Beiträge von Marcus Decimus Mattiacus

    "So......gleich geschafft." sagte Mattiacus. Zwei Drittel waren geschaft. Der Schnitt war zwar nicht so groß, aber es dauerte seine Zeit. Mattiacus wollte vorsichtig sein, um die schöne Aurelia nicht zu sehr zu verletzen.


    Mittlerweile hatte sich seine zuvor weiße Tunika auch ein wenig rot gefärbt. Nur der latus clavus strahlte noch gegen das Rot. Aber das war nun erstmal nebensächlich.


    Ein kleiner Stich noch und die Wunde würde vernäht sein.


    "Apollon und Asklepios sei dank." sagte er, als die Wunde endlich zugenäht war. Er sah, dass dicker Schweiß über Helenas Stirn lief. Er nahm einen der Verbandsstreifen, tauchte es in das Wasser und tupfte über ihre Stirn. Dabei entnahm er ihr auch das Beißholz.


    "Es ist vollbracht. Ich habe dich lange genug gequält." witzelte er. "Aber bitte, mach sowas nicht noch mal." sagte er sanft. Dabei umspielte ein freundliches, aufmunterndes Lächeln seinen Mund. Sie war wirklich aussergewöhnlich schön. Er hatte dies schon bei der Metrinalia bemerkt aber jetzt, wo sie hier vor ihm lag, erkannte er es deutlicher als zuvor.


    "Halt jetzt nochmal still, ich muss die Wunde wieder verbinden."


    Er nahm erneut das Verbandszeug und drappierte den Verband um das Handgelenkt. Zuvor wusch er ihr aber noch das Blut vom Arm.
    Er nahm wieder den Kräutermix von eben zu Hand, nur diesmal wieder frische Kräuter und legte sie zwischen Wunde und Verband.
    Als er damit fertig war, schloss er den Verband mit einer Klammer in Form einer Äskulap-Natter.


    "Damit auch Asklepios dir bei der Heilung hilft." erklärte Mattiacus.


    Im professionellen Ton eines medicus wandte er sich dann an die Umstehnden.


    "Sie hat viel Blut verloren. Damit sich wieder neues Blut bildet und die Säfte des Körpers wieder in Einklang kommen, muss sie viel Honig essen." Dabei schaute er kurz zu Helena.


    "Ihr Verband muss jeden Tag gewechselt werden. Dabei muss diese Paste" Mattiacus übergab den Tiegel mit der Alraunepaste Ursus, "auf die Wunde gestrichen werden. Das hilft bei der Wundheilung. Sie darf sich nicht zu viel bewegen, sonst reißt die Wunde auf und eine häßliche Narbe wird zurückbleiben. Die Granulation wird bei einem so kleinen, aber für den Körper schwer verträglchen Schnitt etwas dauern. Wenn ihr seht, dass das Fleisch um die Wunde wieder rosa ist, ruft ihr mich und ich werde dann die Fäden ziehen können."

    Sim-Off:

    Ach, das sehen wir Juristen nicht so eng. Ich wollte ja wie mein alter Chef vor der Verhandlung noch ein wenig quatschen ;)


    "Soviel Dank gebührt mir nicht. Du hast ja mittlerweile auch einiges auf dem juristischen Kasten." sagte er zu Durus.


    Schon wurde auch der Angeklagte herein geführt.


    Sein Aussehen und Verhalten hatte sich seit seinem Besuch im Carcer nicht verändert.


    Mattiacus schaute nocheinmal kurz über die Anklageschrift und wartete dann auf den Prozessbeginn.

    Mattiacus blickte kurz zu Ursus und ermutigte ihn mit einem Lächeln.


    "Gut machst du das."


    Danach konzentrierte er sich wieder auf das Nähen. Bisher hatte Helena keinen Laut von sich gegeben. Mattiacus war auch bemüht, das Ganze behutsam zu machen. Ein kleiner Ausrutscher und es würde nicht mehr aufhören zu bluten. Die Häfte war schon zugenäht.


    "Du bist sehr tapfer, junge Aurelia. Ich habe schon baumstarke Legionäre bei dieser Operation heulen sehen. Ursus kann stolz auf dich sein." versuchte er Helena zu ermutigen.

    "Mist" dachte sich Mattiacus, als er er den Verband abnahm und die Blutung immer noch nicht gestoppt hatte. Das Blut lief zwar nicht mehr in Strömen, aber einen noch größeren Blutverlust konnte Helena wohl nicht mehr verkraften. Zum Glück hatte sie quer geschnitten, so dass Mattiacus die Wunde noch zunähen konnte.


    Er krammte schnell bei seinen Instrumenten herum und fand auch eine Nadel und einen hauchdünnen, seidenen Faden.


    Er blickte sich kurz im Raum und fand auch eine brennende Fackel. Diese schnappte er sich kurzerhand und hielt die Nadel in die Flamme.


    "Helena, das wird jetzt kurz, sehr, sehr weh tun. Es tut mir leid, ich kann es nicht verhindern, aber es muss sein. Hier kannst du drauf beißen, das hilft gegen den Schmerz." sagte er und hielt ihr ein Kantholz hin, dass er für Operationen dabei hatte.


    "Ursus, halte bitte ihre Hände. Sie braucht dich jetzt."


    Vorsichtig nahm er das Tuch mit dem warmen Wasser und tupfte das Blut ab.


    Mit einem kurzen Stoßgebet an Apollo begann er, die Nadel an der Wunde anzusetzen und mit dem Nähen zu beginnen.

    Sehr gut, Helena war jetzt wieder bei Bewusstsein. Erster Schritt getan: Die Mixtur wirkte wahre Wunder. Aber nicht umsonst wurde sie von den Militärärzten verwendet, die die Legionäre nach einer Schlacht zusammenflickten.


    Er lächelte ihr ins Gesicht.


    "Salve Helena. Schön, dass du noch bei uns bist. Das Elysium ist noch nicht der Ort für dich." sagte Mattiacus sanft.


    Die dicken Tränen, die über ihr Gesicht kullerten, tupfte er mit einem Tuch ab.


    Danach holte Mattiacus einen vorgeschnitten Stoffballen aus seiner Tasche. Diese benutzte er für Verbände. Er bestrich die Stoffbahn mit einer Paste aus Alraune, Honig und Gundermann, einer Pflanze, die man an jedem Wegrand fand. Diese Kombination würde die Wundheilung beschleunigen und eine erneute Blutung verhindern bzw. verlangsamen, falls die Wunde wieder aufbricht.


    "Das habe ich von einem Kollegen aus Sirmium, der dort die Legionäre nach den Schlachten gegen die Daker versorgt hat. Er meinte, damit würde jede Schnittwunde in kürzester Zeit heilen." sagte er zu den Umstehenden.


    Als ihm das warme Wasser endlich gebracht wurde, nahm Mattiacus langsam und vorsichtig Helenas Verband ab. Einen kurzen Moment hielt er die Luft an, ob noch Blut nachschiessen würde.

    Mattiacus betrat das Officium.


    "Salve Rector Callidus,


    ich habe die große Ehre und Freude dir sagen zu können, dass..." Er schwenkte dabei mit der Schriftrolle, die er in der Hand hielt. " ein neuer Cursus Iuris stattfinden kann."

    Mattiacus lief hinter der Sklavin hinterher und erkannte auch schon Aurelius Ursus, den er noch von den Metrinalia von vor ein paar Tagen her kannte.


    Auf einem Bett lag auch schon seine Patientin. Die schöne Dame, mit der auch er sich auf dem Bankett unterhalten hatte.


    Er hörte sich von Ursus an, was geschehen war. Es musste also schnell gehen.


    "Ihr habt richtig gehandelt. Jetzt zählt jede Minute. Sie darf auch keinen Fall mehr Blut verlieren."


    Das war auch das richtige Stichwort. Er dachte einen Moment nach.


    "Blutstillen, Blutstillen........." murmelte er. "Das steht doch bei Asklepios......" hörte man nur.


    Kurz darauf nahm er seine Arzttasche zur Hand, in dem er immer auch einige Heilkräuter hatte. Er holte einige Instrumente heraus. Bei einem Schnitt durch die Pulsader wäre es zu gefährlich gewesen, die Wunde zuzunähen, was sonst immer bei Schnittwunden üblich war.


    "Ich brauch warmes Wasser, nicht heiß." sagte er zu den Umstehenden.


    Er dachte nach, wie er behandeln würde.


    Zuerst die Wunde reinigen, bei Teichwasser wusste man nie, was für ein Dreck dort ist. Danach würde er einen Verband mit anlegen, der mit Alraune durchwirkt war. Das stoppte eine weitere Blutung.


    Aber erstmal die Patientin wieder wachbekommen. Dazu nahm er eine kleine Phiole aus der Tasche. Darin befand sich ein stark riechendes ätherisches Öl, was Mattiacus aus Pfefferminz, Honig, Orangen und Zitronen hergestellt hatte. Er öffnete es und schon verströmte sich der intensive Geruch. Ein Geruch der selbst Tote wieder aufweckte.


    Und genau das war hier gefragt. Er hielt die Phiole unter Helenas Nase und schwenkte die Phiole ein wenig.

    Mattiacus erhob sich ebenfalls. Jetzt wieder gutglaunt entgegnete er Avarus:


    "Ich danke dir für deinen Besuch. Ich hoffe, ich konnte alles zu deiner Zufriedenheit beantworten. Falls noch weitere Fragen bestehen, lass es mich wissen. Grüße bitte Lucilla von mir. Ich werde dich noch zum vestibulum begleiten."


    Zusammen gingen sie zum vestibulum.


    "Du bist stets in der Casa Decima willkommen. Ob dienstlich oder privat."

    Mattiacus schmeckte gar nicht, dass Avarus so nachbohrte. Wollte er ihn nun informieren, inquirieren oder ihn vorwarnen? Dann hätte er ihm auch einen normalen, offiziellen Bescheid zukommen lassen können.


    "Also ad fontes. Als ich noch zum Ordo equester gehörte, betrieb ich eine Mine "Cuniculus Aureum Mattiacorum", die ordentlich registriert wurde. Alsbald wurde ich aber in den Ordo senatorius erhoben. Nach der Änderung des § 3 V Lex Mercatus wurde mir dann ein Strafgeld in Höhe von 435.79 aufgebrummt. Als ordententlicher Civis habe ich diese natürlich auch bezahlt und danach die Mine dicht gemacht. Das angebotene Gold waren die Produktionserträge. Warum dies nicht von den scribae in der Basilica julia erfasst wurde kann ich dir auch nicht sagen."


    Mattiacus hoffte, nun alle Fragen beantwortet zu haben. "Sonst noch Fragen?" stand groß in seinem versteinerten Gesicht. Bei Geld hörte nunmal die Verwandtschaft auf......

    Mattiacus schaute etwas verwundert.


    "Verkauf von Gold...? Aber setz dich doch." Mattiacus wies auf einen der Korbessel und dachte dabei einen Moment nach und bald wurde ihm klar, dass Avarus nicht hier war, um über Familiäres zu quatschen sondern in seiner Funktion als Magistrat. Sein Ton wurde dementsprechend "neutraler".


    "Ach, du meinst die Restbestände aus der Mine, die ich noch betrieb, als sowas noch erlaubt war. Das Angebot muss wohl mein Verwalter noch nicht vom öffentlichen Aushang abgenommen haben. Das werde ich in die Wege leiten."