Beiträge von Rediviva Minervina

    Wieder schoss Minervina Röte ins Gesicht, doch dieses Mal entstammte sie nicht der Verlegenheit, sondern des Zornes. Sie fand es nicht schlimm, dass die Leute ihre leise Stimme überboten, aber dass der Händler sie völlig übersah, stimmte sie nicht gerade gut. Erst als die Germanin und die Ägypterin verkauft waren, bekam sie die gewünschte Aufmerksamkeit, was ein missbilligendes Stirnrunzeln mit sich zog, welches dem Händler galt. Kurz schwieg Minervina sich noch aus und hörte sich an, was der Mann zu sagen hatte. Völlig ruhig. Doch ihr Zorn wuchs Schritt für Schritt, denn er schien sie nicht für voll zu nehmen. Sie war kein Kind mehr, eine Tatsache, die sie mit Stolz betrachtete. Und er sprach mit ihr wie mit einem kleinen Kind, welches zudem noch stark gekränkt wurde, durch was auch immer. Sie schnaubte leise, ehe sie kühl meinte: „Du kannst in vernünftigem Tonfall mit mir sprechen, Händler.“ Ihr Blick wanderte kurz zu dem besagten Griechen, doch bei seinem Anblick erkaltete ihre Miene noch weiter.


    Mit diesem eisigen Blick wandte sie sich wieder an den Mann und begann mit ruhiger, aber bitterböser Zunge zu sprechen. „Du solltest lernen, die Wünsche deiner Kunden zu respektieren. Ich habe gesagt, ich wünsche die Germanen und da du die Frau, die ihn gewiss jederzeit zu zähmen gewusst hätte, einfach verkauft hast, solltest Du mir entgegen kommen. Ich stehe in enger Verwandtschaft zum Proconsul und mit Freuden würde er es gewiss nicht aufnehmen, wenn er hört, dass die Sklaven direkt vor den Gesichtern kleiner Kinder und junger Frauen entblößt werden. Hast du einen Funken Ehre in dir, gibst du mir den Germanen für hundert Sesterzen weniger, denn was hier abgezogen wurde sollte eigentlich mit sich ziehen, dass der ganze Stand aufgelöst wird.“ Sie sprach mit völliger Sicherheit und das gefährliche Funkeln in ihren Augen zeigte, dass sie jedes Wort so meinte wie sie es formulierte. Und es zeigte ebenso, dass sie durchaus in der Lage war, es auch umzusetzen. Es wurde Zeit, dass ihre Mutter…

    Kurz wurde ihr Blick wieder abgelenkt, als sie die Anpreisungen für den Nubier vernahm. Sie sah den Händler mit einem nahezu missbilligenden Blick an. Sklavenhändler. Es war erstaunlich, was dieser Nubier nicht alles konnte, doch am meisten verwunderte sie sein Stillschweigen. Was mochte man ihm angetan haben, dass er sich so sehr davor scheute, den Mund zu öffnen und sich gegen diese Behandlung zu wehren? Oder verstand er gar nicht, was sein ‚Herr’ über ihn erzählte? Es war gut möglich. Die Frage reifte heran und sie begann zu überlegen, wie viele von diesen Sklaven überhaupt fähig waren, die römische Sprache zu sprechen. Ihre linke Hand, die den langen Schleier der Toga hielt, ballte sich abwechselnd zur Faust und entspannte sich wieder, wie sie es immer tat, wenn sie in unschöne Gedanken versunken war oder sogar log. Minervina selbst wusste, dass ein Sklave unabkömmlich war und wenn sie ihr Dasein erst in Rom fristete, würde sie spätestens ebenfalls eine Leibwache benötigen, auf die sie sich verlassen konnte.


    Wie von selbst wandte sich ihr Blick wieder zu dem blonden Hünen, der sich eben gerade noch so erbost hatte, als man der Frau, die neben ihm saß, den fürchterlichen Schrecken eingejagt hatte. Einen Herzschlag lang blickte sie diesen an, als sich neben ihrem Ohr ein entsetztes Jauchzen vernehmen ließ und auch der Blick der jungen Frau wieder zum Sklaven und dem Händler zurückging. Ihre Augen wurden vor Unglauben weit. Gewiss mochte dies auch dem Verkauf zuträglich sein, aber welch Demütigung mochte das für den Sklaven sein? Welche Zumutung für Menschen wie sie selbst einer war, ganz und gar nicht verbittert? Unmerklich hatte sich ihre Rechte auf den Bauch gelegt und auch sie wandte beschämt den Blick ab, wie es sich halt auch gehörte. Und dann stand dieser elende Händler auch noch so nahe. Sie spürte wie ihr die Hitze ins Gesicht schoss. Aber wer konnte ihr dies auch schon verübeln? Eine Ungehörigkeit. Sicher gehörte… ‚so etwas’ auch zum gewöhnlichen Leben dazu, aber in ihrem zarten Alter wurde ihr so etwas noch nicht zugemutet. Lediglich ihren kleinen Bruder hatte sie einst wickeln müssen, als ihre Mutter Hilfe brauchte. Aber dieses anzügliche Verhalten… O tempores, o mores. Das wollte einfach nicht in den Kopf der jungen Frau und beinahe wie gebannt hielt sie den Blick auf dem Boden gehaftet.


    Als ihr, wie eine absolute Abnormalität, das erste Gebot einer Frau in die Ohren drang. Hatten diese Weiber denn keinen Stolz? Neugierig geworden wer auf solche Geschäftsmethoden anschlug, wandte sich Minervina um und erblickte auch prompt die zweite Bieterin mit der unglaublichen Nase, die erste fiel ihr nicht mehr ins Blickfeld. Neben sich vernahm sie zwei Frauen, nein, Mädchen, die in ihrem Alter waren und angeregt kicherten. Minervina runzelte die Stirn. War sie einfach nur zu behütet aufgewachsen, oder warum war sie die Einzige, die entrüstet war? Beinahe ängstlich wandte sie ihren Blick wieder zum Händler, der den Sklaven an den Höchstbietenden abliefern ließ. Sie war erleichtert zu sehen, dass seine Lenden wieder bedeckt waren.


    Doch da holte er schon die nächste ‚Ware’ nach vorn, eine hübsche junge Frau. Und sie wusste schon, als sie den wohlgeformten Körper erblickte, was er der Menge raten würde und die Verachtung in ihren Augen nahm zu. Ihr Verdacht bestätigte sich und diese arme Frau wurde der Menge noch intensiver präsentiert als der Nubier vor wenigen Augenblicken. Nein, das wurde Minervina allmählich zuviel. Wenn sie dies schon anstößig fand, wie war dann erst Rom was als Gipfel solcher unmoralischen Handlungen galt? Und doch konnte sie den Blick von der Frau dort oben nicht abwenden. Wem würde sie in die Hände fallen? Sie hatte wirklich einen schönen Körper, wenn jeder, der glaubte, dass sie eine Pharaonentochter war, auch dumm sein musste. Ein Römer würde gewiss nicht wagen, eine solche zu verkaufen und selbst wenn dies eintreffen sollte, würde sie gewiss nicht dem niederen Volk dargeboten werden. Dass hier weniger Gebote folgten, überraschte das junge Mädchen, doch hielt die Überraschung nicht lange an. Sie würde lange brauchen, bis sie die Moral ihrer Mitmenschen verstehen würde.


    In jenem Moment, da der Händler die blonde Frau nach vorne zerrte, erahnte Minervina schon die nächste Katastrophe. Doch sie so offen als lupanartauglich anzupreisen, empfand auch sie als den Gipfel der Unverschämtheit, zumindest was den Geist der Frau angehen musste. Manches Mal empfand sie schon die Behandlung römischer Frauen als schlimm, denn dergleichen wie hier hatte sie noch nicht erlebt. Mutter hatte sie zumeist von den Sklavenständen ferngehalten und nun begann das Mädchen zu verstehen, warum. Hier zeigte sich ein unschönes Ereignis nach dem Nächsten. Erst der wild gewordene Hüne und dann folgten noch der Nubier und die zwei armen Frauen. Auch in Minervinas Augen waren Sklaven etwas Niederes, aber deshalb konnte man sie dennoch ordentlich behandeln. Immerhin hatte Minervina gelernt, dass auch jene Gefühle empfanden und im Traum würde es ihr nicht einfallen, ein armseliges Geschöpf wie die Frau des Hünen, denn als solche sah sie Kara an, derart zu misshandeln. Jeder Mann der auf ein solches Angebot einging, war verabscheuungswert. Es sei denn, er wollte diese armen Frauen vor einem solchen Schicksal bewahren. Minervina schüttelte sich.


    Und die Reaktion des Hünen überraschte sie kein Stück, wenn ihr Atem doch auch stehen blieb. Derartige Vorstellungen wurden ihr nicht einmal im Theater geboten. Neben sich vernahm sie ein Klatschen und als sie sich umwandte erblickte sie einen ältlichen Herrn, der dieses Ereignis anscheinend sogar als Theaterstück betrachtete. Sie schüttelte missbilligend den Kopf und wandte sich wieder der Tribüne zu, wo in diesem Moment eine zweite Wache auf den Plan trat. Die Frau saß mittlerweile wieder auf dem Boden und der Wächter sah schon äußerst mitgenommen aus.


    Mitleid zeigte sich in den Zügen des jungen Mädchens, als sie den Germanen starr anblickte. Sie wusste nicht, für wen, denn die Wachen verrichteten auch nur ihre Arbeit, die sie sich selbst nicht aussuchen konnten. Als der Blick des Wilden sie traf, erstarrte sie kurz und sah ihn einfach nur an. Warnend, ob der Gefahr die sich ihm näherte. Verwundert registrierte sie seinen Blick, er schien ihn nicht von ihr wenden zu können. Als der Schlag den Blonden niederriss, war es, als habe man sie aus einem Traum gerissen und erschrocken sog sie tief die Luft ein. Sie wollte fort von hier, aber sie konnte doch diesem Wahnsinn nicht weiter freie Bahn lassen. Ein paar Herzschläge lang blickte sie der Germanin ins Gesicht, sah dann zu dem Hünen hinab und ging dann zielstrebig zum Händler, denn ein lautes Ausrufen wollte sie nicht.


    Sie wusste nicht einmal, was sie zu diesem wahnwitzigen Zug führte, denn dies war ihr Handeln offensichtlich. Doch ihre Mutter musste bald hier eintreffen und diese würde ihr dann das Geld sicherlich ohne ein Zögern aushändigen. Sie hatte schon öfter Sklaven gekauft und wenn sie, ihre Tochter sich nun Begleitung für Rom suchte… Die Blonde würde den Hünen gewiss im Zaume halten können und… Ach, sie musste wahnsinnig sein. Aber hatte der Wahnsinn nicht auch Iulis Caesar geleitet, als dieser sich Germanien zuwandte? „Die beiden Germanen!“ hörte sie sich selbst laut sagen, hoffend, dass sie schnell genug war. Doch sie wusste, sie durfte keine weitere Sekunde mehr zögern.

    Aufgebrochen war Minervina noch vor wenigen Stunden mit ihrer Mutter gemeinsam, doch nun schritt sie allein entlang der Marktstände. Helena hatte sich an einem Stand aufgehalten, wo sie einer langen Unterhaltung mit der Verkäuferin frönte. Das war nichts für Minervina. Sie mochte lange Unterhaltungen nicht und lieferte sich stattdessen bevorzugter Weise Bilder für ihre Augen. Farbige, bunte Bilder die sich in ihr Gedächtnis einließen und dieses vielleicht verstärkten und lehrten, oder ebenso schnell wieder verschwanden wie sie gekommen waren. Sie war froh, dass ihre Mutter es gestattete, dass sie schon einmal allein weiter ging. Sie hatte sich ohnehin zu einer Einzelgängerin entwickelte, so wie es auch Löwinnen Afrikas waren. Ein leichtes Lächeln lag bei diesem Gedanken auf ihren Lippen. Es waren eindrucksvolle Tiere, wenn sie auch erst ein einziges Mal in ihrem Leben eine Löwin gesehen hatte. Sie hatten etwas an sich, was sie verkörperte, vieles, was sie gern verkörpern würde. Diese Eleganz wenn sie sich bewegten, die aufrechte und stolze Statur, der ungebrochene Wille. Doch waren sie nicht auch gebrochen? Jene Löwen, die sie zu Gesicht bekommen hatte, waren bereits zum Tode verurteilt, wenn sie die Arena betraten. Tötete der Gladiator sie nicht, würde es ein anderer tun. Ihnen wurde nicht die Freiheit geschenkt, wie es bei manchen Sklaven getan wurde. Warum eigentlich? Hatten sie sich diese nicht ebenso erkämpft wie ein Sklave? Machte es gar der Unterschied ihrer Statur, dass Sklaven einem Menschen gleich kamen?


    Minervina teilte durchaus die Meinung, dass Sklaven ordentlich behandelt werden müssten, doch warum tat dies niemand bei Tieren? Sie waren um nichts schlechter, mussten stumm nur noch mehr ertragen als ein Sklave. Nachdenklich glitt ihr Blick an den Ständen entlang, wo die unterschiedlichsten Waren gepriesen wurden. Manche Tiere, einiger Schmuck, Sklaven und viele Nahrungsmittel. Rom hatte es weit gebracht. Weit gebracht durch solche Männer wie ihren Vater, der sich ohne Zögern für sein Land aufopferte. Er kämpfte für seine Männer, mit seinen Männern. Mittlerweile hatte sich die Wahrheit auch bis zu ihr durchgesprochen, jene schmerzliche Wahrheit. Ihr Vater war nicht im Kampfe gestorben, sondern auf der Flucht zurück zu seiner Familie. Es war so ungerecht, dass er dies nicht geschafft hatte. Es war unmenschlich, dass sie ihn töteten. Viel hatte die mittlerweile junge Frau darüber nachgedacht, was gerecht und ungerecht war. Wäre ihr Vater in der Schlacht getötet worden, wäre es gerecht gewesen, denn hier hatten viele Männer ihr Leben gelassen und auch wenn es trotzdem sein Ende bedeutet hätte, es wäre nicht so heimtückisch gewesen. Stattdessen töteten sie ihn auf dem Heimweg, aus dem Rücken heraus und kurz vorm Ziel. Er hatte gewiss gehofft, sich auf seine Frau und seine Tochter, seine Söhne gefreut. Und dann war er zusammengebrochen, im Dreck vor seinen eigenen Mannen gestorben. Nach Jahren der Gefangenschaft. Minervina ballte eine Hand zur Faust und presste sich diese, stehen bleibend, auf den Bauch. Allein dieser Gedanke verursachte einen stechenden Schmerz. Ihr ehrenhafter Vater, einen so jämmerlichen Tod gestorben. So kurz vor seinem Ziel.


    Sie hatte kaum bemerkt, wie sie stehen geblieben war. Plötzlich fühlten sich ihre Beine unglaublich weich an, als hätte jemand ihre Knie zertrümmert. Sie musste sitzen, doch nirgendwo bot sich eine Gelegenheit an. So suchte sie mit ihrer Hand halt an einer kühlen Mauer. Es war mit einem Schlag gekommen, dass sie sich so schrecklich leer fühlte. Wie lange hatte sie gehofft, gebetet, dass ihr Vater zurückkehrte? Publius Tiberius Maximus, Sohn des Tiberius Ahala. Senator und Tribunus Laticlavus. Gestorben in einem kurzen Moment, da ihn die Hoffnung blind für Gefahr hat werden lassen. Eine Träne wand sich aus ihrem Augenwinkel. Niemals würde der Schmerz verblassen, niemals. Dessen war sie sich sicher. “Oh Vater, lass uns doch bitte nicht allein.“ flüsterte sie verzweifelt und auch ohne Hoffnung. Sie hatte seinen Leichnam längst erblicken müssen. Hatte gesehen, wie er den Flammen übergeben wurde und tief unter die Oberfläche gebracht wurde, wo sein Andenken immer gewahrt würde. Viele würden sich seiner nicht erinnern. Doch sie würde es, würde es immer tun. Würde ihn immer lieben. Sie war nicht so treulos wie ihre Mutter, die sich nur wenige Tage darauf mit Metellus einließ. Niemals würde sie diesen Zivilisten ohne Mut und Ehre als einen Vater ansehen. Sie würde lernen müssen, ihn als Freund und vielleicht Gemahl ihrer Mutter zu akzeptieren – wenn sie akzeptierten, dass er niemals ihren Vater würde ersetzen können.


    In einer fahrigen Geste wischte sie sich die Tränen von ihren feuchten Wangen. Was gäbe sie, wenn sie ihm diese Worte sagen könnte. Was gäbe sie, um sein darauf folgendes Lächeln zu sehen. Doch sie würde es niemals wieder tun können, nicht in diesem Leben. Sie hatte gar schon einmal daran gedacht, sich das Leben zu nehmen um wieder bei ihrem Vater zu sein. Ob nun hier oder in den Feldern des Elysiums – es blieb sich doch gleich. Aber sie wollte ihrer Mutter nicht diesen Schmerz zumuten, den sie selbst durchleiden musste. Offensichtlich schien Helena den Tod ihres Mannes gut überwunden zu haben, doch würde sie auch den Tod eines zweiten Kindes so gut verkraften? Gewiss nicht. Und Minervina wünschte niemandem diese Pein in ein zerbrechliches Herz, wie es das Ihre war. Da plötzlich fuhr ein warmer Windstoß durch ihr Haar und schreckte sie aus ihren Gedanken. Verwirrt sah sie nach oben, wo der blaue Himmel, nahezu wolkenlos, auf sie herabsah. Dem Wind hatte etwas angehaftet, was ihr Herz erwärmt hatte. War es gar die streichelnde Hand ihres Vaters gewesen, durch die Hand der Götter gesandt um ihr weinendes Herz zu trösten? Sollte dies der Fall sein, so hatte der leichte Stoß beinahe jeden trüben Gedanken mit sich gerissen und Erfolg gezeigt, denn nun zierte ein Lächeln, wenn es auch kümmerlich war, ehrlich ihr hübsches Gesicht. Trauer würde ihr den Vater auch nicht zurückholen, doch sie würde alles tun, um ihn mit Stolz zu erfüllen. Sie mochte namentlich keine Tiberia mehr sein, doch im Herzen war sie es und würde sie es immer sein. Sie würde das tun, was damals ihr normaler Weg gewesen wäre: In den Dienst der Minerva treten und heiraten. Einen strebsamen, jungen Mann, wie er Maximus auch gefallen hätte. Sie würde den Weg einer wahren Patrizierin gehen.


    Mit diesen Gedanken gestärkt, stieß sie sich wieder von der Mauer ab und tat die wenigen Schritte zurück ins warme Licht der Sonne, die das Forum zierte. Alles würde anders werden, wenn sie nach Rom käme, dem Zentrum des Reiches. Kurz fuhr sie sich mit ihren feingliedrigen Fingern durch ihr dunkelbraunes Haar, welches sie, ebenso wie die Augen, von ihrem Vater geerbt hatte. Sie ließ es aus der Hand gleiten, langsam und sacht, ehe sie sich, mit einem ermutigten Lächeln, den Menschen zu stellen bereit fühlte. Schon jetzt, mit ihren zarten 14 Jahren, die langsam auf die 15 zugingen, war sie etwas größer als ihre Mutter. Doch groß genug um das Forum zu überblicken, war sie nicht, was sie dazu verleitete, einfach nur weiter zu schreiten. Sie sah an sich herunter. Sie hatte recht lange Beine und war schlanker Statur, alles in allem also zufrieden stellend. Ihre Toga Praetexta lastete schwer auf den Schultern, doch sie zeigte ebenso an, dass sie wohlhabend und unverheiratet war. Sie mochte dieses Kleidungsstück noch nie besonders, es war unhandlich und warm. Minervina hoffte sehr, dass ihr in Rom gestattet wurde, dass sie diese Last ablegen durfte.


    Während ihre Schritte sie nun weiter führten, beruhigte sich ihr Geist allmählich wieder. Nur noch einige dünne, geplatzte Äderchen in ihren Augen verrieten, dass sie noch vor wenigen Augenblicken geweint hatte. Da führten ihre Schritte sie näher an einen Sklavenstand. Doch es war nicht die angepriesene Ware, die sie näher kommen ließ, sondern eine Ungerechtigkeit, die ihr sofort ins Auge fiel. Da stand einer dieser kleinen, widerlichen fetten Jungs und warf Kiesel nach den Sklaven. Sie runzelte ihre Stirn zu einem missbilligenden Blick und ließ den Blick zu dem Opfer weiterschweifen, der ein wahrhaft gigantischer Hüne war. Gewiss ein Germane, denn welches Volk brachte sonst derartige Riesen hervor? Betrachtete sie nun die beiden Kontrahenten, war sie sich nicht mehr sicher, wen sie weniger mochte. Doch das Mitleid obsiegte, als sie die geschundene Frau neben dem Manne betrachtete. Sie sah mehr als übel zugerichtet aus und keiner konnte sich – oder anderen – vormachen, dass diese Frau noch lange leben würde. Minervina konnte nicht im Geringsten erahnen, was sie schon alles durchgemacht hatte, doch es mochte einiges sein.


    Da geschah das beinahe Unfassbare. Der Junge, wohl nichts ahnend, warf einen Stein nach eben jener Frau, die wahnsinnig erschreckte. Das Kettenrasseln klang selbst bis zu Minervina durch und ließ sie zusammenzucken. Denn im gleichen Moment schnellte der besagte Hüne nach vorn und schien nach dem Jungen packen zu wollen. Die Götter mussten ihm gewogen sein, denn die Kette langte nicht völlig bis zu ihm. Doch der Schreck war wohlverdient und Minervina gönnte es ihm, dass er nun voller Angst nach Hause rannte. Doch dann wandte sich ihre Aufmerksamkeit wieder dem Händler zu, der diesen Vorfall auch noch zu seinem Vorfall nutzte. Er war wohl weder für die Sklaven noch für den Jungen sonderlich schön gewesen. Sklavenhändler waren etwas widerliches, dessen war Minervina sich schon vor längerer Zeit bewusst geworden. Sie schienen aus wirklich jeder Situation Profit schlagen zu wollen und scheuten vor nichts zurück – was dieser Vorfall wieder bestätigte.


    Und all die Menschen, wie konnten sie nur darüber lachen? Vielleicht mochte sie humorlos sein, doch diese Schadenfreude konnte sie nicht nachvollziehen. Gleich aus welchem Grund. Es war wie mit den Löwen. Sie waren gefangen und man versuchte ihren Stolz zu brechen. Aber hatten nicht die Germanen dies auch verdient? Dieses blonde Hünenpack, welches ihren Vater ermordet hatte? Er, der nur aus dem einen Grund der Liebe gehandelt hatte? Eine Verachtung für dieses Volk hatte sich in ihr Gedankengut geschlichen, die wohl jeder nachvollziehen konnte, nachvollziehen musste. Jeder der seinen Vater auf diese Weise verlor, würde so denken. Sie begann sich, dem Stand zu nähern. Auch wenn es Germanen waren und auch wenn sie diese nicht mochte, der Hüne hatte ihr Interesse geweckt. Doch nicht an einem Kauf sondern als jene Person, als die er eben dort oben stand. Vermutlich war es das letzte Mal in seinem erbärmlichen Leben, dass er sich über Römer erhob. Allein der Gedanke, dass dieser vielleicht am Tode ihres Vaters verantwortlich sein mochte, ließ ihr Herz schmerzen. Ließ beinahe einen Hass aufflammen, den sie allerdings zu unterdrücken gelernt hatte.


    Nun stand sie auf ungefähr jener Höhe wie der Junge von vor wenigen Augenblicken, doch sie wagte diesen einen Schritt und näherte sich dem Hünen um jene besagte halbe Spanne und ein wenig mehr. Sie hatte keine Angst und ihr war auch nicht mulmig zumute. Lediglich die umstehenden Leute warfen ihr ein paar seltsame Blicke zu, teils bewundernd, teils verächtlich. Sicher hielt man sie für irgendeine Spinnerin, der ihr eigenes Leben nicht mehr als ein Ass wert war. Doch von alledem nahm die Tochter des Senators keine Notiz. Sie blickte dem Hünen in die Augen, selbst nicht wissend, warum. Sie wusste nicht, wonach sie in seinem Blick suchte, vielleicht nach einer Antwort? Nach einer Antwort, warum ihr Vater sterben musste? Noch nie hatte sie einen Germanen erblickt. Keinen männlichen, keinen, der augenscheinlich nach dem Aufstand in die Sklaverei gekommen war. Ihre Statur war aufrecht, ihr Blick fragend und beinahe verloren. Durch einen solchen Mann war ihr Vater also gestorben? Gegen eine solche Übermacht an Masse hatte Rom verloren? Lautlos formten ihre Lippen an den Unbekannten. Irgendetwas ging von ihm aus, was sie nicht mehr loszulassen schien und jede Stimme wurde von ihr aus dem Gehör verbannt.

    Hungi du überforderst ein krankes Huhn :D


    Das heißt, wenn dann muss ich alles machen? Ich komme gerade nicht im Geringsten hinterher :D


    Ich hab das jetzt so verstanden, dass ich direkt als Civis eingetragen werden soll? Ich sehe da auch kein Problem, wenn es genehmer ist :)

    Auch Minervina nahm am heutigen Tag teil, der etwas großes für ihre Mutter sein musste. Zu schade, dass Claudia dies nicht mitansehen konnte, müsste sie doch jeden Tag eintreffen. Doch ein Lächeln rang sich die 13 - Jährige nicht ab. Bald würde das alles hier hinter ihr liegen und sie eine patrizische Erziehung genießen, was ihr aber keineswegs missfiel. Sie war patrizisch und eigentlich müsste sie auch noch 'Tiberia' heißen. Sie wollte wieder zurück in den Adel. Deshalb änderte sich ihr Charakter ja nicht.


    Als die Ankündigung des Auguren an ihr Ohr drang, klatschte sie ebenfalls leicht und geziert in die Hände und wartete den weiteren Verlauf der Dedicatio ab. Sie wusste eigentlich nichts weiteres, denn auch wenn sie ihrer Mutter nicht zürnte, so hatte sie doch um einiges an Gunst bei Minervina verloren. Sie berichtete von dem Tode ihres Vaters, der mittlerweile schon unter der Erde lag und legte schon ihren nächsten Gemahl fest. Minervina schien dies unbegreiflich. Jeder musste doch um ihren Vater trauern, er war ein solch guter Mensch gewesen...

    In Ordnung :) Ein paar Tage Adulescens dürfen es also noch bleiben, ich melde mich dann hier, wenn der Umsprung kommt, der vermutlich mit der Abreise meiner Tante einher geht :)


    Übrigens Lucilla: Hübscher neuer Avatar, nur sehr ungewohnt :D


    @ Messalina: Genau :D Aber noch nicht, noch lass ich mir die Zeit ;)



    Danke an alle, die so weiterbringen mitgewirkt haben :) *verschwindet wieder ins sim-on*

    Minervina überlegte, doch ihr wollte so recht kein Tier einfallen, was sie also auch mit einem zögerlichen Schütteln des Kopfes verneinte. ehe ihre Worte folgten, verstrichen noch einige, wenige Atemzüge: "Nein. Wir leben noch nicht lange in dieser Casa und haben also auch noch nicht ein Tier. Ich weiß, dass Mutter noch einen Hund kaufen wollte, aber derzeit haben wir nicht einmal ein gesundes Tier." meinte sie etwas hilflos und trat näher zu Eretha um sich die vielen Teller, Schüsseln und Becher zu betrachten.


    "Du bist dir also sicher, dass jemand versucht hat, meiner Mutter Gift einzuflößen?" fragte sie mit einem unguten Gefühl im Bauch. Auch Minervina beschlich dieses Gefühl. Sie hatte schon immer ein gutes Auge für Geschehnisse in ihrem Umfeld gehabt und bei einer Person wüsste sie sogar einen Grund, auch wenn sie sich nicht sicher war. Sie sah Eretha mit einem ernsten Blick an. "Kaya?" ließ sie ihren Verdacht verlauten und schämte sich beinahe in dem gleichen Moment, da sie diesen Namen ausgesprochen hatte. Sie wandte den Blick verschüchtert ab und schüttelte das Haupt. "Nein, wohl kaum. Sie hat Mutter zuviel zu verdanken, sie würde es nicht tun. Es fällt mir ohnehin schwer, zu begreifen, dass jemand so etwas tun könnte."

    Es wurde ohnehin nichts verdient :D Aber ich bleibe ja nun nicht ewig ein Kind ;) Wie gesagt, ich muss nicht unweigerlich ein Konto haben, wenn es auch sehr schön wäre :)


    Aber hauptsache ich darf bei meinem Tantchen in die Lehre gehen. Hier im IR kann man das denke ich auch gar nicht so direkt übernehmen, dass man erst mit der Hochzeit erwachsen wird, weil dann verdammt viele noch Kinder sein müssten :D


    Naja ich warte mal das Urteil der Spielleitung hab und gehabe mich wohl - ein paar Wochen wird es ja noch dauern :)

    Minervina trat in dem Moment über die Türschwelle, als Eretha bemerkte, dass Helenas Schwäche nicht natürlichen Ursprungs sein kann - was Minervina ebenso empfand und sich doch nichts bösartiges dahinter vorstellen konnte. Sie strich sich ihr dunkelbraunes Haar zurück und meinte, wobei sie etwas aus der Puste schien: "Eretha. Ich möchte dir helfen." Sie wusste nicht genau wobei, doch als sie vorhin rasch eine Schüssel mit Wasser beschafft hatte, hatte sie beschlossen, sich irgendwie nützlich zu machen. Auf keinen Fall allerdings wollte sie wieder bei ihrer geschwächten Mutter sitzen. Ihr Anblick verursachte bei Minervina Herzschmerz.


    "Ganz gleich wie, aber ich halte es nicht aus, noch länger untätig herumzusitzen." meinte sie eilends und sah Eretha mit einem bittenden Blick an, wobei ihr Blick kurz zu gunhild umschwankte, der sie ein freundliches Nicken zuwarf. Das schlanke Mädchen wirkte noch immer reichlich verstört.

    Minervina war unruhig ein paar Schritte entfernt stehen geblieben. Sie traute sich nicht an ihre Mutter heran. Sie hatte Angst, sie zu erschrecken oder anderweitig hinderlich im Weg zu sein. Sie blickte der davongehenden Eretha kurz hinterher und wandte sich dann wieder in Richtung ihrer Mutter. Wie hatte so etwas nur geschehen können? Wer konnte ihrer Mutter nur etwas Böses wollen? Sie war doch eine so liebenswerte Frau, vielleicht schwach und manchmal auch überaus emotional, aber kein schlechter Mensch.


    Sie war beinahe froh, als Pentesilea ihr auftrug, eine Wasserschale zu holen. Und kaum hatte sie dies getan und war wieder zurück, meinte sie nur kurz, dass sie nun Eretha helfen wollte. "Ich werde wieder kommen, sobald es sich geklärt hat!" versprach das junge Mädchen und eilte davon.

    Oh Danke Lucilla :)


    Aber ich darf dennoch schon vor einer/meiner Hochzeit in den Cultus Deorum eintreten und ein Konto eröffnen, oder?


    Ich weiß, das Problem ist, das ist das erste Kind bin das diesen Sprung sim-on macht und es keine klaren Regelungen gibt, aber zumindest in den Cultus möchte ich schon eintreten können, auch wenn es noch ohne Konto ist :)

    Ab welchem Alter ist das denn okay? Reicht 14/15 denn schon aus? Ich glaube schon, aber ich bin mir nicht sicher :) Wenn ja würd ich nachher direkt mit einer solchen Simulation beginnen ;) Das wird doch gewiss nur im familiären Kreis gehandhabt, oder?

    So das da oben war die falsche ID :D Nochmal :)



    Also erstmal zur Rechtfertigung des neuen Threads: Kann man ja allgemein für Fragen verwenden, mir fiel nur gerade kein passender, bereits bestehender Thread auf :)


    So zu meiner Frage: Ab wann bekommt man die Sig "Civis"? Mein Charakter zählt jetzt a 15 Lenze und die Mama marschiert jetzt auch steif auf die vierziger zu ;) Realistisch gehalten sind meine Zahlen also.


    Denn bald kommt die "Kleine" hier in den Dienst der Götter und dann brauche ich ein Konto und ich schätze alt genug bin ich auch schon :P :)

    Minervina hatte - Fortuna sei Dank - Pentesilea ganz in der Nähe getroffen. Offensichtlich wollte diese ihnen einen Besuch abstatten. Und wieder einmal zeigten die Götter sich gnädig, denn einen günstigeren Zeitpunkt hätte Pentesilea kaum wählen können. Flugs hatte die, noch immer völlig aufgewühlte Minervina, eine kurze Beschreibung der Lage gegeben. Davon, dass ihre Mutter möglicherweise vergiftet wurde und sie dringend an Hilfe bedurfte. Doch von den aufgekratzten Armen hatte sie nichts erwähnt, da sie selbst auch nichts davon wusste. Während sie sich dem Garten näherten, erklärte Minervina noch: "... wollte dafür sorgen, dass Mutter das Gift erbricht..." Der Griff um Pentesileas Hand war sehr stark und man erkannte, wie glücklich Minervina doch über jene war.

    Sie war in der Tür stehen geblieben, als Eretha sich ihrer Mutter genähert hatte. Allein sie so hiflos danieder liegen zu sehen, ließ Minervinas Herz schmerzen. Unmerklich fuhr ihre Hand an eben jenes und ballte sich ängstlich zu einer Faust. Erethas Worte ließen Minervina beinahe selbst erbrechen - vergfitet? Wer sollte die Dreistigkeit und den verkorksten Charakter haben, jemanden wie sie zu vergiften? Keinem hatte Helena jemals etwas angetan. In Minervinas rotgeweinten Augen bildeten sich neue Tränen und sie war froh, als sie die Anweisung Romanus' erhielt.


    Sie nickte nur kurz und wandte sich direkt wieder um, um Pentesilea zu suchen. Sie war die einzige, die helfen konnte und allzu weit lag die Villa Matinia nicht fort. Sie musste ihre Freundin einfach dort antreffen. Was würde sonst mit Mutter geschehen? Sie war froh, dass sie die folgende Prozedere wohl nicht mehr miterleben brauchte.

    Auch Minervina hatte Kayas Blick bemerkt, denn kurz wirkte diese wie versteinert. Aber immerhin würde Kaya auch einen Großteil der Verantwortung tragen müssen, da würde sich jeder ein wenig ängstigen. Dankbar ergriff das junge Mädchen nach der Hand von Eretha und ging so schnell ihre jungen Beine sie trugen in Richtung des Schlafzimmers ihrer Mutter. Ihr Herz pochte stark vor Angst und Eretha konnte leichte Schweißbildung in der Handfläche Minervinas erstasten. Es war kalter Schweiß blanker Angst. Ob sie ihre Mutter sehen wollte wusste sie nicht einmal mehr mit Sicherheit, denn was könnte diese für einen Anblick bieten?

    ... führte Minervina letztlich in die Sklavenunterkünfte. Wohin sollte sie auch sonst laufen? Für eine weitläufige Suche hatte sie keine Zeit. Schwer atmend riss sie die Tür auf und blickte mit einem Hauch von Panik in ihrem Blick umher. Die Neue war hier - und Kaya. Die anderen waren sicherlich in der Küche oder sonstwo beschäftigt. "Bitte, helft mir!" jappste sie förmlich. Ihr blieb vollkommen die Üuste weg und flehend sah sie von einer Frau zur anderen. "Meiner Mutter geht es schlechter. Mein Onkel ist bei ihr. Ich hab Angst. Bitte..." suchend sah sie zu der Amazone.

    Minervina erstarrte, als sie Romanus Worte vernahm. Er war ein schlechter Lügner, ein sehr schlechter Lügner. Es war doch kein Arzt vonnöten, wenn es nur halb so wild war? Und sein Gesicht... Es schien zwar ruhig, aber ein Kind bemerkte die Wahrheit in den meisten Fällen und so fiel es auch hier auf, dass er log. Aber was sollte sie tun? Hauptsache ihrer Mutter würde geholfen, wer es tat war letztlich gleich. So nickte sie nur knapp und machte sich auf die Suche nach Freya, Kaya, Eretha oder gar Pentesilea, wenn sie diese auch nicht in der Nähe wähnte. Sie warf noch einen Blick zurück, als die Tür ins Schloss fiel, dass doch eigentlich zertrümmert war. Dann starrte sie nach vorn und rannte, was die Beine hergaben.

    Beim ersten Aufprall schon kniff Minervina die Augen zusammen. Sie wollte ihn gerade von einem weiteren Anlauf abhalten und ihn bitten, doch die Sklaven um Hilfe zu bitten, doch da nahm er schon einen weiteren Anlauf und man vernahm ein leises Knirschen. Mit einer Mischung aus Angst und Hoffnung beobachtete sie Romanus' Strerben. Die Aufregung jedenfalls ließ ihre Tränen versiegen. Als Romanus mit einem lauten 'Krach' sein Ziel erreichte und ins Zimmer hineinstolperte, atmete ein Teil in ihr auf, doch ihre Füße bewegten sich nicht.