Beiträge von Gemitus Didius Felix

    Auch am Morgen des heutigen Tages stand Gemitus früher auf als alle anderen im Castellum. Er hockte sich wieder auf die Knie und begann wieder vor sich hinzuflüstern: 'Schütze sie! Ich bitte... Familie... zusammen...'
    Nach einer Weile erhob er sich von den Knien, setzte die Sohlen seiner Sandalen auf die Erde und erhob sich nun ganz.


    Er rekelte sich. Dann ging er leise, um niemanden aufzuwecken, auf den Übungsplatz des Castellum und trainierte -wie am Tag zuvor- seine Kondition. Heute lief er 30 Runden in hohem Tempo. Er wollte seine Grenzen kennenlernen. In der 23. Runde bekam er Seitenstechen, sodass er fast aufgeben musste. Er biss jedoch auf die Zähne, lief die 30 Runden durch und sogar noch eine Bonusrunde im Anschluss.
    Heute sollte der große Tag sein, an dem er mit der Grundausbildung beginnen sollte. Fröhlich joggte er zu seinem Haus zurück, machte sich kurz frisch, rasierte sich und setzte sich vor das Haus, von dem aus er den Übungsplatz beobachten konnte und wartete auf den Centurio, der ihm einige Dinge erklären sollte...

    Sim-Off:

    Oh Mann, ich sollte einfach mal die Legis durchlesen... :) Naja, so weiß ich jetzt, dass ich in zweieinhalb Monaten mein Magister Philosophae machen kann, wenn es genehmigt wird. Danke für Deine Hilfe!

    Die Rechtsprechung in Rom


    Die Rechtsprechung wird in zwei Bereiche unterteilt. Auf der einen Seite der zivilrechtliche Bereich, in dem Konflikte zwischen zwei privaten Streitparteien geregelt werden, auf der anderen Seite der strafrechtliche Bereich, in dem Konflikte zwischen einer privaten Streitpartei und der Öffentlichkeit behandelt werden.



    Der Zivilprozess


    Um im antiken Rom einen Prozess in Gang zu setzen, musste man zusammen mit dem Prozessgegner eine Klagformel (legis actio) verfassen und mündlich vor einem Prätor vorbringen. Damit beantragte man ein Verfahren.
    In diesem Verfahren (in iure) entschied der Prätor, ob in der Sache ein Prozess von Nöten war. War dies der Fall wurde aus einer Richterliste ein Geschworener (iudex) gewählt. Meistens war dieser Geschworene Senator oder Ritter.
    Der Gewählte entschied dann unter Anwendung des geltenden Rechts, ob der Beklagte schuldig oder unschuldig war (apud iudicem). Bei unzureichender oder uneindeutiger Beweislage wurde der Beklagte freigesprochen.
    War ein Prozessteilnehmer mit dem Urteil unzufrieden, konnte er kein Berufungsverfahren einleiten.



    Der Strafprozess


    Das Altertum kannte weder Staatsanwalt noch Untersuchungsrichter. Deshalb musste ein Zeuge des Verbrechens gefunden werden, der dann als privater Ankläger im Auftrag der Allgemeinheit die Anklage beim Prätor anmeldete (delatio nominis).
    Wie beim Zivilprozess untersuchte ein Prätor die Zulässigkeit der Anklage. Außerdem bestimmte er „durch eine göttliche Eingebung geleitet“ (divinatio) aus der Gruppe der Zeugen den Ankläger.
    Nach Annahme der Anklage wurde der Beschuldigte als „Angeklagter“ (reus) zum Verhör geladen (in ius vocare).
    Entweder der Prätor stellte während des Verhörs die Schuld bzw. die Unschuld des Angeklagten fest oder er setzte einen Termin vor einem öffentlichen Gericht (iudicium publicum), das mit Geschworenen besetzt war, fest.



    Das Verfahren


    An dem vom Prätor bestimmten Termin trafen sich Ankläger, Angeklagter, Prätor, ein Geschworenenrat (quaestio) und eine Menge interessierter Zuschauer (corona). Der Prätor nahm auf einem erhöhten Stuhl (sella curulis), auf einer erhöhten Bühne (tribunal) Platz. Er hatte von dort den Vorsitz über das Richterkollegium.
    Der Ankläger eröffnete das Verfahren durch sein Plädoyer (accusatio). Der Angeklagte hatte die Möglichkeit zur direkten Antwort (defensio). Der Angriffs- und der Verteidigungsrede folgten die Beweisaufnahme, die Zeugenvernehmung und das Verlesen relevanter Urkunden.
    Gleich im Anschluss wurde in einer Abstimmung unter den vereidigten Richtern die Schuldfrage geklärt.



    Das Abstimmungsverfahren


    Jeder Richter erhielt eine Holztafel, die beidseitig mit Wachs beschichtet war. Auf einer Seite war der Buchstabe A(bsolvo)“ (dt.: Ich entlasse) eingetieft, auf der anderen Seite der Buchstabe C(ondemno)“ (dt.: Ich verurteile) . Der Richter löschte nun einen oder - bei Enthaltung - beide Buchstaben auf seiner Tafel. Nach Auszählung der Stimmen verkündete der Prätor das Urteil.



    Das Recht der Prozessteilnehmer


    Jeder römische Bürger konnte mit Hinweis auf sein Bürgerrecht (civitas) Verhöre in Verbindung mit Folter abwenden. Das galt für jeden Bürger (civis), später auch in den Außenbezirken des Reiches. Berühmtestes Beispiel mag der Apostel Paulus sein, der, wie in Apostelgeschichte 25,9 ff. geschildert, sein Bürgerrecht wahrnimmt. In der Kaiserzeit war der Kaiser der Verteidiger des Rechts, der „Wahrer des Rechts des römischen Volkes“ (protector iuris populi Romani), wie ihn die Römer nannten.



    Nachwirkungen


    Unsere moderne Zivilisation hat weite Teile des römischen Rechts übernommen und verbreitet es über die gesamte Erde. So finden in den USA immer noch Geschworenenprozesse statt. Auch das „Tribunal“ ist noch ein Begriff in der Judikative. Ebenso entstammt das Wort „Judikative“ selbst der lateinischen Sprache.
    Auch das Rechtsverständnis der alten Römer ist uns nicht fremd. So sind Recht und Gerechtigkeit für uns immer noch die Ausgewogenheit zweier Seiten, die in Form der bekannten „Iustitia“ verbildlicht wurde.




    Bild der "Iustitia"

    Die Krise der späten Republik


    Seit den jungen Jahren des römischen Staates war es bestimmten Bevölkerungsschichten vorbehalten den Kriegsdienst zu leisten. Zum einen waren nur die oberen Schichten in der Lage, den finanziellen Aufwand eines Krieges zu tragen und dabei ökonomisch handlungsfähig zu bleiben, denn Ausrüstung und Verpflegung für einen Feldzug mussten von den Kämpfern selbst, also aus privaten Mitteln gestellt werden.
    Zum anderen war das Kämpfen für die Gemeinschaft des römischen Volkes eine Frage der Ehre. Die Verteidigung der Heimat und die Vermehrung und Sicherung ihrer Macht wurde nicht als Pflicht, sondern als Recht empfunden.


    Im Gegenzug zu den im Krieg erlittenen Schäden durften die Kämpfer die von ihnen erbeuteten Güter und Menschen als ihr Eigentum ansehen und zu ihrem privaten Besitz hinzufügen. Ihre Argumentation baute auf dem Grundsatz auf, dass der, der viel leistete, auch mehr belohnt werden musste als die anderen. So rafften einige wenige immer größeren Reichtum an.


    Das römische Imperium wuchs und wuchs. Und mit ihm die militärischen Auseinandersetzungen in den immer mehr werdenden Provinzen. Um in diesen die Ordnung zu sichern, musste Soldaten abgestellt werden. Es reichte nicht mehr, wenige gut ausgebildete und schwer bewaffnete Soldaten einzuberufen, wenn es zum Krieg kam. Ein stehendes Heer musste geschaffen werden.
    In den Jahren von 105-101v.Chr. führte der Feldherr Marius (156-86v.Chr.) aus dem Lager der Popularen als Konsul eine Heeresreform durch, die genau dieses Problem lösen sollte. Nach Marius durften auch untere Bevölkerungsschichten den Kriegsdienst ausüben. Die Ausrüstung, die nötig war, um eine schlagkräftige Truppe zu erstellen, wurde den Kämpfern von der staatlichen Gemeinschaft gestellt. Die eingenommenen Güter konnten in den privaten Besitz übernommen werden. Nach Beendigung des Feldzuges wurde jedem Kämpfer ein Stück Land in einer Provinz, teilweise aber auch in Italien übergeben. Das erste Mal in der Geschichte kann man von „Soldaten“, von Kriegern, die eine Bezahlung, einen Sold, für ihren Kampf erhalten, reden.


    Diese Umstellung des Systems funktionierte anfangs hervorragend. Allerdings wurden nach und nach die Nachteile offensichtlich. So war nach kurzer Zeit das gesamte italienische Festland aufgeteilt. Nachrückende Soldaten konnten nur noch mit Landgütern in weiter entfernten Provinzen belohnt werden, was für Unmut sorgte. Diese unzureichende Versorgung mit „Belohnungslandschaften“ und der von vielen zeitgenössischen Analysten festgestellte mangelhafte Zustand des Heeres waren zwei wichtige Faktoren, die zur Krise der Republik führten. Ebenso stellte die Machtkonzentration auf die militärischen Führungspersönlichkeiten ein Problem dar, denn die Soldaten waren nun eher dem Feldherrn ergeben, der ihnen Reichtum versprach, als der Sache, dem Vorteil, Roms.


    Gaius Julius Caesar ist wohl einer der berühmtesten Feldherrn dieser Zeit. Durch die Eroberung Galliens - und somit im Prinzip ganz Westeuropas - verschaffte er sich den Oberbefehl über riesige Truppenverbände, mit denen er im Januar 49v.Chr. den Rubikon, den Grenzfluss, dessen Überschreitung in Waffen untersagt war, überschritt. Was folgte waren der Versuch jenes Caesars, eine Alleinherrschaft nach dem Vorbild der Diktatur zu schaffen. Im Jahr 45v.Chr. ernannte ihn der Senat zum „Diktator auf Lebenszeit“. Der am 15.März 44v.Chr. von rund 60 Republikanern erdolchte Popular versuchte durch seine gnädige, aber dennoch durchgreifende Herrschaft, das System zu stabilisieren und ihm dauerhafte Stärke zu verleihen.


    Diese wurde nämlich nicht erst seit den drei Punischen Kriegen (261-146v.Chr.) durch einen allgemeinen Abfall von alten Werten bedroht. So spricht Sallust in seiner Schilderung einer Verschwörung, die in dieser Zeit stattfand, davon, dass die Vorfahren Werte, wie z.B. Fleiß, gerechte Herrschaftsausübung und die Freiheit des Geistes von Korruption uns Machtgehabes, hatten. Stattdessen habe man zu seiner Zeit neue Werte gesetzt, wie z.B. Verschwendungssucht und Habsucht. Weiter heißt es: „Wir loben den Reichtum, hängen aber faul rum. Zwischen Guten und Schlechten wird kein Unterschied gemacht. Alle Belohnung für Tüchtigkeit hat der krankhafte Ehrgeiz in Besitz. Und das ist auch kein Wunder! Da Ihr jeder für seine eigenen Belange gesondert Eure Pläne fasst, da Ihr daheim Sklaven Eures Vergnügens, hier des Geldes und Eurer Verbindungen seid, daher kommt es, dass der Staat wehrlos gegenüber Angriffen ist.“ (Sallust, Coniuratio Catilinae, Kapitel 52).
    Damit sind die Hauptprobleme der Zeit treffend beschrieben: Willkür, Verschwendung und Geiz, Verachtung des Alten, Korruption und „Vetternwirtschaft“, Machtmissbrauch und mangelhafte Ausübung mancher politischer Ämter.

    'Gut. Ich hoffe, ich kann ein sehr gutes Ergebnis erzielen... Oh, da fällt mir schon wieder eine Frage ein!', grinste Gemitus. 'Oh, entschuldigt mein Benehmen, Praefectus! Also die Frage ist: Darf ich mir in der Fabrica eine Rüstung anfertigen lassen?'

    'Ja, das ist richtig. Es sollte noch ein zweiter Probatus mit mir reisen. Allerdings ist mir sein Aufenthaltsort verborgen geblieben. Ich würde auch gern wissen, wo er steckt. Immerhin sollten wir gemeinsam hierher kommen.


    Aber noch etwas anderes bewegt mich, Praefectus! Ich würde gern eine Aufgabe im Castellum übernehmen. Ich trainiere jeden Morgen eine Stunde lang quasi vorm Aufstehen auf dem Übungsplatz und würde gern das richtige Soldatenleben kennenlernen und mich einbringen. Das war ja auch der Grund, warum ich aus Roma hierher, in den kalten Norden gezogen bin. Ich wäre Ihnen sehr dankbar...'

    Am Morgen des heutigen Tages wachte Gemitus früh auf. Er rekelte sich und erhob sich dann langsam, um auf die Knie zu fallen. Dann beugte er sich -auf den Knien sitzend- nach vorn, bis seine Stirn die Erde berührte. Dabei flüsterte er leise vor sich hin. Es waren nur einige Wortfetzen zu hören.
    'Danke für... Essen... Kinder... Schutz... Frau, die liebe...'
    Nach einer Weile erhob er sich, sodass er auf den Beinen stand. Noch vor dem morgendlichen Erfrischen ging Gemitus auf den Übungsplatz des Castelli.


    Dort angekommen, lief er zum Aufwärmen alleine zwanzig Runden. Ganz locker, keine Eile. Es ging ihm ums Wachwerden, nicht um den Beweis seiner konditionellen Möglichkeiten.
    In der siebten Runde ging langsam die Sonne auf und strahlte auf Gemitus Gesicht. Fröhlich lief er umso schneller.
    Innerhalb weniger Minuten hatte er den Rest seines allmorgendlich Pensums absolviert und trotte gemütlich zu seiner Liege zurück...

    Schnell verstecke der Legionär seine Waffe. Er hatte nichts im Sinn, was die öffentliche Ordnung stören konnte, sondern wollte nur etwas über die Vestalinnen lernen.
    Trotzdem bedankte sich der große und kräftig gebaute Mann für den Ratschlag mit einem Kopfnicken und sagte leise:


    'Vielen Dank für den Rat, Camillus. Ich bin hier um zu lernen, nicht um zu kämpfen. Ich muss vergessen haben, mein Gladius abzulegen. Noch einmal vielen Dank!'