Beiträge von Titus Helvetius Geminus

    "Ich bin erfreut, dass Du auch weiterhin für mich arbeiten möchtest. Das ehrt mich, besonders, da wir keinen sonderlich guten Start zusammen hatten. Aber einen persönlichen Scriba kann ich durchaus gut gebrauchen. Mein politischer Stand ist zwar derzeit alles andere als gefestigt und sicher. Und nachdem was ich derzeit so für Äußerungen aus dem Senat zugetragen bekomme .... ich war jüngst, gelinde gesagt, stinksauer und hatte nicht übel Lust alles hinzuschmeißen. Aber zum einen lasse ich mich nicht von Leuten demontieren, die selber alles andere als bar von Fehl sind und zum anderen ist ein sehr guter Teil der Kritik ja leider gerechtfertig, so fair muss ich sein.


    Aber willkommen in meinen Diensten. Wirst Du eine Kammer hier im Hause benötigen oder wirst Du woanders wohnen? 50 Sz. hast Du früher verdient, ich denke das erhöhen wir auf 60 Sz. pro Woche."

    "Ich mache Dir Angst? Verzeih, das wollte ich nicht. Ich gebiete ja nicht über Iuppiter, sondern er über mich, seine Wege sind mir genauso verborgen wie Dir. Iuppiter ist wohlwollend gegen sein Volk, dessen bin ich mir sehr sicher und deshalb stürzt er keine Existenzen in den Ruin."


    Lächelt aufmunternd.


    "Ihr traft euch in den Thermen, soso."


    Ein Thema, das ihn neuerdings nachhaltig interessierte.


    "Ja, Fabia ist sehr sehr aufgeweckt und offen. Sie wird weit kommen, so sie den Antrieb nicht verliert und dran bleibt. Was ich ihr von Herzen wünsche. Nach Vater oder Mutter? Manches hat sie von mir, doch die Anmut ihrer Mutter, und ihre Augen ..."

    "Wer weiß schon wo und in welcher Form der Chef des Pantheons umhergeht ..... aber ich denke auch. Im Moment sind wir sicher."


    Lächelt und schaut Livias Blicken hinterher, doch erkennt er recht zugüig den lauscherprüfenden Sinn dessen.


    "Oh. Ja, dann ist Dir Wolllust noch fremd, verzeih.


    Aber da es Iuppiter bei der präsentierten Wolllust selten belässt, so werdet ihr schneller als Euch lieb sein könnte weiteres erkennen und das sollte bei einem Gott doch recht eindrucksvoll erkennbar sein. Aber es steht zu wünschen, dass der Göttervater gerade anderes zu tun hat ...... oder mit anderen."

    Schaut zunächst etwas verdutzt drein, doch versteht er recht schnell. Nun lächelt er auch verschmitzt.


    "Und? Iuppiter in mir erkannt?"


    Er muss lachen.


    "Ich hoffe ich gehe noch als der prachtvolle Jüngling durch und bin nicht das Fabelwesen. Hab mir doch solche Mühe gegeben diese Gestalt anzunehmen!"


    Lacht nun schallend.


    "Nun, ich hoffe doch Du erkennst Wolllust, wenn Du sie siehst."


    Nun schaut er nur noch schelmisch.

    "Oja, das stimmt. Iuppiter scheint dir sehr gewogen zu sein. Der Priester war ja fast beleidigt keine Makel, wenn auch minimale, zu finden. Sollte demnächst ein Fabelwesen oder ein prachtvoller Jüngling deinen Weg kreuzen, denen die Wolllust aus den Augen schreit, so flüchte schnellstens."


    Grinst.

    "Ich werde der Einladung natürlich sehr gerne folgen. Ja, Fabia ist mein Sonnenschein. Sie wiegt vieles wieder auf."


    Er schaut einige Sekunden melancholisch ins Leere um sich schnell wieder zu fangen.


    "Natürlich werde ich Fabia sehr gerne mitnehmen und ihr diesen Wunsch erfüllen. Ihr beide lerntet Euch kennen? Das freut mich zu hören."


    Geminus tritt etwas zur Seite und beobachtet das Geschehen. Es war ihm nicht entgangen, dass sich bei der Erwähnung der Hochzeit ein leichter Schatten über die Miene Livias gelegt hatte. Was das wohl zu bedeutet hatte? Oder grübelte er nur wieder zu viel und begann schon wieder zu viel in die Dinge hineinzudeuten. Das wurde ihm schon oft vorgeworfen. Besonders vom weiblichen Geschlecht.

    Kurz darauf erscheint der Senator und entlässt den Sklaven wieder zur Tür. Mittlerweile hat er gebadet und ist wieder standesgemäß gekleidet. Doch sein Kopf brummt überdeutlich.


    Er tritt freundlich lächelnd auf den Besucher zu.


    "Didius Octavianus, nicht wahr? Mein Scriba ...... ich möchte mich in aller Form dafür entschuldigen, dass Du so derart unterbeschäftigt warst und Dir wohl öfter recht seltsam vorkamst. Ich hoffe Du hast zumindest Deinen Lohn und meine bescheidene Zuwendung erhalten. Nicht grade eine Musteraedilität, die ich abgeliefert habe, aber Absolution kannst Du mir dafür nicht geben."


    Lächelt schwach.


    "Aber genug davon. Was führt Dich nun aktuell zu mir?"

    "Nun, da hast Du recht. Doch eine Fullonica habe ich auch auf dem Esquilin nicht in der Nachbarschaft ..... sonst wäre ich schwerlich dort hingezogen. Der Duft eines Rauchopfers ist allerdings wirklich durchaus eine Wohltat, ein Aspekt, der mir an diesem Ort gefällt. Er strahlt außerdem Würde, Tradition und Ehre aus."


    Seufzt und erwiedert ihren Blick.


    "Ja, vielleicht werde ich in Zwiesprache mit dem großen Iuppiter treten. Vielleicht weiß er mir zu raten."

    Ein durchaus stämmiger Sklave, der seinen Alterszenit nur leicht überschritten hat öffnet langsam die Türe und mustert den Besucher. Die Musterung gesteht dem Gast in spe zunächst zumindest zu nach dem Begehr gefragt zu werden.


    "Salve Alienus. Was wünschst Du im Hause Helvetia?"

    Auch er muss nun leicht schmunzeln.


    "Nun gut .... frischere ... Luft."


    Faltet die Hände hinter dem Rücken.


    "Schlimm ...... ob es schlimm ist. Kann sein, ich bin mir noch nicht sicher wie ich vieles bewerten soll und welche Schlüsse zu ziehen sind. Die Götter zu Rate ziehen? .... hm ..... schaden kann es zumindest nicht."


    Lächelt leicht.

    Geminus eilt vorbei und entdeckt die Senatorin, auch sie hat ihn bereits entdeckt und so tritt er zu ihr.


    "Ah, Tiberia Livia. Ich hörte, dass Du zur Praetorin gewählt wurdest. Ich gratuliere Dir herzlich zu diesem Wahlerfolg. Mögen die Götter Deine Amtszeit segnen. Am richtigen Ort für deren Segen bist Du ja."

    Nachdem er kurz eine Amphore Wein besorgt hat schlendert Geminus ins Atrium auf seine Lieblingsbank und lässt sich schnaufend nieder. Den Blick auf den zentralen Brunnen gerichtet und den gepflegten Garten wiedererkennend stürzt er den ersten Becher hinunter um den Reisedreck fortzuspülen. Es ist ruhig im Haus. Er beginnt seine Lage zu überdenken.


    Dank seiner jüngsten Flucht ist er wohl der grausamste Aedil der Geschichte geworden. Der grausamst schlechte. Große Pläne ... Umsetzung gleich Null. Eine große Bilanz. Die politische Bühne wird das nicht sonderlich schnell verzeihen. Einiges an Prestige und Ansehen ging damit wohl über den Styx, aber das hatte unlängst so oder so gelitten. Wer war er denn schon noch? Wer kannte ihn noch und wer rechnete noch mit ihm? Irgendwann hatte er aufgehört wichtig zu sein, Teil zu sein, dabei zu sein. Früher hatte er jeden wichtigen Menschen im Reich gekannt, heute gab es wichtige Menschen, die ihn nicht kannten. Hatte er sich verändert oder sie? Oder etwas anderes? Er fühlte sich leer, elanlos, ziellos. Früher hatte er faktisch im Palast und beim Kaiser gewohnt, nun hatte er ihn lange nicht gesehen, lange nicht gesprochen. Er wusste nicht, was das Volk bewegte, was gerade die Runde auf dem Forum machte, welche Ämter nun wer hatte, was wichtiges passiert war, er wusste nicht was den Senat bewegte oder sonst irgendetwas von Belang. Und das schlimmste war .... er konnte damit scheinbar ganz gut leben.


    Doch was wollte er künftig denn nun tun? Chefankläger war er nicht mehr. Seinen Nachfolger hatte er selber bestätigt, denn das Amt war ihm nur noch Stress und Arbeit gewesen, nicht mehr Erfüllung wie früher.


    Den Cursus Honorum hatte er vermasselt. Die Aedilität völlig verhunzt. Doch war das wichtig? Strebte er die Praetur denn an? Das hieße den Cursus Iuris bestehen, doch die Kraft dazu hatte er zur Zeit nicht, nicht einmal den leisesten Drang diesen Weg überhaupt zu gehen. Und dieses jüngste Debakel würde seine Stimme im Senat auch ziemlich belasten und entwerten ...


    Er hätte Praefectus Urbi werden können, wenn er gewollt hätte, doch griff er nicht zu. Was er auch nicht bedauerte.


    Doch was sollte er künftig tun ..........


    Er nahm den nächsten vollen Becher zur Hand und trank.

    Geminus eilt an seine Tür und hämmert an die Pforte. Der Sklave setzt an ein Willkommen zu sagen, da läuft Geminus bereits grummelnd und abwinkend an ihm vorbei ins Innere des Hauses, das er seit Wochen nicht mehr betreten hatte. Seine doch recht angegriffene Kleidung, zumindest den Mantel wirft er achtlos beiseite.

    Die Worte des Magister Domus Augusti hörend dreht Geminus gradewegs wieder um und geht lieber nach Hause. Er fasst sich an die Schläfen und beschleunigt seinen Schritt. Gerade wieder in Roma holt ihn das was er zurückließ sofort wieder ein. Der politische Ruf wohl irreparabel beschädigt kann er nur hoffen, dass die Aedilität als solche zumindest nicht revidiert wird und er den Senatssitz nun wenigstens auch formal gerechtfertigt hat.