Beiträge von Rediviva Minervina

    Sie ließ kein weiteres Wort verlauten und entsann sich immer wieder den Worten dignitas und pietas. Unterdes zählte sie ebenfalls in einem summenden Tonfall ein paar Zahlen vor sich ab, um hier durch wieder ein wenig zur Ruhe zu kommen. Für den 'Abschied' ignorierte sie ihn schweren Herzens, wenngleich sie am Liebsten noch einmal hätte harte Worte erklingen lassen.


    Als er schon ein wenig länger fort war und ihr Blick mehr oder minder starr über die Auslagen glitt, wurde ihr zunehmend bewusst, dass sie noch in der Wirklichkeit war. Mühsam verdrängte sie diesen unliebsamen Vorfall und widmete sich nun nicht nur mit den Blicken, sondern auch mit den Gedanken der feilgebiotenen Ware, wobei ihr noch recht zorniger Blick an einer sehr schönen, filigranen Silberkette hängen blieb. Sie streckte sacht die Hand aus und streichelte kurz über das schöne Stück.


    Sim-Off:

    Wer will darf gern... ;)

    Minervinas Schritt ward heut durch eine ungewohnte gute Laune beflügelt. der unangenehme Zusammenstoß mit diesem unhöflichen Bastard war so gut wie vergessen, wenn dies auch ihr erster Tag in Rom gewesen war. Nun kannte sie immerhin schon die Märkte ein wenig besser und hatte sich auch auf dem Landsitz von Tante Claudia ein wenig besser eingelebt. Die größte Heimweh, die zugegebenermaßen nicht unbedingt schmerzhaft war, lag schon längst zurück und mit einem leichten Summen ging sie relativ entspannt durch die Menge. Wieder hatte sie ihre Sänftenträger und ihre trampelige Unterhalterin am Rand zurückgelassen, denn zu Fuß ging es eindeutig schneller.


    Heute war sie auf der Suche nach einer neuen Leibsklavin. Sie brauchte keinen großen Hausstand, hatte sie doch ihre Sänftenträger und ihren Leibwächter. Doch mit der elenden Quasselstrippe als Unterhalterin hielt sie es keinen Tag mehr länger aus - eine neue musste her. Und dies war ihr Ziel für den heutigen Tag. Langsam näherte sie sich dem größten Stand mit einer entsprechend großen und - hoffentlich - qualitativen Auswahl. Und - oh Wunder - sah dieser Sklavenhändler einmal nicht wie ein schmieriger Koch aus. Was für ein Wesen er hatte, konnte Minervina nicht ausmachen, doch er war stattlich und gepflegt. Der Beutel mit dem Geld an ihrem Gürtel an der schlanken Hüfte wog schwer, denn sie war bereit einen hohen Preis zu zahlen. Neugierig ließ sie ihren Blick die Sklaven entlang streifen...

    Man konnte Minervina gut ansehen, dass sie dieses Gespräch als unter ihrem Niveau betrachtete. UNd dass sie diesen Gedanken hegte, war in ihrem bisherigen Leben äußerst selten vorgekommen. Es kam ihr absurd vor, dass sie nun mit einem völlig Fremden, gleich aus welchem Grund, über moralisch Verwerfliches diskutieren sollte, wo sie doch lediglich einen kurzen Augenblick nicht achtsam war. Sie runzelte die Stirn und bewegte den Kopf leicht und kaum merklich hin und her, ehe sie erwiderte: "Ich wüsste nicht, wo ich mein Leben nicht rechtlich geführt haben sollte. Ich habe niemals gegen irgendein römisches Gesetz verstoßen und nun da wir aneinander geprallt sind und beide wohl Teilschuld tragen, wirfst du mir vor, nicht sittlich zu leben?" Zorn begann erneut in ihrer Stimme aufzulodern.


    "Es ist schlicht und ergreifend absurd, was du hier für Behauptungen aufstellst!" platzte es aus ihr heraus. Wie konnte er, ausgerechnet er es wagen, ihr ein nicht ordentlich geführtes Leben vorzuwerfen? Sie fixierte ihn mit bitterbösem Blick. Man mochte ihr alles vorwerfen, wenn aber jemand derart unbedacht über sie sprach, kochte in ihr die Wut. Gerade darauf, ein gesetzliches Leben zu führen war ihr oberstes Bestreben. Das Leben einer sittsamen und römischen Frau. "Dann werde ich nun allerdings etwas tun, was mir ebenso in den Sinn kommt. Und zwar werde ich mich diesen Unterstellungen, die zudem eine bodenlose Frechheit sind, entziehen. Du hingegen solltest darüber nachdenken, ob du an dieser naiven Lebenseinstellung, die zudem von Egeoismus geprägt ist, nicht etwas ändern solltest. Selbst wenn ich Schuld gehabt hätte, ziemt es sich einer Frau gegenüber ihr zumindest aufzuhelfen und nicht, ihr etliche Unterstellungen zu unterbreiten." Leicht rötliche Zornesflecken waren auf ihren Wangen und sie musste hart mit sich kämpfen um nicht die Kontrolle über sich zu verlieren.


    Sie wandte sich um und musste tief durchatmen. O tempores o mores. Erst wurde sie umgelaufen und dann bekam sie dafür auch noch Vorwürfe zu hören. Und Unterstellungen, die mit diesem Falle rein gar nichts zu tun hatten. Sie mochte heulen vor Wut. Sie legte ihren Kopf leicht seitlich um aus den Augenwinkeln diesen Burschen zu erspähen, sah dann aber wieder rasch nach vorn. Ihre Schultern bebten. Wenn dies ihr armer Vater miterleben müsste..

    Ihr Blick war noch immer von winterlicher Kühle durchzogen. Es war eine Wirkung, die sie verstrahlte, welche ihr selbst noch völlig unbekannt war. Bislang hatte sie sich unschuldig, hilflos gegeben. Es war, als hätte man in ihr einen Wolf geweckt. Und dies mit dem ersten Betreten der ewigen Stadt. Es schien ihr, als habe sie nie etwas anderes gekannt als diese Überlegenheit gegenüber Leuten, die einen herausforderten. Die Hochmut in ihrem Blick war nicht gewollt und doch zeigte sie an, dass sie keineswegs aus kleinem Hause stand, ebenso auch ihre Kleidung aus teurem Stoff. "Diese Empfehlung gebe ich mit Freuden zurück!" begann sie mit leiser Stimme und blickte ihm direkt in die Augen. Sie hatte dunkle, braune Augen, die in diesem Moment hellwach waren. Aber war da nicht doch ein wenig der eigentlichen Träumerin zu erkennen?


    Sie strich sich wieder ihr Haar zurück und erinnerte sich an die Worte ihrer Tante, dieser weisen Frau. "Ich bin mir sicher, dass die Flaminca Minervae sich des ganzen Dilemmas mit Freuden annehmen wird." fuhr sie mit ironischer Stimme fort und blickte an ihrem dreisten gegenüber vorbei, um einen Blick auf den Stand zu erhaschen. Dass dort allerdings Schaden entstanden sein sollte, schien ihr auf den ersten Blick keineswegs so. "Und ganz besonders der Umgangston gegenüber der Tochter einer Familie, die bereits einige Senatoren hervorbrachte wird ihr bestimmt zusagen." meinte sie mit einem bedauerlichen Kopfschütteln. Den Mann ihrer anderen Tante Livia ließ sie vorerst aus dem Spiel.


    Weiterhin taxierte sie ihn mit interessiertem Blick. Interessiert, wie seine Entegegnung aussehen würde. Doch sollte er sich in der Tat vorsehen, wie er fortfuhr, denn sie konnte einige Geschütze auffahren. "Mich als einfältig zu bezeichnen, wenn du auf deinen Weg nicht achten kannst, zeugt nicht von besonders guter Erziehung. Selbst wenn ich Schuld daran träge, mag vielleicht sein, so hättest du diesen Zusammenstoß meiden können, wenn du deine Augen offen gehalten hättest." Noch immer stand sie in ihrer aufrechten Haltung da und sprach noch immer mit ihrer ruhigen Stimme. Auch ihr Gesicht wirkte völlig entspannt, während sie ihn eingehend musterte.

    Minervinas Miene gefror, als sie seiner Worte gewahr wurde. Für einen Moment glichen ihre Augen schmalen Schlitzen, während sie ihren Gegenüber genau fixierte. Es war eine Ungeheuerlichkeit. Erst lief er sie über den Haufen, entschuldigte sich nicht einmal dafür und nun ging er sie auch noch so an. Sie, Minervina. Die Tochter eines Senators und einer Pontifex, sie, die mit patrizischem Blut. Doch das Schlimmste war, dass er eine Dame so anging. Wäre sie ein dickes Weib aus den Elendsvierteln, dass ihn mit Absicht niedergedroschen hätte, würde seine Reaktion verstehen. Doh wie er dastand, erinnerte wahrlich an ein aufgescheuchtes Huhn und als sich ihre Augen wieder in eine normale Form veränderten, lag ein spöttischer Ausdruck in ihnen.


    "Was fällt dir ein." sagte sie mit scheinbar ruhiger Stimme, als er nahe genug herangekommen war. Sie hatte eine schöne Stimme, gehörte Minervina doch zu den wenigen, die mit einem ansehnlichen Äußeren, einer schönen Gestalt und mit gutem Hause gesegnet war. Doch in ihrem Blick lag die kalte Distanzierung einer Patrizierin, wenn sie auch als Plebejer aufwuchs. Von heute an würde sich alles ändern. Schon wie er sie ansah, empfand sie es als eine grobe Beleidigung.

    Sie fuhr sich erbost mit der Hand durchs Haar und strich dieses in einer Geste nach hinten, denn es fiel ihr ständig - und äußerst unpassend - ins Gesicht. Da erblickte sie den jungen Frevler, denn auch er schien recht angesäuert zu sein. Glaubte er etwa, es wäre ihre Schuld? Zumindest kam ihr seine Gangart vor wie die eines wütenden Gockels, der seine Hennenschar verteidigen wollte. Ihre Miene erhellte sich bei diesem erheiternden Gedanken ein wenig. Sie stieß die eben vor Zorn eingesogene Luft, die auch einige Augenblicke angehalten wurde, in einem Atemstoß wieder aus. Gleich würde der Aufprall der Giganten folgen.


    Doch als er heran war, wandelte sich ihre zornige Miene zu ihrem eigenen Erstaunen zu einem erheiterten Grinsen. Sie schüttelte kurz den Kopf und zog sich, so wie es sich ziemte, wieder die Palla übers dunkelbraune, duftende Haar. Es war noch frisch gewaschen. Ebenso ordentlich wirkte die blütenweiße Tunika und die darüber liegende, dunkelrote Palla. Doch sagen tat sie noch nichts, stattdessen unterdrückte sie ihr Grinsen wieder und hob das Kinn an, um auch wie ein Mädchen aus gutem Hause auszusehen.

    Minervina hatte aus den Augenwinkeln eine wunderhübsche Kette erblicken können und hatte, nur für diese einen Blick gehabt, rasche Schritte auf den Stand zugemacht, als sie plötzlich einen harten Schlag an ihrer linken Schulter spürte zur Seite taumelte, wie sie es in Zukunft sicher dramatisieren würde. Tatsache ist, dass sie zur Seite stolperte und beinahe einen weniger galanten Sturz auf den lieben Hintern getätigt hätte. So allerdings stützte sie sich am Arm eines Mannes, der sie direkt wieder 'hinstellte' und lachend etwas von 'Besser aufpassen' murmelte. So allerdings ließ sie einen zornigen Blick durch die Menge schweifen um nach jenem Unglückseeligen zu suchen, dem sie diesen Unfall zu verdanken hatte. Während des Zusammenstoßes war ihr ihre Palla vom Kopf gerutscht und das Haar lag locker auf den Schultern. Ginge es allein nach ihr, würde sie ohnehin auf die umständlichen Kleidungsstücke verzichten.


    So zog sie rasch die Palla etwas weiter nach vorn, damit diese nicht hinunter fiel und runzelte die Stirn, während sie nach dem Störenfried Ausschau hielt. Doch ihn auszumachen, war gar nicht so leicht, denn sie war ja selber völlig in Gedanken versunken gewesen.

    Minervina hatte sich mit den Sklaven durch die Stadt begeben. Anders als auf einer Sänfte könnte sie es sich auch kaum vorstellen, durch dieses Gewühl hindurch zu finden. Sie lehnte sich erleichtert zirück und seufzte tief. Ihre aktuelle Leibsklavin, die Minervina allerdings nicht besonders gut leiden konnte, sprach in einem fürchterlichen Dialekt mit ihr - und das ununterbrochen. Am Liebsten würde sie ihre Begleitung hinauswerfen, doch was wäre unfreundlich. Und auf das Bitten um Ruhe zeigt kein bisschen Wirkung. Immer wieder lugte sie in die Umgebung, doch sie sah nicht ein einziges, noch so entfernt bekanntes Gesicht. Alles war fremd.


    Als sie an den Ständen vorüber kamen, wies Minervina die Träger allerdings an, innezuhalten und hier zu warten. Sie würde bald zurückkommen und müsste sich lediglich ein wenig die Beine vertreten. Doch das schönste an diesem kurzen Seitenausflug war ja, dass sie das grässliche Geplapper nicht mehr hören musste, denn die Sklavin blieb bei der Sänfte. So schlenderte sie immer weiter entlang der Waren und betrachtete diese eingehend, ohne genauer auf ihren Weg zu achten.

    Am nächsten Morgen erwachte die junge Frau erst relativ spät. Die Sonne schien schon warm über die weite Grüne, als sie sich müde erhob. Sie fühlte sich noch immer äußerst zermürbt und beinahe wie gerädert, aber es war deutlich besser als während der Reise. Sie streckte sich noch einmal und rieb sich müde die Augen, während sie sich erhob und sich - in einem altem Ritual - dem Fenster näherte. Als sie hinaussah, war sie erst einen kleinen Moment verwirrt, denn dies war nicht die altgewohnte Landschaft. Schnell allerdings besann sie sich, dass sie ja in Italia war und ein sanftes Lächeln trat in ihre Züge.


    Die restlichen, durchaus etwas längeren Augenblicke verstrichen rasch. Sie ließ sich von einer neu erstandenen Sklavin zurecht machen, was implizierte, dass die Haare gründlich gespült wurden, sie gewaschen und mit Duftölen versehen wird. Als sie sich endlich in einer blütenweißen Tunika wieder sah, zu welcher sie eine rote Palla trug, war sie zufrieden und ließ eine Sänfte fertig machen, die sie nach Rom bringen sollte. Und so verließ sie, nicht ohne eine Nachricht für ihre Tante zu hinterlassen, das Landgut.

    Minervina war froh, dass man ihr aus dem Wagen half. Sie lächelte dem Sklaven dankbar zu. Für die nächste Zeit würde sie keinen Schritt mehr in Richtung eines Hafens tun. Noch immer war das Geschaukel beinahe traumatisch in ihrer Erinnerung, denn auch das Gehoppel der Wege war ähnlich gewesen. Wackeligen Schrittes ging sie zum Gebäude, während neben ihr das Gepäck und ihr kleines Gefolge 'abgeladen' wurde. Es war ein schönes Gut und Minervina wusste schon jetzt, dass sie sich wohl fühlen würde. Es war zwar nicht die erhoffte Stadtvilla, die sie schon kannte, aber auch hier war es schön.


    Während sie die kurze Mahlzeit einnahm, wurde all ihr Gepäck in ihr neues Zimmer verladen und als das Mahl beendet ward, zeigte man ihr dies. Sie blieb erst erstaunt in der Tür stehen, war diese 'Räumlichkeit' doch bedeutend größer als ihr ehemaliges Zimmer. Sie tätigte ein paar verwirrte Schritte, ehe sie zum Fenster hastete und auf eine grüne Landschaft hinausblicken konnte. Hie und da zeigten sich noch andere Landgüter, aber alles in allem glich die Weite jener aus Tarraco. Allerdings ward es allmählich schon dunkel, sodass sie sich recht bald wieder den praktischen Dingen widmete.


    Es war dunkel, als sich Öllampen, Schalen und Skulpturen da befanden, wp sie diese gerne haben würde. Erschöpft begab sich das junge Mädchen zu Bett, um sich für den nächsten Tag auszuruhen. Sie hatte vor, des Morgens durch Rom zu laufen und sich, natürlich in Begleitung, einige wichtige Dinge anzusehen.

    In Begleitung ihrer Tante Claudia durchquerten sie das Tor Roms, der ewigen Stadt, dem Zentrum der Welt. Minervinas Herz pochte stark vor Aufregung, was wohl alles kommen würde. Ob sie einen Mann finden würde? Kinder kriegen würde? Und ob sie im Götterkult rasch voran kam und sich gut integrierte. Andächtig sah sie sich um, während sie sich mit Sklaven und Truhen im Gepäck immer mehr in Richtung der Villa Tiberia näherten. Es war später Nachmittag und äußerst warm. Aber endlich, endlich war diese beschwerliche Reise geschafft.

    Die Fahrt war an sich sehr ruhig verlaufen, dennoch hatte sie Minervina äußerst mitgenommen. Als endlich der erlösende Ruf zu hören war, dass Ostia in Sicht war, lief sie auf die entsprechende Seite des Schiffs um sich selbst davon überzeugen zu können. Und es stimmte. Als sie von Bord gegangen waren, brauchte sie noch ein wenig um sich an den ruhigen Untergrund zu gewöhnen, als der ganze Hausstaat sich dann auf den Weg nach Rom machte.

    Mit wackeligen Beinen hatte sie das Schiff hinter Claudia betreten. All ihr Hab und Gut war im Frachtraum des Handelsschiffes untergebracht, welches unter Bezahlung gern bereit war, sie mit nach Ostia zu nehmen. Kaum dass das Schiff ablegte, warf Minervina noch einen sehnsuchtsvollen Blick zurück auf Tarraco, der Stadt ihrer Geburt, ihrer Kindheit und ihrer Jugend. Nun würden andere Zeiten kommen. Was diese wohl bringen würden?


    In der Ferne wurde Tarraco immer kleiner und auch das Land wurde zu einem immer schmaler werdenden Strich. Sie wandte den Blick dennoch nicht von der alten Heimat ab. Eine stille Träne rann über ihre Wange. Tarraco war der einzige Ort, an dem sie mit ihrem Vater gemeinsam gelebt hatte. Nun würde ein neues Leben anbrechen. Langsam sank sie zusammen und kauerte sich an die Schiffswand. Es war warm und das Geschaukel, wenn es auch nicht stark war, machte ihr zu schaffen.

    Minervinahätte bienahe wieder eine sarkastische Bemerkun eingeworfen, konnte sich aber gerade noch in Anbetracht der Situation davon abhalten. In Rom würde sie eine Familie finden, das war es, was ihr in Tarraco verwehrt wurde. Doch hier zeigte sie ihre gute Erziehung und nur ein freundliches Lächeln. Nachdenklich blickte sie Helena hinter drein. Sie würde die Mutter zweifelsohne ebenfalls vermissen. Mit einem Seufzen ging sie nun hinfort, um sich vom ganzen Rest zu verabschieden. Romanus und die Sklaven, besonders Eretha, würden ihr ebenfalls sehr fehlen. Dann trat sie wieder aus der Casa zurück und betrachtete diese von außen. Welang sie diese wohl nicht mehr sehen würde?


    "Ich bin soweit." meinte sie mit brüchiger Stimme, welche verriet, dass ihr der Abschied doch schwerer fiel, als sie es zugeben wollte. Vor allem Callidus hatte sie ein wenig aus der Fassung geholt, als er ihr den, nun wohl verstauten, Dolch geschenkt hatte. Dann wandte sie ihrer alten Heimat den Rücken zu und drehte sich zu Claudia. "Gehen wir zum Hafen!" und wie gesagt, so getan. Damit schloss Minervina das Kapitel ihrer Kindheit und blickte einer neuen Zukunft entgegen, die ihr Glück, aber zweifelsohne auch viel Leid bereiten würde.

    Claudia kam kurz vor ihrer Mutter aus dem Haus heraus und beide begrüßte sie mit einem etwas verschüchterten Lächeln, noch immer den Dolch in der Hand, welche sie nun schloss und sinken ließ. "Ja, ich bin soweit!" meinte sie zu Claudia und lächelte auch ihrer Mutter freundlich zu. Dann holte sie einmal tief Lust und ließ diese durch ihre Lungen strömen, um ein wenig Kraft zu schöpfen. "Ich bin bereit, ein neues Kapitel zu durchleben!" sagte sie fröhlich und schloss mit einem Satz ihre Mutter fest in die Arme. "Ich danke dir für alles! Gewiss werden wir uns bald wiedersehen!" prophezeihte sie mit ehrlicher Zuversicht, woraufhin sie ihrer Mutter einen sanften Kuss auf die Wange gab.

    Dies war eine Klinge, die sie gewiss eher tragen würde als jene, die Metellus ihr einst schenkte. Damals hatte sie Metellus noch gemocht, doch mittlerweile empfand sie eher Abneigung für ihn. Sie blickte etwas ungläubig auf das Geschenk von Callidus und hob dann verdutzt den Blick um Callidus anzublicken. Auch in ihrem Blick stand die Verwirrung geschrieben. "D.. Danke." brachte sie heraus und senkte den Blick wieder um das schöne Stück zu begutachten. Es musste Callidus viel bedeuten. Er schien sie zu mögen. Vershenkte man sonst solche Dinge? Wie sie damals ihre Kette mit dem Halbmond?


    "Dann... bis bald Onkelchen!" murmelte sie, noch immer etwas aus der Fassung gebracht. Sie wüsste nichts, was sie ihm schenken könnte, denn das einzige kostbare was sie verschenken konnte, war damals ihre Kette gewesen, die sie Hipparchus mitgab. Dann allerdings rang sie sich zu einem warmen Lächeln durch und nickte sanft.