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Beiträge von Rediviva Minervina
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Minervina hatte ihn auf die Straßen Tarracos geführt, unsicher und hoffend, dass er sie nicht enttäuschen würde. Es war ein riskantes Unterfangen, aber irgendwie nahm sie nicht an, dass er einen Fluchtversuch unternehmen würde. Sie würde ihn nicht aufhalten können, aber er wusste sicherlich genau, dass sich hier niemals zurecht finden würde. Doch kaum dass sie die Straße betreten hatten, wirkte er ein wenig verloren und fast mitleidig sah sie ihn an. Er war viel größer als all die Leute um ihn herum und das was für sie gewöhnlicher Alltag war, musste für ihn eine völlig fremde Welt sein. Auch die Hitze schien ihm ziemlich zuzusetzen. Mochte es stimmen, dass es in Germanien immer so eisig kalt war?
Als er sie so hilflos anblickte, lächelte sie ihn freundlich an. Doch so recht wusste sie nicht, wie sie ihm hier helfen konnte, außer ihn grob durch die Wirren zu leiten. Als er sich bückte, war sie mehr als überrascht. Warum tat er es? Und was sagte er? Ihr freundlicher Blick wurde fragend, als er den Sand wieder zu Boden rieseln ließ? War es so etwas wie ein Ritual? Minervina konnte schließlich nicht im Geringsten erahnen, dass dieser Boden im Gegensatz zu jenem, den er kannte, trocken und staubig war. Aber eine definierende Frage ersparte sie sich lieber, denn erst einmal würde sie diese gewiss nicht verstehen. Und sie die Antwort wohl genauso wenig. Also ließ sie auch dies auf sich beruhen und würde späterer Stunde einmal nachfragen.
So schlug sie wie so manch anderer Römer auch den Weg in Richtung des Hafens ein. Dort war die Luft schon frisch und der salzige Geschmack, der in der Luft lag, mochte ihm vielleicht aus der Heimat bekannt vorkommen. Meer hatten sie gewiss auch in Germanien, denn von diesem aus konnte man beinahe jeden Winkel der Welt erreichen. Sie hielt noch immer an zwei seiner Finger fest, damit er sich in der Menge nicht verirrte. Mittlerweile wusste sie nicht mehr so recht, was sie mit ihm anfangen sollte. Er wirkte nicht mehr wie ein wilder Germane auf sie, sondern eher wie ein kleiner Junge, der elternlos durch völlige Fremde irren musste. Von weitem schon hörte sie das Gekreisch der Vögel näherkommen. "Meer!" meinte sie erklärend und zwinkerte zu ihm auf. Vielleicht würde ihm dies ja ein Gefühl der Heimat geben.
Ihre Blicke fuhren kurz an den Wänden entlang. Selbst einige dieser Wandschmierereien die manche Schmierfinken einfach nicht unterlassen konnten, gehörten schon zu ihrem normalen Leben. Ob er eines Tages so gut Latein konnte, dass er ihr aus seiner Heimat berichten konnte? Ob er vielleicht sogar etwas von ihrem Vater gehört hatte? Vielleicht würde Belenor ja erklären können, warum man Maximus einfach getötet hatte.
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Minervina blickte nun ein wenig überrascht drein, als Nantosuelta davon berichtete. Aber es mochte gut sein, nicht jede Mutter ließ ihre Tochter einfach so auf die Straße. "Meine Mutter hat mir derlei bis jetzt noch nie verboten und solange ich mich nicht daneben benehme, wird sich hier auch nichts ändern. Rechtlich gesehen bin ich ohnehin schon erwachsen und da dürfte es sie nicht sehr bekümmern." antwortete Minervina aufmunternd und nickte in Richtung Ausgang des Perystiliums.
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"In wenigen Wochen werde ich 15." erwiderte Minervina und in der Tat machte sich ein schüchternes Lächeln breit. Sie war noch nie sehr extrovertiert gewesen und das zeigte sich auch heute wieder. "Möchtest du vielleicht.. ein wenig Spazierengehen? Vielleicht ein wenig am Hafen entlang oder in die Thermen? Ich war heute noch nicht weg und würde gerne ein wenig Bewegung in meine Beine kriegen." meinte sie.
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Erleichtert atmete sie aus, offensichtlich hatte er verstanden, was sie von ihm wollte. Grundsätzlich schienen sie sich ohne Worte blendend zu verstehen. Überraschend war für sie vor Allem, dass er sich kein bisschen darüber aufregte, dass er Sklave war. Das kam ihr nur zugute, so würde es zwischen ihnen so rasch keine Missstimmigkeiten geben. Insgesamt war sie recht stolz auf ihn und auf sich. Dass ihr beider Verhältnis so reibungslos vonstatten ging, hatte gewiss nicht einmal Helena erwartet. Rasch streifte sie sich den schweren Umhang der Toga ab, der reichlich verheddert war und überprüfte dann noch ein weiteres Mal, ob Belenor auch ja wegschaute. Dann öffnete sie die Fibel ihrer Tunika und ließ diese mit leisem Rascheln zu Boden gleiten.
Der Hauptgrund für dieses Umziehen war vor Allem, dass sie in der Toga geschlafen hatte und in diesem schweren Kleidungsstück wurde es immer sehr rasch äußerst warm. Rasch griff sie nach der in Purpurfarben getönte Tunika und nahm sich herzu eine weiße Palla. Genug mit der Toga Praetexta, diese war zu schwer, zu unhandlich und allein konnte sie sich diese ohnehin nicht anlegen. "Was meinst du, gehen wir in Richtung des Hafens oder lieber ein wenig am Forum ent... " Doch während sie sprach hielt sie inne. Sie war so in ihrem Element gewesen, dass sie ganz vergessen hatte, dass er keines ihrer Worte verstand. Entschuldigend blickte sie ihn an, während sie sich die Palla über die Schultern legte.
Sie schritt nun die fehlenden Schritte an ihn heran und griff kurz nach seiner Hand, um ihn darauf hinzuweisen, dass sie nun los wollten. Sie hatte sich selbst eine Antwort zurecht gelegt und sich für den Hafen entschieden. Zum Forum wollte er so schnell gewiss nicht mehr, nachdem ihm dort ein wenig schönes Schicksal erwartet hatte. "Kommst du?" fragte sie und hoffte, ihm damit zwei weitere Worte beizubringen.
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Minervina blieb vor Nantosuelta stehen und sah ebenfalls etwas ratlos hinter ihrer Mutter her. Offensichtlich hatte diese vor, sie etwas enger mit Nantosuelta bekannt zu machen, anders konnte sie sich diese Reaktion nicht erklären. "Ganz gut, und dir?" fragte sie ebenfalls etwas unbeholfen und sah das Mädchen vor ihr an. "Wir scheinen in etwa gleich alt zu sein, nicht?" fügte sie lächelnd hinten an.
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Minervina seufzte kurz und blickte an sich herunter. So würde sie nicht hinausgehen. Dass er hinauswollte, war für sie mittlerweile deutlich zu erkennen, doch war sie sich nicht sicher, ob sie dies wagen sollte. Hier drinnen hatte sie noch ein wenig wenig Sicherheit, wenn sie allerdings erst aus dem heimischen Schutz getreten waren, was würde dann geschehen? Er wirkte nicht, als würde er ihr etwas antun, aber es bedurfte auch nicht viel Kraftaufwand, um zu entfliehen. Sie folgte seinem Fingerdeut hinaus zu den Stallungen, in denen die Pferde von ihnen, aber auch von anderen Hausbesitzern untergebracht waren. An dieser Stelle schüttelte sie das erste mal deutlich den Kopf und zeigte dann mit ihrem Zeigefinger auf die Füße. "Laufen. Kein Pferd." sagte sie mit klarer Stimme, lächelte dann allerdings wieder.
Kurz darauf haderte sie einen Moment mit sich, wie sie sich am Besten andere Kleider anlegte. Sie stemmte ihre Hände in die Hüfte und überlegte, wie sie es ihm am Besten verdeutlichte, dass er wegsehen sollte. Dann entschied sie sich dafür, auf ihn zu zeigen und sich selbst dann die Augen zuzuhalten. Nachdem dies getan war, schritt sie auf ihre Truhe zu, öffnete diese einen Spalt und zog eine Tunika heraus, auf welche sie dann zeigte. "Tunika, dann Belenor et Minervina Tarraco." versuchte sie ihm deutlich zu machen, worauf sie hinaus wollte und sah ihn fragend an.
So befremdlich dies alles auch war, es machte Spaß. Es war interessant sich mit jemanden zu unterhalten, der so gut wie gar nicht ihre eigene Sprache verstand und wo dennoch Fortschritte zu bemerken waren. Wieder hielt sie die Tunika hoch und hielt sie sich vor den Leib. Sicher bemerkte er durch diese Geste, worauf sie hinauswollte.
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Etwas verdutzt sah Minervina das Mädchen an, doch kurz darauf bildeten sich um ihre Mundwinkel kleine Lachfältchen und ein helles, klares Lachen entrann sich ihrer Kehle. "Es freut mich, dich kennenzulernen." meinte sie vergnügt. Sie fragte sich allerdings, wer dieses Mädchen war. Vielleicht eine weitere Schülerin ihrer Mutter, die hier hauste, da sie ansonsten zu weit weg wohnte? Doch argwöhnlich konnte sie dieser fröhlichen Person einfach nicht begegnen. Kurz blickte sie fragend zu ihrer Mutter, während ihre Hand noch immer in der von Nantosuelta ruhte.
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Minervina war sehr erstaunt, dass diese Art von Konversation offensichtlich Früchte trug. Zwar hatte er ihren Namen falsch ausgesprochen, aber er wusste nun, dass sie keine Luoa sondern die römische 'Minervine' war. Sie nickte bekräftigend um ihn zu bestätigen und bereitete sich innerlich schon auf die nächsten heiteren Minuten vor. Ob er es ihr übelnehmen würde, wenn sie lachen würde? Oder ob er verstünde, dass es nicht er sondern ihrer beider Situation war, die sie derart erheiterte? Lange würde sie ihr Lachen ohnehin nicht mehr zurückhalten können. Wenn sie nicht genauso abgehackt sprechen würde, hätte sie ihn für dumm gehalten. Aber er wusste weit mehr Worte als sie, weshalb sie dieses Vorurteil nicht weiter ausdehnte. Er sie selbst müsste sich als dumm bezeichnen. Aus römischer Sicht, weil sie auf derart jämmerliche Weise mit einem Sklaven kommunizierte, der es eigentlich nicht wert war, oder aber aus seiner Sicht, weil sie so wenig wusste. In ihren Augen schimmerte das Vergnügen und jede Angst vor ihm war verflogen. So unzivilisiert wie sie erst gedacht hatte, war er beileibe nicht.
Danach schien er versuchen zu erfassen, was eine Lupa war, was Minervinas Lächeln verlegen machte. Wie sollte sie ihm dergleichen erklären, wo doch sein Wortschaft so eingeschränkt war? Aber als er erst einmal die Feststellung machte, dass sie keine Lupa war, nickte sie wieder lächelnd. "Belenor, keine Lupa!" versuchte sie ihm klar zu machen, dass er ebenfalls keine Lupa darstellte, ja, gar nicht darstellen konnte. Woher mochte er nur dieses Wort haben? Sie schüttelte kichernd den Kopf, versuchte ihm aber mit einem darauf folgendem, warmen Lächeln klar zu machen, dass sie nicht über ihn lachte. "Belenor Servus." deutete sie an, dass er ein Sklave war. Es tat ihr leid, dies sagen zu müssen, doch vielleicht würde es auch für ihn nicht schlimm werden. Wenn selbst ein Bär wie er hier war, dann gab es in seiner Heimat nun sicher nichts mehr, was ihn dort glücklich machen konnte.
Als er allerdings aus dem Fenster zeigte und diese seltsamen Anstalten machte, leuchtete die Hiflosigkeit beinahe in Minervinas Augen. Wusste er etwa, dass Tarraco am Meer lag und wollte er schwimmen gehen oder warum sonst ruderte er mit seiner Hand? War es gar möglich, dass es eine Gebärde der Hilflosigkeit war? Sie legte fragend den Kopf schief und betrachtete Belenor eine Weile. Dass fragen nichts brachte, war ihr mittlerweile klar geworden. Langsam allerdings leuchtete es ihr ein. Wollte er vielleicht sehen, was Tarraco ist? "Sehen? Tarraco sehen?" Sie deutete ebenfalls mit ihren Fingern auf ihre Augen, zeigte dann auch aus dem Fenster und ging ein paar Schritte, während sie dies tat.
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Offensichtlich hatte sie das richtige Wort angewendet und mit einem freundlichen Lächeln nickte sie ihm zu. Oh, dies war eine sehr befremdliche Situation. Wann kam es schon vor, dass ein Manne bei einer Frau im Zimmer nächtigte, die zudem unverheiratet und 15 - Jährig war? Und er auch noch als ein Sklave? Moralisch wäre es absolut verwerflich wenn es jemand wüsste. Aber dies war gücklicherweise nicht der Fall. Und da kam es wieder, das große Problem. Er begann zu sprechen und sie verstand nicht ein einziges seiner Worte. Ein etwas belämmertes Schmunzeln machte sich in ihrem Gesicht breit und sie beobachtete seine weiteren Versuche mit großem Interesse, die er auf die Beine stellte um mit ihr zu kommunizieren.
Doch als sie das Wort Lupa vernehm, hob sich unweigerlich eine Augenbraue. Sie hoffte sehr stark, dass dieses Wort nicht mit ihr im Zusammenhang stand, das würde sie ihm äußerst übel nehmen. Aber vielleicht kannte er ja nicht einmal diese Bedeutung? Möglich war es, also beschloss sie, vorerst einmal die Entrüstung zweitrangig werden zu lassen und ihm eine weitere Chance zu geben. Eine Chance, die er nutzte um sich vorzustellen. Seine Worte hörten sich mehr als gebrochen an, aber immerhin verstand sie in etwa, was er ihr mitteilen wollte. Sein Name war offensichtlich Belenor und dass er ein germanischer Krieger war, hatte sich für sie ohnehin bereits ergeben und ein zufiredenes Nicken sollte seine Worte bestätigen.
Und dann versuchte er ein weiteres Mal, latinische Worte zu spreche und sie verstand, dass er damit in Erfahrung bringen wollte, wer sie war. Und nun nahm sie ihm das 'Lupa' auch nicht mehr krumm, denn sie ahnte, dass er sich nicht anders ausdrücken konnte. Statt der Falte auf ihrer jungen Stirn zeigten sich nun Lachgrübchen um die Mundwinkel herum und sie nickte, während sie auf sich deutete. "Minervina. Romana." stellte sie sich in der gleichen Wortreihenfolge wie er vor. Dann deutete sie mit einem Lächeln wieder auf ihn und meinte: "Belenor, Germanus." Dass er ein Krieger oder Sklave war, ließ sie aufgrund ihres guten Geschmacks erst einmal weg. Nun erhob sie sich langsam. Gewiss konnte er sich ihren Namen nicht merken. Sie deutete kopfschüttelnd auf sich und meinte "Keine Lupa. Nein!" Es klang mehr als unbeholfen, aber irgendwie musste sie ihm verdeutlichen, dass Lupa ein äußerst unschönes Wort war, mit welchem man keine ehrbaren Menschen bedachte. Dass Lupa seine Definition für Sklavin war, konnte sie nicht erahnen. Dann deutete sie nach draußen und wählte wieder einfache Wort. "Nein, kein Rom. Tarraco. Hispania." versuchte sie ihm deutlich zu machen, wo sie waren. Vielleicht kannte er diese Provinz ja.
Nun war sie wieder an der Reihe nach einem germanischen Wort zu suchen. Sie wollte ihm irgendwie ihre Bemühungen zeigen und anders ginge es nicht. Sie kannte die verschiedenen, germanischen Völker und vielleicht war dies ein Anfang. "Chatte? Toutone?" meinte sie fragend, während sie auf ihn deutete-
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In ihrem Traume sah sie Bilder, die sie erwärmten. Sie hatte kaum eigene Erinnerungen, die meisten Bilder musste sie sich aus den Worten ihrer Mutter und Claudia's selbst im Geiste malen.
Doch sein Gesicht war selten so klar gewesen wie in diesem Traum. Er hatte weiche Züge und braunes, gelocktes Haar. Vielleicht war der leichte Bartansatz nicht sehr ordentlich, aber anstatt im etwas Böses zu verleihen, sorgte dieser Ansatz eher für ein noch freundlicheres Erscheinungsbild. Sanft hörte sie seine Stimme an ihrem Ohr, zu lange war er fortgewesen. Seine Rückkehr aus Germanien unwahrscheinlich nach all der Zeit, doch dort hinten stand er. Freudentränen standen in Minervinas Augen und sie wusste nicht, ob sie ihm lachend entgegenlaufen sollte oder besser weinend in die Knie ginge. Dieser unerwartete Anblick hatte ihr Herz überrannt wie Rom Germanien überrannt hatte, Rom das Imperium für sich eroberte. Und als sie endlich in seinen Armen lag, war seine Nähe so wirklich, so echt. Es war kein Traum und auch kein Trug, er war wieder da...
Minervinas Leib zuckte nicht einmal. Es stand einfach nur ein friedliches Lächeln in ihrem Gesicht, während sie tiefer in den Korbsessel zurücksank und die Toga Praetexta dabei vollends verrutschte. Ihre Hände ruhten auf ihrem flachen Bauch, der durch das sachte Atmen hie und da angehoben wurde. So lag sie schlummernd da und auch als der Himmel sich rötlich färbte, änderte sich nichts daran. Sie realisierte ebenso wenig den erwachten Germanen, der vor ihr stand und sie beobachtete. Erahnte nichts von seinen Gedanken. Selbst dann erwachte sie nicht, als er sie sacht anhob und zurück zu ihrem Bette trug. Ihr Kopf rollte während des kurzen Weges zur Seite und lehnte an seiner Brust, ehe er das leichte Gewicht wieder zurückbettete.
Auch hier lag sie noch eine ganze Weile friedlich da. Als sie sacht wieder abgelegt wurde, entrang sich ihrer Kehle lediglich ein leichtes Seufzen, eine kurze Regung ihrer Hand, ehe wieder Stille herraschte. Erst als sich die ersten deutlicheren Sonnenstrahlen auf ihr Gesicht legten, öffnete sie langsam die Augen und blinzelte, wie jeden Morgen, der Sonne entgegen. Doch dieses Mal erschrack sie und saß augenblicklich senkrecht im Bett. Da stand ein Mann vor ihrem Fenster, ein großer, breitschultiger Mann der hinausblickte. Sonderlich leise war ihr entsetztes Einsaugen der Luft und das Rascheln des Bettes nicht gewesen.
Nur sehr langsam kehrten die Erinnerungen an den vorigen Tag zurück, doch dass sie selbst für den Mann in ihrem Zimmer verantwortlich war, wurde ihr klar, noch ehe sie ihm wilde Anschuldigungen entgegenbrachte. Sanfteres Atmen war nun zu vernehmen und sie seufzte lautstark, während sie die Beine über die Bettkante schwang. Sie schwieg allerdings ein paar Augenblicke und überlegte fieberhaft, wie sie ihn begrüßen konnte. Duccius Germanicus' Worte kamen ihr wieder in den Sinn und etwas unbeholfen und eher fragend, denn grüßend, sprach sie ein "Heilsa" aus. Sie hoffte sehr, dass sie sich des richtigen Wortes entsann, dass ihre Mutter es überhaupt richtig erzählt hatte. Gebannt sah sie zu ihm, um eine Reaktion abzuwarten.
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Doch Daphne hatte nicht lange laufen müssen, um Minervina aufzutreiben. Diese hatte sich gerade im Atrium herumgelümmelt um eine kurze Pause zu machen. Den ganzen Nachmittag quälte sie sich schon mit der griechischen Sprache herum und langsam ging ihr die Puste aus. Es war ja nicht so, dass die Sprache unschön war, nein, keineswegs. Aber das sture Sitzen und Lernen begann seinen Tribut zu fordern und so musste sie sich rasch einmal die Beine vertreten.
"Mutter, was ist denn?" fragte sie iteressiert beim Nähertreten und betrachtete das Mädchen, das neben ihrer Mutter saß. Dieser nickte sie freundlich zu und sie begann zu begreifen, was ihre Mutter von ihr wollte. "Ich bin Minervina." meinte sie erklärend und zwinkerte der scheinbar Gleichaltrigen zu.
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Minervina wollten so recht keine Worte mehr einfallen, mit denen sie für eine beruhigende Atmosphäre sorgen konnte. Irgendwie kam sie sich bei ihren Gesprächen ein wenig nutzlos vor, sinnlos. Wie mochte es wirken, wenn jemand vor der Tür stand und ihr alleiniges Geplapper zwischen kehligen Lauten hörte? Nun, vermutlich hörte man durch die dicke Tür ohnehin nichts. Ihr Blick hing nachdenklich für einen Moment an der Tür ohne dass sie dabei einen bestimmten Gedanken hegte. Hilflosigkeit übermannte sie, denn das junge Mädchen wusste nicht so recht, was sie tun sollte. Da hörte sie, wie er mühselig wieder seine Stimme erhob und sie wandte sich überrascht wieder zu ihm. Seine Worte klangen anklagend, was auch immer sie darstellten. "Ssssht" kam es leise von ihr und etwas unbeholfen legte sie ihre Hand auf seinen Handrücken. Doch jener Name, den er zweimal wiederholte, half ihr schon ein wenig weiter. Sie war sich sicher, dass es sich bei Gwyn um einen Namen handelte, denn er deutete auf sie. Sie schüttelte nur sacht den Kopf und erwiderte mit leiser Stimme "Minervina!", während sie auf sich deutete. Offensichtlich nahm er dies aber in seinem tranceähnlichen Zustand nicht wahr und sie ließ es auf sich beruhen.
Vielmehr versuchte sie aus seinen Worten Gefühle herauszuhören, als er weiter sprach, denn dass sie keines seiner Worte verstehen würde, war ihr von vornherein bewusst. Und während er vor sich hin redete, wurde ihr nur zu deutlich bewusst, dass er sie zu etwas aufforderte. Doch nicht böse, sondern eher besorgt. Als habe er versagt und sie müsse sich beeilen, seinem Wunsch zu entsprechen. Ja, genau, es klang, als wolle er sie schützen. Und wieder griff er nach ihrer Hand, seine Gebärden wirkten beschwörend. Skeptisch, doch auf keinen Fall verächtlich blickte sie ihn an. Er strengte sich zu sehr an, so befand zumindest sie. Doch sie wagte es nicht, ihn nach hinten zu drücken, damit er wieder ruhiger wurde. Am Ende würde dies seinen Zorn erwecken und sie würde ihm dann hilflos ausgeliefert sein. Aber war sie das nicht auch schon jetzt?
Als er seine Hand hob, um ihre Wange zu berühren, wich sie nicht zurück. Zwar hatte sie Angst, aber sie wollte ihm nicht das Gefühl geben, dass er völlig allein war. Es war einfach ein denkbar schlechter Zeitpunkt um jetzt die Herrin zu sein, die sie sein sollte. Sacht strich sie mit ihrem Daumen über seinen Handrücken, während sie mehr als innig hoffte, dass er wieder ruhiger werden würde. "Sssht." versuchte sie nur ihn ein weiteres Mal zu beruhigen. Es war besser, wenn er bald schlafen würde, denn langsam wurde sie vollends ratlos. Sie verstand nicht eines seiner Worte und konnte aus seinem Tonfall und seiner Gestik nur schließen, dass er sie mit einer Gwyn verwechselte, die es zu schützen galt. Doch wovor? Wahrscheinlich vor den Römern oder einem anderen Stamm. Schließlich waren die Germanen barbarisch genug, ständig einander zu bekämpfen. Warum sie dies taten, war ihr nicht klar. Ging es um Macht? War es so, wie es manchmal auch Rom traf, dass jemand besonders mächtig war und dies einem anderen nicht in den Kram passte? Auszuschließen war es nicht, aber Germanien war doch auch kein Reich. Es war nur ein Stück Land auf dem sich ständig bekriegt wurde. Nur zum Erfolg des Todes, niemand anderes trug einen Sieg davon.
Sie war dankbar dafür, als er endlich geschwächt zurück sank. Ungewöhnlich war es, dass sie sich auf die Bettkante setzte und ihm sanft mit ihrer Hand über die Stirn strich. Sie wusste nicht recht, was sie von diesem Manne halten sollte. Dass sie Germanen allgemein nicht besonders liebte, war mittlerweile kein Geheimnis mehr. Aber er schien so menschlich, trotz seiner Größe und dem wilden Flattern in seinen Augen. Da war noch mehr als nur barbarisches Verhalten, welches seinen Geist erhellte. Oder verdunkelte, wie es nun wirkte. Eine kurze Zeit lang saß Minervina noch an seinem Lager und versuchte sich darin, ihn zu trösten. Doch der Tag neigte sich dem Ende zu und auch wenn die Dämmerung noch weit fort lag, das junge Mädchen war müde. So kam es, dass sie sich wieder erhob und sich in einem Korbsessel nieder ließ.
Dieser war äußerst unbequem, was sie aber nicht davon abhielt, langsam die Augen zu schließen. Es waren einfach zuviele Ereignisse, die sie in der letzten Zeit heimsuchten. Am meisten hatte sie die vorgenommene Verlobung zwischen Metellus und ihrer Mutter getroffen. Sie wollte dieses Bündnis nicht, denn ihr wahrer Vater war, ist und wird immer Maximus bleiben, jener Held, der in Germanien sein Leben aushauchte. Maximus. Langsam zeichnete sich sein Gesicht in ihrer eintretenden Dämmerung ab und ein leichtes Lächeln trat auf ihr Gesicht, während sie sich den Erinnerungen und kurz darauf der Traumwelt übergab.
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Minervina blieb mit ihrem Blick manchmal in seinem Gesicht hängen, während sie seine Handgelenke wusch und konnte sich kaum vorstellen, dass dieser Mann auch weniger friedlich erscheinen konnte. Vielleicht war auch gerade dieser friedliche Gesichtsausdruck daran Schuld gewesen, dass sie ihn letztlich gekauft hatte. Doch zu einem Lächeln konnte sie sich nicht durchringen. Wenn ihr Vater gegen solche Männer hatte kämpfen müssen, war verständlich, dass er nicht mehr lebend zurückgekehrt war. Niemand würde alleine gegen mehrere solcher Männer bestehen können. Doch sie würde wohl niemals verstehen, dass man einen einzelnen, unbewaffneten und wohl verzweifelten Mann töten konnte. Völlig in Gedanken hatte sie für einen Moment aufgehört, ihm seine Handgelenke zu waschen.
Und genau dieser Augenblick war es auch, der sie zusammenzucken ließ. Seine Hand schloss sich um ihr Handgelenk. Der Schreck lähmte sie für einen kurzen Moment und sie starrte erschrocken in sein Gesicht. Ihr Atem, der noch eben ruhig und ausgeglichen ging, wurde mit dieser Berührung heftig eingesogen und ging nun beinahe ebenso rasch wie der Herzschlag, der sich stark beschleunigt hatte. Es war ein seltsamer Anblick, der sich ihr bot, als er wieder seine Augen öffnete. In diesem Moment bedauerte sie fast, dass sie sich diesen Giganten mit nach Hause genommen hatte, wie sie es früher manchmal mit kleinen Kätzchen zu tun pflegte. Beinahe zeitgleich, als er seinen Kopf schüttelte, umfasste er ihr Handgelenk fester. Was würde nun geschehen? Jede Berührung ihrerseits hatte innegehalten, so auch für einen Moment ihr Atem.
Sein Blick kam ihr auf einmal so berechnend vor, als er sich im Zimmer umsah. Wollte er vielleicht herausfinden, ob sie alleine waren, ob er leichtes Spiel haben würde? Als sich sein Blick wieder in ihre dunkelbraunen Augen richtete, schauderte es sie ein wenig, doch versuchte sie standhaft zu bleiben und erwiderte seinen Blick. Sie wurde ruhiger, als sein Blick wieder sank und er ihr Handgelenk kurz darauf losließ. Vielleicht hatte er erkannt, dass sie ihm nichts Böses wollte - oder aber keine Gefahr darstellte. Sie wandte sich kurz wieder seinen Verletzungen zu, als sie den Versuch vernahm, da er versuchte zu sprechen. Sie hob den Blick wieder, doch mehr als kehlige Worte konnte sie nicht verstehen. Also bestätigte sich hiermit ihr Verdacht, dass die meisten Sklaven - er offensichtlich auch - kein Latein sprachen. Dieser Umstand ließ ein leises Seufzen aus ihrer Kehle entrinnen. "Ich würde gerne verstehen, was du sagst nur ich verstehe es nicht. Na, vermutlich verstehst du genauso wenig, was ich gerade sage." plauderte Minervina in ihrer Muttersprache und zog in einer resignierten Geste die Augenbrauen hoch und stieß die Luft aus. Na, vielleicht würde ihr, für ihn sicherlich sinnloses Geplapper, bei ihm für Ruhe sorgen.
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Minervina beobachtete Eretha genau, während diese zwischen dem Geschirr umhersuchte. Sie fühlte sich ein wenig hilflos, denn so recht wollte es ihr noch immer nicht einleuchten, was geschehen war. Als Eretha ihr allerdings mit einem weiteren Auftrag Möglichkeit zur Tat gab, erwiderte Minervina etwas zögerlich: "Kann man wirklich auf keine andere Weise herausfinden, ob es Gift war? Ich möchte nicht, dass ein Tier für ein solches Experiment sterben muss. Notfalls bin ich auch bereit, davon zu kosten." Anhand ihres Tonfalls hörte man sehr genau, wie ehrlich sie ihre Worte meinte, denn es wäre nicht gerecht, wenn man ein Tier tötete, nur um so etwas herauszufinden.
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Kurz entsann sich Minervina wieder der nicht sonderlich optimistischen Worte des einen Wächters, ob das alles denn auch gut ging. Sie selbst hatte auch nicht mehr den Mut, der sie vor einigen Stunden noch beseelt hatte. Doch nun würde sie auf die Götter vertrauen müssen und sich seiner annehmen. Die eingetretene Stille ließ sie allerdings ruhiger werden, wenn die Situation auch nicht die wünschenswerteste war. Erst jetzt wurde ihr zunehmend bewusst, was für eine Verantwortung sie sich mit diesem Sklaven aufgebürdet hatte. Sie war nicht nur für sein Wohlergehen verantwortlich, nein, auch für das aller Leute die mit ihm zu tun hatten. Und dies sah für sie nicht nach einer besonders rosigen Zukunft aus. Vermutlich war sie nun erst einmal auf Fortuna angewiesen. Und auf Minerva.
Sie rückte noch etwas näher an den leblosen Leib heran und betrachtete den Krieger, denn dass er ein solcher war, ließ sich beim Anblick der Narben kaum leugnen, eingehender als zuvor. Sein Leib wirkte geschunden als sei er schon lange Jahre auf Reisen, immer solcher Behandlungen ausgesetzt. Geziert hob sie eine Hand und legte diese auf sein aufgeschürftes Handgelenk. Hoffentlich würde er ihr die Möglichkeit geben, ihn besser zu behandeln. Kurz wankte ihr Blick zu dem Schmutz, der sich stellenweise auf dem wollweißen Laken abzeichnete. Doch darauf durfte jetzt keine Rücksicht genommen werden. Weitaus wichtiger war, zumindest jetzt, dass man sich seiner Wunden annahm. Und dies würde sie völlig allein tun. Es mochte ein schlechter Vergleich sein, aber ein Pferd ließ man auch nicht einfach von Fremden versorgen, denn es kräftige das Bündnis zwischen Reiter und Tier. So erhob sie sich leise und verschwand mit fast schwebende Leichtigkeit aus dem Zimmer um schon nach kurzer Zeit mit Wasser und einem sauberen Stück Laken zurückzukehren.
Dieses Mal kniete die junge Frau sich neben ihr eigenes Bett, auf dem nun der Hüne ruhte. Sie tauchte das Laken ins Wasser und griff mit leichter Nervosität nach seiner Hand. Sie war ihm Gegensatz zu ihrer so groß und mächtig, dass es sie schaudern ließ. Ein Griff und es war um sie geschehen. Aber nicht jeder Senator war korrupt. Genauso wenig war er gewiss nicht jedem Menschen gegenüber unsanft. Es war ein riskantes Unterfangen, aber sie würde es austesten, denn wir hatte sie einmal gehört? Probieren geht über Studieren. Sacht drückte sie das Laken auf sein geschundenes Gelenk, durch Ketten einer grausamen Pein ausgesetzt. Mit sanften Bewegungen begann sie, diese Wunde auszuwaschen, den Staub zu entfernen. In ihren Gedanken dachte sie nicht daran, sich zuerst um die wichtigste Verletzung zu kümmern, die er sich möglicherweise durch den Schlag zugezogen hatte. Sie sah derzeit nur die äußeren Wunden, die zu sehen man aber auch wahrlich gezwungen war. Als sie das Handgelenk abgeschlossen hatte, griff sie nach jener Hand, die auf seinem Bauch ruhte.
Wieder fiel ihr seine Größe auf, wieder spürte sie eine leichte Unruhe in ihrem Bauch rumoren. Aber sie wollte ihn nicht im Stich lassen, selbst wenn sie ihn nicht kannte. Solange er schlief, hatte sie nichts zu befürchten. Zaghaft begann sie, auch dieses Handgelenk vom Sand und anderem Schmutz zu reinigen.
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Minervina hatte aufatmend dem Gepräch zwischen ihrer Mutter und dem Händler gelauscht. Es war ihr völlig gleich, dass Belenor offensichtlich eine Bestie war, denn die Freude des Händlers und die Nervosität der Wächter war nur zu deutlich. Nach einer kurzen Rücksprache mit ihrer Mutter einigten sie sich darauf, dass Helena noch ihre Aufgaben erledigen würde und Minervina die bemitleidenswerten Männer doch schon einmal den Weg weisen sollte. "Nun, eine kurze Strecke ist es nicht, aber seid unbesorgt. Ich werde euch bei der Ankunft ein kleines Essen bereitstellen lassen, damit ihr euch kurz stärken könnt." erwiderte Minervina in einem kühlen Tonfall, der vermuten ließ, dass die das Befehlen gewohnt war.
Nun da ihr Weg sie von dem Forum wegführte und über den gepflasterten Weg hinweg, begann sich Minervinas Gewissen zu rühren. Sie war sich nicht mehr sicher, ob diese Anschaffung eine so weise Entscheidung gewesen war. Noch würde sie den Sklaven nicht brauchen und ein bereits geformter wäre für sie sicherlich ratsamer gewesen. Sie hatte keinerlei Erfahrung im Umgang mit aufsässigen Sklaven, wusste nicht ob sie mit diesem Germanen zurechtkäme. Und dann war da auch noch ihr Vater. Ihm gegenüber begann sie sich zu schämen. Das Schweigen, welches eingetreten war, trug auch nicht sehr zu ihrem Wohlbefinden bei.
Und wohin sollte sie mit dem Sklaven? Sie konnte ihn schlecht direkt in den Keller sperren, dafür tat er ihr zu sehr leid. Doch irgendwo ins Haus legen konnte sie ihn auch nicht. Die Sklavenunterkünfte mussten erst klarer getrennt werden. Verzweifelt seufzte sie leicht auf und freundete sich mit dem Gedanken an, dass er zuerst in ihr Zimmer gebettet würde. Dort lag er niemandem im Weg und sie hatte genügend Zeit, ihn zu beobachten. Es schien als schaltete sich in ihrem Kopf jemand anderes mit 'Na Prima gemacht, Minervina' ein, doch diesen Jemand überhörte sie dezent.
Doch schon recht bald näherten sie sich der Casa. Zumindest Minervina, die sich keiner Last bewusst war, kam der Weg irgendwie kürzer als sonst vor. Sie schritt in Richtung der Porta und ließ sich diese vom Iantor öffnen, der erst nur einen verwunderten Blick für den getragenen Sklaven übrig hatte, aber nichts weiter außer ein verwirrtes 'Öhm' hervorbrachte. "Folgt mir bitte auf mein Zimmer." meinte sie an ihre beiden Träger gewandt und führte sie die letzten Schritte in Richtung Atrium, wo sie eine Sklavin anwies, dass diese ein wenig Speis und Trank bereiten sollte.
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Es waren ab dem Atrium nur noch wenige Schritte, die die beiden Träger durchhalten mussten und bald öffnete Minervina eine Tür, die zu einem kleinen, bescheiden eingerichteten Raum führte. "Legt ihn dort auf das Bett. Kehrt nun ins Atrium zurück, ich bin sicher, es wird nicht lange dauern. Ich danke euch vielmals." Kaum dass der schwere Germane 'verladen' war, schloss die beinahe panisch die Tür und lehnte sich erst einmal gegen diese. Beinahe resignierend betrachtete sie den Germanen, der nun sperrig ihr Bett blockierte.
Doch lange konnte sie ihre Neugierde nicht mehr zügeln und näherte sich ihm langsam und behutsamen Schrittes. Vielleicht einen Schritt entfernt von ihm, blieb sie stehen und zog sich den Stuhl ihres Schreibtisches heran, um sich auf diesem niederzulassen. Nun galt es warten, denn allein würde sie ihn gewiss nicht hier lassen. Es erschien ihr schon wie Wahnsinn, dass sie sich getraute, unter vier Augen zu sein, wenngleich eines der beiden Paare auch geschlossen war.
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„Mutter, wie gut dass du hier bist.“ Rief Minervina wahrlich erleichtert aus, diese hier zu sehen. Sie würde die Geschichte nun ein wenig umgestalten. „Ich habe hier einen wundervollen Sklaven erblickt, und ich konnte nicht anders als ihn zu kaufen. Ich brauche für Rom doch unbedingt noch eine Wache, wie du es mir ja selbst sagtest. Nun will der Händler ihn aber weit über seinem Wert verkaufen, ich habe die Leute noch selbst reden gehört, als wie wertvoll sie ihn betrachten! 300 Sesterzen war das Höchste was ich vernommen habe. Du kaufst ihn mir doch, nicht wahr?“
Ihr altbekannter, bittender Blick ruhte ruhig in Helenas Augen, der schon so manches Herz erweichte und so hoffentlich auch das Herz ihrer Mutter. Zumindest heute. Sie griff nach einer der zarten Hände der Mutter und wandte sich wieder dem Händler zu, wobei ihr Blick kurz wieder zu dem Germanen abschweifte. Er tat ihr furchtbar leid, wenn sie auch wusste, dass dies wohl eine große Fehlentscheidung war. Nun ließ es sich auch nicht mehr ändern. Ausgerechnet ein Germane…