Beiträge von Decima Valeria

    :D


    Nur gut, dass Valeria nicht wusste, was Menas da so dachte. Sie hätte sonst natürlich aufs schärfste protestiert, denn ihre Stimmung hatte nichts, rein gar nichts mit Maximians Verhalten zu tun. Sollte er sich doch herumtreiben, das machte IHR doch nichts aus! Sie war eben jemand, der arbeitete und keine Zeit hatte, sinnlos herumzulümmeln! Maximian würde niemals Verantwortung übernehmen, solange Meridius ihm alles in den Allerwertesten schob. Und überhaupt, wann hatte Maximian schon was geleistet, wann gearbeitet oder.....


    Valeria seufzte erneut und zuckte mit den Schultern.
    "Ja. Ist gut. Halbe Stunde. Ich bin dann da", entgegnete sie und winkte Menas schon fort, als ihr noch eine Frage einfiel. "Wart mal...hat er gesagt, worum es geht?"

    Valeria antwortete einen Moment lang nicht, seufzte dann langgezogen und richtete sich langsam auf. Mit einem Wink bedeutete sie der Sklavin, sich etwas zu entfernen, dann wandte sie sich Menas zu, dem sie einen mürrischen Gesichtsausdruck schenkte, da er nicht gleich weitersprach.


    "Was gibt es denn, Menas?" fragte sie ohne große Lust nach, und das konnte man auch ihrem gelangweilten Tonfall entnehmen.

    Valeria fühlte sich dieser Tage selten beschwingt und fröhlich, was teilweise an den immensen Kopfschmerzen lag, die sie gleich nach dem Aufstehen heimsuchten. Daher waren die Vorhänge auch zugezogen, als es klopfte, und eine Sklavin massierte den Nacken der im Sessel nach vorn gebeugte Gestalt Valerias. "Mmmh...ja?" erklang es gedämpft und mit einiger Verzögerung aus dem inneren des Raumes.

    Sim-Off:

    *Wörterbuch zück* :P


    Die Augen der jungen Frau weiteten sich um eine Nuance, was ihr ein äußerst ernsthaftes Antlitz verlieh. Sie erinnerte sich der Depressionen, in die sie Maximian ein ums andere Mal gebracht hatte, als er tot geglaubt war, als er sie allein gelassen hatte. Wieder und wieder hatte er sie sich selbst überlassen, und wie schwer war es für sie gewesen, sich endgültig von ihm loszusagen. "Ich bin nicht jemand, der die Dinge beschönt, aber glaube mir: Ich weiß, was du empfinden musst, denn ich habe es selbst schon einmal erlebt. Doch nichts ist so hoffnungslos, dass wir nicht Grund zu neuer Hoffnung fänden", erwiderte sie. Mit einem verhaltenen, aufrichtigen Lächeln fuhr sie fort. "Es gibt nichts zu verzeihen. Vor den Göttern zählt, was wir im Herzen tragen. Ich bin mir sicher, dass Jupiter dich erhört hat."


    Noch ehe Gracchus sich vorstellte, ahnte Valeria, durch seine Worte auf die Idee gebracht, wen sie dort vor sich haben musste. Es war auch die besondere Art zu sprechen, die ihn verriet, gleichsam mit ihrem Wissen, dass ein Flavius Gracchus einst Sacerdos des Jupiter gewesen war und um den Austritt aus dem Cultus Deorum ersucht hatte. Sie konnte sein geschildertes Empfinden nachfühlen und nickte daher ein wenig, während er von der Geborgenheit sprach, die er empfand. Sie befand, dass er trotz des kaum sichtbaren Lächelns nicht glücklich aussah, und wer konnte es Gracchus schon verübeln, dass er einer ihm Unbekannten nicht zulächelte, hatte er doch vor kurzem erst eine Verwandte verloren? Dennoch schüttelte Valeria beruhigend den Kopf und verstreute seine Gedanken. "Das hier ist das Capitolium, wir sind nicht vor Gericht. Du hast dich nicht vergessen, Flavius, und da ich dich angesprochen habe, hätte ich mich sogar zuerst vorstellen müssen. Ich bin Decima Valeria und Priesterin der Iuno", sagte sie also und lächelte den Patrizier an. "Es ist schön, einen ehemaligen Sacerdos kennenzulernen, insbesondere, wenn halb Rom seine Fertigkeiten als geschiedener Decemvir rühmt und die andere Hälfte seinen Verdienst um die Götter zu loben und würdigen weiß."

    Er schien nicht im Mindesten überrascht zu sein, dass sie ihn ansprach. So müde und unsicher klangen seine Worte, dass Valerias Augenbrauen sich mechanisch einander näherten, ein Ausdruck des Mitfühlens. Er sprach vom Schicksal, und Valeria fragte sich, warum es gerade Jupiter war, den er aufgesucht hatte, und nicht Fortuna, die ihm scheinends nicht mehr hold war. Er zweifelte mit seinen Worten jedoch nicht nur an dem Weg, den höhere Mächte für ihn vorgesehen hatten, das war ihr bewusst.


    "Und dennoch hast du den Göttervater aufgesucht", erwiderte sie auf seine Worte des Zweifels. "Ich weiß nicht, welcher Schicksalsschlag dich zermürbt, aber erfrischt das Gebet nicht die Hoffnungen eines jeden Herzens?"


    Valeria ertappte sich dabei, wie sie die Hände ein wenig gehoben und zueinander geführt hatte, ganz unterbewusst, um nicht den Fremden zaghaft am Arm zu berühren, was sie sonst zweifelsohne in einem tröstenden Versuch getan hätte. Sie brauchte sich keine große Mühe zu geben, ergriffen zu wirken, denn das war auch ohne Absicht der Fall. Als sie flüchtig den Blick senkte, gewahrte sie die mondförmige Sichel am Fußknöchel des Fremden, der vor ihr stand. Er musste demnach ein Patrizier sein.


    "Ist Hoffnungslosigkeit nicht schon eine vorweggenommene Niederlage?" fragte sie ihn lächelnd.

    Ihr war der Mann bereits aufgefallen, als er sich noch auf dem Tempelvorplatz aufgehalten hatte. Die Art und Weise, wie er den Stein berührte und dabei so tief in Gedanken versunken schien, dass er niemand anderen wahrzunehmen schien, hatten die Decima schließlich zum Stehenbleiben veranlasst, obwohl sie sich gerade nach getanem Dienst auf dem Heimweg befand. Sie folgte seinen langsamen Schritten mit aufmerksamem Blick, sah, wie er die Stufen erklomm, und dann im Inneren des Tempels verschwand. Er erschien ihr verloren, von Trauer erfüllt und in gewisser Weise einsam; und wer Valeria kannte, der wusste, dass so etwas sie stets berührte, ob es nun ein Sklave oder ein Patrizier war, der sich schlecht fühlte. Und war es nicht ihre Aufgabe, den Menschen zu helfen, ob das nun als Sacerdos mit dem Beistand bei Opferungen oder als Medica das Lindern von Schmerzen war?


    Valeria jedenfalls blieb nicht lange stehen, nachdem der dunkle Schlund des Tempels den Mann verschluckt hatte, sondern beschloss, einen Umweg durch den Jupitertempel zu machen, ehe sie nach Hause ging. Vielleicht bedurfte es ihrer Hilfe ja nicht, dann aber konnte sie wenigstens guten Gewissens heimkehren. Und wenn es anders war, dann tat sie gerade recht mit ihrem Handeln. Behende erklomm sie die Stufen wie der Mann zuvor, den sie irgendwo her kannte, auch wenn sie sich beim besten Willen nicht erinnern konnte, woher. Oben angekommen, wandte sie sich um und ließ kurz den Blick über das Panorama der Stadt schweifen, welches sich ihr hier bot. Ihr locker geflochtenes, helles Haar wogte sanft in der abendlichen Brise, und als sie sich umwandte, um hineinzugehen, verfing sich ein einsamer Lichtstrahl auf dem einzigen Schmuckstück, das Valeria über der strahlendweißen Tunika trug: eine schmale, goldene Gans, das der Iuno heilige Tier.


    Nahe des Eingangs verhielt sie im ohnehin leisen Schritt und suchte den Mann, den sie bald fand, da zur späten Stunde kaum mehr nennenswerter Betrieb in den Tempeln war. Dass er unglücklich war, wurde auch durch die Worte klar, die verzerrt und vom Marmor getragen auch bei Valeria ankamen. Ihr Gesicht drückte ein mitfühlendes Bedauern aus; sie hatte ein großes Herz, auch für diesen Fremden dort, dessen Verzweiflung beinahe greifbar im Raum schwebte und durchaus ansteckend war.


    Valeria stand noch immer nahe einer Säule im Bereich des Ausgangs, als der Fremde sich schließlich erhob und kehrt machte, um den Tempel wieder zu verlassen. Er war noch nicht ganz auf gleicher Höhe mit ihr, als sie hervortrat, und mit andächtig leiser und sanfter Stimme fragte: "Was nur mag einem Mann solchen Schmerz bereiten, dass er so hoffnungslos erscheint?" Die Andeutung eines Lächelns umspielte ihre Mundwinkel, und sie beobachtete ihn aufmerksam.

    Valeria schmunzelte und schpttekte den blonden Lockenkopf. "Nein, aber ich wundere mich immer wieder über das Geschick mancher Tiere, wenn ich sie für ein Opfer hole oder vorbereite. Sie scheinen zu ahnen, dass man ihnen ans Fell möchte. Aber sie werden ja für einen guten Zweck sterben", erwiderte sie. Valeria ließ dem Tiberier einen Moment Zeit, in der er sich würde überlegen können, wie er die Opferriten vollziehen oder vollzogen haben wollte. Sie beaobachtete ihn aufmerksam im Prozess der Entscheidungsfindung, und als er sich nachdenklich über das Kinn fuhr, erinnerte er sie sehr an Maximian. Sie sah fort und taxierte die kleine Fortunastatue auf dem Altar in der Nische, und als der Besucher wieder aufsah und ihr mitteilte, dass er die Handlungen erlernen wollte, wandte sie sich wieder ihm zu und lächelte ihn an. Es kam ohnehin selten genug vor, dass ein Römer sich detailliert für religiöse Dinge interessierte, und so war es nur verständlich, dass Valeria (trotz der zweideutigen Formulierung von "eine Lektion erteilen" :D) nickte und sagte: "Es freut mich ehrlich, dass du darum bittest, Tiberius. Ich helfe dir sehr gern."


    Sie nahm ein kleines Säcklein mit Kohle darin und streute frische Kohle über die alte der Opferschale. Mit einem Glimmstab und mittels dem Feuer einer Fackel entzündete sie sie Kohlen und fächelte Luft, bis die Flämmchen das dunkle Holz verschlungen. "Jetzt müssen wir warten, bis die Kohlen glühen, und dann streuen wir etwas von dem Weihrauch und den Kräutern hier darüber. Die Dämpfe sind unsere Verbindung zu den Göttern", erklärte sie.

    Zitat

    Original von Decima Valeria
    Ich muss mich auch erstmal auf unbestimmte Zeit sehr drastisch zurückhalten. Ab August kann ich dann wenn überhaupt nur noch abends da sein.


    Habt ihr ja sicher gemerkt. ;)

    Sie fand, dass der Tiberier regelrecht gut aussah, wie er versuchte, sein Lachen zu unterdrücken. Die Fältchen um die Augen herum standen ihm gut. Sie schmunzelte und sah rasch fort.


    "Einen Moment bitte", erwiderte Valeria und ging gleich selbst, mit wippendem Schritt und doch angemessen schreitend, nachsehen. Es dauerte eine Weile, doch dafür kam sie gleich mit einem schneeweißen Hasen zurück, dessen Läufe man zusammengebunden hatte. Valeria hielt das Tier im Nacken, und so konnte es strampeln wie es wollte, es würde nicht loskommen.


    "Entschuldige die Wartezeit, unser kleiner Freund hier war um einiges flinker als ich, deswegen hat es so lange gedauert", entschuldigte sie sich und legte den Hasen vorerst in eine große, flache Schale, aus der er nicht entkommen konnte, so sehr er auch zappelte. "Möchtest du bei der rechten Stelle mit einem Gebet einsetzen oder selbst einige Handlungen durchführen?" fragte sie ihn. Nicht selten wollten die Opfernden zumindest die Handgriffe ausführen, die sie gut beherrschten, oder sie wollten gar das Opfern gänzlich erlernen und verlangten daher von den Priestern, nur im Notfall einzugreifen.

    Schmunzelnd schüttelte Valeria den Kopf und damit das blonde Haar. "Oh, Flavius, lass uns besser nicht weiter von der fernen Zukunft reden... Ich fühle mich mit jedem Wort älter, als ich eigentlich bin!" erwiderte sie und musste lachen. Sie mochte ihren Mitpriester, er war ihr gegenüber witzig und höflich. Das Lachen war befreiend, so befreiend wie schon länger nicht mehr, denn Valeria hatte in letzter Zeit nicht allzu viel zu lachen gehabt, sondern widmete sich immer aufopferungsvoller dem Priesteramt, worüber sie allmählich die Familie vernachlässigte, und das bewusst. Iulia Severa schien ihr immer launischer zu werden mit dem Fortschreiten ihrer Schwangerschaft, Meridius war die meiste Zeit außer Haus und mit dem griechischen Zweig der Decima konnte sie nicht allzu viel Anfangen. Lucilla war auf einer kleinen Reise durch die Region Italiens. Es gab kaum einen Grund, aus dem Valeria sich öfter fern der Tempel aufhalten sollte, es sei denn, man nahm ihre Priesterdienste in Anspruch, wie letztens bei der Octavierhochzeit. Sie seufzte, ergeben in ihr Schicksal.


    "Da hast du Recht; und das ist traurig. In Germanien erschien es mir logischer als hier in Rom, denn dort beten die meisten doch noch die germanischen Gottheiten an, selbst die bereits romanisierten Familien. Aber hier...? Hier würde ich anderes vermuten, und doch scheint die Situation des Cultus Deorum überall gleich: Es fehlt der Nachwuchs." Valeria zuckte mit den Schultern. "Mars wird gedacht, natürlich. An Iuno erinnern sich junge Paare meistens erst dann wieder, wenn es um das Opfer der Nuptiae geht. Und Fortuna...jedermann braucht Glück, aber auch dort gehen die Opferzahlen zurück. Und nun, da der Kaiser fern von Rom weilt und wir ohne Pontifex Maximus sind, gibt es nicht mal jemanden, dem man offiziell eine Idee vortragen könnte, wie man den Cultus attraktiver gestalten könnte, und der diese Idee gleichzeitig absegnen könnte..." Valeria sah Aquilius mürrisch an. "Werbung bringt nichts, das haben wir bei den Vestalinnen gesehen. Die Opfer groß anzukündigen, scheint ebenfalls nicht zu fruchten."


    Valeria ging nachdenklich mit ihrem Begleiter um eine Straßenecke und befand sich nun auf einer etwas belebteren Via. Einige Schritte legten sie schweigend zurück. "Oh, ich war nie im freien Germanien, mein Onkel, Senator Meridius, hätte das nicht zugelassen. In Colonia und Mogontiacum aber liefen mir duchaus genug grimmig aussehende Gesellen über den Weg..." Sie dachte an den germanischen Loki, dem sie das Leben gerettet hatte, und musste unwillkürlich lächeln. "Die meisten der Leute dort sind Römer germanischer Abstammung, und es wimmelt von Soldaten." Eine Taube flog vorbei und ließ sich in einiger Entfernung nieder, um nach einem Brotkrumen zu picken. Valeria blickte Aquilius an. "Und, wohin wirst du mich ausführen?" fragte sie ihn und versuchte, das Grinsen zu unterdrücken.

    Die Sorge des Tiberiers war unbegründet, denn Valeria fühlte sich nicht belehrt. Vielmehr hatte sie ihn verstanden, denn er hatte ja eine Erklärung parat, die äußerst sinnvoll und akzeptabel klang. So nickte Valeria.


    "Wie Recht du hast, Tiberius. Nur...eine Ziege ist vermutlich wirklich etwas überdimensioniert, zumal eine der beiden für Atius Labienus, den Konsul, reserviert ist. Ich könnte aber nachsehen, ob wir noch einen Hasen haben, wenn du möchtest?" fragte sie ihn und legte den Kopf schief, um Valens zu beobachten. Falls kein Hase vorhanden war, würden sie eben doch mit der Ziege vorlieb nehmen müssen, die war zwar eher Iunos Opfertier, konnte aber auch für Fortuna hergerichtet werden können. Oder aber, Valeria schickte einen Schüler zum Markt, um dort einen Hasen für den noblen Herren zu kaufen, sofern er nicht selbst gehen wollte, allein oder mit Valeria. Bei der Erwähnung der Spende nickte die Decima nur.


    "Das wäre edel und großzügig", pflichtete sie bei.

    Valeria wirkte leicht verwirrt, während sie dort stand und scheinbar die einzige war, die laut "Feliciter!" rief, nachdem Braut und Bräutigam eine zugegebenermaßen etwas seltsame Art des Ubi-tu-Gaius-ego-Gaia-Rituals vollzogen hatten. Sie rief auch nur einmal und griff dann hastig einen Weinbecher von einem vorbeischwebenden Tablett, um ihren Mund zu beschäftigen, damit sie nicht noch mal die einzige war, die in die recht stumme Menge einen Glückwunsch rief, wie es sich eigentlich gehörte. Rätselnd musterte sie die anderen Gäste. Eine Menge Octavier, nur wenige Germanicas. Hm...

    Valeria beäugte die Eingeweide aufs Kritischste. Manches Mal dachte sie, sie sähe eine ungünstige Konstellation in den Häusern der Götter, doch wenn sie dann näher hinsah, stellte es sich als unbedenklich heraus. Schließlich, als sie sich ganz sicher war, hob Valeria den Kopf und zog die blutigen Hände aus der Masse. Ihr suchender Blick erspähte Braut und Bräutigam und wurde schließlich herzlich. Valeria breitete die Arme aus und spreizte die blutverschmierten Finger.


    "Litatio! Iuno hat das Opfer angenommen und wird euch wohlgesonnen sein! Nun seid ihr an der Reihe."


    Valeria tauchte ihre Finger in eine Schüssel mit sauberem Wasser, welche man ihr anreichte, und wusch sich die Hände. Man brachte ihr ein Tuch, während andere schon die ganzen Utensilien beiseite räumten. Einen Moment später mischte sich die Sacerdos unter die anderen Hochzeitsgäste und wartete darauf, dass Sedulus und Paulina mit dem Ritual fortfuhren.

    Bald war alles vorbereitet und man gab Valeria ein Zeichen. Sie widerum nickte dem Haruspex zu, welcher die Leberschau durchführen würde. Sein Name war Pannapius Porcus, und er schritt nach Valerias Zeichen in seiner Zeremonienkleidung zu dem Tisch, welcher für die Opfervorbereitet worden war. Seine Arbeit hier würde nicht lang dauern, und bald konnte er sich unter die Gäste mischen und das gute Essen und den leckeren Falerner genießen...


    Porcus räusperte sich und hob schweigend die Arme, bis ihm die ganze Aufmerksamkeit zuteil war. Dann machte eine wedelnde Handbewegung in Richtung eines Priesterschülers. Er war bereit, und man sollte ihm das Lamm nun bringen. Noch einmal ließ er seine Fingerknöchel knacken, dann verfolgte er mit den Augen, wie man das reinweiße Lamm an einem kurzen Strich hereinführte. Das Lämmchen legte die Ohren an, als es so viele Leute auf einmal sah und roch, doch trabte es munter weiterauf ihn zu. Porcus fuhr prüfend mit dem Daumen über die Klinge, wie er es immer tat. Sie war scharf, kein Wunder, immerhin hatte man sie am Morgen nochmals geschärft.


    Zuversichtlich lächelte Porcus die Brautleute an, dann setzte er das Messer an das inzwischen bereits mittels Hammerhieb betäubte und auf den Tisch gelegte Lamm und schnitt es auf, ohne es vorher zu töten. Man konnte am besten der Götter Willen erkennen, wenn die Leber sehr frisch war. Mit geübten Handgriffen bahnte der Haruspex sich einen Weg durch Gedärme und Blut, die aus dem kleinen Körper hinausliefen und teilweise auf den Boden tropften. Dann fanden seine tastenden Finger, was sie suchten, schlossen sich um die warme Leber des kleinen Schafes und hielten sie fest. Mit der anderen Hand, die das Messer hielt, trennte er das glitschige Organ heraus. Dann legte er die Leber vorsichtig auf eine Patera und studierte sie. Rings um ihn herum war es still, während er mit spitzen Fingern hier tastete und dort drüber strich. Die Leber war rein und sah gut aus, sie hatte eine gesunde Farbe und eine angemessene Größe. Die Häuser der Götter wiesen keine schlechten Merkmale auf, sodass Porcus nach einigen Minuten des Prüfens guten Gewissens verkünden konnte: "Die Götter stehen eurer Verbindung nicht im Wege! Euch wird eine kinderreiche Ehe mit vielen glücklichen Tagen bevorstehen!" Man reichte ihm ein Tuch, an dem er sich die Hände abwischte. Er lächelte dem Brautpaar freundlich zu und nickte dann schließlich gen Valeria, die augenblicklich fortfuhr.


    Die Kohlen waren bereits während der Leberschau stillschweigend entzündet worden und glimmten nurmehr. Der Zeitpunkt für das Opfer war gekommen.Valeria bedeckte ihren Kopf mit der weißen Palla und wandre sich um, um die unblutigen Opfergaben darzubringen. Zuerst streute sie einige Kräuter und Weihrauch über die Kohle, die zischend zerschrumpelten und einen aromatischen Duft freigaben. Dann nahm sie den ersten Opferkuchen, wandte sich zu der Hochzeitsgesellschaft um und sagte mit unüberhörbarer und klarer Stimme:


    "Mutter Iuno, ich bitte dich mit diesem Kuchen, sei diesem Paar wohlgesonnen und gnädig, segne sie wie ihre Kinder, ihr Haus und ihre Sklavenschaft. Ich bitte dich, gewähre diesem Paar und den Kindern, die aus ihrer Verbindung hervorgehen werden, ihrem Haus und ihrer Sklavenschaft deinen Schutz."


    Valeria legte den ersten Kuchen auf die Glut. Während er verbrannte, konnte man auf den kleinen Votivgaben auf dem provisorischen Altar den Schein der Flammen erkennen, die den Kuchen zuerst schwärzten und dann nach und nach geirig verzehrten. Valeria nahm nun den zweiten Kuchen, wandte sich zu der Festgesellschaft um und sagte diesmal:


    "Mutter Tellus, ich bitte dich mit diesem Kuchen, sei diesem Paar wohlgesonnen und gnädig, gewähre ihnen wie ihren Kindern, ihrem Haus und ihrer Sklavenschaft deine nährende Kraft und Fruchtbarkeit."


    Der Kuchen folgte seinem Vorgänger. Die Sacerdos wandte sich nun nach dem dritten der fünf Opferkuchen um, nahm ihn und hielt ihn gen Decke des Raumes.


    "Mutter Ceres, ich bitte dich mit diesem Kuchen, sei diesem Paar wohlgesonnen und gnädig, gewähre ihnen wie ihren Kindern, ihrem Haus und ihrer Sklavenschaft deine reifende Kraft und dein Wachstum."


    Der Kuchen tat es den anderen gleich und wanderte auf den nun schon recht besetzten Foculus. Aber irgendwie fand sich doch immer ein Plätzlein für ein weiteres Küchlein. Valeria nahm nun den vierten Kuchen.


    "Pilumnus und Picumnus, ich bitte euch mit diesem Kuchen, seid diesem Paar wohlgesonnen und gnädig, gewährt ihnen wie ihren Kindern, ihrem Haus und ihrer Sklavenschaft eure nährende und schützende Kraft."


    Der Kuchen wanderte auf den Foculus und der fünfte und damit auch der letzte Kuchen folgte seinem Vorgänger gleich hinterher. Nun würde das Schwein geopfert werden. Valeria wandte sich um und machte eine kurze, wedelnde Bewegung mit der Hand, damit die anwesenden Gäste eine Gasse für das Tier machten. Just in diesem Moment erschien auch der octavianische Sklave mit dem Schwein, welches er an einer Kordel in den Raum führte. Es war gänzlich mit Kalk geweißt und trug leuchtend rote Bänder auf dem Rücken. Die Sacerdos nickte gefällig und trat zur Seite, damit das Schwein in die richtige Position gebracht werden konnte.


    "Mutter Iuno, ich bitte dich, nimm dieses Opfer zu deinen Ehren an, sei den Brautleuten wohlgesonnen und gewähre ihnen deinen gütigen Segen", sprach Valeria. Dem Tier wurde die rote Zierde abgenommen. Etwas Kalk löste sich in einem staubigen Wölkchen. Valeria zog das blitzblanke Opfermesser und strich dem Tier über den Rücken, dann drückte sie das Messer einem ihrer beiden Schüler in die Hand. "Agone?" fragte die junge Iunopriesterin und hob den Blick zu Valerias Gesicht. Die Decima nickte und sagte mit entschiedener Stimme: "Age!", woraufhin die Schülerin dem Schwein das Messer in den Hals stieß. Sofort sprudelte ein heller Strom warmen Blutes hervor und ergoss sich auf dem Boden, und der letzte Quieker des Tieres ging im gurgelnden Laut des Blutes über, das nun von zwei fleißigen Helferlein in einer großen Opferschale aufgefangen wurde. Als die Schale schließlich gefüllt war, stellte man sie auf den provisorisch errichteten Altar und ließ das Tier vollends ausbluten. Blut lief in den feinen Fugen des Bodens entlang, zuerst noch rasch, dann langsamer, denn es geronn allmählich. Unterdessen herrschte erwartungsvolles Schweigen im Raum. Eine Weile später war das Schwein ausgeblutet und man konnte die Eingeweide herausschneiden. Wenig später beäugte die Sacerdos die Eingeweide des Schweines auf einer Patera mit kritischem Blick.


    Die Frage war nun: Hatte Iuno das Opfer angenommen? Würde sie dem Paar ihren Segen geben? Aufmerksam studierte Valeria die warmen Innereien.



    Sim-Off:

    Sorry, ist etwas länger geworden... :D

    Zitat

    Original von Germanicus Corvus
    (...)


    +


    Zitat

    Original von Quartus Flavius Lucullus
    Hast du jemals deine Gedanken, nämlich den Aufstieg auf einen Posten als Flamen, jemanden mitgeteilt?


    Ich persönlich kann das nicht glauben, denn wenn du es getan hättest, dann wäre dir sicher die gleiche Antwort mitgeteilt worden, die ich bekommen habe.


    Durchaus positiv, allerdings mit einem dicken Simoff-zutun-Paket hinten dran. ;)


    Dazu muss ich auch noch mal was sagen. Ich hab sowohl SimOn als auch SimOff mehrfach anklingen lassen, dass ich mit Valeria gern weitergehen würde. Dass da ne Menge SimOff-Arbeit dran hängt, weiß ich auch und ich würd es machen.


    Auf meine SimOff-Nachfrage hin wurde mir der Tipp gegeben, jemanden vorzuschicken, der Connections zum Kaiser hat. Also hat sich Onkel Meridius für mich eingesetzt und der Kaiser hat nen Priester entsendet. Leider nur für Smalltalk. Und gerade bei den Fors Fortunae von Gracchus oder den Nonae Caprotinae in Rom, die ich ausgeschrieben habe, sieht man doch wieder, wie wenig es die Leute interessiert, wenn sich jemand Mühe gibt. Aber ich will gar nicht lang darüber meckern, nur wenn es im Tabularium doch höhere Posten gibt, warum besetzt man sie dann nicht mit Leuten, die wirklich was bewegen wollen? :(

    "Das ist doch selbstverständlich", antwortete sie höflich und neigte den Kopf. Erst jetzt bemerkte sie, dass eine Vielzahl der Anwesenden oktavische Sklaven waren. Etwas zerstreut nickte sie Sedi zu und deutete dann auf einen freien Tisch, der sicherlich für das Opfer geplant war. "Hm, natürlich. Ich werde einfach noch etwas warten. Wenn ihr bereit seid, dann teilt mir das mit. Ich nehme an, der Tisch dort drüben ist für das Opfer gedacht?" fragte sie, und einen Moment später und nach der Bestätigung ging sie mit den beiden Schülern zu dem Tisch und bereitete alles vor, den beiden leise jeden Handgriff erklärend.

    Sim-Off:

    Nein, musst du nicht, kannst du aber, wenn du deinen lilanen Balken füllen möchtest. :)


    Aufmerksam lauschte die Decima den Worten des Patriziers und runzelte überrascht die Stirn, als er von einem Opfertier sprach. Sie konnte nicht widerstehen zu fragen: "Verzeih meine Neugier, aber.. Steht es so schlimm um dein Glück, dass du ein derart großes Opfer zelebrieren möchtest? Verstehe mich nicht falsch, es ist sicherlich gut, wenn man den Göttern den erforderlichen Respekt zollt, doch nur wegen einer kleinen Pechsträhne scheint mir ein Blutopfer doch eher ein recht großer Opferwunsch zu sein. Oder gibt es etwas Bestimmtes, um das du Fortuna bitten möchtest, Tiberius, etwas Großes? Dann hast du weise gewählt, auch wenn ich bedauern muss, dass wir heute nur zwei Ziegen zum Verkauf freigeben konnten, die anderen Tiere sind bedauerlicherweise nicht makellos genug, um sie den Göttern darzubieten."


    Valeria versuchte, im Gesicht des Patriziers zu lesen. Dass jener schließlich sogar Entlohnung anbot, ließ sie amüsiert schmunzeln. "Ich mache dir einen Vorschlag, Tiberius. Normalerweise sind die Dienste eines Priesters für die Opfernden kostenlos. Manchmal allerdings, wenn Besuchern die Begleitung durch ein Opfer besonders gefällt, bieten sie Geld als Dank an. Ich habe noch nie Geld für meine Opferdienste genommen, aber wenn du dich erkenntlich zeigen möchtest, so schlage ich eine Tempelspende vor. Sie käme anderen Opfernden zugute." Valeria lächelte den Mann freundlich an, gezwungen sollte er sicht keineswegs fühlen.