Beiträge von Narrator Aegypti

"Sie ist... kale?" fragte er zurück und begann dann ein wenig zu erzählen: "Ich auch Schwester! Sappho! Hatte gamos mit Nachbar."

"Na, das sieht doch schon ganz gut aus!" lobte der Centurio, als der Trupp halbwegs ordentlich zum Stehen kam. "Dann erhöhen wir jetzt mal das Tempo! Alle Mann vor bis zur Wand des Kasernenblocks, Anschlagen und wieder hierher! Der letzte wird bestraft!" Grimmig lächelnd verschränkte Fabullus die Arme vor der Brust, den Vitis in die Armebeuge geklemmt.

Wieder lächelte Bacchides. "Stasander Bruder von mir!" Dann deutete er auf Mago. "Wer Bruder von dir?"

"Consistite*!" befahl der Centurio schließlich plötzlich und fuhr fort: "Bringen wir ein bisschen Bewegung in die Sache: Wenn es 'ad dextram' und 'ad sinistram' heißt, schwenkt ihr in die entsprechende Richtung um. Wenn das Kommando 'Consistite' und 'Retro' ertönt, macht ihr auf der Stelle kehrt und marschiert nach entsprechendem Befehl in die entgegensetzte Richtung zurück!" Er blieb in der Mitte des Exerzierplatzes stehen.

Und schon ging es wieder los: "Tirones aequatis passibus pergite! Unus - duo - tres - quattuor! Ad dextram pergite! Unus - duo - tres. Consistite! Retro! Unus - duo - tres. Consistite!"

"Ja, Bruder!" wiederholte Bacchides und fragte dann vorsichtig: "Du... Bruder?"

Der Trupp marschierte vorwärts, den Centurio an der Seite. Langsam führte er sie um die Kurve und begann schließlich: "Mit Musik geht alles besser. Centuria - ein Lied!" Bevor die Rekruten verwirrt durcheinander singen konnten, stimmte er aber selbst mit getragener Stimme ein altes Classis-Marschlied an:
"Wir sind Kameraden auf See!
Wir sind Kameraden auf See!
Komm', Mädel, nun gib mir den Abschiedskuß,
Sei tapfer und treu, wenn ich scheiden muß!
Und fahren wir heute hinaus,
Wir kommen ja wieder nach Haus.
Wir stehen wie Felsen in Luv und Lee,
Wir sind Kameraden auf See!

Wir sind Kameraden auf See!
Wir sind Kameraden auf See!
Das Signum, das uns unser Kaiser gab,
Ihm sind wir treu bis an das Grab.
Uns kümmert nicht Wetter und Sturm,
Wir stehen auf Corvus und Turm,
Wir stehen wie Felsen in Luv und Lee,
Wir sind Kameraden auf See.

Wir sind Kameraden auf See!
Wir sind Kameraden auf See!
Das Signum, die stolz uns zu Häupten weht,
Ihm gilt unser Gruß, wenn's zum Sterben geht!
Es ist unser heiligstes Gut,
Wir schützen es mit unserm Blut!
Wir stehen wie Felsen in Luv und Lee,
Wir sind Kameraden auf See!"
Nachdem er das Lied einmal vorgesungen hatte, rief er: "Und alle!" und begann noch einmal. So marschierten sie eine ganze Weile singend im Kreis.

Bacchides zuckte mit den Schultern, grinste und antwortete auf Griechisch:
"Soldat werden - was für eine Überraschung!"
Dann versuchte er es wieder auf Latein, die nächste Frage zu beantworten:
"Vater sagt: Gehe zur Classis. Stasander bekommt Geschäft. Stasander mein... Adelphos" Das letzte Wort fehlte ihm offensichtlich wieder und er verwendete einfach das Griechische. "Du Adelphoi?"

"Ein bisschen lauter, wenn ich bitten darf!" mahnte der Centurio und schwang seinen Stock, als wäre er ein Dirigent: "Alle zusammen!"

Nachdem die Rekruten ihn gegrüßt hatten, fuhr Fabullus mit seinen Ausführungen fort: "Nachdem ihr jetzt einigermaßen vernünftig stehen könnt, kommen wir zum Gehen - dem Marschieren. Wir beginnnen mit links und gehen einfach gerade aus:"
Er ging zur Seite und gab den Befehl: "Pergite aequatis passibus*!"

Kurz runzelte Bacchides die Stirn, dann wechselte er auf Latein:
"Ist besser Latein?"
Offensichtlich konnte der Rekrut aus Arsinoe ebenfalls nicht besonders gut Latein! Trotzdem bemühte er sich redlich:
"Warum du bist hier?"

"Wir sprechen uns in der Armee mit Gentilnomen an! Zweiter Versuch!" herrschte der Centurio den Germanen an.

"Magus hier wird euch jetzt zeigen, wie man ordentlich strammsteht!"
Mit dem Vitis deutete auf den Germanen und schlug gegen sein Schienbein. "Beine zusammen!" Dann gab es einen Hieb auf den Oberarm. "Arme gerade seitlich anlegen!" Zuletzt umrundete er Mago und drückte mit den Stab in seinen Rücken. "Bauch rein, Brust raus - los, alle mitmachen!"
Während die Rekruten dann versuchten, Haltung anzunehmen, fuhr der Centurio bereits fort: "Neben dem Strammstehen ist das Grüßen wichtig. Gegrüßt wird mit 'Salve, Rang Name'! Das heißt also in meinem Fall?" Wieder deutete er auf Mago.

Obwohl der Fremde blond und recht blass war, schien er Griechisch zu verstehen und antwortete freundlich - also blieb auch Bacchides bei seiner Muttersprache.
"Ich bin Bacchides, Sohn des Lacydes. Ich komme aus Arsinoe in Arcadia. Du bist nicht von hier, oder?"

"Guten Morgen, Tirones!" begrüßte der Centurio die Soldaten mit klarer Stimme. Er sog die Luft ein und lächelte - wobei das Lächeln irgendwie ein bisschen höhnisch wirkte.
"Ein guter Morgen, um aus Maden Männer zu machen!" Er musterte die Reihe der angetretenen Rekruten und begann dann vor ihnen auf- und abzugehen. "Ich weiß, dass die Legionäre drüben in Nikopolis auf uns herunterschauen! Aber ich sage euch eines: Ich werde dafür sorgen, dass ihr diesen Typen am Ende eurer Ausbildung in jeder Hinsicht ebenbürtig sein werdet! Legionäre sind die Elite des Exercitus Romanus? Wer das behauptet, hat noch nie einen Miles Classicus gesehen!
Die Legionäre glauben, es ist hart einen Feind auf dem Schlachtfeld zu schlagen? Sollen sie es mal auf einem schwankenden Deck versuchen!
Sie schützen die Grenzen Roms vor den Barbaren vom Rhenus bis zur großen Wüste? Wir verteidigen die Kornkammer Roms vor Piraten und Schmugglern! Ob der Limes hält oder nicht - dem Volk von Rom kann das relativ egal sein! Aber wehe, die Getreideflotte erreicht Ostia nicht rechtzeitig! Dann gibt's sehr viel schneller sehr viel mehr Blut in den Straßen Roms als beim Einfall Hannibals!
Und auch wenn der nächste Kaiser gegen Germanen oder Parther zieht - wer bringt die Legionen zum Ort des Geschehens? Wir sind es! Die Classis transportiert die Truppen, die Classis sorgt für Nachschub!"
Er hob mahnend seinen Centurionenstock, den Vitis.
"Aber glaubt nicht, dass jeder von euch würdig ist, diesen Job zu machen! Nicht jeder ist aus dem Holz geschnitzt, ein Miles Classicus zu werden!
Ich werde euch einbläuen, wie man marschiert, wie man den Gegner mit dem Gladius, dem Wurfspieß und mit bloßen Händen tötet, wie man ein Schiff entert und in offener und geschlossener Formation auf engstem Raum kämpft! Ihr werdet schwitzen, ihr werden Durst haben, jeder Knochen wird euch wehtun! Wer das nicht packt, wird gnadenlos rausfliegen und kann's von mir aus bei den Legionen in Nikopolis nochmal versuchen!"
Endlich kam er wieder zum Stehen.
"Es gibt also viel zu tun - fangen wir also gleich an!"
Mit dem Vitis deutete scheinbar wahllos auf einen der Soldaten in der ersten Reihe - Mago.
"Du da: Tiro, progredde*!"
Während Mago noch Zeit hatte, dem Befehl nachzukommen, begann Fabullus bereits mit der ersten Lektion:
"Disziplin ist das Herz des Exercitus Romanus! Wer im Gefecht Disziplin bewahren will, muss das üben, tagein tagaus! Ihr müsst lernen, die Befehle eurer Offiziere ohne Zögern, ohne Fragen zu befolgen! Deshalb werdet ihr zukünftig immer und zu jeder Zeit jeden Befehl, den euch ein Optio, ein Centurio und jeder Vorgesetzter gibt, sofort befolgen! Ihr werdet den Offizieren Respekt erweisen, sie stets korrekt grüßen und Haltung annehmen, wenn sie den Raum betreten!"

Als Mago sich gerade an seine Ausrüstung machte, kam plötzlich ein junger, bärtiger und braungebrannter Mann herein und sprach ihn auf Griechisch an:
"Chaire, Fremder - bist du auch neu hier?"

Am Morgen nach Magos Ankunft bei der Classis wurde die Ausbildungscenturie bei Sonnenaufgang geweckt. Der Optio hatte mit seinem Optionenstab gegen die Betten geklopft und jedem einen Hieb verpasst, der nach zehn Sekunden nicht aus dem Bett gekommen war. Das Frühstück war ausgefallen - man hatte die Rekruten direkt auf den Exerzierplatz gescheucht, wo Centurio Longinus Fabullus bereits wartete.

Centurio Longinus Fabullus
Der Centurio nickte knapp. Offensichtlich war er zufrieden.
"Damit gehörst du jetzt mir! Ich gebe dir für heute frei. Morgen früh nach dem Wecken geht's auf dem Exerzierplatz mit der Ausbildung los!" erklärte Fabullus nun das weitere Vorgehen. "Den Stützpunkt darfst du allerdings nicht verlassen, also bleib' am besten in deiner Unterkunft und erhol' dich gut!"

Centurio Longinus Fabullus
Der Centurio nickte knapp und reichte dem Rekruten eine Schriftrolle, auf der der Eid aufgeschrieben war.

"Das ist der Eid. Heb die rechte Hand und schwöre ihn!" befahl er dann.