Beiträge von Rediviva Minervina

    Als er ihre Hand ergriff und Minervina sah, wie unterschiedlich groß ihrer beider Hände doch waren, ergriff sie ein mulmiges Gefühl. Und noch während er versuchte sich an ihr hochzuziehen, spürte sie dass er definititv zu schwer für sie war und ließ ihn wieder nach hinten plumpsen. Allerdings schien er nicht damit gerechnet zu haben und somit blieb ihr nichts anderes übrig, als mitzuplumpsen, wenn ihre Hand dran bleiben sollte. Mit einem lauten 'Uff' landete sie auf seinem Bauch und das erste was sie nach kurzer Zeit der Erholung tat war laut zu lachen.

    Minervina verstand nicht, was ihre Mutter hatte. Gestern früh noch war sie lachend auf dem Wege zu Metellus gewesen und seitdem hatte sie sie nicht mehr gesehen. Nun stand sie zutiefst deprimiert hier in ihrem Zimmer. Minervina hopste von ihrem Stuhl und ging zu ihrer Mutter hinüber. "Mutter, was ist los?" fragte sie leise und besorgt. Etwas war hier ganz gewaltig faul und sie würde noch dahinter kommen, was es war. Sie ließ sich neben Helena auf's Bett plumpsen und sah sie an.

    "Das macht nichts!" sie sprang auf und klopfte sich ein bisschen des Grases aus der Tunika. Die Toga hatte sie daheim liegen lassen, sie hasste dieses schwere Kleidungsstück, wenn es auch zum guten Anstand gehörte. "Dann komm!" strahlte sie ihn an und bot ihm ihre Hand dar, damit er sich daran hochziehen konnte. Sicher war er größer und schwerer und länger und... Ach! Sie würde es schon schaffen.

    Minervina saß am Fenster und blickte hinaus in den Garten der Casa. Sie wollte gern hinaus, doch sie hatte noch ein wenig zu schreiben. Hatte sie erst diese grauenhaften Aufgaben gelöst, dann würde sie immer noch hinauskönnen. Sie war immerhin schon alt genug um zu wissen, wo ihre Pflichten waren. Sie schlenderte langsam wieder zu ihrem Schreibtisch zu und setzte sich an diesen um auf den Zettel zu blicken. Ihre Gedanken schweiften wieder zu Marcus ab, jenem Jungen den sie vor ein paar Tagen getroffen hatte. Es war ein so schöner Nachmittag gewesen. Hoffentlich traf sie ihn möglichst bald wieder. Sie lächelte und ließ die Feder wieder über das Pergament kratzen. Da plötzlich klopfte es und Minervina rief erleichtert über diese Störung: "Ja?"

    "Ja! Da hast du Recht!" erwiderte sie lächelnd und rollte sich auf die seite. Sie stützte ihren Kopf auf ihrer Hand ab, den Ellenbogen wiederum im hohen Gras. Viel konnte sie von Marcus zwischen all den Grashalmen nicht erkennen, aber das kümmerte sie nicht weiter, solang er nicht einfach fortging. "Aber wollen wir ein wenig herumstreifen? Kennst du dich gut mit Pflanzen aus?" Stellte sie direkt die zweite Frage hinter der ersten, da sie ihr einfach so in den Sinn kam und blickte ihn erwartungsvoll an.

    Das gefiel ihr. Eigentlich hatte sie nun eine heldenhafte Geschichte von Herakles oder auch Bacchus erwartet, einfach eine Geschichte von Göttern und Sagengestalten, Helden. Stattdessen erzählte er eine eigene. Ließ seine eigene Geschichte verlauten, seine eigene Fantasie. Als er endete und lachte, musste auch sie lachen. "Ja! Das Gemüse hätte ich aber auch nicht mehr haben wollen!" Sie ließ sich wieder nach hinten ins Gras plumpsen und schloss, noch immer breiten Grinsens, die Augen und genoss ein paar Augenblicke lang die Sonnenstrahlen. "Witzige Geschichten kann ich leider nicht soviele erzählen! Jedenfalls nichts außergewöhnliches." Sie musste an die Geschichte mit ihrem kleinen Bruder Maximus gewesen, doch verdrängte sie den wenig erfreulichen Gedanken rasch wieder.

    "Sollten sie, allerdings! Dennoch sind sie meistens überaus langweilig. Ich bin nicht erst einmal vor ihnen fortgelaufen, wenn das Gerede zu prüde wurde." meinte sie lächelnd und blickte dem kleinen, fleißigen Bienchen hinterher. "So ausdauernd wie dieses wundersame Geschöpf werd ich nie sein!" meinte sie leis und rupfte einen Grashalm aus. "Kannst du Geschichten erzählen?" fragte sie mit einem neugierigen, auf ihn gerichteten Blick.

    "Ich weiß es nicht genau. Darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht." meinte sie gespielt erwachsen, denn eigentlich hatte sie diese Entscheidung auch gar nicht zu treffen. "Vielleicht mit Onkel Metellus, wenn dieser bei den Wahlen zum Cursus Honorum nach Roma reisen wird." nickte sie bestätigend. "Sollte es sich anbieten aber vielleicht auch früher. Ich kann es gar nicht erwarten."

    "Na immerhin wärest du ein Lehrer vor dem ich nicht fortlaufen werde!" lachte sie, wieder vergnügten Lächelns. "Ich bin mir sicher, dass Romanus dich einlässt! Der würde gewiss sogar einen Mörder beherbergen, solang er nicht wüsste, dass er einer ist - selbst wenn er ein blutüberströmtes Gladius bei sich trüge!" schmunzelte sie. Vermutlich würde er diesen Mann als armes Kerlchen sehen der sich grad durch eine Rinderherde kämpfen musste. Bei diesem Gedanken reifte das Schmunzeln letztlich zu einem Lachen. Sie mochte Romanus, auch wenn er ihr weit zu friedfertig vorkam.

    "Gut" meinte sie recht knapp angebunden. "Ich bin froh wieder hier zu sein." fügte sie hintenan, um nicht allzu abweisend zu wirken. Sie war nicht wirklich froh wieder in dieser Casa zu sein, lieber wäre sie bei ihrem Vater. "Aber bald bei Tante Claudia wird es bestimmt auch schön! Vater ist gewiss stolz mich in den Dienst der Götter treten zu sehen, wenn er wieder hier ist!!" meinte sie. "Immerhin verehrt er Minerva ganz besonders!"

    "Ohja das wäre toll! Magst du nicht eine Zeit lang bei uns wohnen? Dann sehen wir uns jeden Tag und du kannst es mich lehren!" sagte sie mit einem hoffnungsvollen Blick direkt in seine Augen gerichtet, hoffend hiermit sein Herz zu berühren. Doch dann lächelte sie herzhaft als sie sagte: "Ich glaub gern dass du chaotisch bist, doch ist das eigentlich der Grund warum ich noch hier sitze."

    "Das würde ich vermutlich auch. Wenn ich die Wahl hätte." meinte sie mit einem etwas bedrückt wirkenden Lächeln. Sie strich sich gedankenverloren ihr Haar aus dem Gesicht. "Ich würd auch furchtbar gern die Lyra spielen, vielleicht erlerne ich es ja eines Tages auch. Doch das Dichten wird mir aufgedrängt... Da kann ich mich nicht vor Drücken." schmunzelte sie und sah ihn dann mit ihrem meist unwiderstehlichen Blick an, bittend und unglaublich lieb. "Verbringst du den heutigen Tag mit mir? Ich möchte endlich einmal aus diesem Käfig ausbrechen, wenn auch nur für einen Tag!" bat sie leisen Tonfalls.

    "Zum Beispiel die Lyra zu spielen?" fragte sie interessiert. Wohlweislich überhörte sie seinen abfälligen Kommentar über die Patrizier, die immerhin den ihr bekannteren Familienteil ausmachten und sie sie auch sehr schätzte. "Was noch alles?" fragte sie weiter ohne eine Antwort abzuwarten. In ihren Augen blinzelte Abenteuerlust, zu der sie allerdings kein Wort verlauten ließ.

    Minervina seufzte abermals verdammt tief für ihr zartes Alter. "Ich könnte nicht mehr ohne meine Familie und eigentlich bin ich auch keiner anderen patria potestas als jener meines Vaters unterstellt, aber er ist nicht hier. Na vielleicht in Hinsicht Heirat auch ganz gut, er ist ein Patrizier alter Ansichten." schmunzelte sie. Dann setzte sie sich im Schneidersitz hin, denn ihr Hintern begann in liegender Position schon langsam zu schmerzen.


    "Wo kommst du her?" fragte sie mit ruhiger Stimme und musterte ihn. Er sprach davon, dass er nicht wie die 'anderen' Römer sei, ob er einfach seinen Pflichten davongelaufen war? So wie sie es gern tun würde?

    "Ich werde in den Dienst der Götter treten. Allerdings ist es noch nicht völlig klar ob in den Dienst der Vesta oder der Minervina. Wobei mir jener der Vesta deutlich lieber wäre." schmunzelte sie und drehte ihr Gesicht wieder in seine Richtung. "Er bindet zwar mehr, hält aber auch meine Familiev von dem dummen Gedanken ab, mich eines Tages zu verheiraten. Hier ist zum Glück noch nichts vorgesehen..." Mit einem Schwung setzte sie sich wieder aufrecht hin und stützte sich mit beiden Armen vom Boden ab. "Und du? Was würdest du gern eines Tages tun?" fragte sie mit Neugierde in ihren Worten.

    Zitat

    Original von Medicus Germanicus Avarus
    Naja ich hab das Problem nicht gestaltet. So wird die Wirtschaft warten müssen, oder man zieht eben das Ostergeschenk vor. :D


    Ich seh das erst jetzt.. Darum hatte ich soviel Geld zum verprassen :D Schad und ich dacht des käm durch Verkäufe :D Ich wär für das vorgezogene Ostergeschenk ;)


    Ups falsche ID :D Na ihr wisst schon wer.. ;)

    Sie verzog etwas die Lippen. "Ich habe leider immer etwas zu tun. Meine Lehrer wissen immer etwas, womit sie mich quälen können. All die Gelehrten, die Geschichten, ich kann sie nicht mehr sehen noch hören." Sie stieß einen lauten Seufzer aus. "Manchmal wünschte ich, ich könnte für länger als nur wenige Stunden aus dieser Welt entfliehen Ich verschaffe mir auf diesen Freizeit, wie sie ausgefüllt wird überlasse ich den Schicksalsweberinnen." lächelte sie leicht. Sie wandte den Blick wieder in den blauen Himmel.

    Auch Minervina schloss die Augen und ließ sich bei seinen Klängen vollends ins Gras sinken. Sie legte sich auf den Rücken und breitete die Arme aus. Das Lied hatte etwas beklemmendes, aber die Klänge der Lyra waren wunderbar im Einklang mit seiner Stimme. Unmerklich fasste sie mit ihren Händen ins Gras, während die Sonne ihr Gesicht wärmte, die Klänge ihr kalte Schauer über den Rücken jagden und sie selbst versuchte ein Gleichgewicht der Gefühle zu bewahren.


    Auch als er langsam endete und nur noch ausklingende Töne in ihre bezirzten Ohren drangen, blieb sie so liegen. Der leichte Hauch des Windes fuhr durch ihr Haar und erst nun ließ sie sich langsam aus dem Tagtraum reißen. "Das war wunderschön" flüsterte sie etwas leiser als sie es wollte, räusperte sich noch einmal. "Du kannst sehr gut spielen." meinte sie dann etwas lauter und lebendiger, wobei sie ihr Gesicht in seine Richtung wandte und lächelte.

    Sie legte ihren Kopf seitlich, sodass er auf der linken Schulter zum liegen kam. Sie begann diesen Tag zu schätzen. Sie hatte sich erfolgreich ihrer Mutter widersetzt, es war schönes Wetter und sie vor den Toren Tarraco's. Sie hatte jemand sehr nettes kennengelernt, der die Lyra spielte und nicht zu dieser spießigen Gesellschaft gehörte. Das fröhliche Lächeln ließ sich einfach nicht mehr bannen. "Mein Vater ist der pater gentis der gens Tiberia, doch Mutter und ich sind in ihrer Familie, der gens Rediviva." erklärte Minervina. Selbst der Gedanke an ihren Vater trübte ihre Gedanken nicht mehr. Er würde zurückkehren und dann würde er Mutter zurechtweisen - alles würde gut.


    "Aber lassen wir das! Gern kannst du mir etwas schönes vorspielen, Musik hört man allzu selten." nickte sie recht erfreut auf seinen Vorschlag hin.

    Sie lauschte zugegebenermaßen mit leichtem Entzücken seinen Worten. "Kannst du denn spielen?" fragte sie mit einem leichten Handzeig ihrer Rechten auf die Lyra. Natürlich konnte er spielen, schalt sie sich selbst, aber es war eine schöne Vorstellung, ganz allein einen Künstler gefunden zu haben. eine zu schöne Vorstellung. "Ich bin mir jedenfalls sehr sicher, dass wir uns wieder sehen!" lächelte sie. "Das muss ein sehr weiser Freund sein." meinte sie.


    Doch dann verdüsterte sich ihr Blick ein wenig. "Ja, vom Blute her sollte ich es wohl sein, mein Vater ist ein sehr einflussreicher Mann. Ich verstehe nicht, warum Mutter und ich den Namen gewechselt haben und nun einer plebejischen gens angehören. Was wird Vater dazu sagen?" Minervina schüttelte kaum merklich den Kopf. Sie kannte ihren Vater kaum, seit ihrer Geburt ist er fast nur unterwegs. Aedil, Tribun...