Nachdem er kurz eine Amphore Wein besorgt hat schlendert Geminus ins Atrium auf seine Lieblingsbank und lässt sich schnaufend nieder. Den Blick auf den zentralen Brunnen gerichtet und den gepflegten Garten wiedererkennend stürzt er den ersten Becher hinunter um den Reisedreck fortzuspülen. Es ist ruhig im Haus. Er beginnt seine Lage zu überdenken.
Dank seiner jüngsten Flucht ist er wohl der grausamste Aedil der Geschichte geworden. Der grausamst schlechte. Große Pläne ... Umsetzung gleich Null. Eine große Bilanz. Die politische Bühne wird das nicht sonderlich schnell verzeihen. Einiges an Prestige und Ansehen ging damit wohl über den Styx, aber das hatte unlängst so oder so gelitten. Wer war er denn schon noch? Wer kannte ihn noch und wer rechnete noch mit ihm? Irgendwann hatte er aufgehört wichtig zu sein, Teil zu sein, dabei zu sein. Früher hatte er jeden wichtigen Menschen im Reich gekannt, heute gab es wichtige Menschen, die ihn nicht kannten. Hatte er sich verändert oder sie? Oder etwas anderes? Er fühlte sich leer, elanlos, ziellos. Früher hatte er faktisch im Palast und beim Kaiser gewohnt, nun hatte er ihn lange nicht gesehen, lange nicht gesprochen. Er wusste nicht, was das Volk bewegte, was gerade die Runde auf dem Forum machte, welche Ämter nun wer hatte, was wichtiges passiert war, er wusste nicht was den Senat bewegte oder sonst irgendetwas von Belang. Und das schlimmste war .... er konnte damit scheinbar ganz gut leben.
Doch was wollte er künftig denn nun tun? Chefankläger war er nicht mehr. Seinen Nachfolger hatte er selber bestätigt, denn das Amt war ihm nur noch Stress und Arbeit gewesen, nicht mehr Erfüllung wie früher.
Den Cursus Honorum hatte er vermasselt. Die Aedilität völlig verhunzt. Doch war das wichtig? Strebte er die Praetur denn an? Das hieße den Cursus Iuris bestehen, doch die Kraft dazu hatte er zur Zeit nicht, nicht einmal den leisesten Drang diesen Weg überhaupt zu gehen. Und dieses jüngste Debakel würde seine Stimme im Senat auch ziemlich belasten und entwerten ...
Er hätte Praefectus Urbi werden können, wenn er gewollt hätte, doch griff er nicht zu. Was er auch nicht bedauerte.
Doch was sollte er künftig tun ..........
Er nahm den nächsten vollen Becher zur Hand und trank.