit am rechten Ort, zeigen wir unser Wunderblättchen." sagte Matticacus und klopfte auf die Dokumententasche.


    "Ich hoffe, damit lässt sich etwas erreichen. Haben wir auch genug Gold dabei? Im Orient kann ein Geschenk an den Richtigen Wunder wirken."