Beiträge von Rediviva Minervina

    "Weise Worte." meinte sie mit ernster Stimme, doch ihre Augen schimmerten verdächtig. Er schien sie durchschaut zu haben. Hatte sie so offensichtlich von ihrem Vater und ihrem Wunsch, ihn glücklich zu machen, erzählt? Waren ihre Züge so leicht zu durchschauen? Auffälligerweise hatte sie ihren Blick nun in eine gänzlich andere Richtung gewendet und versuchte, um ihre Fassung zu kämpfen. Tränen, so hatte Claudia ihr beigebracht, waren in Gegenwart anderer Leute katastrophal. Und so unterdrückte Minervina den Drang, zu weinen. Stattdessen wandte sie sich wieder zu ihm um. Hätte er nun kein neues Thema gewählt, wäre sie tapfer auf seine Worte eingegangen - wie es sich für patrizisches Blut gehörte.


    "Gegen Abenddämmerung pflegt sie zurückzukehren. Es wird heut gewiss auch nicht anders sein. Also werden wir noch eine beträchtliche Zeit zu warten haben. Wenn du möchtest, können wir also noch ein wenig über das Gut spazieren." bot sie freundlicher Stimme an, doch ihr Gesicht wirkte noch immer wie versteinert.

    Sie blickte ihn mit leichter Verwirrung an. Der pötzliche Themenwechsel löste dies aus, was sich auch deutlich in íhrem Gesicht abzeichnete. "Nein, aber muss ich ihn kennen oder ist es nicht sträflich, dass mir sein Name nichts sagt?" Sie führte sacht wieder den Becher an ihren Mund um ein paar Schluck hiervon zu kosten. Daidalos.. Vorsichtshalber prägte sie sich wenigstens den Namen schon einmal ein, denn vielleicht konnte das folgende Wissen nützlich sein. Interessiert wartete sie auf eine Erklärung seinerseits.

    Für gewöhnlich hätte sie bei seinen Worten gelacht, doch nun ließ sie sich lediglich zu einem schmalen Lächeln hinreißen. Allerdings wagte sie es wieder, ihn direkt anzusehen und erklärte ihm ihren Standpunkt. "Ich bin in den Dienst der Minerva getreten, weil sie die Schutzpatronin meines Vaters ist. Ich möchte ihn damit mit Stolz erfüllen. Zudem ist meine Mutter Pontifex in Hispania und meine Tante im hiesigen Collegium Pontificium, weshalb mir auch keine große Wahl geblieben wäre." An ihrer Miene allerdings erkannte man, dass sie sicherlich eine Wahl gehabt hätte und sie nur erläutern wollte, in welchen Verhältnissen sie aufgewachsen war.


    Dann sah sie wieder auf die kleinen Hügel und ließ ihren Becher hin- und herschwanken, während in ihm der Wein seine kleinen Kreise beschrieb. Die Sonne schien ihr beinahe direkt ins Gesicht und sie genoss diesen Schimmer. Sie verengte ihre Augen leicht und wandte ihren Blick in Richtung der großen hellen Scheibe. "Die Wege der Götter sind unergründlich." brach sie dann das eingetretene Schweigen und lächelte wieder etwas wärmer als zuvor.

    Ihr Herz krampfte sich zusammen. Das Thema 'Tod' war ein leidliches Thema und bisher hatte sie nicht ruhig damit umgehen können - auch wenn es zum Alltag eines jeden Menschen gehörte. Schon zwei Menschen ihrer nächsten Verwandtschaft waren gestorben. Ihr Vater, Publius Tiberius Maximus und ihr Bruder, der den gleichen Namen getragen hätte, wäre er nicht in die Matinia adoptiert worden. Nun senkte sie ihren Blick auf ihre Hand, die unter dem enormen Druck schon zitterte. Doch sie fühlte den Schmerz kaum, es war als gehörte die Hand nicht zu ihrem Körper.


    "Ich auch. Ich bin auch im Cultus Deorum tätig." erklärte sie mit einem gekünstelten Lächeln und wandte ihren Blick wieder in seine Richtung - doch nicht in seine Augen. Sie blickte ganz knapp an ihnen vorbei und fixierte einen Punkt, der irgendwo im Garten zu liegen schien. Dann sah sie auf den Tisch um ihrerseits den Becher zu ergreifen und in diesen Wein einzuschenken. Sie führte ihn an die Lippen und hatte sich damit eine weitere Brücke geschaffen, damit sie schweigen konnte. "Warum bist du nicht im Cultus Deorum?" fragte sie, doch ihre Worte klangen irgendwie hohl.

    Dieses Mal trat bei seinen Worten kein Lächeln auf ihre Lippen, wie es ansonsten der Fall gewesen war. Zwar hatte sie seinen Worten aufmerksam gelauscht und sie auch aufgenommen, doch sie waren zu zwiespältig für sie, als dass sie lachen könnte. Es mochte schon fast krankhaft sein, aber ihre Stimmung schlug jedes Mal um, wenn sie an ihren eigenen Vater erinnert wurde. Der einzige Mensch, den sie jemals wirklich geliebt und auch verehrt hatte. Sie fühlte sich beinahe wie eine Witwe und wünschte sich sehr, dass ihre Mutter dies täte. Doch nein, natürlich nicht.


    Die Hand auf ihrem Bauch ballte sich zu einer Faust, wobei ihre Knochen schon weiß hervortraten. Ansonsten war ihrer Mimik nichts anzusehen, nichts deutete auf ihre Gefühle hin. "Was ist dein Vater für ein Mensch? Du liebst ihn sehr, nicht?" fragte sie mit ruhiger Stimme die ihre Anspannung grotesk erscheinen ließ.

    "Ja, Kreta kenne ich, namentlich." bestätigte sie mit einem leichten, zusätzlichen Nicken und sah kurz die Sklavin an, die gewünschtes auf den Tisch stellte. Dann blickte sie wieder zu Sthenelos. Sie musterte ihn das erste Mal ein wenig eingehender, musste sich alsbald aber wieder auf seine Worte konzentrieren. "Phaistos kenne ich allerdings gar nicht." meinte sie mit leichtem Bedauern in der Stimme, während sie den Blick wieder auf die Landschaft zu ihrer Linken richtete. Es brauchte eine kurze Weile, bis sie antwortete.


    "Wenn du möchtest, kann ich dir Geld für deine Post zur Verfügung stellen. Der Cursus Publicus ist sehr zuverlässig. Oder du gibst sie einem Händler mit, der ohnehin dieses Ziel verfolgt. Was wirst du deinem Vater schreiben?" Noch immmer sah sie nicht zu ihm. Ihre Gedanken waren zur anderen Hälfte bei ihrem eigenen Vater, der sein Leben in Germanien lassen musste. Was würde sie ihm schreiben? Vermutlich, dass sie ihn schrecklich vermisste...

    Minervina lächelte. Sie hatte mit dem Schiff nur eine Woche, vielleicht auch etwas länger bis nach Ostia gebraucht. Von dort aus war es nicht einmal ein Tag gewesen, den sie bis hierher gebraucht hatte. Kurz schwanden auch ihre Gedanken wieder zurück in die Heimat. Nun, da sie ihre Mutter nicht mehr jeden Tag sah, begann sie diese zu vermissen. Damals hatte sie es kaum erwarten können, sie zu verlassen. Und nun würde sie so vieles geben, sie endlich wiedersehen zu dürfen. Sie machte sich Sorgen und ihr war klar, dass diese Sorgen durchaus berechtigt waren. Helena hatte keinen starken Charakter, was auch immer die Tatsache gewesen war, die sie an der Mutter nicht leiden konnte.


    "Ich kenne Achaia nicht sonderlich gut, aber von wo genau kommst du denn?" fragte sie, um ihm ein wenig entgegen zu kommen. Er vermisste seine Heimat gewiss und vielleicht würde es ihm helfen, wenn er seine Erinnerungen teilen konnte.

    Sie nickte der Sklavin zu, die ihnen wie selbstverständlich vom Eingang her gefolgt war. "Also eine Karaffe mit Wein und eine mit Wasser!" erklärte sie dieser. Dass zwei Becher mitgeliefert würden, war wohl selbstverständlich auch für die Sklavin offensichtlich. Sie blickte wieder zu ihrem Gast und folgte dann seinem Blick. "Es ist herrlich hier, nicht wahr?" fragte sie, um das Schweigen zu durchbrechen. Minervina selbst saß gern hier, beobachtete die Landarbeiter und ohnehin gern die Umgebung, die niemals völlig still stand.

    Sie wandte sich um und machte einen Win mit der Hand, dass er ihr doch ruhig folgen sollte. Es waren nicht viele Schritte, denn als sie an der porta der Villa angekommen waren, bog sie rechts ab und auf eine kleine Terasse, von der aus man einen schönen Ausblick auf den seichten Hang hatte, an welchem Haine standen. Hier standen einige Korbsessel um einen runden Tisch. Dise kleine Sitzgruppe steuerte Minervina an und setzte sich sogleich. "Ich nehme an, du möchtest Wein? Oder ist dir frischer Saft lieber? Wasser?"

    Sie lächelte bei seinen Worten und betrachtete das große Gebäude ebenfalls. Sie wandte sich an eine Sklavin: "Bring doch bitte meine Palla in mein Zimmer. Ich schätze, ich werde sie hier nicht brauchen." Jene reagierte augenblicklich und nahm das Kleidungsstück von Minervinas Schultern. Seltsam, dachte sich die junge Herrin, dass sie nicht einmal den Namen der Sklavin kannte. Aber sie war noch nicht lang hier, was dies rechtfertigen mochte. Dann wandte sie sich wieder zu Sthenelos.


    "Du bist auch seit kurzem in Rom, stimmts? Aber wie unhöflich von mir. Ich nehme an, du möchtest vor unserem Spaziergang noch etwas trinken, oder?" fiel sie sogleich in das Muster einer guten Gastgeberin.

    Sie hatten während des Weges von Rom hier hinaus nicht viel gesprochen. Aber bei der Kutschfahrt gab es auch nicht viel zu erzählen, denn sie war nicht lang. Während dieser hatte Minervina sich viel mehr darauf konzentrieren müssen, bei dem Geholper nicht laut aufzustöhnen. Als ihr endlich aus der Kutsche geholfen wurde, strahlte sie den Sklaven beinahe an. Es waren schon etliche Tage vergangen, an denen es nach Rom und wieder zurück ging - und seitdem hatte sie sich nicht daran gewöhnen können. "Nun, da sind wir." wandte sie sich an Sthenelos, wobei sie auf das recht prächtige Gebäude deutete. Die Tiberia war schon immer reich gewesen und entsprechend gepflegt waren Villa Rustica und Umgebung.

    "Wir müssen zuerst zu meiner Sänfte. Diese wiederum wird uns zum Rande der Stadt tragen, von wo aus es dann weiter zu einem Wagen geht, der uns zum Landsitz weiter trägt. Es ist ein kleines Stück, aber ich glaube, wir wollten ohnehin baldigst in die Stadtvilla ziehen." erklärte sie, versuchend, ihn bezüglich des weiten Weges etwas aufzumuntern. Damit begann sie sich in Richtung der Seitenstraße zu bewegen, immer darauf bedacht, dass Sthenelos mit ihr Schritt halten konnte.

    "Einen Bogen wirst du hier auch nicht brauchen." lächelte sie und kontrollierte noch einmal mit einem prüfenden Blick, ob ihre Kleider anständig saßen. Wer sie länger kannte, wer sie noch or ihrer Zeit in Rom gesehen hatte, konnte erkennen wie sie aufblühte. In Tarraco hatte sie stets ernst dreingeschaut, doch damals hatte sie auch nicht viel gehabt, an dem sie festhalten konnte. Damals kannte sie das Wort 'Glück' nicht. Mit dem Tod ihres Vaters war es wie ausgehaucht - und ihr Vater war schon gestorben, ehe sie im heiratsfährigen Alter war. Nun war sie eine Frau und langsam kroch die Wärme wieder in ihren Leib.


    "Wir könnten, sofern du dies möchtest, zum Landsitz meiner Tante fahren und dort ein wenig auf dem Land spazieren gehen, während der Abend näher rückt. Dann haben wir die Zeit vernünftig verbracht. Und wir hätten die Möglichkeit uns kennenzulernen." sagte sie, sich deutlich in Enthusiasmus redend.

    Während Gabor und Sthenelos sich verabredeten, schwieg die junge Frau sich aus. Mit einem sachten Lächeln lauschte sie den Worten beider Männer und verabschiedete Gabor letztlich freundlich. Bislang hatte sie herausragende Erfahrungen mit den Cohortes Urbanae machen können und das sorgte dafür, dass sie Roma deutlich lieber mochte als Tarraco. Während sie Gabor hinterhersah, wurde ihr Blick wieder glasig, da dieser sich wieder ins Innere richtete - wie er es so häufig bei Minervina tat. Sie konnte kaum glauben, dass sie sich freiwillig zu Unterricht hinreißen ließ. Und mit diesem Gedanken befasste sie sich nun näher, als sie sich ermahnte, dass sie nicht allein war.


    Mit einem entschuldigenden Lächeln wandte sie sich wieder an den Griechen. "Nun, möchtest du noch etwas machen? Oder sollen wir uns schon auf den Weg zum Landgut machen? Da ist lediglich der kleine Haken, dass meine Tante noch nicht dort ist. Sie wird noch ihren priesterlichen Pflichten nachkommen." erklärte sie mit sanfter Stimme.

    "Ich würde schlicht und ergreifend vorschlagen, dass du mich nachher einfach zum Sitz meiner Tante begleitest und wir das dann zu Dritt beim Abendessen besprechen, was meinst du?" schlug sie ihm mit einem freundlichen Zwinkern zu. Dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit kurz wieder der Palla zu. Dieser Stoff war beinahe zu gut verarbeitet, denn ständig schien er von ihrem Arm rutschen zu wollen. Kurz zupfte sie den Mantel wieder in die richtige Lage und wandte sich dann wieder ihrem Gesprächspartner zu.


    "Du musst wissen, ich stamme aus der gens Tiberia und aus diesem Grund glaube ich durchaus, dass ihnen diese Investition recht ist!" Um ihre Lippen spielte noch immer ihr freundliches Lachen und auch in ihren Augen war nichts anderes zu lesen. Kurz blinzelte sie zum Himmel um den Stand der Sonne zu überprüfen. Noch blieb Zeit, ehe sie sich zur Sänfte begeben sollte.


    Sim-Off:

    Nach dem nächsten Post von Sthenelos sollte sich Gabor ruhig wieder mit einmischen :)

    Als er sie so verdutzt ansah, verzogen sich ihre Mundwinkel und ein weniger heiteres, als gutmütiges Grinsen zeichnete sich dort ab. Er schien sich sehr zu freuen. Dabei hatte sie es erstmals noch spaßig gemeint, denn schließlich hatte Tante Claudia hier das letzte Wort. Sicherlich würde sie nichts dagegen haben, wenn Minervina noch ein wenig für ihre Bildung tat, doch zahlen müsste letztlich Claudia - zumal sie ohnehin das letzte Wort hatte, wer sie letztlich unterrichten würde. "Nunja, ich bin erst kurze Zeit in Roma und ein Lehrer würde sich in der Tat anbieten..." wiederholte sie sich etwas unsicher, lächelte aber weiterhin breit.


    "Sicherlich muss meine Familie da natürlich das letzte Wort haben. Ich bin vor wenigen Wochen in Rom angekommen und ganz abgeschlossen ist meine Ausbildung noch nicht. Ich schätze, dass man dir, trotz deines jungen Alters, die Möglichkeit lassen könnte." formte sie ihre Gedanken zu Worten.

    Sim-Off:

    Gabörchen? Wir machen kurz weiter, da du hier eh nicht viel schreiben kannst :)


    Auch ihr Schmunzeln blieb aufrecht, während sie ihn ansah. Sie griff nach einer Strähne, die in ihrem Gesicht hang und hing sich diese zurück hinter ihr Ohr - eine Geste, die sie schon ewig vollführte. Sie mochte es nicht, wenn ihr Haar in ihrem Gesicht kribbelte. Aufmerksam lauschte sie seinen Worten, während ihre Hände etwas an der Tunika arbeiteten, damit die Fältchen wieder etwas besser saßen. Die blaugefärbte Palla indes nahm sie ab und legte sie sich auf den Schoß. Durch den Stoff, der damit ausblieb, wurde erst richtig deutlich was für einen zierlichen Körperbau sie besaß. Sie war ebenso zierlich wie ihre Mutter, ging aber zusätzlich noch etwas mehr in die Höhe.


    "Oder ich!" meinte sie lachend und stand auf. "Du bist noch ein recht junger Lehrer, nicht? Die Lehrer, die ich bisher hatte waren mindestens in dem Alter meiner Mutter, meist noch ein wenig älter. Zumindest in diesen wichtigen Themengebieten. Ein wenig Heilkunst und praktischere Dinge habe ich von Lehrern in etwa deinem Alter gelernt." Sie sah ihn kurz mit einem munteren Blick an und begann dann, die Palla wieder so zu legen, wie sie gehörte. Es war eine umständliche Prozedur - und wie Minervina fand, noch unnötiger als umständlich. Aber 'Pflicht' war halt Pflicht und ihrer Familie zuliebe kleidete sie sich standesgemäß. "Unter Umständen könnte ich vielleicht einen Lehrer gebrauchen. Seit ich in Rom bin, hat sich mein Lernen fast nur noch auf die Götter beschränkt. Das einzige Problem würde wohl mangelnder Respekt sein." sagte sie lachend und atmete erleichtert auf, als die Palla endlich den richtigen Sitz hatte.