Beiträge von Rediviva Minervina

    Doch Romanus' Worte vermochten ihre Tränen nur zu dämmen, aufzuhalten jedoch nicht. Sie sah seine Versuche ebenfalls scheitern, das Klopfen an der Türe, das Drücken der Klinke. Das junge Mädchen wandte den Blick zu Boden. Sie wollte nicht auch noch ihre Mutter verloren wägen. Da hob sich ihr Blick allerdings und leise begann sie: "Was hast du...?" Doch ehe sie ihren Satz beenden konnte, sah sie die Antwort schon an seiner Körperhaltung. Sie war erstaunt, dass er es direkt auf diesem Wege versuchen wollte. Doch sie folgte seiner Anweisung und machte einen Schritt zur Seite. Schweigend sah sie ihn an.

    "Mutter... Sie ist doch so krank..." begann Minervina stockend, ehe sich ein leises Schluchzen ihrer Kehle entrang und sie aus großen, angst - und tränenerfüllten Augen zu ihren Onkel aufblickte. Wusste er vielleicht mehr. Panik ergriff ihr junges Herz und rasch griff sie nach der Hand von Romanus, ehe sie fortfuhr: "Was ist mit ihr? Sie hat sich eingeschlossen und reagiert nicht auf mein Rufen oder Klopfen!" kam es blitzschnell von ihren Lippen. Ihre Wangen waren mittlerweile feucht vom Weinen und die Augen begannen sich ebenfalls zu röten.

    Minervina klopfte ein weiteres Mal. Und noch einmal. Als dies nichts brachte versuchte sie die Tür zu öffnen - verschlossen. Zunehmend fester griff die eiserne Hand um ihr Herz zu und sorgte für ein stetig wachsendes Gefühl der Panik. "Mutter?" fragte sie leise und versuchte, jeden grausamen Gedanken von sich zu weisen. Was, wenn Helena etwas Schlimmes geschehen war? Etwas, womit nun niemand rechnete? Sie war doch nicht etwa...? Nein! Diesen Gedanken verbannte das junge Mädchen so schnell es nur ging wieder aus ihren trübseligen Gedanken. Sie schlug ein weiteres Mal fest gegen die Tür und konnte dabei nicht verhindern, dass eine Träne ihre Wange hinunterlief. Die Angst wurde schier unerträglich. "Mutter! Mach doch auf! Mutter!" Doch es kam nichts. Schlapp ließ sie ihren Arm hinunter hängen und starrte ratlos auf doe Tür, während sich auch aus dem anderen Auge die Tränen zu lösen begannen.

    Minervina wolte des späten Nachmittags nach ihrer erkrankten Mutter sehen. Sie machte sich ernsthafte Sorgen, denn Helena sprach kaum noch und sah mit ihrem blassen Gesicht und den matten Augen wirklich erledigt aus. So klopfte Minervina an das Zimmer ihrer Mutter.

    Sie fand diesen Mann sympathisch, auch wenn er sie beinahe als Kind bezeichnet hätte - was ihr selbstverständlich nicht entgangen war. Aber mittlerweile konnte sie damit leben. Sie würde noch früh genug erwachsen und dann kämen auch all die Pflichten. Ehe, Kinder und Familie. Darauf konnte sie ganz gut verzichten, aber eines Tages würde auch sie heiraten müssen. Doch da es noch nicht so weit war, dies alles aber 'erwachsen sein' bedeutete, fand sie es nicht mehr schlimm als Kind bezeichnet zu werden. "Ich werde deinen Rat annehmen, und mich um Mutter kümmern." nickte sie. Gehörte es nicht eigentlich anders herum?


    Sie registrierte das an Kaya zugewandte Lächeln. Und ihr selbst trat ebenfalls eines auf die Lippen. Morgen würde sie sich wieder vorm Unterricht drücken und ein weni spazierengehen. "Dann wünsche ich Dir ein gutes Nachhausekommen und eine angenehme Nacht." sagte sie freundlich und kam sich plötzlich schrecklich alt vor. Sollte nicht eigentlich ihre Mutter hier stehen und ihm gute Wünsche übermitteln? Sie wandte sich um und machte sich auf den Weg zu ihrer Mutter.

    Minervina merkte jede noch so kleine Regung in Xeones Gesicht. Sie sah mit absoluter Sicherheit, dass er lügen würde, sobald er den Mund auftat. Aber das war für sie nicht weiter wichtig. Sie brauchte nur wissen, wo ihre Mutter war. Und doch gefiel ihr etwas an dieser Situation nicht. Sie glaubte, Mitleid in seinen Augen zu erkennen. Und wenn jemand Mitleid für jemanden empfand, dann war es, weil etwas schlimmes geschehen war. Und doch wagte sie nicht zu fragen, das Leben war einfach zu schön. "Ja, Mutter ist in der letzten Zeit recht geschwächt." antwortete Minervina bedrückt. Es stimmte, dass sie sich Sorgen machte. Auch wenn sie ihrer Mutter grollte, da sie Vater nicht treu blieb. Mittlerweile war sie sich sicher, dass es keine Spekulation mehr war, welche ihren kindlichen Fantasien entsprang, sondern sich die Tatsache, dass Helena und Metellus mehr als nur Freundschaft verband, sich nicht mehr leugnen ließ.


    "Ich möchte dir von Herzen danken." meinte Minervina freundlich und erstaunlich reif für ihre elf, bald zwölf Jahre. Aber sie hatte mittlerweile auch gelernt, Verantwortung zu übernehmen. Einmal bereits hatte sie versagt, als ihr kleiner Bruder verstarb. Doch den anderen hatte sie weiterhin großziehen können. "Ich nehme an, sie schläft jetzt, oder?" fragte sie Xeones mit einem offenherzigen Lächeln.

    Sie hatte den Mann vor sich wirklich noch nie erblickt und begann ernsthaft sich zu fragen, wer er war und was er hier wollte. In ihren Augen allerdings war die Neugierde und nicht die Skepsis vorherrschend, was sich langsam auch von ihrem Herzen sagen ließ. "Ich bin Rediviva Minervina, Tochter der Helena und des Publius Tiberius Maximus." leierte sie ihre liebsten Worte herunter. Ob ihrer Herkunft war sie wahnsinnig stolz und sie liebte ihren Vater über alles. Gewiss würde er bald zurückkehren. Zwar wusste das junge Mädchen nicht, was dann werden sollte, denn immerhin war die gens Tiberia mittlerweile nicht mehr in Tarraco, aber Vater würde es gewiss schon wissen.


    "Und wer bist du?" fragte sie neugierig und legte den Kopf schief. Kurz schweifte ihr Blick wieder zu Kaya, die recht verlegen wirkte. Minervina konnte nerven, beharrrlich sein, aber sie hatte ein gutes Gespür für die Gefühle anderer Leute. Den Nutzen daraus zog sie aber bevorzugter Weise nur für sich. Sie ahnte ja noch nicht im Geringsten, was die nächsten Tage werden sollte. Ahnte nichts von dem Leben, welches sich in eine gänzlich andere Richtung wenden würde. "Und was machst du hier? Ich möchte nicht unhöflich klingen, aber interessieren würde es mich dennoch!" fasste sie sich ein Herz und stellte die Frage, die sie recht intensiv und recht gut beschäftigt hatte.

    Mit raschem Schritt eilte Minervina ins Atrium. Sie suchte nach ihrer Mutter, hatte sie doch nicht den blassesten Schimmer, wo diese sich befand. Ebenso ahnungslos war sie heute noch, was den Tod ihres Vaters anging. Manchmal saß Helena allein im Perystil und blickte in den Himmel. Minervina hoffte sehr, dass es auch am heutigen Tage so war. "Mutter?" rief sie in den mittelgroßen Garten, doch eine Antwort erhielt sie nicht. Vielleicht hatte sie Minervina nicht gehört, auch wenn das kleine Mädchen dies schwer anzweifelte. Als sie um einen etwas breiteren Busch zur Sitzecke kam, bot sich ihr ein merkwürdiges Bild. Da war die Sklavin Kaya doch direkt dabei, mit einem Fremden anzubandeln. Hier in der Casa Rediviva. Minervina wusste mittlerweile, dass dies ziemlich dreistes Verhalten war. Doch noch fehlte ihr das patrizische Selbstbewusstsein um einzugreifen und so fragte sie nur freundlich. "Entschuldigung, ich hoffe ich störe nicht?"

    Minervina würde nur zu gerne den Kopf einziehen, als Titiana sie zurechtwies. Sie wusste, dass sie recht hatte. Das Gesehene hatte es ihr schmerzlich gezeigt. Sie blickte auf ihre Hand, nach welcher Titiana gegriffen hatte. Leise sagte sie dann: "Ich weiß, dass es gefährlich ist. Aber einer von ihnen sah sehr reich ist und am Ende besitzt er ausreichend Macht, um sich aus der Affäre zu ziehen - was dann?" sagte sie unruhig. Sie hob zaghaft wieder den Blick um die Ältere anzublicken. "Warum bist du traurig?" fragte sie mit sanfter Stimme und wohl auch unnatürlicher Reife für ihr Alter.

    Ein leicht rötlicher Schimmer legte sich auf ihre Wangen. "Nun, es ist sehr schön dort. Doch frage mich nicht, ob ich Tarraco oder Roma lieber mag. Ich weiß es nämlich nicht so genau." Sicherlich würde sie, war es erst soweit, Rom lieber mögen. "Ich werde lange brauchen, bis ich mich im Nabel der Welt zurechtfinde, doch Rom hat einen ganz besonderen Reiz."

    "Ich kenne bislang nur noch Italia, kann aber nicht sagen was mir besser gefällt." meinte das junge Mädchen und lächelte. Doch ihr Lächeln wich rasch einer bedauernden Miene, als sie hörte, dass auch sein Vater vor gar nicht allzu langer Zeit verstarb. "Das tut mir leid." sagte sie knapp und nickte. Auch sie hatte ihren Vater kaum gekannt, doch liebte sie ihn über alles.

    Minervina rückte mit ihrem Kopf wieder etwas von Titiana ab und schluckte. Sie versuchte mit Macht den Tränenfluss unter Kontrolle zu bekommen und es gelang ihr. Sie wischte sich die verbliebenen Tränen von den Wange. "Ich kann es meinen Eltern nicht sagen. Mein Vater ist vor kurzem verstorben und das alles möchte ich meiner Mutter nicht antun. Ich werde ja ohnehin bald im Dienste der Götter nach Roma reisen und dort bei den Verwandten väterlicherseits aufwachsen." Sie legte nun fragend den Kopf schief - Titana sab auch sehr traurig aus. Sacht hob sie ihre Hand und wischte die Feuchte aus ihren Augenwinkeln.

    Sim-Off:

    Verzeihung :)


    "Ich weiß nicht genau, woher sie kommt. Ich weiß nur dass es dort irgendwo ist. Aber sie hat mr auch nie genaueres erzählt. Das einzige was ich weiß ist, dass sie mächtig Heimweh hat." erzählte Minervina, ehe sie ihn fragend anblickte und zögerlich fragte: "Und was ist heute mit deinem Vater?"

    "Sie sie haben uns verfolgt..." flüsterte Minervina. "Sie wollten mich als Geisel nehmen, doch dann hat Marcus mich beschützt und... Wir lliefen und rannten, dieser Kassander dicht hinter uns. Ich stürzte und schlug mir das Knie auf. Ich konnte aber entkommen. Marcus ist nun nach Germanien gereist..." Von ihrer Vermutung, ihrer Angst einen der Männer umgebracht zu haben, sagte sie nichts. Wenn es am Ende stimmte, dann.. Nein, sie wollte nicht, dass man sie hasste. "Ich möchte fort von hier. Ich kann nicht noch ein Jahr warten, bis Metellus nach Rom fährt, ich muss vorher fort.. Ich kann nicht mehr hier sein..." brach es aus Minervina heraus. Mehrmals hatte sie Kassander gesehen, oder es zumindest geglaubt. Was, wenn sie sie doch noch erwischten? Ihr etwas antaten? Der Leib des jungen Mädchens begann zu zittern. Sie wusste es war egoistisch, doch sie war froh um die Nähe, die ihr geschenkt wurde. Zu alledem kam noch erschwerend hinzu, dass sie kurz nach diesem Ereignis erfahren musste, dass ihr Vater tot war. Und so folgten zu diesem Beben noch bitterliche Tränen. Es war ihr gleich, was die Leute hierzu sagten. "Ich hab solche Angst..." flüsterte sie schluchzend.

    Minervina fühlte sich schlecht. Sie spürte, dass es dieser Frau auch nicht viel besser ging als ihr selbst und doch schenkte sie ihr diese Nähe. Sie ließ sich gern in ihre Arme ziehen und bette ihren Kopf an den Leib der jungen Frau. Ein, zwei Tränen rollten nun über ihre Wangen und netzten dem Stoff der Toga. "Wir.. wir haben gesehen... 5 Männer.. Sie töteten..." stotterte Minervina und hustete kurz, da sie sich vor Aufregung verschluckt hatte. Langsamer, aber dafür mit hoher Stimme begann sie nochmals von vorn. "Sie waren zu fünft. Einer augenscheinlich sehr reich. Marcus und ich haben gesehen, wie..." Doch sie konnte es wieder nicht aussorechen und presste die Augenlider zusammen.

    Minervina spürte, wie ihre Nervosität immer weiter anstieg - dabei war sie jetzt schon beinaheunerträglich. Immer wieder schwenkten ihre Blicke zu Titianas Augen zu ihren Händen und wieder zurück. Kurz begann sie, die Hände der neuen Bekanntschaft zu reiben, um sie zu beruhigen, doch mittendrin hielt sie inne als habe sie vergessen was sie tat. "Beides. Es darf niemand überhaupt etwas von Marcus erfahren, und nicht von dem was vorgefallen ist. Nicht einmal, dass etwas vorgefallen ist. Bitte, ich könnte es mir nie verzeihen." es war Minervina unangenehm, doch sie musste mit den Tränen kämpfen. Flehend sah sie nun zu Titiana auf, ohne den Blick abzuwenden. "Niemand darf es je erfahren. Bitte."

    Minervina schluckte einmal kurz und griff mit der rechten Hand fest in den Stoff der Toga. Ihr war nicht wohl. "Bitte, bitte sag niemandem etwas von dem Vorfall, den ich angedeutet habe. Es würde auch mich und vor Allem meinen Freund in arge Probleme bringen und das möchte ich nicht." Oh, vermutlich wäre selbst ihre Mutter davon betroffen. Es war eine Schande für die Familie, wenn er tatsächlich...Sie sah flehentlich zu Titiana auf. Und doch griff sie nicht aufgrund des Bittens nach Titianas Hand, sondern weil sie gesehen hatte, wie sehr die junge Frau zitterte. Sie richtete den Blick nun auf ihrer beider Hände.

    Minervina schüttelte zaghaft den Kopf und näherte sich besorgt Titiana. Was war nur mit ihr? Unsicher streckte sie ihre Hand nach ihrer Wange aus und tätschelte diese kurz. Und was seltsam war: Minervina kam sich dabei kein bisschen merkwürdig vor. Stattdessen lächelte sie leicht. "Mach dir bitte um mich keine Sorgen Titiana, ja?" bat sie freundlich. Sie zog ihre Hand wieder zurück und dachte kurz zurück. "Aber nein, uns ist nichts schlimmeres passiert. Überhaupt ist... eigentlich... nichts geschehen..." Minervina kam langsam ins Stocken. Sie haste es zu lügen. Aber sie wollte auf gar keinen Fall, dass dies alles rauskam. Es steckte mehr dahinter als nur eine ahnungslose Räuberbande, die wahllos tötete. "Titiana, bitte versprich mir eines." bat sie also nun eindringlich.

    "Mein Vater hatte ihn sich ausgesucht, um seine Verbundheit zu Minerva zum Ausdruck zu bringen." erklärte Minervina mit einem traurigen, aber zugleich auch glücklichen Lächeln. Doch da als sie dieses Lächeln Titiana zuwenden wollte, bemerkte sie den veränderten Gesichtsausdruck. Und dass sie stehengeblieben war. In dem Moment wo sie sich erkunden wollte, ob alles in Ordnung sei, hörte sie Titiana sprechen. Das junge Mädchen presste die Lippen aufeinander. "Ja, dort hinten in der Gasse, wo ich hineingeschaut habe. Vor einigen Tagen. Es waren mehrere Männer, die einen Freund und mich versuchten zu prügeln." verharmloste Minervina die ganzen Geschehnisse. Sie traute sich nicht, darüber zu sprechen, schon gar nicht über das 'warum'. "Ich habe nur den Namen 'Kassander' mitbekommen, wie die anderen hießen, weiß ich nicht." erklärte sie und blickte mit schiefgelegtem Kopf zu Titiana. Warum reagierte sie so entsetzt? Was hatte sie erleben müssen? Sie wirkte äusserst ängstlich...

    Minervina schüttelte kurz und nur sehr vage ihren Kopf. Sie wusste es, aber was konnte sie Titiana sagen? Was sollte, wieviel durfte sie sagen? Sie strich sich ihr Haar zurück und sagte leise: "Ich heisse Rediviva Minervina." sagte sie so nur verhältnismäßig freundlich. Doch dies bemerkte sie und so raffte sie sich für ihre nächsten Worte auf, freundlicher zu klingen: Was ihr paradox vorkam, hätte doch eigentlich die Vorstellung in diesem Tone sein sollen. "Doch, ich weiß wie gefährlich es dort ist. Diese Erfahrung musste ich vor wenigen Tagen machen." Sie schauderte bei diesem Gedanken und eine leichte Gänsehaut machte sich auf ihrer Haut breit, als sie daran dachte, wie nahe sie dem Tod gewesen war. Aber durfte sie darüber sprechen? War es nicht gar möglich, dass sie für den Tod eines der Männer verantwortlich waren? Plötzlich spürte sie das Pochen in ihrem Knie wieder und unweigerlich fuhr die Hand zum Hals, wo die Schnittwunde lag.