"Ich schätze, die Begeisterung meiner Tante würde sich in großen Schranken halten, wenn sie davon erführe, dass ich mich an einem Gladius versuche - und sei es nur aus Holz." meinte sie lachend. Sie versuchte sich auszumalen, wie Claudias Reaktion wohl aussehen mochte, aber es darauf ankommen lassen sollte sie wohl besser nicht. „Aber ich würde es gern üben. Es muss nicht einmal unbedingt der Kampf mit einem Schwerte sein. Viel realistischer wären für meine Größe und Körperkraft wohl der behände Umgang mit einem Dolch.“ Sie strich sich in einer raschen Geste ihr Haar hinters Ohr, wie sie es schon so viele Jahre tat.
„Aber vielen Dank für das Angebot als auch die Geheimhaltung.“ zwinkerte sie. Langsam führte sie den Kelch wieder an ihren Mund und trank einige Schluck’ des Wassers. Mit den Augen beobachtete sie dennoch weiterhin ihren Gastgeber. Ihr gefielen seine Augen, sie sahen so munter und freundlich drein. „Ein Holzgladius ist sicherlich auch um einiges leichter als jenes, mit dem du deine Streife machst, nicht wahr?“ fragte sie interessiert. Eine Antwort musste man auf eine solche Frage eigentlich nicht erwarten, weshalb sie auch gleich fort fuhr. „Ich wüsste also nicht einmal, ob ich mit einer schweren Waffe überhaupt umgehen könnte.“ stellte sie schlicht fest.
Während er sie ansah, spürte sie für einen kurzen Augenblick einen etwas beschleunigten Herzschlag, während ihre Lippen ein unsicheres, aber warmes Lächeln zeigten. Ihre Augen funkelten leicht und der Kelch in ihrer Hand schwankte in leichten Bewegungen, weshalb die Flüssigkeit in ihm leichte Bahnen zog. „Ein abschreckendes Ereignis?“ fragte sie dann allerdings überrascht und sah ihn ein wenig perplex an. Diese Neuigkeit wollte nicht so recht zu ihrem Herzschlag und zu ihren Worten passen. Sie ging ihm gar auf den Leim und ihre Miene spannte sich in der Tat ein wenig an, als er mit seiner Erzählung begann. Und bis er den Eierdieb erwähnte, entspannte sich ihre Miene auch nicht. Dann allerdings gluckste sie leise und presste die Lippen angestrengt aufeinander, um nicht plötzlich laut loszulachen.
Er erzählte wirklich gut und das sich steigernde Vergnügen zeichnete sich in ihrem Gesicht deutlich ab. „Welch Heldentat!“ hauchte sie gespielt, als er geendet hatte und nahm einen weiteren Zug. Belustigt fuhr sie fort: „Und das Wagnis bist du eingegangen, wo doch dieses Risiko bestand, dass du deine schöne Rüstung mit dem Ei besudelst!“ Sie klang ehrlich beeindruckt und lachte anschließend. Sie konnte es sich zu gut vorstellen, wie er auf den Märkten einem Eierdieb nachstellte. Ob die Geschichte der Wahrheit entsprach? Oder war sie lediglich zu ihrer Erheiterung ersonnen?
„Ein Eierdieb.“ Echote sie abermals und mit Ehrfurcht auf dem Gesicht, welches sich zunehmend zu einem spitzbübischen Lächeln verzog. „Nun frage ich mich, ob die Verschandelung deiner Rüstung oder der Diebstahl die unverzeihlichere Tat war. Was hast du mit dem Missetäter gemacht, nachdem du ihn gefangen hast?“