Beiträge von Titus Helvetius Geminus

    Geminus hatte das Forum Romanum erreicht. Er genoß den Anblick, genau bis zu dem Zeitpunkt als ein Junge vorbeirannte, der Pfütze vor dem Senator genau gar nicht auswich und dessen Toga versaute.


    Geminus wollte dem Jungen schon hinterherbrüllen, doch verkniff er es sich dann doch, anders kannte er Roma ja nicht. Und erinnerte sich an einige Zeilen, die er gelesen hatte.


    ... Ein armer Mann hat in Rom keinen noch so kleinen Platz zum Denken. Früh am Morgen machen Lehrer das Leben ünerträglich, schon in der Nacht wecken dich die Bäcker und das Hämmern des Kupferschmieds zerrt den ganzen Tag an deinen Nerven. Dazwischen klimpert hier der Geldwechsler zum Spaß mit seinen Münzen auf der schmutzigen Bank, und dort zertrümmert ein Mann mit einem glänzenden Schlegel auf seinem abgewetzten Stein spanisches Gold zu Staub. ...


    Er musste grinsen, wahrlich treffliche Worte.
    Wo hatte er sie nur gelesen.

    ... Klatsch und Tratsch ... Helden des Alltags ... Wie organisiert man einen Junggesellenabschied? ...


    Nächster Absatz.


    ... Flavier unter die Künstler gegangen – Brilliante Parodie verstört das Publikum ...


    Die Gens hat sich auch schonmal fruchtbarer betätigt.


    ... Ein veritabler Sängerwettstreit spielte sich vor kurzem zur Mittagsstunde auf dem Mercatus Urbi ab, als eine bunte Truppe fahrender Schausteller dort ein unterhaltsames Spektakel bot. Akrobaten und Musikanten erfreuten die Passanten, und besonders eine junge Sängerin, welche sich im freizügigen Kostüm einer Ägypterin als "die Muse Aoide" präsentierte, gewann mit ihrer bezaubernden Darbietung barbarischer Gesänge viel Beifall. ...


    Nicht meine Welt.


    ... Begegnung mit einem wahren Helden ...


    Hatten wir das nicht grade?


    ... Die Sagenwelt des Nicocrates Evax - Heute: Die Argonautensage (pars I) ...


    Prinzipiell begrüßte Geminus diesen lehrreichen Part der Acta außerordentlich, aber für diese frühe Stunde, war ihm das dann doch zu schwere Kost.


    ... Spenden ...


    Die Spenderliste wies normalerweise die aktuell wohlhabenden und gleichzeitig ambitionierten des Reiches aus. Eine immer wieder informative Aufzählung.


    ... In dieser Woche gilt unser besonderer Dank Dauerspender Marcus Decimus Mattiacus wird - ...


    Mattiacus, den Namen kannte er auch noch. Dauerspender, interessant.


    ... zusätzlich spricht die Auctrix PPA ihre Erleichterung aus. ...


    Und worüber?


    ... Kleinspenden
    ... Servius Artorius Reatinus ...


    Artorius Reatinus, Geminus meinte auch dieser Namen irgendwoher zu kennen.


    ... Manius Aurelius Orestes ...


    Der tauchte in dieser Ausgabe doch schon einmal auf.


    ... Aelia Adria ...


    Ahh, die Sonne geht auf, wahrlich eine sehr angenehme Zeitgenossin.


    ... Tiberius Caecilius Metellus
    Flavia Celerina
    Lucius Iunius Merula ...


    Keine Reaktion


    ... Gaius Octavius Victor ...


    Octavius Victor, was er wohl mittlerweile tat?


    ... Aelia Vespa ...


    Melodiöser Name, wirklich.


    ... Valeria Amatia
    Iunia Narcissa
    Mamercus Brigio
    Tiberius Octavius Dragonum
    Cleonymus
    Marcus Iulius Licinus
    Faustus Octavius Macer
    Numerius Duccius Marsus ...


    Die Großkopferten des Landes hatten größtenteils entweder rapide gewechselt oder hatten es größtenteils nicht nötig im Stadtanzeiger zu erscheinen.


    ... Aufbauarbeiten an der Villa Tiberia ...


    ... Wo ist Sheba? ...


    ... Nächtliches Verkehrschaos
    Roma: Ein Schwertransporter, beladen mit Marmorplatten für den Bau des Ulpianums, ...


    Den Bau des Ulpianums. Geminus war sich bereits sicher gewesen, dass kein derzeit Lebender den Bau dieses Werkes mehr erleben würde.


    ... stürzte vorgestern am späten Abend direkt an der Porta Caelimontana wegen eines gebrochenen Rades so unglücklich um, daß er das Stadttor und die Straße für Stunden blockierte. Es mußten erst Spezialkräne und andere Fuhrwerke von der Baustelle angefordert werden, um zuerst die schwere Ladung zu bergen, bevor das Fuhrwerk von der Straße geschafft werden konnte. Bei dem betroffenen Fuhrwerk entstand Totalschaden, einer der Zugochsen mußte notgeschlachtet werden. Menschen wurden bei dem Unfall nicht verletzt. Der Stau sorgte für vielerlei Verspätungen und einige Fuhrleute mußten gar bis zur nächsten Nacht warten, um ihre Lieferung ausführen zu können, da der Tag anbrach, bevor sie bis zum Tor vorgerückt waren. ...


    Und vielleicht trifft diese Einschätzung ja auch noch immer zu.
    Geminus zog die Augenbrauen hoch und genehmigte sich das letzte Stück Wurst, ehe er weiterlas.


    ... folgende Beförderungen sind in der Provinz Italia bekannt gegeben worden. ...


    Mal sehen, ob sich dort etwas findet.


    ... Cultus Deorum
    Manius Aurelius Orestes zum Augur des Collegium Augurum ...


    Das ist eindeutig seine Ausgabe.


    ...Cohortes Urbanae
    Galeo Redivivus Tychicus zum Princeps Prior der Cohortes Urbanae ...


    Rediviva, kam ihm auch bekannt vor.


    ... Legio I Traiana ... alles Probati ...


    Den Rest der Ausgabe überflog der Senator nur noch. Germanische Handelskonsortien und erregte Griechen in Aegyptus, die dort doch tatsächlich römische Soldaten gesehen haben wollen.


    Geminus lehnt sich zurück und genießt den restlichen Wein, mittlerweile ist es später Vormittag und er fühlt sich gut erholt. Zeit die Stadt ein wenig zu erkunden.

    Gleich nachdem Geminus erwacht war, lange bevor der Rest seines kleinen Haushaltes dies getan hatte, war er direkt und ohne Umweg zur Taverna Apicia gestiefelt. Naja, einen kurzen Umweg hatte er doch gemacht und sich nach alter Manier eine Abschrift der Acta Diurna besorgt. Diesen Teil seiner ehemaligen Routine hatte er tatsächlich vermisst.


    Seinen Stammplatz in der Taberna gab es tatsächlich noch und frei war er noch dazu. Als hätte er auf ihn gewartet.


    Die Kellnerin war neu .... sah aber nicht sonderlich neu aus.


    Der Senator, was er dem statusrechtlchen Sinne nach wohl noch war, bestellte einen guten Sabiner und Lucaner Wüste. Und begann kurz darauf das Studium seiner erworbenen Lektüre ...


    ... Acta Diurna - NON MAR DCCCLIX A.U.C. ....


    Ein wohliges Schauern überlief ihn, was sich wohl alles getan hatte seit seinem selbstgewählten Exil in der Fremde.


    ... Neue Magistrate für Rom - wieder einmal wurde gewählt, die neuen Magistrate Roms stehen unmittelbar vor ihrer Vereidigung und werden im kommenden Jahr die Geschicke unseres Volkes lenken. Auffällig ist bei dieser Wahl der hohe Anteil an patrizischen Magistraten. ...


    Schau einer an, holt sich die alte Oberschicht tatsächlich die Macht zurück?


    ... Besonders hervorstechend ist dabei das gute Wahlergebnis von 83,33% des zum Praetor gewählten Manius Flavius Gracchus. ...


    Manius Flavius Gracchus. Geminus grübelte. Er konnte in einem Kopf kein passendes Gesicht ausmachen.


    ... Ergebnis von 75% ... Vigintivir ... Manius Aurelius Orestes ...


    Den Namen kannte er auch nicht.


    ... Marcus Flavius Aristides aus mit 71,88% ebenfalls für das Amt des Vigintivir. ...


    Marcus Flavius Aristides


    Den Namen hatte jedenfalls noch im Gedächtnis, was ihn etwas aufmunterte.


    ... Marcus Aurelius Corvinus ... Amt des Aedilis Curulis von 64,52% vorweisen ...


    Corvinus, da klingelte auch irgendetwas.


    ... Von all den vielen Kandidaten und auch gewählten Magistraten fällt das schlechte Ergebnis des Maximus Decimus Meridius mit nur 33,33% besonders ins Auge. ...


    Dieser Name und die Person dahinter waren ihm nun sogar bestens bekannt. Er kannte ihn als äußerst integer, selbstbewusst und kompetent. Ein solch schlechtes Ergebnis erwunderte ihn. Er hatte allerdings auch schon immer einen kleinen aber vorhandenen Hang zur Rechthaberei. Ob ihm das zum Verhängnis wurde? Er hätte ihm zumindest zugetraut bei einer Podiumsdiskussion auf der Rostra auch gegen sämtliche Anwesenden zu argumentieren. Wohl wissend und wohl wissend ignorierend, dass diese ihn ja zum Gutteil zu wählen haben.


    ... Wie ist das zu erklären bei einem Mann, der eine glänzende militärische Karriere hinter sich hat, einem Thriumphator, dem Mann, der mehrere Jahre die Geschicke Germaniens zuverlässig lenkte? ....


    Ein neuer Gedanke kam ihm in den Sinn. War er vielleicht zu erfolgreich geworden? Hatte man gar Angst vor ihm? Steckten vielleicht sogar allerhöchste Kreis dahinter? Eine Schmutzkampagne? Einem Ulpier traute er soetwas nicht zu. Aber er musste zugeben, er hatte Valerian nie sonderlich gut kennengelernt. Wer weiß ...


    ... Sicherlich vor allem durch die Tatsache, daß er sich zur Zeit gar nicht in Rom befindet und auch seine Kandidatur nur schriftlich erklärt hat. ...


    Hier musste Geminus nun laut losprusten und hatte es äußerst schwer den im Mund befindlichen Schluck Wein nicht über sich und seinen Vordermann zu verteilen. Dieser guckte auch entsprechend mürrisch.
    DAS klang nun wieder vollkommen nach Meridius. Wie, ich soll zu den Wählern kommen? Solln die doch zu mir kommen, verdammt. Sie wollen ja schließlich mich haben! Ein echtes Original.


    ... Da er sich noch immer nicht wieder in Rom befindet, können wir wohl davon ausgehen, daß er, auch wenn er gewählt worden wäre, sein Amt nicht hätte antreten können. Wünschen wir ihm also bei den nächsten Wahlen, zu denen er gewiß wieder in Rom sein wird, mehr Glück. ...


    Wünschen wir, ja.


    .... Was im Senat so geschieht - oder auch nicht ....


    Ein offensiver Titel, die staatliche Kontrolle über die Acta musste wohl noch mehr gelockert worden sein.


    ... Völlig ins Stocken geraten ist die Diskussion um die Anerkennung der Kurse des Museions. Was ist da los, fragen wir uns? ...


    Nein, WAS ist das überhaupt, fragte sich der Senator. Nächster Absatz.


    ... Erfreulich schnell dagegen konnte sich der Senat zur Ablösung des bisherigen Proconsuls von Hispania, Marcus Vinicius Hungaricus, entschließen. ...


    Hungaricus. Proconsul von Hispania. Er hatte seinen Weg nach oben fortgesetzt. Wobei ein Praetorianerpraefect in Rom besser war, als ein Statthalter in Iberien. War seine Meinung dazu. Aber Hungaricus hatte sicher seine Gründe dafür, er hatte schon immer Gründe und Argumente gehabt. Ablösung. Das Wort suggerierte unehrenhafte Entlassung aus dieser Position, war dem so?


    ... Die Abstimmung läuft zur Zeit noch, es sieht bisher nach einem deutlichen Sieg für Titus Sextius Magius Lateranus aus. ...


    Noch ein Unbekannter.


    ... Noch in vollem Gange ist eine von Consul Aelius Quarto angeregte Diskussion über die Delikte gegen Leib und Leben (Codex Iuridicialis - Pars Tertia). ...


    Consul Quarto. War er mittlerweile Consul. Der gute und treue Quarto. Eine Säule des Staates, Geminus hatte ihn immer für eigentlich alles berufen gesehen. Codex Iuridicialis. Es gab ihn also noch. Wie hatte mal einer an seine Hausmauer gekritzelt. Codex Iuridicialis - von Geminus erdacht, von Hungaricus verlacht. Wieder musste er ginsen. Der gute schwarze Mann Roms war ihm oft ein arger Gegenspieler gewesen. Hart aber fair. Zumeist. Und immer sachlich.


    ... Ziel ist es, die Strafe nach der Schwere der Schuld zu differenzieren. So sei zum Beispiel ein hinterrücks ausgeführter Meuchelmord oder Giftmord verwerflicher als ein offen ausgeführter Mord, Auge in Auge mit dem Opfer. Auch Elternmord soll als besonders verwerflich gelten. Die Diskussion nimmt einen spannenden Fortgang in der Frage, wie beispielsweise der Mord eines Römers durch die Hand eines Peregrinus zu bewerten ist. Und natürlich auch wie es im genau umgekehrten Fall aussieht, oder gar bei dem Mord an einem Amtsträger. Wir werden die Diskussion weiter beobachten und darüber berichten. ...


    Eine interessante Frage, die man sich da stellt.


    ... Nach einer Diskussion, ob § 26 des Codex Universalis zur Kaisertitulatur nun überflüssig ist oder der Änderung bedarf, kam der Senat dann doch recht schnell darin überein, sich dieses überflüssigen Gesetzes zu entledigen und beschloß in einer schnellen Abstimmung die ersatzlose Streichung des § 26 Codex Universalis zur Kaisertitulatur. ...


    Bemerkenswert. Genau dieser Paragraph hatte damals dem Kaiser Julian ganz besonders gefallen. Und er war zig Male bei ihm gewesen und musste ihn umschreiben. Dieser legte großen Wert darauf, wie seine Titulatur aussehen durfte und sollte. Und auf seine Siegel, dass diese auch bloß stets aktuell waren, mit jeder Wiederholungzahl. Er hatte sich im Stillen stets gegrämt, dass es keinen Senator gab, der von sich aus den Zusatztitel Pius für ihn vorgeschlagen hätte. Sein Stolz hatte ihn immer daran gehindert es unter der Hand zu forcieren. Er wollte unbedingt, dass die Anregung dazu ehrlich und aus freiem Gedanken käme.


    ... Ein Antrag des ehrenwerten Senators Tiberius Durus auf Änderung des Kauf- und Erbrechtes zog eine langwierige Diskussion nach sich, die ebenfalls zur Zeit völlig zum Erliegen gekommen ist. ...


    Durus, das sagte ihm auch noch etwas. War das nicht sein Nachfolger bei Gericht gewesen?


    ... Eine weitere noch laufende Diskussion des Senates, die außergewöhnlicherweise in der Curia Pompeia auf dem Campus Martius stattfindet, damit der Legat der Legio I Quintus Tiberius Vitamalacus daran teilnehmen kann, ...


    Vitamalacus war Legatus Legionis der Prima geworden, schau an schau an.


    ... befaßt sich mit der Problematik, die Verwaltung der Provinz Germania, bisher vom Militär sichergestellt, in zivile Hände zu legen. ...


    Wer kam denn auf solche Ideen? Die Acta darf alles schreiben und jeden angreifen, der Praetorianerpraefect scheint diese Position nicht mehr als machtvoll genug anzusehen, die Patrizier stürmen den Cursus Honorum und Germania soll zivil verwaltet werden. Paulus und Martialis würden jubeln, näher an der Res Publica Romana konnte man doch schwerlich sein. Die kaiserliche Macht schien zu schwinden.


    ... Nach Empfehlung des Collegium Pontificium erkannte der Senat in dem Blitzeinschlag in das Templum der Concordia ...


    Die Götter sahen das wohl ähnlich.

    Nach vielen vielen langen Monaten der Abwesenheit war Geminus nach Roma zurückgekehrt. Er war lange im Landgut in Neapolis untergekrochen, um sich vor der Welt und deren Menschen zu verbarrikadieren. Er war den Moloch der Hauptstadt, deren Zwänge, deren Regeln und Notwendigkeiten mehr als überdrüssig geworden. Er war müde gewesen, schlicht müde. Er hatte gelebt wie ein Einsiedler. Niemand bekam ihn zu Gesicht und niemanden suchte er auf. Er ließ sich nicht einmal Post nachschicken oder die Acta Diurna besorgen. Auszeit, tabula rasa, das hatte er sich verordnet. Abstand, Ruhe, Neuordnung.


    Bei diesen Gedanken fiel sein Blick auf den Schreibtisch .... tabula rasa ...... mit Nichten. Bergeweise Schreiben lagen darauf. Geminus war sicher, dass 80% mit dem Tode von Famlienangehörigen zusammenhingen. Ob davon überhaupt noch jemand übrig war? Die Helvetier hatten die Angewohnheit um ihn herum zu verglühen. Wie Sternschnuppen mit großen Ambitionen stiegen sie hinauf, doch verlosch deren Licht meist schneller als gedacht. Nur er selbst war schon immer da und blieb es auch, von alles Unwägbarkeiten des Schicksals, der Götter und Kaiser verschont.


    Alt hatte er sich gefühlt, sehr alt. Als ob er alles schon erlebt, alles schon gesehen und mit jedem bereits gesprochen hätte. Das Leben war zur Last geworden, zum Klotz, den es immer mitzuschleifen galt. Doch in Ruhe und Abgeschiedenheit war er zusehens leichter geworden. Nunmehr war es so weit, dass er sich wieder nach Roma zurückwagte. Seine Stadt.


    Seinen Maiordomus hatte er jedenfalls gut ausgesucht. das Haus war in Schuss und die Sklaven tanzten nicht auf den Tischen, als er unerwartet erschien. das war gerade eben erst gewesen. Die Reise hatte ihn sehr ermüdet. Er würde zunächst einmal schlafen gehen und morgen versuchen den Faden seiner Existenz in der ewigen Stadt wieder aufzunehmen.

    Zitat

    Original von Tiberius Duccius Lando
    Haben wir tatsächlich nen Mangel an Spielern? Ich würde sagen, das IR hat schon weniger aktive Zeiten erlebt.


    Mit Sicherheit sogar. ;)


    Den nötigen break-even-point hat es jedenfalls laaaaange hinter sich.

    Geminus drückte ihm die Hand in dem festen Bewusstsein einen ursprünglichen römischen Geist gefunden zu haben.


    "Wohl gesprochen, mein Lieber!"


    Der Dienst an Rom. Geminus dacht nach der Wiedererlangung seiner Kräfte oft darüber nach, wo er Dienst künftig versehen sollte. Er wollte etwas tun, aber keinen Almosenposten. Durch seine immer wiederkehrenden Gesundheitsausfälle hatte er sehr viele einstige Weggefährten vergrätzt. Es würde nicht leicht werden diese Scherben wieder zu kitten. An den Flamenposten für Julian hatte er gedacht, aber ob ihn das wirklich langfristig reizen würde? Und seine Arbeit als Senator wieder aufnehmen? Man hatte ihm recht deutlich gesagt, dass die erlangten Weihen aus der Zeit Trajans heute eigentlich den Stuhl im Senat nicht mehr rechtfertigen würden. Er müsse die nötigen Posten im Cursus Honorum nachholen. Doch gerade dabei hatten seine Auszeiten sehr viel an Wählervertrauen beschädigt. Und wenn nicht das, so wäre er heute so bekannt, wie die Ratte, die hinter seiner Villa in steter Regelmäßigkeit diesen dämlichen Sklaven von nebenan in den Sack biß. Ergo gegen Null. Keine gute Voraussetzung. Vielleicht sollte er sich eine Audienz beim Kaiser geben lassen? Aber das Bittstellertum war ihm zuwider. Und schon gar nicht beim Sohn den alten Freund des Vater spielen, um so das Erscheinen als alter Bettler zu überspielen ...


    Sim-Off:

    Gratulation und viel Erfolg! :)

    Geminus war ehr zufällig den Menschen gefolgt und hatte sich auf dem Marsfeld eingefunden. Gaius Caecilius Crassus würde als Praefectus Praetorio verabschiedet werden. Unter anderen Kaiser hieß ein solcher Wechsel meist Fehlverhalten oder Misstrauen gegen den Mann bei der Garde. Doch hierbei wäre das verwunderlich gewesen. Crassus wurde von Julian immer als Getreuer gesehen, jedenfalls solange Geminus solche Meinungen noch mitbekommen hatte, er war ja nun schon recht lange heraus aus dem kaiserlichen Umfeld. Aber er konnte sich da einen Bruch mit der Gens Ulpia schwer vorstellen. Aber Valerian war recht neu im Amt. Vielleicht wollte er den Mann also doch aus irgendwelchen ihm unersichtlichen Gründen austauschen. Vielleicht mit einem Weggefährten und Vertrauensmann aus den Legionen? Man würde sehen.


    Geminus musste sich mit Ellenbogen und der Überraschung über seine Standesabzeichen Weg brechen. Er trug kein Amt, war faktisch nur noch Senator honoris causa und aus jedermans Erinnerung verschwunden. Also kein Grund vorhanden ihn irgendwo auf der Rechnung zu haben, ergo musste er eben selber schauen, aber so unrecht war ihm das gar nicht. Endlich hatte er einen akzeptablen Sichtpunkt erreicht.


    Nach nur kurzer Beobachtungszeit grübelte der Senator. Der neue Ulpierkaiser machte auf ihn irgendwie einen befremdlichen Eindruck. Irgendwie kraftlos ... aber man sah genauso, dass dies nicht der Normalzustand war. Man sah ihm die Energie an, die ihm einst innewohnte, doch sie schien gehemmt ... versiegt.


    Äußerst besorgniserregend, dachte Geminus bei sich.

    "Naja, Jugend kann relativ sein, es kommt immer auf den Vergleichsfaktor an."


    Der Senator lacht erneut und streicht sich durch den ergrauten Bart.


    "Ja, man macht über die Jahre in der Poiltik schon so manche negative Erfahrung, das ist wahr."


    Ob er da wohl einige bestimmte im Auge hatte?


    Geminus Gesichtsausdruck blieb freundlich und offen, doch er wurde etwas geschäftsmäßiger.


    "Ja, warum auch nicht? Das Gerücht müsste ja nicht Gerücht bleiben. Es wäre mir eine Ehre, Euch und Eure Ambitionen zu fördern. Soweit das noch in meiner Macht steht."

    Nun verstand er ihn richtig. Offene Sichtweise. Sehr offen sogar. Aber nicht unwahr. Vielleicht nicht unbedingt ein Thema zum gestikulieren auf dem Forum. Auch liberale Kaiserhäuser haben ihre Grenzen.


    "Eine strikte Ansicht, junger Freund. Aber auch Tiberius hatte seine Fehler. Nicht sie viele, wie manch anderer, das ist wahr. Gerüchte, ja."


    Geminus lachte.


    "Im Volk grassieren die wildesten gerüchte über den Palatin und seine Herren. Doch übertreibt man dabei gerne einmal."


    Was nicht unwahr ist, doch wie er selber wusste, gingen manchmal die Übertreibungen sogar nicht einmal weit genug.

    Er seuzfte bei Nennung des Namens Flavia Messalina. Geminus zog eine Augenbraue hoch. Bei dieser aparten Dame war es wie mit Garum gewesen, es gab nur zwei Wege, man liebt es oder man verachtet es.


    "Messalina wandte sich gegen den Kaiser?"


    Der Senator zog die Stirn kraus.


    "Daran erinnere ich mich nicht mehr. Was ich allerdings noch weiß, ist, dass der Kaiser, trotz aller Querelen um ihre Person, sich eine grundsätzlich positive Meinung über sie bewahrt hat. Was ihn natürlich ... wie hätte es auch anders sein dürfen ..... nicht hinderte ihr manchen Traum zu verwehren. Es gab nicht sehr viele Menschen, die Julian wirklich persönlich treffen konnten, aber sie gehörte meiner Ansicht nach dazu, ja."


    ... einen Neffen ... Kandidierte zur Quaestur ... hörte nie wieder von ihm ... Geminus begann bereits darüber nachzudenken, als der folgende Satz seinen Gehörgang passierte. -Wie Augustus erging es wohl auch Iulian, Marcellus, Gaius, Lucius, Agrippa... das eigene Blut zerfloss. Doch war das nicht das schlechteste für Rom.- Wie sollte er denn das verstehen? Zunächst beherrschte er sich jedoch und fragte nach.


    "Das eigene Blut zerfloss? Und das war nicht das schlechteste für Rom? Wie genau meinst Du das?"


    Sim-Off:

    Sorry, ich kann Dir dazu auch nichts genaueres sagen.

    Geminus nickte gemächlich. Die Antwort gefiel ihm und stellte ihn zufrieden. Die republik wieder auferstehen lassen .... da hatte er genau den Richtigen erwischt. Als Advocatus Imperialis hatte Geminus damals juristisch Jagd auf die republikanischen Verschwörer gegen Trajan gemacht. Und sein Sohn Falco auf seine ... brachiale Art und Weise tat damals das gleiche. Die helvetischen Rächer der Gens Ulpia, hatte sie Kaiser Julian einmal genannt.


    "Die Taten, die aus dem Idealismus entspringen ... wohl wahr. Verblendet seinen verlebten Träumereien nachlaufen ist genauso verfehlt, wie an nichts zu glauben. Mir sind Männer mit Idealen trotzdem stets lieber, mit römischen Idealen. Denn nicht jeder Kampf darum, muss vergebens sein."


    Geminus sah ausdruckslos den Eques an, der zunächst mit den Augen dem Stein folgte. Sich umdrehte. Das Gesicht in Ärger verzog. Das Pflaster entlang sah. Den Blick hob. Einen Senator sah. Der Blick klarte unglaubig dümmlich auf. Den Fleischberg eines Sklaven sah er gleich darauf. Nun weitete sich sein Antlitz außerordentlich. Nach einem aufflackernden Grinsansatz ging er seiner Wege.


    "Julian, ja ... ich war sein Klient und Freund. Kamerad und Ratgeber. Wie er als Mensch war? Das kann ich nur über die Jahre sagen, wo ich ihn kannte, er soll sich später etwas verändert haben. Er war Trajan im Wesen sehr ähnlich. Ein großer Bezug zum Militär. Die Legio Prima und die Praetiorianer waren ihm stets am liebsten, es schmerzte ihn oft, dass er nicht mehr Zeit also Soldat verbringen durfte. Und das heißt nicht, dass er kriegslüstern war, ganz und gar nicht. Er liebte seine Krieger, aber nicht den Krieg. Für die Rechtsprechung konnte er sich auch sehr begeistern. Dekrete ersinnen, Mängel abstellen. Ein milder Mann, vielleicht zu milde für den Posten, es fiel ihm schwer Dinge abzulehnen. Auch solche, die sonst jeder andere als unverschämt empfunden hätte. Er brauchte für harte Maßnahmen, dann also oft Vertreter ... "


    Helvetius Falco war ein solcher gewesen, der dunkle Schatten so manches Kaisers. Trajan hatte ihn lange dafür genutzt notwendige unpopuläre Befehle auszuführen. Damit der Kaiser weiter als strahlender Held dastand. Als das den Reichshonoratioren bekannt wurde, geriet der Staat an den Rand der Vernichtung.


    " ... ihm waren hedonistische Schleimer höchst zuwider. Diese Art von Männern, die ihn umschmeicheln und umgarnen wollten, nur für ihren eigenen Nutzen, für schnelleres Vorankommen und um ihre eigene Unfähigkeit Aufzusteigen durch Leistung umgehen zu können. Sogar bei solchen Leuten fiel es ihm schwer entsprechend zu reagieren, obwohl er es bemerkte. Nur eines hat er scheinbar nie verstanden, das auch Frauen so denken und handeln können."


    Er lächelt verschmitzt.


    "Womit er aber gut umgehen konnte, waren offene Angriffe. Ging jemand ungeschminkt gegen ihn vor oder sprach nur offen offensiv und tadelnd gegen ihn Wichtig dabei war, dass es ungerechtfertigt war! Denn selbstkritisch konnte er sehr wohl sein. Aber einen echten Feind konnte er sehr zielstrebig und unnachgibig verfolgen und zerstören. Das hat er damals mit sehr viele Neorepublikanern getan. Fulvius Martialis hieß der Mann, meine ich mich zu erinnern, ein übler Bursche, der zum Zeitpunkt der Staatskriese auf übelste Weise gegen Kaisertum und Ulpia wetterte und schimpfte. Das hat er ihm nie vergessen und ihn mit unstillbarem Hass verfolgt."


    Geminus erinnerte sich der eigentlichen Frage.


    "Götterkult ... ein gespanntes Gebiet für Julian. Mit Sicherheit diente er den Göttern. Stets und immerdar. Besonders Mars war er verfallen. Aber seine Rolle als Pontifex Maximus war ihm nicht gern gesehen. Es war ihm zu unpraktisch zu fern von tatsächlichem Handeln und Gestalten. Er tat da nur das Nötigste, eigentlich nicht einmal das. Die uns allen bekannte große Flavia Messalina pflegte ihn Dominus et Deus zu nennen, als einzige. Jemals. Er untersagte sonst zu Lebzeiten jegliche göttergleiche Sicht auf ihn. Doch bei ihr ließ er sie gewähren. Die Vergöttlichung verstorbener Kaiser sah er als Pflicht an, sofern diese in Ehre regierten. Somit gilt das auch heute für ihn. Er sah die Religion aber eher traditionalistisch und pragmatisch."

    "Also die Administratio Imperatoris soll es sein. Also keine kleinen Brötchen backen, was?"


    Kichert verschmitzt. Und wird gleich darauf wieder ernst.


    "Ehrgeiz ist nichts schlechtes, solange man dabei eben nicht mit Ehre geizt. Sondern diese zeigt und einfordert. Julian schaute immer sehr darauf, wer sich für den direkten kaiserlichen Dienst interessiert. Wie es Valerian heute damit hält, ist mir nicht bekannt. Aber Kontakte zum Kaiserhof würden es sicher begünstigen. Aktuelle Kontakte."


    Dies sagte er ausdrücklich, um klar zu machen, dass die eigenen recht eingerostet sind.


    "Das Vertrauen in das eigene Können, dem Wirken der Familia vorzuziehen, ehrt Dich. Leider eine seltene Einstellung in unseren Tagen."


    Die Einstellung des Mannes gefiel Geminus immer mehr.


    "Ich teile Deine Ansicht. Immer für getreue da sein, sie selber aber so selten wie nötig selber in Anspruch nehmen müssen."


    Dumm, nicht wahr? ..... Geminus kam ins Grübeln.


    "Nach einer veralteten Definition wird Torheit gleichgestellt mit der Abwesenheit - respektive das nur geringe Vorhandensein - von Intelligenz bei einer Person. Außerdem kann als eine Dummheit auch eine im Nachhinein betrachtet nicht besonders überlegte Tat bezeichnet werden. Die heute zu gebrauchende Definition der Dummheit ist viel komplexer: eine Person, die etwas nicht versteht oder nicht verstehen kann, ist nicht dumm. Dumm ist die Person, die etwas versteht, aber so handelt als hätte sie es nicht verstanden. Die Dummheit könnte auch als defizitärere Intelligenz der untalentierten Menschen bezeichnet werden. Diese Menschen besitzen eine schwach entwickelte, manchmal gar unentwickelte Vorstellungskraft. Schwaches Urteilsvermögen, Unachtsamkeit. Größenwahn, Hochmut."


    Er fixiert sein Gegenüber.


    "Handelt also dumm, wer sich an einen Moralcodex hält, den seine Umwelt nicht mehr teilt? Ist Idealismus also Dummheit?"


    Sein Blick wird fragend ... wie würde das Dolabella bvewerten?

    Geminus musterte den Mann. Ein wahrer Riese von einem Kerl. Wenn er noch mit Geschick ausgestattet wäre, so könnte er eine wahre Attraktion in der Arena sein.


    "Pikante Namensgebung, fürwahr."


    Tiberius Dolabella.


    "Die Gens Tiberia ist doch durch meinen Parton patrizisch geworden und sollte ihren Einfluss doch für einen ihrer Sprossen positiv nutzen können? Eine Aufgabe? Keine konkreten Gedanken dazu?"


    Schlägt den gewiesenen Weg ein.


    "Natürlich, nur zu."

    Ad.:
    Imperator Caesar Augustus
    Gaius Ulpius Aelianus Valerianus
    Palatium Augusti, Roma



    Salve Augustus.


    Mit tiefer Bestürzung und Trauer habe ich vom Tod unseres großen Vaters und Freundes Iulianus fern der Heimat erfahren.


    Mein Gesundheitszustand lässt es erst heute zu, Dir mein tiefstes Mitleid und meine Bestürzung über den Verlust unseres strahlenden Vorbildes auszudrücken.


    Ich gratuliere Dir in dieser schweren Stunde nichts desto trotz voller Zuversicht, zur Übernahme der Kaiserwürde. Und bitte die Götter Dir Weisheit, Kriegsglück und stählerne Gesundheit zu schenken.


    In ewiger Verbundenheit zur Gens Ulpia.



    [Blockierte Grafik: http://www.pictureupload.de/originals/pictures/211108104542_siegel.gif]

    "Rom verändert sich stetig, so war es aber auch schon immer. Macht und Bedeutung verschiebt sich, ebenso wie Richtungen des politischen Handelns."


    Sollte Geminus etwas hineindeuten, dass der Mann sein gewolltes Betätigungsfeld verschwieg.


    "Julian? Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich nicht weiß wo mein Freund ruht. Ich war zum Zeitpunkt all dieser schrecklichen Ereignisse nicht ganz auf dem Posten."

    Der Einladung folgend liefen wir nebeneinander durch die Menschen.


    "Ja, da habt ihr recht, Hoffnung muss man zulassen ..."


    Das Thema behagt ihm nicht wirklich, also ließ der Helvetier es dabei bewenden. Er bemerkte die Pause beim Versuch des Gegenübers seinen Namen zu nennen. Hatte er sich nicht vorgestellt? Scheinbar nicht.


    "Verzeiht ... Titus Helvetius Geminus, ist mein Name.


    Um zu arbeiten. Ein löbliches Ziel. In welche Richtung von Arbeits und Dienst am Vaterland tendiert ihr denn?"


    Für meine Familie die ich lange nicht sah .... also gab es dort zumindest noch jemanden, das war irgendwie tröstlich.


    .... Sagt, wie geht es der euren? ....
    Meiner Familie. Gab es die Helvetier denn überhaupt noch? Ein aussterbendes Relikt der Vergangenheit. Veraltete Ansichten, versiegte Loyalitäten und verdorrte Lorbeeren.


    "Meine Familie ist ..... "


    Ein zugleich passendes und nicht zu verbittert klingendes Wort, wollte ihm einfach nicht einfallen. Also ging er einfach darüber hinweg.


    "Mein Sohn ist vermisst ... erneut. Meine Tochter steckt die Götter wissen wo. Mein Bruder ist tot. Helvetius Verus stellt sich tot und Publius Helvetius Gracchus müsste noch irgendwo leben, wenn ich mich richtig entsinne."

    Eine Abschrift der aktuellen Ausgabe der Acta Diurna hatte er sich in der Stadt besorgt, es war schon eine Weile her, dass er eine gelesen hatte.


    Der Schreibtisch war unordentlich, es war ja auch kein Zug mehr im Haus im Personal ... was an ihm lag.


    Regen in Hispania ... sollte das wichtig sein? .... Und zwar Auszeichnungen. Hier wird der Proconsul zum wiederholten Male für seine Verdienste ausgezeichnet, diverse Curienmitglieder erhalten Diplomae und der letzte Quästor sahnt sogar gleich dreimal ab. Was ist dort los, mag man sich fragen, hört man doch kaum etwas aus dieser Provinz. ....


    Eine Krankheit der Macht, die scheinbar nicht auszumerzen war. Bücklinge und Anbiederer. Sowohl Trajan als auch Julian hatten diese Sorte Menschen nicht sonderlich leiden mögen. Wer seine Auszeichnung selber einfoderte, der hatte sie meist auch gar nicht verdient. Mit offenen Feinden konnte beide Kaiser oft besser umgehen als mit Schleimern. Zumidnest fiel Günstlingswirtschaft auf, also war Rom noch nicht ganz verloren.


    .... Bau des Ulpianums scheint in der Curia Iulia für einiges Aufsehen zu sorgen ....


    Steht das Ding, denn etwa immer noch nicht? Geminus schüttelte nur den Kopf und ging zum nächsten Thema über.


    .... Hochzeit in Hispania .... diese junge Dame vor den Augen zahlloser Zeugen und ausgewählter Gäste Consular Marcus Vinicius Hungaricus, Proconsul von Hispania, in der Villa des Proconsuls ehelichte ....


    Der Mann wechselt die Frauen wie andere Socken.


    Wirklich gravierendes fand der Helvetier in der Ausgabe nicht.

    Nicht immer ... seit dem Brande. Es war der Mann, bei dem er damals eingekehrt war. Geminus versuchte sich an die genauen Umstände zu erinnern, doch brach sich der Strom der Bilder bislang nicht Bahn.


    Der Blick des Mannes wurde trübe. Die Erinnerung, die er ihm voraus war, war definitiv keine gute. Sogar eine existenzbedrohende. Der Helvetier war sich nicht sicher, ob der Mann die Entscheidung über ein neues Leben ... danach ... bislang hatte eindeutig treffen können.


    "Ihr hadert sehr mit dem Leben, wie ich sehe. Hat es seit dem denn keine hoffnungsvollen Dinge mehr gebracht?"


    Die melancholische Laune des Mannes zog Geminus eher an, als die nervtötende Fröhlichkeit manch anderer Zeitgenossen. Er hatte sich sogar schon dabei ertappt weit seniler zu erscheinen, als er war, nur um derartige Vögel abzuwimmeln ... er ging also gerne auf das Angebot ein.


    "Ich gehe gerne einige Schritt mit euch."


    Seine Zeit ist die Vergangemheit. Er scheint wirklich dort zu leben, in den Tagen der Vergangenheit. Zu dieser Zeit erstarrte für ihn die Zeit, wie es schien. Das war zumindest der grobe Eindruck.