Beiträge von Marcus Decimus Mattiacus

    "Ich habe einige alte Freunde aus meiner Studienzeit bei der secta sabiniana und der secta procullia. Einer ist ein großer Freund der griechischen Kultur und hat ein Symposion veranstaltet, wie es zu Zeiten Platons nicht besser hätte sein können. Soviel Wein habe ich schon lange nicht mehr gesehen und getrunken." sagte Mattiacus und goß sich ein wenig Wasser ein.


    "Du musst wissen, endlose juristische Diskussionen machen sehr durstig." grinste Mattiacus.

    Mattiacus betrat das triclinum. Er wirkte noch ziemlich verschlafen, musste wohl an der gestrigen Zechtour mit seinen ehemaligen Studienkollegen von der secta sabiniana liegen.


    Er erkannte trotz seiner Müdigkeit Decima Pulchra wieder. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht.


    "Guten Morgen, Decima Pulchra."

    Mattiacus war wieder in seinem alten Officium. Es stand eigentlich alles noch so da, wie er es hinterlassen hatte. Durus hatte nicht viel verändert. Naja, Bücherregale mit jurisitischen Texten sind ja auch ganz sinnvoll im officium des advocatus imperialis.


    So setzte sich Mattiacus an seinen Schreibtisch und bearbeitete die neue Anzeige, die im Rahmen der Prozesse gegen die Verräter in Hispania. Domitianus hatte Anzeige gegen den alten Statthalter erlassen. Dem musste Mattiacus ex officio nachgehen.

    "Gut, dann werde ich mich jetzt mit Freuden in die Akten stürzen. Ich danke dir für deine Zeit, ich denke wir werden uns noch öfter hier begegnen. Vielleicht können wir ja mal prandium zusammen einnehmen." sagte Mattiacus und verabschiedete sich vom magister officiorum.

    Oh, das wird viel Umzugsärger bedeuten, die ganzen alten Schinken von der Casa Decima wieder zum Palatin tragen, dachte sich Mattiacus.


    "Ich danke dir. Ich bin sehr gespannt darauf, ob sich etwas seit meinem letzten Aufenthalt geändert hat oder noch alles beim Alten geblieben ist."

    Mattiacus nahm die Urkunde freudestrahlend entgegen.


    "Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet. Aber ich freue mich, dass der princeps weiterhin dieses Vertrauen in mich setzt und danke dir und ihm von ganzem Herzen" sagte Mattiacus.

    Mattiacus musste bei dem ganzen Lob lächeln.


    "Ich danke dir für deine Worte, Aelius Callidus. Du bist, da bin ich mir ganz sicher, ein würdiger Nachfolger von Maior. Es ist zwar schon ein paar Tage her, dass ich hier Staub von den Akten wischte, aber es war eine gute Zeit und ich erinnere mich immer wieder gerne daran."

    Mattiacus betrat das Officium.


    "Salve Magister officiorum. Ich glaube wir kennen uns noch nicht persönlich. Ich bin Marcus Decimus Mattiacus." grüßte Mattiacus freundlich.


    "Ich habe deine Einladung mit Freude erhalten."

    Mattiacus kannte sich noch gut aus in den Gängen des Palastes. Sein officium lag früher direkt neben dem des magister officiorum. Als Gaius noch dieses Amt bekleidete, war Mattiacus öfters mal rübergegangen.


    Er stand nun vor der Tür.


    *klopf klopf*

    Mattiacus nahm sich seinen Notizpergament zur Hand und begann mit seinem Abschlussplädoyer.


    "Wertes Gericht, werter Collega,


    wie schon im Fall "Decimus Pompeius Strabo" ist hier die Sachlage, die Tatumstände und die Schuld des Angeklagten klar und von niemanden bestritten. Im Gegenteil."


    Mattiacus machte eine kleine Pause und blickte dabei auf Sulla.


    "Der Angeklagte hat seine sogar Taten gestanden und uns seine Motivationsgründe in den schillernsten Farben beschrieben. Aus persönlicher Enttäuschung, falschem Ehrgeiz und Ehrlosigkeit heraus hat er unsere res publica gefährdet und meinte sogar noch, im Recht zu sein.
    Die Beweislast ist mehr als erdrückend. Sein Geständnis und die Zeugenaussage bestätigen seine Culpa, die nach § 58 CodIur der zentrale Anknüpfungspunkt unseres Strafens. Ohne Schuld keine Strafe ist der Grundsatz unseres Systems, über das Iustitia wacht.


    Der Angeklagte hat viel Schuld aus sich geladen. Zuerst war er Komplize von Strabo beim Aufstand in Hispania, dann hielt er allein die Zügel in der Hand. Brave Bürger wurden vertrieben, sakrales, privates und öffentliches Eigentum wurde durch Brandstiftung zerstört.


    Genau dies wäre der Zeitpunkt gewesen, um den Aufstand zu beenden und den Frieden wieder herzustellen,


    Aber nein........ dem Wahnsinn wurde kein Einhalt geboten


    Aus verblendeten Fanatismus heraus hat der Angeklagte das Spiel weitergetrieben und zu Vertreibung und Zerstörung kam Mord hinzu. Unschuldige Bürger, Aufständische und Prätorianer mussten ihr Leben lassen für die Ziele des verblendeten Angeklagten.


    Und anstatt sich seiner Veranwortung zu stellen, verhöhnt der Angeklagte auch noch die Rechtmässigkeit dieses Verfahrens.


    Mattiacus nahm ein Schriftstück von seinen Unterlagen heraus und verlass für das Protokol die eher trocken gehaltene Anklageposition:


    "In Anbetracht der Tatsache, dass der hier angeklagte Appius Helvetius Sulla geständig war und die Taten, die ihm in der Anklageschrift zulast gelegt wurden, bestätigt hat und keinerlei Reue noch Einsicht zeigte kann es nur eine Konsequenz geben. Der Angeklagte ist schuldig und verdient eine den Taten angemessene Bestrafung, deren Ermessen in der Weisheit des Gerichts liegt."

    Mattiacus seufzte. Diese Zeugenbefragung gestaltete sich wohl schwieriger als er gedacht hatte. Er versuchte aber ruhig zu bleiben.


    "Klar könnten wir alles in der Acta und Prozessakten nachlesen. Dies hier ist aber eine mündliche Verhandlung und etwas anderes als Aktennachlesen."


    Bei mündlichen Prozessen kam es darauf an, was vor Gericht gesagt wurde, damit es vom Gerichtsschreibern protokolliert werden konnte. "Non est in acta, non est in mundi" hatten ihm seine Lehrer immer gesagt. Deshalb musste Mattiacus versuchen, doch etwas aus Strabo herauszubekommen.


    "Heißt das, dass du nicht auf meine Fragen antworten willst?"

    Obwohl Sulla sich schon quasi selbst demontiert hatte, wollte Mattiacus dennoch einmal Strabo verhören.


    Einerseits wollte er klären, wie weit die beiden unter einer Decke steckten. Zum anderen wollte er nocheinmal in aller Deutlichkeit die Culpa des Angeklagten vor dem Gericht heraustellen.


    Die, in manchen Augen hehren Ziele, des Angeklagten waren aus strafrechtlicher Sicht alles andere als ehrbar. Und das wollte Mattiacus von Strabo nocheinmal bestätigt wissen, damit es auch alle sahen.


    Obwohl nämlich alle wussten, dass sowohl Strabo als auch Sulla schuldig waren und sie verurteilt werden würden, sollte dennoch der Prozess sauber ablaufen und nicht als ein abgekartetes Spiel darstehen.
    Denn Mattiacus wollte sich nicht dem Ruf ausgesetzt sehen, als Ankläger unsauber gearbeitet zu haben und quasi nur ein pro forma Ankläger zu sein. Das ging ihm schon gegen seine Ehre als advocatus und Iurist.



    Also wartete Mattiacus gespannt darauf, was Strabo so alles zu erzählen hatte.

    Mattiacus erklärte und es erinnerte ihn an wenig an seine Lehrer von den Schulen des Procolus und Sabinus.


    "Genau das ist die Frage: Warum hätte er das tun sollen. Hier geht es nämlich um die Schuld, die culpa, des Angeklagten. Die Culpa ist nach § 58 CodIur der zentrale Aspekt unseres Strafens. Und so wie es aussieht, hat der Angeklate dadurch, dass er nicht kapituliert hat und viele Menschen ihr Leben lassen mussten, sehr viel Schuld auf sich geladen."


    Mattiacus musste kurz lächeln.


    "Aber ich beginne zu dozieren, dass ist nicht der richtige Ort dafür und du als Zeuge sollst die Schuldfrage nicht entscheiden, dass können nur die Richter."


    Er wies mit der Hand zum Richterkollegium


    "Du kannst ihnen als Zeuge aber einen Hinweiß darauf geben."


    Er wandte sich dann wieder den Richtern zu.


    "Keine weiteren Fragen im Moment."

    Mattiacus war mit der Antwort nicht ganz zufrieden, wollte es jetzt aber darauf beruhen lassen.


    "Als du dich vor den Häschern der Aufständischen versteckt hattest, hast du da irgendetwas vom Kampf der Prätorianer mitbekommen ? Wenn ja, bist du der Meinung, dass Sulla, nachdem sich Strabo aus dem Staub gemacht hat, weiteres Blutvergießen hätte verhindert werden können?"