Beiträge von Marcus Vinicius Hungaricus

    Hungi nickte. Er wußte selber noch von früher, wie wichtig es ist, Ziele zu haben.


    In Ordnung. Solange du die Realität nicht verkennst... Er beendete den Satz nicht, brauchte es seines Erachtens auch nicht.


    Wenn, dann eher mathematisch. Na, da fallen mir doch einige Betätigungsfelder ein, etwa als Rationalis am Kaiserpalast, allerdings habe ich keine Ahnung, ob derzeit eine Stelle ausgeschrieben ist. Sehr gut wäre es auch, nein, vielleicht noch besser, persönlicher Scriba eines Aedils zu sein oder von einem sonstigen hohen Beamten. So könntest du deine Qualifikationen aufzeigen und zugleich Kontakte knüpfen. Beziehungen machen viel aus in der Politik, aber das weißt du sicher schon.

    Ausgezeichnet. antwortete Hungi und mit einem Nicken gab er dem Sklaven zu verstehen, daß dieser sich in Bewegung setzen sollte, was dieser auch sogleich tat.


    Der Weinhändler, von dem ich gerade sprach... begann Hungi wieder, ist ein absoluter Glücksfall. Ausgezeichnete Weine zu fast unverschämt niedrigen Preisen. Und bei keiner Lieferung wollte sich bisher der Essig einstellen. Na gut, das konnte auch an dem nicht gerade niedrigen Verbrauch in dieser Casa liegen. Mit angebauter kleiner Taverne... eine wunderbare Art, einen Abend außer Haus zu verbringen. Kann ich dir nur empfehlen. So, bevor Hungi jetzt aber total ins Schwärmen geriet, zügelte er sich selbst und konzentrierte sich wieder auf den Grund des Besuches seines Gegenübers. Er räusperte sich.


    Aber um wieder auf deine Cousine zurück zu kommen... Selbstverständlich müssten wir die betreffende Dame erst einmal kennenlernen und die beiden müssen auch ihr Einverständnis geben.

    Man ließ selten eine Frau warten, erst recht nicht, wenn es die eigene Frau ist oder war. Und aus diesem Grunde ließ er sich sofort seine synthesis reichen, nicht ohne jedoch Verwunderung kund zu tun über diesen seltenen Besuch. Und vor allem fragte er sich, warum sie denn hier war.


    Er beeilte sich mit dem Anziehen und kam danach sofort ins Atrium. Salve Adria. Verwunderung klang in seiner Stimme mit. Mit deinem Besuch habe ich wirklich nicht gerechnet. Was führt dich zu mir? Wie gehts dir überhaupt?

    Mißbilligend über den Ton des Volkstribuns verfinsterte sich Hungis Gesicht ein wenig.


    Werter Volkstribun, begann er scharf, es riecht stark nach Arroganz, wenn du einem Senator ins Gesicht sagst, daß er eh nicht für den Gesetzesentwurf stimmen braucht.


    Ob Hungi dem Patron des Volkstribuns einmal sagen soll, daß dieser dem Terentier die Feinheiten der Politik beibringen sollte? Er verschob die Beantwortung dieser Frage auf später.


    Wenn ich es richtig sehe, hapert es vor allem an der Frage der veredelten Produkte. Ich sage bewußt "vor allem", da es auch Senatoren gibt, die dem Gesetzesentwurf vollkommen ablehnend gegenüberstehen.


    Ein landwirtschaftliches Gut, eine Frucht ist in den meisten Fällen sofort verzehrbar. Meines Wissens nach muß nur die Olive ohnehin nachbearbeitet werden, um überhaupt für den Menschen genießbar zu sein, aber das ist nicht die Kernfrage. Diese ist eher, ob die Verarbeitung, die specificatio, zu einem höherwertigen Produkt auch für die landwirtschaftlichen Güter gilt.


    Meine Meinung ist die folgende: Prinzipiell soll der Senator sich auf seine Wurzeln besinnen und seine Einkünfte aus seinen landwirtschaftlichen Gütern beziehen, sofern er nicht in einem Arbeitsverhältnis zum Staat, zum Senat oder zum Kaiser steht. Insofern gebe ich dem Volkstribun also recht. Ich persönlich bin aber der Meinung, daß die veredelten Produkte, wie Senator Tiberius diese Bezeichnung völlig richtig eingebracht hat, nicht dem Handwerk unterliegen. Allein beim Brot lasse ich eine Ausnahme gelten, denn in diesem Falle benötigt der Handwerker, namentlich der Bäcker, Zusatzprodukte, um dieses Grundnahrungsmittel in der für uns bekannten Form verkaufen zu können.


    Sim-Off:

    Sollte aber jemand historische Belege finden, der meinen Worten widerspricht, lasse ich gerne mit mir reden. :)

    Hungi missinterpretierte die Ratlosigkeit seines Gegenübers und dachte, daß Quarto nur nach den richtigen Worten suchte, um die Tätigkeiten seiner Cousine interessanter zu gestalten


    Sehr schön. Eine gebildete Frau ist eine Zier des Hauses. Sie war wohl in Achaia? Seine letzte Bemerkung hatte eigentlich mehr den Charakter einer Feststellung als der einer tatsächlichen Frage.


    In der Zwischenzeit stellten Sklaven eines der Kohlebecken näher zu den Herrschaften. Nicht zu früh, wie Hungi fand, denn trotz des milden Winters war es dennoch ein wenig frisch. Er winkte einen der Sklaven zu sich. Sag Ursus, er soll uns etwas mulsum heiß machen. befahl er dem Sklaven. Du magst doch sicher etwas heißen mulsum? fragte er Quarto. Ich kenne einen Weinhändler, der fantastische Weine verkauft. Da schmeckt der mulsum mindestens doppelt so gut.

    Hungi steckte sich sein Häppchen in den Mund. Herrlich... dem Gott, der Käse den Menschen gebracht hatte, sollte wahrlich ein Denkmal gesetzt werden.


    Militärwettspiele? Hungi schaute erfreut auf. Das ist aber eine gute Idee, ich war schon lange nicht mehr bei einem solchen zusehen.


    Er schwelgte ein wenig in Erinnerungen... damals, als er selber noch aktiver Soldat war. Gewonnen hatte er seines Wissens nach nie etwas, aber die Erfahrungen, die er dort gewann, die wollte er sicher niemals missen. Besonders nicht die Sauftouren danach. :D Deswegen dauerte es ein paar Momente, bis er der letzte Frage seines Klienten gewahr wurde.


    No, reicht das nicht? Nein, momentan bin ich froh, außer dem Senat und allenfalls in der Schola keinerlei Pflichten wahrnehmen zu müssen. Das heißt, sieht man von den - sehr reichhaltigen - gesellschaftlichen Pflichten ab. Die Politik wird nur zu einem kleinen Teil im Senat entschieden, der überwiegende Teil außerhalb. Nach diesen Worten nahm er wieder ein Häppchen.

    Der Name Tiberius Aeneas sagte Hungi gar nichts, aber er war auch nie wirklich groß interessiert gewesen in die Genealogie anderer Gentes.


    Du gehörst nicht dem Ordo Senatorius an, möchtest aber Senator werden? Ein im Prinzip löbliches Ziel, doch muß ich dich darauf hinweisen, daß der Weg sehr lang sein kann.


    Und sehr schwierig, aber er wollte dem jungen Mann nicht gleich alle Hoffnungen nehmen.


    Daß dein Onkel mit einem Fuß im Senat steht, ist sicher förderlich, doch allein darauf vertrauen würde ich nicht unbedingt. Hungi verirrte sich ein wenig in seinen eigenen Gedankengängen, doch nur für ein paar Momente. Mathematik, Rhetorik und Philosophie... Sag, bist du eher mathematisch veranlagt oder eher rhetorisch?

    Wie schön. Richte ihm bei Gelegenheit meine Grüße aus. schloß Hungi das Kapitel Florus und hörte sich den Grund des Besuches seines Gastes an. Währenddessen kam ein Sklave, der dem Gast und dem Hausherrn verwässerten Wein einschenkte und an die beiden Herrschaften reichte. Ein Wink von Hungi und der Sklave nickte und trat ein paar Schritte zurück.


    Ich hoffe, du wirst mich aber auch in Zukunft nicht mit einem Immobilienmakler verwechseln. Hungi lachte ein wenig über seinen eigenen Witz.


    So, Senator Macer meint also, ich wüsste über freie Stellen Bescheid... hmm, dann weiß er mehr als ich selber. Er lachte wieder ein wenig. Aber er hat recht. In der Verwaltung zu beginnen ist nur selten eine schlechte Idee. Doch vorher müsste ich erst etwas über dich wissen. Wer sind deine Eltern, welchen Stand hast du inne, was hast du vorher gemacht und vor allem, was genau sind denn deine Ziele? Ein ziemlicher Fragenkatalog, wie Hungi selber fand, aber sonst konnte er ja schlecht dem jungen Mann etwas vorschlagen.

    Wohl wahr, du kannst es versuchen, doch ob es dir gelingt, ist eine andere Frage. ;) antwortete Hungi.


    Verzeih mir, werter Volkstribun, aber ich kann deiner Argumentation nicht folgen. Warum ist das eine keine wirkliche Arbeit, das andere aber schon? Ich muß in allen Fällen meinen Sklaven die Arbeit anbefehlen. Ob die aussieht, daß jemand rumstampft, den Esel führt oder auch nur die Aufsicht führt über meine Weinfässer. Mindestens im letzten Fall benötige ich Fachkenntnis und wenns nur um die richtige Lagerung des Weins geht. Und weil ich mich erst vor einiger Zeit mit dem Olivenanbau und deren Pressung beschäftigt habe, weiß ich, daß auch letzteres nicht einfach so passiert, in dem man das "Gemüse" quetscht. Aber ich werde jetzt sicher keinen landwirtschaftlichen Vortrag halten.


    Abwartend schaute Hungi zum Volkstribun.

    Gut, dann kommt die Auflistung raus, denn eine beispielhafte Aufzählung ist in einem Kommentar eine gute Idee, in einem Gesetz jedoch absolut fehl am Platz.


    Hungi mußte schmunzeln. Warum sollte ich bei deinen Hausaufgaben helfen, wo ich selber noch nicht überzeugt bin? Werter Volkstribun, das kannst du wirklich nicht von mir verlangen. ;)


    Na gut, dann diskutieren wir über die Spitzfindigkeiten. Warum ist das Keltern von Wein und das Pressen von Olivenöl kein Handwerk wie das Schlachten eines Tieres, das Mahlen des Getreides oder das Backen eines Brotes?

    In der Zwischenzeit hatte Hungi ausnahmsweise ganz ruhig auf die Vorlage gewartet und sich nicht in die Diskussion eingemischt. Als er diese endlich in den Händen hatte und sich die neue Formulierung in Ruhe ansehen konnte, da erst erhob er seine Stimme.


    Weil es unschön ist, in der Ausnahme eine Ausnahme zu setzen, und weil es genauso unschön ist, Beispiele zu setzen. Wenn man etwas aufzählt, dann soll es auch eine abgeschlossene Aufzählung sein und nicht mit einem "usw." schließen. Dann gefällt mir die Satzstellung in Absatz 5, zweiter Satz nicht, das sollte man umstellen.


    Und schließlich und endlich verstehe ich den Sinn nicht, warum Wein ausgenommen werden soll, andere Folgeprodukte aber nicht. Ahja, ganz habe ich auch nicht verstanden, warum die Folgeprodukte keine landwirtschaftlichen Güter sein sollen. Man möge mir mangelnde Kenntnisse vorwerfen, aber weder bei Wein noch bei Olivenöl, Mehl oder Fleisch werden meines Wissens nach andere Substanzen beigemischt. Auch das Brot, wo zugegebenermaßen zusätzliche Zutaten beigemengt werden, habe ich bisher als landwirtschaftliches Gut angesehen und nicht als Fabrikat einzelner Handwerker.

    Vom Praefectus Classis und auch von Senator Purgitius Macer hergeschickt... ein wenig überrascht hob er seine rechte Augenbraue. Er nahm den Brief entgegen, den ihm der Annaer in die Hand gab, und begann zu lesen.


    Etliche Momente später hob er den Kopf und sah den Annaer an. Du bist ein Neffe von Annaeus Florus? Ein guter Mann, wie geht es ihm in Misenum?


    Mit der Hand bot Hungi seinem Gast einen Sitzplatz an und setzte sich ebenfalls, den Brief noch immer in der Hand, den Hauptteil des Briefes noch einmal durchlesend, wobei er bei einer Passage durchaus schmunzeln mußte.


    Na denn, dann höre ich mir mal die Wünsche des Neffen an. Er legte, noch immer schmunzelnd, den Brief beiseite. Ich nehme mal an, daß sich diese Wünsche nicht auf den nächsten Hauskauf beziehen, sondern schon eher um Politik, nicht wahr?

    Auch Hungi nahm vom Tablett, orientierte sich aber zuerst an den Eiern. Währenddessen hörte er seinem Gast zu und fragte sich im ersten Moment, was wohl eine Base wäre. Doch schon im nächsten Satz wurde seine Frage beantwortet, er meinte damit anscheinend eine Cousine. Der Name machte ihn aber stutzig. Publius Aelius Hadrianus Afer... bedeutete das, daß der Faßbewohner ihr Bruder war? Naja, das sprach allerdings schon nicht gerade für sie. Und wenn sie schon über 20 Jahre alt war...


    Schon über 20? Dann wird es tatsächlich allerhöchste Zeit. pflichtete Hungi Quarto bei, stellte sich aber insgeheim wiederum eine Frage, nämlich die nach den körperlichen Vorzügen seiner Cousine bzw. ob diese wohl fehlen würden. Um nicht aber allzu nachdenklich auszusehen, griff er zu einer Olive.


    Mittlerweile auch keine Seltenheit mehr, daß Frauen sehr viel reisen. Was hat sie denn davor gemacht?

    Hungi ließ den Gast ein wenig warten, denn er war gerade in seinem Büro, futterte einen kleinen Happen und war mit einer Schrift Labeos beschäftigt. Und bevor er nicht seine Gedanken dazu niedergeschrieben hatte, wollte er sicher nicht aus seinem Büro gehen. Sonst würde er sich wieder grün und blau ärgern, weil er garantiert seine Überlegungen vergessen würde. Und das Niederschreiben dauerte halt eine kleine Weile, wobei er aber eh nicht unnötig Zeit schindete.


    Schließlich und endlich war er aber doch fertig und betrat das Atrium.


    Salve, Annaeus. Man sagte mir, du möchtest mich sprechen?