Beiträge von Rediviva Minervina

    Sie wandte ihr Gesicht wieder zu ihm, als er sich an ihre Seite begab und betrachtete ihn mit neutralem Gesichtsausdruck. Sie mochte sein Gesicht. Es wirkte aufrichtig und erfahren - und das war eher selten bei Männern seines Alters der Fall. Dass diesen beiden Eigenschaften auch noch Attraktivität beigemischt war, obwohl er ein wenig wilder wirkte, musste man nicht weiter betonen. Oder machte grade diese eher ungewöhnliche Auftretensart etwas Besonderes aus diesem Mann? Auf seine Worte reagierte sie mit einem sachten Lächeln. "Siehst weniger wie ein alter Fischer aus. Eher wie ein mutiger Held." stellte sie mit etwas aufgemunterter Stimme fest und beobachtete ihn um eine Reaktion festzustellen.


    Hernach folgte sie voll Erleichterung seiner Geste, die ihr warme Räumlichkeiten verhieß - hoffentlich. Sicher, noch genehmer wäre es natürlich wenn ihre Füßchen sie nicht allein tragen müssten sondern eine Sänfte es täte.. oder ein Mann.. Beinahe automatisch blickte sie aus den Augenwinkeln wieder zu ihrer Begleitung. Es störte sie dass er solch eine negative Auswirkung auf ihre Gedanken hatte, die sie nach einigem Üben eigentlich als gut kontrollierbar eingeschätzt hätte.

    Aus unerfindlichen Grund störte sie sich gar nicht weiter an seiner etwas eingehenderen Musterung. Nein, es gefiel ihr sogar irgendwie. Und auch in ihren Augen war zu lesen, dass sich ihre schlechte Stimmung zumindest um ein Mindestmaß verringerte. Aber sie nahm diesen tiefen Blick nicht nur entgegen, sondern erwiderte ihn auch. Musternd sandten ihre dunkelbraunen Augen einen freundlichen Blick in seine Richtung, auch wenn er noch durch Distanzierung gezeichnet war. Nur als er kurz mit seiner Hand über Misenum deutete, wandte sie ihr Gesicht ab und offenbarte ihm ihr zartes Profil. In ihren Gedanken suchte sie nach Artorius Corvinus und langsam wollten die Erinnerungen zurückkehren. Es war jener Tag, an welchem sie Belenor verloren hatte. Ihr Mundwinkel verzogen sich zu einem schwachen Lächeln.


    "Ja richtig, ich erinnere mich. Es war der Sommer voreineinhalb Jahren, kurz bevor ich nach Achaia aufbrach." bestätigte sie ihn und widmete sich wieder seinen Augen, die sie durch ihr Interesse irgendwie beruhigt hatten. "Eine Einladung steht noch aus, die du damals aussprachst." ergänzte sie ihrer beider Erinnerung mit einem nun mehr zu einem Schmunzeln erweiterten Lächeln. Während er allerdings das Thema wieder aufs Wetter zurücklenkte wandte sie sich abermals mit leicht zusammengekniffenen Augen der See zu, denn der Wind trieb die kleinen Tropfen schmerzhaft in ihr Gesicht.


    "Auf See kann ich mir angenehmeres vorstellen als einen Seegang der einen von den Beinen fegt und Regen der einen bis auf die Haut durchnässt und selbst in unseren warmen Regionen eine Gänsehaut verursacht. Aber sicherlich, die Geschmäcker sind verschieden." kam es über ihre weichen Lippen. Auch ihr Bauch begann sich während ihrer Übertreibungen ein wenig zu entspannen. Der einstmalige Ärger verflog allmählich und wich einer reinen Misslaune, die sich aber ebenfalls noch in Maßen hielt.

    Seine Blicke nahm sie weniger erfreut zur Kenntnis. Gut, es mochte recht reizvoll sein seine Blicke auf sich zu ziehen, aber besser in einer anderen Situation. Hier und jetzt war ihr kalt, war sie wütend, durchnässt, gereizt.. Sie straffte ihre Schultern ein wenig und betonte durch die geradere Haltung ihre recht gut gebauten Kurven noch ein wenig stärker. Eigentlich beabsichtigte sie eine etwas respektheischendere Haltung um weniger leidend auszusehen, doch in diesem Moment beachtete sie die nasse Tunika nicht weiter, die sie umschmeichelte. "Vielen Dank. Das Wetter scheint es weniger freundlich mit uns zu meinen." umging sie seine Anspielung auf potentielle Feuchtigkeit. Sie hatte einen Verdacht, dass seine Worte sich nicht nur auf den Regen bezogen, aber sie konnte sich nicht vorstellen dass ein Fremder so mit ihr sprechen würde. So schämte sie sich eher ihrer Gedanken und verbannte den Verdacht rasch wieder aus ihrem Kopf.


    "Minervina, Tochter des Tiberius Maximus." stellte sie sich ihm vor, während sie ihn eingehend musterte. Er sah recht.. wild aus, was ihre Vorstellung anbelangte. Und ihr fiel auf, dass er auch deutlich älter war als sie. Und doch hatte er etwas anziehendes an sich, was wohl manche Frauen auch zum Ausziehen bewog. Solcher Dinge wurde sie sich noch nicht lange bewusst, aber schon seit sie dies tat hatte sie auch hervorragend Enthaltsamkeit gelernt und ließ sich durch ihre Blicke nicht im geringsten anmerken, was sie dachte. "Irgendwoher kenne ich dich..." stellte sie langsam fest. Sie wurde dieses Gefühl einfach nicht los. Aber woher sollte sie ihn kennen? Sie war noch nie in ihrem Leben in Misenum gewesen...

    Schon nachdem sie den Steg verlassen hatte und sich auf festem Steinboden Misenums befand, blieb sie kurz stehen. Einerseits war sie erleichtert. Der Unwürde eines weiteren Schwächeanfalls ihres Magens hatte sie sich nun gewiss entzogen. Ihr Haar, durch den Regen ganz kraus, hing auch nicht besonders gepflegt ihr zartes Gesicht herab. Den schweren, vollgesogenen Umhang warf sie missmutig einer Sklavin zu. Unter diesem trug sie nun eine weiße Tunika und eine rote Palla, die sie sich erst einmal wieder richtete. Es wurde Zeit dass sie ins Warme kam. Nur wohin? Für eine Frau ihren Standes kam ein normales Wirtshaus auf keinen Fall in Frage. Zu zwielichtig, zu schäbig, zu undamenhaft. Ihr Blick huschte durch die Bedienstetenschar und verhieß zu deutlich, dass sie Ärger suchte. "Steh gerade!" fuhr sie auch sogleich ihr erstes Opfer, eine neue Errungenschaft an. Kurz darauf fuhr ihre Handoberfläche an die Stirn und ihrer Brust entrang sich ein tiefes Seufzen.


    Nachdem sie sich ungefähr 5 Augenblicke lang selbst bemitleidet hatte, fasste sie wieder neuen Mut und sah sich um. Da erblickte sie ein Gesicht. Eines der wenigen Gesichter, die sie in der näheren Umgebung überhaupt sah. Wer war auch so blöd und hielt sich bei solchem Schweinewetter auch schon draußen auf? Sie betrachtete den Mann ein wenig länger. Er schien auch nicht sonderlich fröhlich zu sein, wie sie es auf die Entfernung ausmachen konnte. Einige kurze Momente des Überlegens und sie machte sich auf. Ihre Tunika raffend steuerte sie in Richtung Misenum. Und umso näher sie dem Manne war, wenn sie ihn betrachtete, umso bekannter ward er ihr. Als sie näher gekommen war, strich sie sich ihr Haar aus dem Gesicht und blickte ihn direkt an. In ihrem Kopf arbeitete es, während sie auf eine Begrüßung wartete.

    Als Mädchen war sie losgezogen und als junge Dame kehrte sie also nun heute zurück. Minervina hielt sich an der Oberfläche des Schiffes auf. Ungefähr 18 Monate hatte sie in Achaia zugebracht und sich einiger Studien gewidmet. Sie hatte viele patrizische Gepflogenheiten nachzuholen, seit sie aus den plebeischen 'Fängen' ihrer Mutter entfliehen konnte. Sie lebte deutlich lieber in ihrer väterlichen Familie, der gens Tiberia. Und sie wusste ganz genau, dass sie dort eher hingehörte als unter Plebeier. Die schönen Seiten des Lebens boten deutlich mehr Reize als die Bescheidenheiten des einfachen Volkes.


    Und der heutige Tag bot ebenfalls keinen Luxus. Sie hatte sich in ihren warmen Umhang eingekuschelt, der keine richtige Form besaß. Er war edel verziert aber wie sie ihn trug, war ihr gleich, solange er diese elendige Kälte abhielt. Den letzten und auch den heutigen Tag hatte es ununterbrochen genieselt. Der gestrige sanfte Wind war zu einem mittleren Sturm herangewachsen und durchnässte sie bis auf die Knochen. Die kleinen Regentropfen stachen in ihren Augen und unwürdigerweise hatte sie sich am frühen Morgen bereits über der Reelng übergeben müssen. Kein sehr würdiges Opfer an Neptun.


    Im Moment lehnte sie sich mit schwachen Beinen an die hölzerne Wand irgendeiner Unterkunft um zur Ruhe zu kommen. Noch immer rumorte ihr Magen, ihr Gesicht war aschfahl und ihre Laune auf dem absoluten Tiefpunkt. Dabei konnte sie es sich kaum vorstellen, dass ihre Laune noch niedriger als die Temperaturen sein könnte. "Verdammt!" rief sie undamenhaft und funkelte irgendeinen der Matrosen zornig an, der an ihr vorüberschlenderte. Wenigstens für einen Wutausbruch reichte ihr inneres, fast erlischendes Feuer noch. Sie würden in Misenum anlegen. Sie war dagegen gewesen, doch nun erwartete sie nur noch sehnsuchtsvoll den Moment in welchem sie endlich anlegten. Die Freude auf festen Boden war unermesslich größer geworden, als jene ihre Familie wieder zu sehen. Shlaff wandte sie sich dem Bug zu und ihr Herz machte - samt Magen, dank einer weiteren kleinen Welle - einen großen Hüpfer, denn dort lag die Hafenstadt.
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    Mit ihrer kleinen Sklavenschar verließ sie schwankend das Schiff. Sie konnte sich kaum mehr auf den Beinen halten. Das erleichterte Aufatmen der Seeleute, diese unfreundliche Person loszusein, registrierte sie gar nicht. Jetzt wäre ihr ihre Pietas auch herzlich egal. Beinahe hätte sie wieder würden müssen. Ihre Wangen waren gerötet und ihr Gesicht weiterhin leichenblass. Ihre Augen matt, sie zeigten deutlich ihre schlechte Laune an. Wie sollte sie nun nach Hause kommen? Sie wollte in keiner rumpeligen Kutsche nach Hause, sie wollte eine Sänfte. Eine Sänfte mit Sklaven, die genau wussten wie man sie möglichst schaukelfrei trug. Aber nichts dergleichen war hier. Wie sehr die Sklaven während eines solchen Transportes gelitten hätten, wäre ihr nun auch egal.

    Nachdem ich nun viel Zeit zur Ruhe ohne jedes größere Rollenspiel hatte, möchte ich darum bitten Minervina wieder ins Spiel zu lassen :) Ich hab meine Lösung für eine etwas intelligentere Zeitaufteilung gefunden, Prioritäten gesetzt and so on: Einfach mal das Internet auslassen wenns zuviel zu tun gibt. :D


    Danke im Voraus :)

    Eines völlig anderen Tages räumte die junge Rediviva ihre Kleider abermals in eine Kiste. Diesmal allerdings nicht sämtliche, denn sie hatte vor, zurückzukehren - wenn es auch ein, zwei oder auch drei Jahre dauern mochte. Ihr Ziel war Achaia. Dort wollte sie ihre Bildung fördern und den eigenen Horizont erweitern. Sie hatte während ihrer Lehrzeit im Cultus Deorum bemerkt, dass ihr noch einige Kenntnisse fehlen und diese gedachte sie, mit dem Segen ihrer Familie, in der Provinz der Gelehrten zu sammeln. Sie ahnte nicht, dass ihre Mutter am vorigen Tage bereits aufgebrochen war und sie sollte davon auch nichts erfahren. Der Brief an sie würde sie zu spät erreichen.


    Zur Begleitung würde sie zwei, drei Sklavinnen mitnehmen. Lana vor Allem, falls diese sie begleiten wollte. Minervina ging davon aus. Warum sollte sie hier bleiben? Noch einmal warf sie einen Blick aus dem Fenster. Marcus. Es war besser, wenn sie sich nicht sahen. Es würde ihrer Abstammung wiedersprechen und gewiss auch Vitamalacus' Zorn erregen. Er hatte von dem Brief gehört, der sie so in Aufregung versetzt hatte. Und doch... Sie mochte Marcus. Und auch wenn ihr Verstand gegen ihn sprach, so sehnte sich ihr Herz nach seiner Nähe. Und ihr Herz wusste, eines Tages würden sie sich wiedersehen. Und damit ging sie nach unten um sich von ihrer Familie zu verabschieden.

    Schlicht und ergreifend ein großes LARP Event. Ich erklärs mal knapp und leicht: Du spielst dort in einer Fantasywelt, aber nicht mit einem virtuellen Charakter, sondern einen Charakter den DU darstellst. Meinetwegen voll gerüstet tobst du mit einem Schwert durch die Gegend - ganz wie du magst ^^


    Sehr plump erklärt aber ich schätze/hoffe verständlich?

    So, hier Mal eine kleine Welle von Abmeldungen ;)


    Ich hab meine Entscheidung länger überdacht und da mich derzeit totale Zeitnot und Lustlosigkeit überkommen hat, möchte ich den Posten meiner Haupt - ID Rediviva Helena freimachen und diese ID auf in Exilium stellen lassen. Ich werd wohl längerfristig abwesend sein, aber nicht gleich alles stehen und liegen lassen :) So blockier ich den Pontifex nicht sinnlos. Ich würds wünschenswert finden, aber noch mit dem Ausstellen von ihr und auch dieser ID bis gegen Mitternacht zu warten, da ich noch einen kleinen Sim-On Post machen möchte, der das alles ein wenig erklärt.


    Minervina wird auf Bildungsreise nach Achaia gehen, Helena hingegen sich ihren Ängsten stellen und nach Germanien 'flüchten'. Wenn ich wieder einsteige, dann wohl auch zeitweilig in Germanien.


    Meine Dritt-ID die ich an dieser Stelle nicht nennen möchte, soll erst einmal weiterlaufen. Hier lass ich die Zeit entscheiden ob sie bleibt oder nicht. An ihr hängt ja zum Glück nur wenig Rollenspiel und Verantwortung :)


    Also kurz gefasst: Helena und Minervina gegen Mitternacht oder auch später auf In Exilium, will nicht ganz loslassen :)


    Vielen Dank und viel Spaß weiterhin!

    Minervina hatte soeben einige Zeilen geschrieben und sich dann zu ein wenig frischer Luft entschieden. Aus diesem Grund hatte sie also das Perystilium aufgesucht. Sie hätte nicht erwarten hier noch jemanden anzutreffen, doch kaum dass sie ein paar Schritte gegangen war, fiel ihr eine schlanke Gestalt auf, die sich dort aus dem Boden erstreckte. Trotz recht langer Anwesenheit in diesem Hause kannte sie noch immer die wenigsten Familienmitglieder und so war es auch in diesem Falle.


    "Salve?!" fragte sie unsicher in die Stille die lediglich vom Vogelgezwitscher unterbrochen wurde, um die Frau nicht zu erschrecken die dort stand. es war ein warmer Tag und doch war er endlich einmal auch von einem angenehmen Wind durchzogen was die Wärme wiederum einigermaßen erträglich gestaltete. Sie war schön, stellte Minervina fest und ein leichtes Lächeln zog sich über ihre Lippen. "Ich bin Minervina - und du?"


    Da kam dann nach kurzer Zeit des stillen Ausharrens einer Reaktion ein Sklave heran. Auch ihn kannte Minervina nicht und er schien sie aus dem Winkel in dem sie zueinander standen auch noch nicht bemerkt zu haben. "Salve!" grüßte sie auch ihn freundlich aber deutlich distanzierte als Calvina. Zugleich wurde sie sich ihrer Stimme bewusst, die doch recht leise klang.

    Über die richtungweisende Frage sehr erleichtert erwiderte sie mit freundlicher Stimme: "Nunja ich habe hier einen Brief der zu meinem Cousin in Germanien gehen soll. Ich muss gestehen, dass ich den genaueren Ablauf allerdings noch nicht kenne." Sacht trat sie ein paar Schritte näher.

    Mit aufrechter Haltung und leichtem Schritt trat Minervina herein. Es war das erste Mal, dass sie hier war und sie kannte den Ablauf nicht. Sie wusste nur etwas von Wertkarte abbuchen und Brief hinreichen. "Salve." fragte sie miehr, als dass sie es ausrief und sah den Praefectus, für den sie den Mann zumindest hielt, unsicher an.

    Es war gegen Mittag als Minervina in ihrem Zimmer saß und vor sich einen Brief liegen hatte. Sie erhielt von ihrem Onkel aus dem mütterlichen Zweig und er besagte, dass sie noch einen Cousin haben sollte. Ansonsten stand der übliche Standard darinnen, der zwischen Verwandten nun einmal ausgetauscht wurde. Romanus an sich interesserte sie nicht sonderlich - aber ein Cousin? Er sollte vor kurzem aufgetaucht sein und nun in Germanien verweilen um dort zu dienen. Also war er schon einmal kein bequemer Mensch, sondern jemand, der sich Forderungen stellte und dem Imperium Ehre machen wollte. Wie alt mochte er sein?


    Sie interessierte sich für den Menschen der dort in Germanien saß und jetzt vermutlich auf dem Exerzierplatz stand um Weisungen entgegen zu nehmem. Publius Redivivus Maxentius. Sie entschloss sich dazu, ihm einen Brief zukommen zu lassen. Militär, Unbekannt und etwa gleichalt - das waren drei Dinge die sehr für ihn sprachen. Der Rest würde sich durch geschriebene Zeilen klären - wenn er ihr denn antworten würde.


    An: Publius Redivivus Maxentius, Germanien, Castellum der Legio II Germanica bei Mogontiacum


    Salve Maxentius!
    Da wir uns nicht kennen belasse ich es bei einer förmlicheren Anrede. Ich bin deine Cousine, die dich genauso wenig kennt wie du vermutlich sie. Ich habe einen Brief von deinem Vater erhalten in welchem er mir von dir erzählte berichtete. Ich weiß gar nicht, wie ehrlich ich zu dir sein kann. Ich weiß gar nichts von dir. Ob ich dir von meinem Stand in unserer Familie berichten kann? Oder ob es dir überhaupt passt wenn ich viel über mich schreibe? Naja, auf jeden Fall sollte ich es einmal versuchen.
    Ich wohne in Rom. Ich fange einmal mit Fakten an, ehe ich vermutlich ohnehin abschweifen werde. Mein Vater war Tiberius Maximus und meine Mutter die Rediviva Helena, durch die ich letztlich auch diesen Namen angenommen habe. Eigentlich sollte ich Tiberia heißen. Geboren wurde ich in Hispania und eine Zeit lang lebte ich auch dort bei Onkel Romanus. Dann hat es mich aber in meine eigentliche Familie - und dies ist ein Punkt an dem du schweigen musst - zurück verschlagen. Ich glaube es könnte sehr verletzend sein, wenn ich sage, dass ich mich nie richtig bei Romanus einleben konnte. Meine Familie ist einfach hier, bei den Verwandten meines Vaters. Ich hoffe ich trete auch dir damit nicht zu Nahe. Aber genug davon. Derzeit zähle ich sechzehn Jahre und bald rückt mein siebzehntes heran.
    Und wieder muss ich anmerken, dass ich mich hilflos fühle. Ich kenne die Grenze nicht, an der ich dich vielleicht mit meinen Erzählungen störe. Aber ich hoffe einfach, dass du vielleicht auch Interesse an mir hast - so wie ich an dir. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir uns vielleicht sogar einmal in der näheren Zukunft begegnen können. Bekommt man im Castellum auch auf Wunsch frei oder liegt es nicht an dir, dies zu entscheiden? Ich wollte ohnehin einmal nach Germanien und ich bin mir sicher, Onkel Vitamalacus (ich lebe bei ihm) würde es mir gestatten. Schließlich verlor mein Vater dort in einer Schlacht ehrbar sein Leben. Ich bin stolz auf ihn. Er war sich nicht zu schade bei den Legionären zu stehen - er war ein echter Soldat.
    Du bist in der Legio II, nicht wahr? Wie geht es dir dort? Wie geht es dir überhaupt? Ich würde mich sehr freuen, wenn ich eine Antwort von dir erhalten würde. Vielleicht sogar in der näheren Zukunft. Ich hoffe du verstehst meine Neugier, doch, verzeih, in der Rediviva ist körperlicher Einsatz eher selten wie mir scheint.
    Liebe Grüße,
    deine Cousine Minervina


    P.S. Hier noch meine Anschrift:
    Rediviva Minervina in der Villa Tiberia zu Roma in der Provincia Italia


    Als sie geendet hatte überflog sie das Pergament noch einmal rasch, um sich dann auf den Weg zum Praefectus Vehiculorum zu machen.