Beiträge von Aurea Mediocritas

    Kurz erschrak ich, als Gabriel meine Hand packte und los lief, doch dann fühlte ich mich wie ein junges Kind, das lachend und völlig frei von schweren Gedanken über eine hohe Blumenwiese rannte.


    Glucksend lachend stolperte ich hinter Gabriel her, der meine Hand fest in seiner hielt. Bald schmerzte mein Bauch vor lauter lachen und ich befürchtete einer der Hausherren möge sich an meinem lauten Lachen stören.


    Es gehörte sich für einen Sklaven nicht allzuviel Spaß zu haben.


    Krampfhaft unterdrückte ich mein Lachen und grunzte nur noch ab und zu durch die Nase. Gabriel blickte sich mit einem breiten Grinsen im Gesicht um und verlangsamte endlich seine Schritte.


    Wir waren wohl am nächsten Raum angekommen.

    "Nun so sei es wohl.", ich blickte Gabriel schelmisch von unten herauf an. Seine getrübte Stimmung war mir im Wege und ich versuchte sie schnell wieder weg zu schieben. Ich legte Gabriel meine Hand für einen Moment auf seinen Oberarm.
    Mit einem wohligem Gefühl spürte ich dabei sein leichtes Spiel der Muskeln.
    "Mir bist Du gerade recht so wie Du bist!", lachte ich gerade heraus und mein klares Lachen hallte leicht in den Wänden des Atriums wieder.


    "Los, zeig mir die Casa - Rom wartet auf uns!"

    Sim-Off:

    Ja mach das so!


    "Wahrscheinlich hast Du recht - außerdem hast Du unseren Herrn heute schon genug verärgert", antwortete ich und mein Gesicht wurde ernster, "meinst Du nicht Du würdest besser leben, wenn Du ein bißchen mehr Sklave wärst?"


    Ich dachte an mein Lebensmotto und wollte es ihm weitergeben: "Magis esse quam videri, Gabriel. Das gilt auch für uns Sklaven!"

    "Rom!", fiel mir plötzlich ein.
    "Rom! Ich möchte noch viel liber Rom sehen - meinst Du es sei uns möglich??"


    Ich erinnerte mich an unser letztes Zusammentreffen. An Gabriels Gesicht als ich ihm zu verstehen gegeben hatte, wie gerne ich mich mit ihm zusammen im fremden Rom verlaufen würde...
    Ich musste lachen.


    "Kannst Du mir Rom zeigen?"


    Sim-Off:

    Syrius hat ja doch schon ne ganze Weile nicht mehr geschrieben - schauen wir uns die Unterkünfte später an...

    Ich hörte zwar, dass Gabriel etwas zu mir sagte, aber ich verstand es nicht. Gabriel sah mir in die Augen und ließ meinen Blick nicht mehr los. Schöne Augen hatte er, wild und doch sanft und unendlich tief. Mir schien als trage er seine ganze Seele in seinen Augen.


    Ein leichtes Lächeln zuckte über meine Lippen, dann blickte ich kurz zu Boden um meine Aufmerksamkeit wieder auf etwas anderes zu lenken. Als ich wieder hoch blickte schien es mir, als habe auch Gabriel wieder zur Realität gefunden.


    "...die Aufenthaltsräume...ja..."

    Ich lachte Gabriel offen an"Ja hat man - Ich musste ja heute Nacht schon irgendwo schlafen! Immerhin bin ich ja gestern Abend schon hier angekommen!"
    Dann überlegte ich kurz.
    "Einen Aufenhaltsraum haben wir? Ich konnte leider noch nicht allzu viele von uns kennen lernen. Den würde ich gerne sehen!!!"

    Ruhe finden?, fragte ich mit einem verschmitzen Lächeln.


    Ich genoß es endlich wieder unter meinesgleichen zu sein und entspannte mich merklich.
    Endlich musste ich nicht mehr auf die Benimmregeln eines Sklaven achten und konnte reden, wie mir der Mund gewachsen war.

    Mit angespanntem Blick hatte ich den Dialog zwischen Gabriel und meinem Herrn verfolgt.
    Wie schlecht es Gabriel stand sich unterwürfig zu präsentieren...


    Wohl stünde es ihm besser als freier Bettler die letzten Brotsamen nach dem Markt vom Boden aufzulesen und dabei sein stolzes Haupt in die Sonne zu recken, als hier als unfreier Sklave sich einem Herren zu unterwerfen.


    Aber sein Schicksal hatte es ihm zugetragen - wie auch mir, die ich auch nicht gerade mein höchstes Lebensglück in der Sklaverei gefunden hatte!! - und so musste er es halten, wie es in diesem Hause zu halten war.


    Plötzlich sank Liliana etwas in sich zusammen, erschrocken eilte ich zu ihr.


    "Darf ich Ihnen einen Schluck zu trinken bringen, Herrin?", setzte ich mich nun selbst über die Regeln der Sklaverei hinweg und sprach meine Herrin an, ohne auf einen Befehl gewartet zu haben.


    Ich ging zu einem kleinen Tischchen, auf dem ein Tonkrug mit Wasser stand, sowie ein Becher.
    Diesen brachte ich gefüllt mit dem reinen, kühlen Quellwasser zurück an die Liege meiner Herrin und reichte ihn ihr.


    Dann zog ich mich Richtung Türe zurück und wartete auf eine Anweisung von Marcus Didius Falco.

    Ich blickte Gabriel entgeistert an - dass ich dabei ein ziemlich dümmliches Gesicht machen musste, war mir klar.


    Für einen Sklaven hielt ich ihn einfach nur für ziemlich frech.
    Für einen Sklaven, der wie ich erst seit kurzer Zeit im Hause war,
    hielt ich ihn nicht nur für frech, sondern auch für ziemlich unbedacht.


    Wie schnell konnte man doch seinen Herrn verärgern - was keine
    allzu tollen Aussichten vermuten ließ.


    Im Hause Aulfesus hatte ich in meiner recht langen Zeit als
    Sklavin schon einmal erlebt, wie ein unbedachter Sklave in den
    Circus Maximus zu den Spielen verkauft worden war.


    Und das nicht um sich tapfer als Gladiator zu behaupten,
    sondern um sich der lachenden und gröhlenden Menge als
    schnelles Löwenfutter zu präsentieren.


    Bei dem Gedanken schauderte es mich und ich blickte leicht
    verängstigt zu Marcus hinüber...

    Ich lächelte erfreut.


    Diese Casa mit ihren Herrschaft gefiel mir immer besser. Es schien als sei ein helles, freundliches Herz hier jedem zueigen.


    "Danke Herrin, ich freue mich auf meine Arbeit!". erklärte ich mit einem Lächeln auf den Lippen und blickte dann etwas unsicher zu Marcus Didius Falco.
    Ich erwartete eine Anweisung. Mich zu entfernen, oder meine erste Aufgabe, irgendwas das nun kam um mich nicht hier rumstehen zu lassen.


    Auch schien es mir, als sei meine Herrin erschöpft und suche ihre Ruhe. Stören wollte ich diese keineswegs...

    Ich lächelte und trat an die Liege, auf der sich Liliana gebettet hatte. Sie hob ihr schmale Hand in meine Richtung. Ich nahm sie dankbar leicht in meine, blickte auf den Boden und deutet einen kleinen Knicks an.


    Seid gegrüßt, Herrin. Mein Name ist Aurea. Ich freue mich so sehr auf ihre Niederkunft, wenn ich dies sagen darf! Welch Freude!


    Ich trat einen Schritt zurück, blickte sie an und fand sie unendlich schön. Wie stolz und würdevoll sie mit ihrem Kindesbauch wirkte.


    Nun, die Kunst des Haareflechtens gehört fürwahr zu meinen besten Tätigkeiten. Ich arbeite gut und gerne in der Culina, empfange Gäste, serviere Speisen und verrichte mit dem Frauen der Casa die Morgentoilette.
    Ich bin auch bereit stets Dinge zu lernen, die noch nicht zu meinen Tätigkeiten gehören. Die Pflege der niederen Tiere ist mir jedoch gut vertraut. Auch war ich einst als Amme tätig und kenne mit mich Kindspflege sehr gut aus.
    Ich werde euch stets zu guten Diensten sein!

    Aufmerksam hörte ich zu. Es war wichtig nichts zu vergessen, da ich meinen Herrn nie enttäuschen wollte.


    Danke, Herr. Nein. Ich freue mich mein Tagwerk nun beginnen zu dürfen.


    Ich hoffte sehr nun die Herrin kennen lernen zu dürfen und mich dann an einen der anderen Sklaven wenden zu dürfen um das Haus gezeigt zu bekommen.


    Wo war Gabriel überhaupt?

    Durch meinen Ärger über mich selbst und dadurch, dass Marcus Didius Falco blitzschnell das Thema wechselte, fand ich wieder meine Fassung.


    Was mein Herr mir über meine Arbeit berichtete erfreute mich nun mindestens so sehr, wie seine Äußerungen zuvor mich in Schrecken versetzt hatten.


    Seine Frau war hochschwanger? Welch Freude! Da ich selbst keine Kinder empfangen konnte, freute ich mich umso mehr über jedes Kind, das sich neu ankündigte.
    Ich lächelte.


    Über die Schwangerschaft ihrer Frau freue ich mich sehr, Herr. Ich werde mich bestens um sie kümmern und stets, sei es Tag, sei es Nacht zu ihren Diensten sein.
    Wann werde ich sie kennen lernen dürfen?

    Mir wurde noch elender.
    Mein Mund wurde trocken und ich schluckte mehrmals, doch der Kloß in meinem Hals wurde nicht kleiner.
    Eine Sklaven-Dirne hatte er vor sich und wollte es WISSEN? Wie naiv war es doch von mir gewesen zu glauben ich könne meinen Namen, auf den ich so stolz war, einfach ungefragt behalten.


    Nun musste ich schnell reagieren. Ein noch längeres Schweigen würde er nicht aushalten und ich erst recht nicht.


    Aurea Mediocritas. Das ist mein Name, ja Herr. Aulfesus hielt sich nur Sklaven mit schwarzem Haar mediterranem Ursprungs. Ich war seine einzige Sklavin germanischem Ursprungs und fiel durch mein blondes Haar auf. So kam ich zu meinem Namen, Herr.


    Ich presste die Lippen aufeinander und starrte Marcus Didius Falco aufgeschreckt an.

    Ich blickte Falco einen Sekunde verdattert an - vermutlich stand mein Mund dabei offen, was einen sehr schlechten Eindruck hinterlassen musste.
    Mit so einer Frage hatte ich nun wirklich nicht gerechtnet - auch wenn sie durchaus berechtigt war. Schnell blickte ich zu Boden, schloß meinen Mund wieder und versuchte meine Fassung wieder zu gewinnen.


    Dann blickte ich meinen Herren wieder an und antwortete mit etwas brüchiger und für mich untypischen leisen Stimme:


    Ja, Herr. Ihr habt Recht. Aulfesus gab mir einst diesen Namen. Ich trage ihn NUN zu unrecht und möchte mich nicht aufgrund meines Namens hervorzuheben versuchen. Gebt mir einen anderen. Ich werde auch ihn tragen."


    Ich kämpft mit Tränen, die in meinen Augen aufstiegen und sie glänzend machten. Schnell blinzelte ich und war mir sicher mein neuer Herr hatte die Feuchtigkeit meiner Augen nicht bemerkt.


    Wie scheußlich sich hier so gehen zu lassen, dachte ich und wurde wütend auf mein Gehabe.

    "Danke, ja - Herr.", antwortete ich mit einem leichten Lächeln auf den Lippen und rückte ein STück weiter nach hinten auf der Sitzfläche.


    "Eine sehr schöne Kammer. Ich danke Euch."

    Verwundert über das Angebot eines Sitzplatzes trat ich näher und setzte mich behutsam nieder. Dies war fürwahr nicht üblich für Sklaven.


    Marcus Didius Falco lächelte mich jedoch bestätigend an und so saß ich zwar weiterhin aufrecht und auf der vordersten Stuhlkante, legte aber ruhig meine Hände in den Schoß.


    "Ihr wolltet mir heute meine Aufgaben näher erläutern, Herr.", gerne hätte ich mich auch für meine Kammer bedankt, die wirklich großzügig gestaltet war und dafür, dass ich eine erste angenehme Nacht in der Casa Didia verbracht hatte. Aber es gehörte sich nicht für einen Sklaven ungefragt über Dinge zu berichten. Also schwieg ich.

    Ich lief die letzten Schritte hinter Gabriel her, der mich zu unserem Herrn bringen wollte. Etwas mulmig war mir nun doch schon wieder - so lustig der Morgen auch begonnen hatte. Was würden meine Aufgaben heute sein?


    Ich versank ins Grübeln und rempelte so gegen Gabriels Rücken, als dieser plötzlich stehen blieb.