Beiträge von Herius Claudius Menecrates

    Seine Ernennung rauschte fast wirkungslos an Vesuvius vorbei, denn schwer, sehr schwer traf ihn die Mitteilung seines Legaten. Wegen ihm, wegen Purgitius Macer hatte er sich einst für den Dienst in der LEGIO I entschieden. Wegen Rom, seinem Kaiser und nicht zuletzt seinem Legaten hatte er innerhalb des Dienstes alles gegeben, denn der Legat war Vorbild für ihn und zugleich Maßstab.


    Nun stand Vesuvius vor der schwersten Entscheidung seines Lebens. Er liebte ohne Zweifel seine Legion, aber zugleich verehrte er seinen Legaten. Für ihn stellte sich die Frage: Was zählte mehr? Würde er seinem Kommandeur nach Germania folgen oder seiner Legion treu bleiben?


    Mit starrer Miene und in strammer Haltung weilte Vesuvius der Kommandoübergabe bei. Allerdings fiel ihm fast die Kinnlade herunter, als der Nachfolger Macers benannt wurde. Es brauchte noch etwas Zeit an Verarbeitung bis sich Claudius entschieden haben würde.

    Vesuvius reihte sich in sein Contubernium ein und angeführt von Centurio Aurelius Sophus und dem Signifer marschiert die IV. Centurie in Richtung Exerzierplatz. Eine Centurie nach der anderen traf ein und so stand in relativ kurzer Zeit eine komplette Cohorte nach der anderen auf dem Platz. Die Soldaten harrten unruhig der Ereignisse, die da kommen würden.

    Noch bevor Vitulus reagieren konnte, erging ein Befehl und Vesuvius erhob sich. Eine saubere Militärtunika hatte er bereits angelegt. E verließ die Stube und rief über den gesamten Gang der Baracke, um so schnellstmöglich alle Contubernia zu erreichen.


    "Die IV. Centurie macht sich zum Antreten auf dem großen Appellplatz bereit. Kampfausrüstung ist nicht erwünscht. Beeilung wenn ich bitten darf.


    Sammel deine Turma, Vitulus."


    Anschließend ging der Optio vor die Quartiere, um mit seiner Centurie gemeinsam zum Appellplatz zu marschieren. So wie Claudius seine Centurie zusammenrief, sammelten weitere Optiones und Centurionen die ihre.

    Erneut erhielt Vesuvius eine Nachricht. Er musste schlucken, atmete tief durch und nickte dem Soldaten bestätigend zu. Der lief weiter durch das gesamte Lager ...


    Mit ernstem Gesicht ging Claudius auf die kämpfenden Probati zu und erteilte jeder einzelnen Gruppe die Informationen.


    "Das Training wird unterbrochen. Ihr kehrt auf dem schnellsten Wege in die Quartiere zurück, legt die Kampfausrüstung ab und tretet in sauberer Kleidung auf dem großen Appellplatz an. Milites, abite."

    Hin und wieder gab der Optio Kommentare ab, erinnerte an die Schildhaltung, gab Hinweise für die Schrittstellung, aber im Grunde merkten die Probati sehr schnell, wenn sie ihre Deckung entblößten und änderten dies ganz von selbst ab.

    Nach zähem Ringen um gute Stichergebnisse, die korrekte Haltung der Waffen und etlichen verlorenen Schweißtropfen hatte der Optio ein Einsehen.


    "Probati, eine kurze Pause. Lockert eure Muskeln, schöpft Kraft.


    In Kürze sucht sich jeder einen Übungspartner, der euch sicher mehr als der unbewegliche Pfahl fordern wird. Wer dann seine Deckung vernachlässigt, bekommt postwendend die Quittung in Form von Blutergüssen und blauen Flecken serviert. Seid dann froh, dass ihr mit Holzwaffen und keinen echten kämpft. Die Ausfallquote wäre auch für die Legion untragbar.“


    Der Optio stellte sich an den Rand des Platzes. Während der Pause grübelte er über seine eigene Situation nach. Im Grunde hatte er sich entschieden, aber er verfluchte die Götter wegen der Wendung in seinem Leben.
    Nach der Pause konzentrierte er sich wieder voll auf die Probati und griff von Zeit zu Zeit helfend ein.

    Sim-Off:

    Leider für beide und es kam einem mittleren Erdbeben gleich.


    Obwohl Claudius es nach wie vor selbst höchst albern fand, sowohl mit Holzwaffen als auch mit hölzernen Gegnern zu operieren, sah zumindest er den Sinn des Ganzen ein.


    "Ich habe Verständnis, wenn ihr euch bei der Handhabung dieser Waffen und dem Kampf gegen diese Gegner albern vorkommt. Hier, Männer, wird pure Technik geübt, nichts weiter. Im Übrigen würde ich meinen Gladius nicht an einen Holzpfahl setzen wollen. Dafür wäre mir meine Waffe zu schade.“


    Langsam ging der Optio von einem zum anderen und gab diverse Hinweise zur Verbesserung der Technik.


    "Passt mal auf, ich gebe die Ziele vor: hier - und hier - da - genau - und hier - ..."
    Dabei tippte der Optio mit seinem Stab immer wieder auf verschiedenen Stellen des Pfahls und wartete, bis die Gladii der Probati diese Stellen ausreichend genau trafen.


    "Decius, langsamer, nicht so hastig. Lieber ein konzentriert getroffen, als dreimal hastig vorbei. Herodes, den Schild hoch halten. Er ist eure Lebensversicherung."


    Der Optio schaute sich abschließend das weitere Training der Probati an. Ein Kampf würde im Normalfall recht lang dauern. Die Kondition der Soldaten musste entsprechend hoch sein. Das zu trainieren, dafür waren sie heute hier.

    Sim-Off:

    @ Decius: Ich war gestern nicht nur unkonzentriert, sondern komplett durch den Wind. Ihr werdet noch früh genug erfahren warum.


    Der Optio bemerkte die enttäuschten Gesichter und erinnerte sich an sein eigenes. Er kam sich damals ziemlich albern vor, mit einem Holzschwert üben zu müssen.


    "Es gibt natürlich einen Grund, warum ihr erst einmal mit Holzwaffen übt. Sicherlich habt ihr schon bemerkt, dass diese Übungswaffen um einiges schwerer als die echten Waffen sind.“ Der Optio blickte von Probat zu Probat.


    "Nun, es mag euch zunächst als widersinnig erscheinen, dass gerade untrainierte Probatenarme die schweren Holzwaffen bekommen. Sie dienen jedoch dem Zweck, eure untrainierten Muskeln möglichst optimal zu fordern. Kondition und Kraft sind neben technischem Können und strategischem Überblick die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Kampf. Außerdem könnt ihr euch an diesen Übungswaffen nicht ernsthaft verletzen.
    Eure ersten Gegner werden diese überaus kampferprobten Holzpfähle sein.“


    Claudius wies auf eine Reihe von Pfählen, die in einiger Entfernung standen.


    "Nehmt sie ernst diese Gegner, ich werde jeden einzelnen von euch genauestens beim Training beobachten. Wer hier nicht alles gibt, kann sich heute Abend auf eine nette Gerstenmahlzeit freuen und zusätzlich steht dann noch ein Sondertraining auf dem Programm.“
    Ein Grinsen konnte sich Claudius bei diesen Worten nicht verkneifen.


    "Nehmt zuvor die richtige Schrittstellung ein. Im Nahkampf steht ihr in leichter Schrittstellung, mit dem linken Bein nach vorne. Achtet auf eure Deckung und versucht in schneller und präziser Folge, möglichst tödliche Stiche zu setzen. Und wenn ich Stiche sage, dann meine ich das auch so. Mit dem Gladius wird nicht ausgeholt, geschwungen oder sonst wie zugeschlagen. Aus Hüfthöhe heraus werden schnelle Stiche Richtung Bauch oder Gesicht des Gegners geführt, um anschließend das Schwert sofort wieder zurückzuziehen. Wenn ihr richtig gut seid, erahnt und sieht euer Gegner nicht den jeweils kommenden Stich.


    Und jetzt - ran an den Feind.“

    "Ad dextram! Unus. Consistite!“, wies Vesuvius die Probati an, als sie den Exerzierplatz erreichten. Der Optio musste sich heute zu einer professionellen Einstellung zwingen, um seiner Rolle als Ausbilder gerecht zu werden.


    "Wie bereits angekündigt steht auf dem heutigen Plan das Waffentraining. Zuvor werde ich euch die korrekte Haltung derselben erklären. Zunächst kommen wir zu den Gladii. Wie bereits beim Appell erwähnt, trägt der einfache Legionär, wie der Optio übrigens auch, sein Schwert auf der rechten Seite. Centurionen, die mit einem kleineren Schild ausgestattet sind, tragen ihren Gladius auf der linken Seite. Das Schwert wird im Kampfeinsatz grundsätzlich waagerecht auf Höhe der Hüfte gehalten.


    Der Schild soll seinem Zweck als Schutzwaffe gemäß so vor dem Körper gehalten werden, dass er sowohl den Rumpf als auch größtmöglich das Gesicht schützt. Ihr haltet ihn also derart mit der linken Hand, dass seine Oberkante knapp unter euren Augen liegt.


    Und bevor ihr diese Haltung jetzt einmal übt, dürft ihr eure Waffen alle einmal schön ablegen und euch jeder mit einem Holzschwert und einen Weidenschild bewaffnen.“


    Der Optio wies auf einen bereitstehenden Karren.

    Stirnrunzelnd vernahm der Optio eine Meldung, die ihm einer seiner Legionäre brachte. Eine Ladung an derben Flüchen verließ darauf den Mund des Unteroffiziers. Blöderweise hatte er Dienst und die Probati sollten jetzt nicht die Leidtragenden für etwas sein, wofür sie nicht im Ansatz Verantwortung trugen.


    Flüchtig warf er einen Blick auf die ausgebesserte Ausrüstung, er würde morgen schärfer kontrollieren. Kurz angebunden und schlecht gelaunt gab er seine Anweisungen.


    "Heute steht das Waffentraining auf dem Programm. Dazu gehen wir wieder auf den Exerzierplatz."


    Wenn ihm heute irgendwer verquer kam, den würde er bei lebendigem Leibe verspeisen. Nach dem Training würde er das Gespräch mit den anderen Offizieren suchen.


    "State!", brüllte er. "Ad sinistram! Aequatis passibus! Pergite!“
    Wütend stapfte er hinter den Probati her. Die kannten ja bereits den Weg.

    Der Optio empfing die Meldungen der einzelnen Probati und bemerkte erfreut, dass diese in einer korrekten Reihe standen.


    "Movemini, Milites."


    Kontrollierend ging der Optio durch die Reihen und besah sich den Zustand der kompletten Ausrüstung. An manchem hatte er etwas auszusetzen. Nicht weil er ein notorischer Nörgler war, sondern weil er die Probati von Anbeginn zu Disziplin und Ordnung erziehen wollte.


    "Die Schienen deiner Lorica segmentata sind verdreckt“, bemängelte Claudius bei einem der Probati. "Und bei dir ist eine Schnalle abgebrochen. Sag mal merkst du das nicht? Die eine Schiene sitzt dadurch nicht korrekt.“ Der nächste Probat reizte Claudius zum Lachen. Er trug sein Schwert auf der linken Seite. "Beim Mars, wer hat dir denn das gezeigt? Es hat seinen Grund, warum die Gladii von den Mannschaften auf der rechten Seite getragen werden. So besteht keine Kollisionsgefahr mit dem schweren Schild. Ändern!“


    Vor dem Nächsten blieb er relativ zufrieden stehen. Die Rüstung war auffallend gut geputzt. Im ruhigen Tonfall gab er einen Tipp.
    "Decius, du musst die Schnürhaken noch enger fassen. Dann sitzt die Rüstung besser und drückt auch gleich etwas weniger auf die Schultern. Ansonsten bin ich zufrieden.“


    Doch schon beim Nachbarn runzelte Claudius wieder unwillig die Stirn. "Da ist ein Riss in deiner Tunika und die Riemen an deiner Militärsandale sind auch nicht alle in Ordnung. Damit das klar ist…“
    Der Optio stellte sich vor die gesamte Reihe und brüllte unzufrieden los.
    "… Ich werde jetzt jeden Morgen den Zustand eurer Ausrüstung kontrollieren. Angefangen von den Nägeln in euren Caligae, über die Sauberkeit von Rüstung und Kleidung bis hin zur Pflege eurer Waffen. Alle wegtreten und die Mängel beseitigen. In einer halben Stunde sehen wir uns an dieser Stelle wieder und damit keiner glaubt, die Zeit wird euch geschenkt. Nein, die hängen wir am Abend hinten dran.“

    Der Soldat holte zunächst eine Lorica segmentata und legte sie zu unterst auf den Schild. Hinzu kamen Galea (Helm), Tunica, die Caligae, den Palium, Halstuch, eine Feldflasche, ein Topf, Cingulum (Gürtel) und Sarcina. Mit einem Lächeln legte er noch Gladius und zwei Pila oben drauf und hoffte, die Speere würden nicht herunterfallen.


    "So, jetzt passt es. Lauf vorsichtig und bezieh zunächst die Stube. Such dir ein Bett und kleide dich um. Dein erster Gang wird ins Sacellum sein, wo du den Fahneneid ablegen musst. Für dich ist der heutige Tag nicht frei. Es geht sofort mit einem Appell weiter.“

    "Salve!", grüßte der Soldat zurück.


    Er legte die Inventurliste zur Seite und ging wie immer in den hinteren Teil der Rüstkammer. Dort waren die Schilde untergebracht. Mit einem Scutum kam er zurück und reichte es dem Probatus.


    "Mit der gewölbten Seite nach unten und auf beide Arme nehmen.“

    Der Schreibtischsoldat grinste.


    "Kann ich mir denken, dass ihm das nicht gefallen hat."


    Der Soldat nahm die Tafel des Legionsarztes, warf kurz einen Blick darauf und nickte zufrieden. Sorgfältig packte er sie in die bereits angelegten Akte, dann sah er den Probatus an.


    "Deinem Dienstantritt steht nichts mehr im Weg, Quintus Horatius Herodes. Ich gratuliere dir, damit bist du offiziell in der Legio I.


    Als nächstes gehst du in die Rüstkammer. Dort wird dir deine Ausrüstung ausgehändigt."

    Sim-Off:

    Mir auch. Deswegen treibe ich sie ja bis zum Exzess :D unter dem Deckmäntelchen: "Die LEGIO I muss ihrem Ruf gerecht werden. Du bist meines Wissens sage und schreibe erst der Dritte im ganzen Reich, der diese "hohe Schule“ absolviert hat.Sowas gibts eben auch nur in der ERSTEN. :)


    'Hoffentlich vernachlässigen die Probati trotz Müdigkeit nicht die Pflege ihrer Ausrüstung', dachte der Optio als er das Officium des Centurios ansteuerte.

    "Och, solche Umstände sind erwünscht." Der Schreiberling griste und notierte sodann die Angaben.


    "Gut, das waren die Formalitäten. Als nächstes ist die gesundheitliche Kontrolle dran. Die nimmt der Legionsarzt vor.“


    Der Soldat trat mit dem Rekruten vor die Tür des Officiums und wies ihm den Weg zum Lazarett.


    "Ach so", rief er schnell noch hinterher. "Der Medicus ist mitunter etwas merkwürdig. Nicht irritieren lassen."
    Wieder griste der Soldat. Er mochte den schrulligen Griechen, aber manch ein Neuling hatte so seine Probleme mit ihm.

    Sim-Off:

    Sehr sympathisch! Ich mag nämlich auch keine halben Sachen. :)
    Die zweite Drehung geht nach rechts. Wie gesagt, ich ignoriere deine komplette Beschreibung, so auch das "Bilden zweier Reihen“ bei dem Kommando "Quatuor ordiens formate!“ Wichtig ist, du kommst richtig an.


    "Ein sauberer Abschluss, Milites. Ich bin sehr zufrieden. Abite!“


    Der Optio griff zu einer Wachstafel und notierte sich die ihm von Namen bereits bekannten Probati. Deren Leistungen würde er lobend in seinem Bericht für den Centurio erwähnen. Anschließend verließ auch er den Exerzierplatz.

    Der Schreibtischsoldat sortierte gerade die Liste der Neuzugänge, legte sie jedoch beim Erscheinen des Mannes beiseite.


    "Salve! Na, da muss ich wohl meine Liste erneut überarbeiten.“ Er nahm sich eine Wachstafel und einen Griffel zur Hand.


    "Horatius Herodes also. Für die Akte brauche ich noch dein Alter, den letzten Wohnort und den zuletzt ausgeübten Beruf.“