Beiträge von Marcus Vinicius Hungaricus

    Also doch. Konnte es tatsächlich sein, daß sie beide den gleichen Gedanken hatten? Wenn ja, dann war dies ein äußerst faszinierender Zufall. Hungi musste lächeln.


    Du wirst es nicht glauben, aber ich hegte den gleichen Gedanken und wollte dich deswegen auch aufsuchen. Allein du warst schneller.


    Hungi ließ sich Zeit und trank zwei, drei kleine Schlucke bevor er den Becher wieder abstellte. Denn in der Zwischenzeit kam ein anderer Sklave, der ein paar Köstlichkeiten aus der Culina brachte. An sich nichts großartiges, nur ein paar kleine Häppchen: Oliven auf frischem Brot, ein paar Eier und die obligatorischen Weintrauben, Feigen und Datteln. Ursus hatte sich wieder mal ausgetobt, fand Hungi. Der Sklave platzierte das Tablett strategisch geschickt, so daß beide ohne Probleme zugreifen konnten.


    Nimm nur. forderte Hungi seinen Mitsenator auf. Wo waren wir? Ach ja. Natürlich, mein Bruder braucht ein Weib an seiner Seite. Und mittlerweile hat er es auch eingesehen, denn zuerst wollte er nicht wegen einer Jugendliebe, dann konnte er nicht, weil er beim Militär war. Und jetzt würde er wollen, doch... wie soll ich sagen... er tut sich ein wenig schwer mit der Brautsuche. Erst letztens haben wir wieder über diesen unhaltbaren Zustand gesprochen, und auch wir dachten an die Aelia, genauer gesagt, an deine Familie.

    Concordia, die römische Göttin der Eintracht, hatte heute ihren Festtag, und Hungi als der Hausherr ließ es sich nicht nehmen, ihr ein Opfer darzubringen. Schon am Vorabend hatte er seinem Chefsklaven Ursus erklärt, was er an diesem Morgen der Göttin darbringen wollte: Dinkelkuchen sollte Ursus backen, Mulsum vom besten Illyrer herstellen und auch der Weihrauch solle dort schon bereit liegen.


    Und so war es am nächsten Morgen auch. Im Beisein der Familie und der Sklaven verbrannte Hungi den bereitgestellten Weihrauch und führte seine Hände in die typische Gebetshaltung.


    Concordia, Göttin der Eintracht, ich rufe dich als Bewahrerin der Einigkeit zwischen den Mitgliedern der Familie. Schon früher hast du meine Familie vor Zwiespalt, schon früher vor Uneinigkeit bewahrt. Ich habe dir stets geopfert und nie in der Vergangenheit deine Macht in Zweifel gezogen. Und so möchte ich dich bitten, beschütze dieses Haus vor Streit und Haß, bewahre meine Familie vor Zwietracht und Neid. So werde ich auch in Zukunft dich um Gnade bitten, dir regelmäßig opfern und deine Macht niemals bezweifeln.


    Er schloß sein Gebet mit der Körperdrehung nach rechts, nahm dann den kleinen Dinkelkuchen, legte diesen zu den noch immer brennenden Weihrauch und wartete ein paar Momente, bis dieser zu einem Teil verbrannt war. Dann nahm er einen Becher mit mulsum und brachte dies als Trankopfer dar.


    So hoffte er auf ein weiteres Jahr der Eintracht und Zufriedenheit in der Casa Vinicia.

    Hungi war einer der wenigen, der nicht allein deswegen hier teilnahm, um den Kaiser zu sehen. Er hatte mit dem Kaiser schon oft genug gesprochen in den letzten Jahren, eine Schaulust überkam ihm deswegen nicht wirklich. Vielmehr trieb ihn die religiöse Pflicht hierher, doch eine Pflicht, der er heute gerne nachkam. Hungi wusste nicht wirklich, ob es die Zeiten waren oder vielleicht doch nur sein Alter, aber er hatte das Gefühl, daß sie alle Concordias Zuspruch stärker brauchten als früher. In eine seiner besten Toga gehüllt und in Begleitung von mehreren Sklaven kam auch er zum Forum Romanum, wo schon eine ansehnliche Anzahl Menschen standen. Er schaute sich um und erblickte dann eine Gruppe von Senatoren, zu denen er sich gesellte.
    Salvete. Entschuldigt meine Verspätung. Habe ich etwas verpasst?

    Ich denke auch, daß keiner ihn vor den Prätor zerren wird. Bisher ist er in keine Fettnäpfchen getreten oder hat sich sonstige dumme Fehler erlaubt. Allerdings will ich nichts verschreien, wer weiß, was morgen passiert oder welche Intrigen in Rom gesponnen werden. Wir wissen ja beide, daß Rom diesbezüglich ein hartes Pflaster ist. Aber ich bin durchaus zufrieden mit meinem kleinen Bruder.


    Er nahm einen Schluck. Die Überraschung, die Hungi ergriff, als Quarto nach einer eventuellen Familie seines Bruders fragte, unterdrückte er. Zur gleichen Zeit überkam ihm ein kleiner Verdacht, den er jedoch noch nicht weiter nachzudenken wagte.


    Das ist richtig, mein Bruder ist, leider, noch ledig.

    So ist es. pflichtete Hungi ihm bei. Ein Sklave trug ein Tablett auf, auf dem kleine Käsehäppchen zu sehen waren. Hungi nahm ein solches und gebot seinem Klienten wortlos, auch etwas zu nehmen.


    Wie gesagt, ich höre mich um. Und wenn alle Stricke reissen sollten... Er beendete den Satz nicht. Es wird sich eine Lösung finden. Mit einem Wink befahl er dem Sklaven, beide Becher nachzufüllen.


    Kommen wir aber zu angenehmeren Themen. Wie läuft es bei den Vigiles?

    Hungis rechte Augenbraue wanderte ein Stück nach oben.


    Nein, über diese neue Formalität hat man mich zumindest nicht unterrichtet. Und der Sklave, der dieses versäumte, würde eine harte Bestrafung erfahren.


    Unter diesen Umständen sind meine beiden vorher erwähnten Möglichkeiten als obsolet zu betrachten.


    Hungi lehnte sich zurück. Seine Miene zeigte nichts über seine Mißbilligung der neuen Regelung. Ein Beisitzer mit - wenn auch äußerst eingeschränktem - Stimmrecht, das hatte er noch nie gehört.

    Hungi hatte mehr oder weniger belustigt sich diese Geschichte angesehen und hoffte eigentlich, sich hier raushalten zu können. Doch als der Artorier seine Stimme an die Beisitzer richtete, wars wohl vorbei mit dieser Hoffnung. Da fiel ihm ein, daß er mal wieder nach Misenum reisen wollte, nachschauen, wann endlich seine Villa bezugsfertig ist. :P


    Das Gesetz hat wohl keine Regelung für solche Fälle, wies aussieht. Mir fallen daher zwei Möglichkeiten ein.
    Die eine wäre, daß dies analog zur Wahl des Comes behandelt wird: der Kaiser soll einen Princeps Curiae bestimmen. Ich brauche aber wohl hoffentlich nicht näher erläutern, welchen Eindruck...
    er machte eine kurze Pause das auf den Kaiser machen würde... und auf die Öffentlichkeit.


    Die andere Methode wäre eine etwas ungerechte. Das Los soll entscheiden. Oder um es weniger ungerecht zu machen: die Götter sollen entscheiden.

    Hungi nickte bestätigend.


    Natürlich, denn das würde die Regelung ja vollkommen ad absurdum führen. Wo kommen wir denn dahin, wenn der Kaiser verlangt, Ritter und Senatoren sollen imstande sein, sich selber zu erhalten, einem aber keine Chance dazu gegeben wird... ah, ich rege mich zu sehr auf. Seine Stimme war in der Zwischenzeit ein Tick zu laut geworden, doch er kriegte sich ein.


    Wie dem auch sei. Man sollte mal in der kaiserlichen Kanzlei nachfragen, wie sie sich das so vorstellen in ihrer Langeweile...

    Zitat

    Original von Theodorus von Alexandria


    Eben das hab ich mich auch gefragt, als wir in der Schule dazu genötigt wurden, uns dieses Ding zuzulegen. :D


    Frage: Gibt es eine empfehlenswerte Alternative zum Stowasser?


    Zitat

    Original von Flavia Minervina
    ich hab nach der matura alles auf einen haufen geschmissen und darauf herumgetanzt...


    Erstaunlich. Ersetze "herumgetanzt" mit "drauf rumgetrampelt" und Latein mit BWL und du würdest von meiner ersten Tat nach meiner mündlichen erzählen. :)


    Zitat

    und meine richtung ist jus im studiengang wirtschaftsrecht...


    Oha, eine Kollegin. :)

    Zitat

    Original von Theodorus von Alexandria
    Du hast vollkommen recht, wenn du meinst, die mittelalterliche Sexualmoral war um einiges freizügiger als die der Neuzeit, v.a. der protestantischen und aufklärerischen Ethik. Aber dem hab ich auch gar nicht widersprechen wollen.
    ... *snip* ...
    Sicher war das Mittelalter in dieser Hinsicht offener als die Neuzeit, aber das Mittelalter für eine sexuell emanzipierte Zeit zu halten, halte ich ehrlich gesagt schon für etwas übertrieben und romantisierend.


    Bin natürlich einverstanden mit dem, was du sagst.
    Selbstverständlich war das Mittelalter keine sexuell emanzipierte Zeit, aber weitaus freizügiger, als sehr oft dargestellt wird. Hingegen zu sagen, daß in der Antike die Situation besser war als später, halte ich auch für verkehrt. Sicher, die Männer konnten sich immer herausnehmen, was sie wollten (siehe die Lex Iulia, wo Frauen wegen Ehebruchs straffällig werden konnten, Männer hingegen nicht), Frauen aber mussten ebenso wie vorher oder nachher sittsam und keusch sein - wenn dem Idealbild entsprochen werden sollte.
    Welche (sexuellen) Freiheiten sich eine Frau im Endeffekt herausnahm, war wohl eine Frage der Erziehung, des Standes und - natürlich auch - des persönlichen Mutes.


    Aber um auf das eigentliche Thema zurückzukommen:
    In einem meiner Bücher steht folgende Hypothese von der Zeugung eines Kindes, welche von einem Griechen stammen soll (fragt mich jetzt aber bitte nicht, wer, vielleicht eh der Hippokrates). Dieser war der Meinung, daß der Samen des Mannes auf den "fruchtbaren Ackerboden" der Frau fällt und das Geschlecht des Kindes bestimmt sich aus der "Hitze" der Frau. Ist die Frau nämlich zu heiß, "verdirbt" das den Samen des Mannes und heraus kommt "nur" ein Mädchen.
    Der gleiche hat übrigens ein äußerst probates Mittel zur Linderung von Menstruationsbeschwerden empfohlen: nämlich zu heiraten. :D

    Der Sklave, der sich vorhin in Bewegung setzte, brachte in der Zwischenzeit den verwässerten Wein und reichte die zwei Becher zuerst dem Gast, dann dem Hausherrn. Dann trat er diskret ein paar Schritte zurück.


    Freut mich, freut mich. Es ist doch dein erster, nicht wahr? Hungi überlegte sicherheitshalber noch einmal kurz, aber ihm fiel nicht ein, daß Quarto mal Kinder erwähnt hatte. Allerdings konnte er auch nicht beschwören, daß Quarto schon einmal verheiratet war.


    Daß Quarto Hungis letzte Frage nicht beantwortete, entging ihm, denn er war froh, als sein Gegenüber das Thema auf Lucianus lenkte.


    Och, es geht ihm gut, zumindest klagt er sich nicht bei mir aus. Ich denke schon, daß er zufrieden ist, aber du weißt ja, nicht er muß zufrieden sein, sondern der Senat und der Kaiser.

    Ich entschuldige mich mal fürs Offtopic.


    Zitat

    Original von Theodorus von Alexandria
    ... restriktive Sexualmoral wie die Menschen des Mittelalters ...
    Erst mit dem Protestantismus und der Aufklärung wurde Sexualität eigentlich ein ernsthaftes Tabu.


    Hehe, du widersprichst dich in ein und demselben Absatz. :D
    Nein, ehrlich, die Menschen des Mittelalters waren beileibe nicht so sittsam unterwegs, wie die Kirche wollte. Also in Bezug auf den ersten zitierten (Halb)Satz muß ich ernsthaft protestieren.

    Quarto mag frösteln, doch Hungi war es definitiv zu warm. Ob es daran lag, daß er viel strengere Winter gewohnt war, weil das Klima in Illyricum rauher war als in Italia? Vielleicht. Aber er trug in diesen Tagen nur leichtes Leinen, die er eigentlich auch im Sommer zu tragen pflegte. So wie heute, als er vom Besuch seines Senatskollegen erfuhr. Da er gerade aus einem heißen Bad entstieg, war ihm noch wärmer als gewohnt, dennoch wusste er, was sich gehörte und ließ sich angesichts des Besuches in eine synthesis einkleiden.


    Er wusste zudem nicht, warum Quarto ihn besuchte, aber ihm war die Gelegenheit nur recht, denn er wollte seinerseits dem Consular seine Aufwartung machen.


    Aelius Quarto, welch seltener Besuch in meinem Hause! Nimm Platz, du magst sicher etwas Wein? Ein kleiner Wink ließ einen Sklaven in Bewegung setzen. Wie geht es deiner Frau? 'Meiner Ex?' dachte er sich noch dazu, ließ aber selbstverständlich dieses unausgesprochen und sprach gleich weiter. Glückwunsch zu eurem Sohn, sicher ein Prachtkerl, nicht wahr?


    Was verschafft mir die Ehre deines Besuches?

    Zitat

    Original von Lucius Caecilius Metellus
    Die Falco-Reihe
    Fast so gut wie die SPQR, spielt auch in der Kaiserzeit und nicht wie SPQR am Ende der Republik.


    Also ich hab den ersten Teil von Falco gelesen, mir sagt der überhaupt net zu. Viel zu viele Klischees und der Stil mit den ständig kurzen Sätzen... nein, das ist net meins. :)

    Zitat

    Original von Claudia Aureliana Deandra
    Ändert sich denn für diese Leute bei der nächsten, übernächsten oder einer noch späteren Wahl noch etwas? Möglicherweise ja auch nur die Großzügigkeit des Kaisers wenn es um die Entscheidung "Aufnahme in den Senat oder nicht" geht? ;)


    Aha. Also ad hoc wüsste ich nicht, was sich einmal vom rechtlichen her ändern sollte, die Änderung vom CH ist fix, da wird nicht mehr rumgeschraubt, sie wurde ja auch angenommen von euch.
    Die Großzügigkeit des Kaisers... äh, also das liegt in eurer simon-Hand, net in unserer simoff.

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    Original von Valentin Duccius Germanicus
    Ist immer noch für ein höheres Amt der Cursus Continuum wichtig? Ich frag das, weil meines Wissens nach in den letzten Monaten keiner stattfand.


    Ja, ist noch wichtig.


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    Original von Claudia Aureliana Deandra
    Mich interessiert noch, ob für diejenigen, die nach dem alten System bereits die erste Stufe im CH beschritten hatten, sich die Situation in einem halben Jahr noch genauso darstellt wie sie heute ist. Die Frage mag komisch klingen, ist aber für mehrere Leute aufgrund von Gemunkel nicht unerheblich.


    Äh, ich bin mir jetzt nicht sicher, was du meinst. Erklär mir das bitte genauer.



    Und ihr anderen Politiktheoretiker da:
    1. schleichts euch aus meinem Thread, der hat mit dem Cursus Honorum nur mehr wenig zu tun.
    2. ihr beklagt euch über zuwenig Politik im IR? Gehet hin auf die Rostra und macht es besser. Aber nicht nur heute oder morgen, sondern über einen schönen langen Zeitraum hinweg. Cyprianus hat schon recht, alleine vor sich hinzupalavern mag zwar angenehm sein, wenn man keine Widerrede haben will, es langweilt aber schon extrem schnell. Aber, das könnt ihr, siehe Punkt 1, alles woanders schön ausdiskutieren. :P ;)

    Hungi runzelte leicht seine Stirn und beugte sich nach vorne und ergriff eine Dattel.


    Also hat sich das Grundstücksproblem noch immer nicht gebessert. murmelte er eher zu sich selber als zu Helios. Er ließ sich wieder zurück und biss von der Dattel ab, kaute ein paar Mal und schluckte.


    Ein Feldzug muß wieder her. murmelte er weiter, dann sprach er wieder klarer. Ich werde mich mal umhören. Vielleicht weiß einer meiner Klienten etwas. Auf dem freien Markt kann man es heutzutage komplett vergessen, Grund zu kaufen. Die Leute haben viel zu viel Geld und schauen wie die Aasgeier nach langfristigen Investitionen. Und was tun sie mit dem Land? Nichts. Wenn es ihnen danach ist, bauen sie ein wenig Weizen an, aber oft nicht einmal das. Er steckte sich den Rest der Dattel in den Mund. Aber du hast das nötige Geld, sehr gut. Du wirst keine 6000 Sesterzen brauchen.

    Wahlreden (außer die Kandidaten, die Volkstribun werden wollen) sind dann überflüssig, wenn sie auf dem Forum Romanum gehalten werden. Gescheiter wären diese im Senat. ;) Sicher, wenn einer sie nicht halten mag... zwingen werde ich keinen dazu, allerdings werden dann etliche Senatoren und "Senatoren" sich sicher fragen, warum der überhaupt gewählt werden sollte, wenn er nicht mal fähig ist, sich im Senat gebührend vorzustellen.


    Die res gestae... hmm... eigentlich habe ich die nicht irgendwo eingeplant. Ich denke aber schon, daß die Taten der Magistrate im Senat diskutiert werden, spätestens dann, wenn derjenige wieder zu einem Amt antreten möchte.

    Hungi nickte. Sehr gut, dann hat sich mein Einsatz ja gelohnt. fügte er hinzu. Der letzte Satz seines Klienten hingegen war weniger erfreulich, jedoch auch kein Beinbruch.


    Keinen Grund? Das ist allerdings nicht besonders gut. Allerdings sollte das auch kein sonderlich großes Problem sein. Hast du dich schon auf dem Markt umgehört, ob irgendwo ein freier Grund zu verkaufen ist?