Beiträge von Nakhti

    Nakhti kam zur Postannahme des Cursus Publicus. Er verneigte sich vor dem Dienst tuenden Postbeamten und überreichte das Schreiben, dass ihm sein Herr anvertraut hatte, dazu die übliche Gebühr.


    An
    Marcus Decimus Livianus
    Castellum der Legio I Traiana Pia Fidelis, Mantua


    Salve Marcus Decimus Livianus!


    Ich danke Dir für Dein Schreiben in dem Du mir den Wunsch von Lucius Iunius Silanus mitgeteilt hast. Er wurde damals aus eigenem Entschluss mein Client und selbstverständlich entlasse ich ihn aus dem Klientelverhältnis, wenn es sein Wunsch ist.
    Dennoch hätte ich es für angebracht gehalten, wenn er selbst bei mir persönlich oder zumindest brieflich vorstellig geworden wäre.
    Dessen ungeachtet wünsche ich ihm natürlich alles Gute in Deinen Diensten und den Segen der Götter.



    gez. Lucius Aelius Quarto



    ROMA - PRIDIE KAL MAR DCCCLVII A.U.C. (28.2.857/104 n.Chr.)



    Sim-Off:

    5 Sz. bezahlt

    Eine schwarze Sänfte mit acht nubischen Trägern erreichte den Eingangsbereich zur Casa Germanica. Ein Sklave eilte ihr ein paar Schritte voraus. Auf dem Weg hierher hatte er die Passanten lautstark zur Seite gescheucht und übernahm nun die Aufgabe, an die Porta des Hauses zu klopfen.

    “Du fü’len stark genug um aufzuste’en, ’err? Ich bringe dir Essen aus Culina, wenn du ’ast ’unger.“


    Nakhti war ein wenig in Sorge, denn er fürchtete, der Prinz könnte im nächsten Augenblick wieder umkippen und dann würde bestimmt mit ihm schimpfen, dass er nicht besser auf den hohen Gast aufgepasst hatte.

    “Naaaaain, ’ier viel besser ist. Ich ’abe guten ’err, der niemals schlägt und ich darf schlafen in Culina am Ofen. Besser als lausige ’ütte mit Boden aus Le’m und nur Sto’. Immer viel Essen und leichte Arbeit. Viel besser ’ier!“, antwortete Nakhti mit innbrünstiger Überzeugung.
    “Ich immer Sklave war, wie meine Eltern und Eltern von Eltern auch.“

    Beharrlich blieb Nakhti beim Latein, hatte man ihn doch ermahnt, im Haus seines Herrn auch nur die Sprache seines Herrn zu sprechen.


    “In Nä’e von alte Stadt Saïs, aber ich immer nur auf den Feldern gewesen bin, jede Nacht. In Alexandria ich ein Mal war. Von dort das Schiff ist gefa’ren, dass mich ’ier’er gebracht ’at. Ich Latein sprechen, ’err. Alter Le’rer Lysias mich ’at gele’rt. Griechisch er mich nicht ’at gele’rt.“

    Nachdem Nakhti vom Gemach der Herrin zurückgekehrt war und während er auf weitere Anweisungen wartete, sprach ihn einer der Gäste an. Er war es nicht gewohnt, dass man ihm persönliche Fragen stellte und war dementsprechend etwas verdutzt. Aber wie es sich für einen braven Sklaven gehörte, neigte er leicht den Kopf und gab natürlich antwort:
    “Nak’ti mein Name. In Syene ich geboren aber später auf großes Gut in Delta gekommen.“

    Der Sklave schaute noch dämlicher drein. Ein Eindruck, der sich wohlmöglich deshalb einstellte, weil er wie ein Hund den Kopf ein wenig schief hielt, während er nachdachte.


    “Elternglück…“, wiederholte er ratlos. :hmm:
    “Meine ’errschaften Aelius Quarto, Aelia Adria und Aelius Callidus ’eißen. Außerdem ein fremder Prinz mit Namen Acuma ’ier wo’nen. ...und kleines Baby meiner 'errschaften...“

    “Elternglück?“
    Nakhti schaute die beiden Männer ratlos an. Es war ihm deutlich anzusehen, dass er überhaupt nichts verstand, was im Übrigen ein häufiger Anblick bei ihm war.

    “Ja, schönes Land ist.“, antwortete Nakhti, obwohl sich seine Erinnerungen an die Heimat vor allem auf eine karge Sklavenhütte und weite Blumenfelder bezogen. Letztere waren wirklich sehr schön gewesen, doch hatte er sie oft nur des Nachts gesehen, denn die Blüten durften nur bei Mondschein und keinesfalls bei Sonnenlicht geerntet werden. Aber auch Bruchstücke der Erinnerung an Syene waren da noch, an die liebliche Stadt an den Katarakten, den dunkelblauen Nil und die leuchtend gelbe Wüste, die auf der gegenüberliegenden Seite, hinter einem schmalen Streifen Grüns begann. Es war ein Bild, das sich jedem Betrachter unauslöschlich einprägte, hatte er es einmal gesehen.


    So seufzte er unmerklich und wiederholte: “Ja, se’r schön und angefüllt mit alten Göttern. Anubis, Pta’, T’ot, Nefertem, Osiris, ’at’or, Nut, ’api, Isis, Sobek, ’orus…
    Alte Götter leben in Land und wachen über Kinder von Nil. ’ier Götter fern aber Leben leichter und immer genug Essen da.“


    Wie viele einfache Menschen war auch Nakhti eher praktisch veranlagt und der Bauch war ihm letztlich ebenso wichtig wie religiöse Erfüllung, oder nein, wohl eher noch wichtiger.

    Nakhti öffnete die Tür und sah den davor stehenden Mann ein wenig ratlos an. Er kannte nicht oder konnte sich zumindest nicht daran erinnern, ihn je gesehen zu haben, was bei seinem nicht sehr ausgeprägten Verstand allerdings nichts weiter zu bedeuten hatte.


    Der Sklave verneigte sich und fragte: “Womit ich kann ’elfen?“

    Nakhti verneigte und entfernte sich, nicht ohne nochmals einen besorgten Blick auf die "meisterhafte Daphne" geworfen zu haben. Ob er es wegen Callidus’ Erzählung tat, oder weil die Plastik bedenklich gewackelt hatte, als der Gast sich ihrer widmete, dass war schwer zu deuten.

    Nakhti kam in das Cubiculum von Aelius Callidus. Er verneigte sich und sprach:
    “’err, ein Gast dich zu sprechen wünscht. Sein Name Lucius Octavius Detritus ist, er gesagt ’at und das du schon auf i’n warten.“