Beiträge von Marcus Decimus Mattiacus

    Die Stimme einer Frau riss Mattiacus von seinem Buch.


    Er kannte diese Stimme irgendwoher, irgendwoher aus seiner Kindheit in Tarraco.


    Vor ihm stand eine wunderschöne Frau, die etwas jünger war als er, vielleicht 2 oder 3 Jahre.


    "Salve, ich bin ....." eigentlich war es unnötig sich vorzustellen, hatte sie doch seinen Namen gesagt. Währenddessen ratterte es in seinem Kopf. Gesichter aus seiner Kindheit flogen an ihm vorbei. Er dachte intensiv nach.


    Dann passte es auf einmal zusammen, die Stimme, das Gesicht, die Erinnerung.


    "Seiana..... was machst du denn hier? Wie lange haben wir uns nicht mehr gesehen? Es muss eine Ewigkeit her sein. Komm, setz dich, willst du was trinken?" Er rückte die beiden Korbsessel zurecht, die im Atrium standen, so dass sie gegenüber sitzen konnten.


    Mattiacus winkte einen Sklaven herbei und gab ihm zu verstehen, etwas zu Trinken zu bringen.

    Mattiacus wusste nicht ganz, was er sagen sollte. Sollte er ein paar aufmunternde Worte an Meridius sprechen, oder sollte er einfach schweigend neben ihm stehen.


    "Er war ein guter Junge. Es wird uns allen fehlen." sagte er dann, als er auf das sanfte Gesicht des Verstorbenen blickte. Maximian wirkte so, als ob er schlafen würde und jeden Moment aufwachen würde.

    Mattiacus hatte die Nachricht von einem Sklaven erhalten. Es hatte ihn tief bestürzt. Er kannte den jungen Maximian noch, wie er noch ein halbwüchsiger Jugendlicher war.


    Langsam ging er auf Meridius zu und legte ihm die Hand auf die Schulter.


    "Salve Meridius" sagte er leise und sanft.


    "Ich fühle mit dir........" mehr konnte und wollte er im Moment nicht sagen. Der Verlust eines Sohnes hinterließ stets eine tiefe Lücke. Seine Kinder zu überleben musste furchtbar sein. Mattiacus hoffte, so etwas nie erleben zu müssen.


    Er blickte in das leblose Gesicht des Aufgebarten. Noch vor kurzem mussten sie voller Leben gewesen sein.


    Schweigend verharrte Mattiacus an Meridius Seite.

    Ich könnte mir vorstellen, dass die Togen vorallem naturfarben hatten, also eher gräulich als "pures" Weiß.


    Nur bestimmte Togen werden wohl extra geblichen worden sein, damit sie noch strahlender waren wie die toga candida, die Amtsbewerber trugen.

    Mattiacus erhob sich.


    "Werte Kollegen,


    ich denke, dieser Fall ist klar. Eine unschuldige und unbescholtene römische Dame wurde hinterrügs entführt, verschleppt und sollte den wahnhaften Phantasien des Angeklagten geopfert werden.


    Er hat auch in dieser Verhandlung deutlich gemacht, dass er keinerlei Reue zeigt und stattdessen die Maske des Wahnsinnigen aufgesetzt hat. Eine verminderte Schuldfähigkeit erkenne ich nicht darin. Im Zeitpunkt der Tat wusste der Angeklagte ganz genau, was er tat und was wer wollte.


    Die res publica kann sowas nicht tolerieren und der Angeklagte ist daher mit der ganzen Härte des Gesetzes zu bestrafen.


    Ein Geständnis liegt vor, der Sachverhalt wird in der Verhandlung nicht bestritte. Die logische Konsequenz kann daher nur ein Schuldspruch sein."

    Mattiacus erhob sich wieder. Er setzte dabei, in bewusstem Gegensatz zum Angeklagten, eine ernste Miene auf. Schließlich ging es hier auch um Grundsätzliches im Strafrecht.


    "Werte Collegae,


    die Verteidiung hat schon recht, dass gem § 58 I CodIur nur ein Schuldfähiger auch schuldhaft handeln kann.


    Der Angeklagte mag zwar hier die Maske eines Wahnsinnigen aufgesetzt haben, aber es kommt auf den Zeitpunkt der Begehung der Tat an und hier eben hat er für meine Begriffe gezeigt, dass er sehrwohl zu planvollen Handeln fähig ist.


    Und den Beweis hat er gerade selber angetreten. dass er bei Begehung der Tat ein kühl-berechnetes Vorgehen an den Tag gelegt hat und keinesfalls wahnsinnig war. Seine Motive spielen, mögen sie auch noch so wahnsinnig und widersinnig erscheinen, dabei keine Rolle, als er das Opfer gefangennahm und in sein Versteck brachte. Gerade dieser Umstand zeigt, dass er der Folgen bewusst war, hätte er das Opfer in der Seitengasse getötet.


    Für mich kommt daher eine Schuldunfähigkeit nicht in Frage."

    Zitat

    Original von Aurelia Helena


    "Ich danke dir! Ich weiß gar nicht...Wenn du nicht gewesen wärst...Sehen wir uns wieder?"


    Mattiacus war gerade im Begriff, der Sklavin zu folgen, als Ursus ihm das Angebot machte, im Hause der Aurelier zu übernachten. Aber erstmal trat er wieder zu Helena.


    "Natürlich können wir uns wieder sehen. Ich habe dir sehr gerne geholfen. Ich bin froh, dass Ursus mich gerufen hat, um dir beizustehen." sagte er und er musste dabei in ihre Augen schauen. Ein flaues Gefühl beschlich ihn auf einmal. Er hatte hier mehr als nur seine Pflicht getan.


    Dann wandte er sich wieder an Ursus.


    "Ich nehme dein Angebot gerne an. Es ist schon spät und nachts möchte ich nicht unbedingt durch die Straßen Roms laufen."


    Aufeinmal fühlte Mattiacus sich sehr müde.

    Zitat

    Original von Cadhla


    "Du wollen trinken und essen etwas?" . "Und wir müssen finden andere Sachen für Dich, Du aussehen wie nach Schlacht gegen ganzes Germanenvolk,"


    Erst als die Sklavin ihn darauf aufmerksam machte, erkannte auch Mattiacus, das seine Tunika völlig blutbesudelt war.


    "Oh, da hast du recht. Nur glaube ich, dass ich dann wohl auch einen Kopf kürzer wäre."


    Seine Kehle war auch trocken. Was essen wollte er erstmal nicht.


    "Ich trinke gerne etwas. Was ist mir eigentlich egal."


    An
    Praetor Urbanus
    Manius Tiberius Durus
    Balilica Ulpia


    von
    Procurator a cognitionibus
    Marcus Decimus Mattiacus
    Palatin





    Salve Praetor,


    hiermit teile ich dir mit, dass das Verfahren gegen Publius Matinius Agrippa aufgrund mangelnder Beweise eingestellt werden soll. Meine Ermittlungen haben keine Verdachtsmomente gegen ihn ergeben.


    vale bene,


    Marcus Decimus Mattiacus


    Mattiacus erhob sich, um die gewohnt trockene Anklageschrift zu verlesen. Prozesse waren nun mal nie so spannend, wie es sich das gemeine Volk in der Regel vorstellt. Oft erwarteten die Zuschauer, dass die Advocati sich spanendende Rededuelle lieferten. Meist ist es aber nur so, dass sie die rituellen Formelworte aussprechen und nachdem jeder sein Sprüchlein aufgesagt hatte, der Prozess meistens schon vorbei ist. Für eine große Anklagerede war Mattiacus auch gar nicht aufgelegt, dazu war er schon zu lange im Geschäft. Die Anklage war ja auch eher eine formale Angelegenheit. Das Beste kommt im Plädoyer.
    Bei der klaren Faktenlage würde es sowieso schnell gehen, hoffte er.


    „Dem Angeklagte Peregrinus Finn Kylian wird zur Last gelegt die folgenden Straftatbestände verwirklicht zu haben:


    § 73, 47 I, 48 I CodIur versuchter Mord
    § 79 CodIur Freiheitsentziehung
    § 80 CodIur erpresserischer Menschenraub
    § 81 CodIur Nötigung und Bedrohung


    Der Angeklagte hat am ANTE DIEM XIII KAL AUG DCCCLVII A.U.C. (20.7.2007/104 n.Chr.) Octavia Paulina auf offener Straße in Rom überrascht, in eine Seitengasse gezogen und dort überwältigt und gefesselt. Anschließend hat er sie in sein Versteck in einem Wäldchen außerhalb von Rom verbracht und hat Octavia Paulina dort einige Tage unter höchst widerlichen und ekligen Umständen gefangen gehalten.
    Dort wollte er Octavia Paulina in einer heidnischen, abergläubischen und blasphemischen Zeremonie in einer grausamen Art und Weise umbringen, da er sie für eine Inkarnation einer fremdländischen Göttin hielt.
    Was der Angeklagte aber nicht bedachte war die Tatsache, dass eine Sklavin des Opfers das Versteck ausfindig gemacht
    Zum Glück aller konnte Octavia Paulina von den Cohortes Urbanae gerettet werden.“
    Mattiacus blickte auf den Angeklagten.
    „Die Anklage erkennt im oben dargelegten Sachverhalt die Verwirklichung der genannten Tatbestände. Der Angeklagte hat bereits im Carcer vor dem Praefectus Urbi ein Geständnis abgelegt.“