Beiträge von Decima Valeria

    Valeria hatte sich gefreut, dass das junge Paar, welches sie bereits im Tempel kennengelernt hatte, sie zu der Hochzeit geladen hatte, um die Riten zu vollziehen. Daher war sie auch einer der ersten Gäste, die eintrafen. Von einem Sklaven geleitet, erreichten sie und zwei Priesterschüler den Saal. Schnell war das Brautpaar ausgemacht und Valeria steuerte auf es zu.


    "Salvete!" grüßte die in strahlendes Weiß gekleidete Decima. "Es ist soweit alles vorbereitet, ihr müsst mir nur sagen, wann ich anfangen soll."

    Seitdem Maximian (wieder einmal) verschwunden war, hatte Valeria ohnehin die Nase voll von ihm. Er tat ihr immer wieder weh, verletzte sie und beachtete sie wochenlang nicht im Geringsten, sodass sie schweren Herzens in einem längeren Überlegungsprozess die Entscheidung getroffen hatte, sie endgültig von ihm zu trennen und nicht wieder rückfällig zu werden, wie sie es schon einmal geworden war. Als Aquilius nun nicht bei dem Wasserspiel mitmachte, hörte Valeria ziemlich rasch auch selbst damit auf und nagte einen Moment lang verlegen an ihrer Unterlippe, verzichtete aber darauf, eine Entschuldigung für das, wie sie dachte dass er dachte, kindliche Verhalten zu murmeln. Stattdessen winkte Valeria nur ab. "Oh, hör mir auf, ich weiß genau, wovon du sprichst. Es fehlt einfach frischer Wind in den Tempeln. Die meisten Iunopriesterinnen haben ihre beste Zeit schon weit hinter sich zurückgelassen. Manchmal frage ich mich, ob ich in dreißig Jahren auch so reden werde...aber nein. Ich habe mir fest vorgenommen, mich irgendwann zur Ruhe zu setzen und nicht im Tempel zu dienen, bis ich hundert bin", sagte sie und nickte.


    "Griechenland, ja, viele junge Männer zieht es zu den alten Meistern der Rhetorik", pflichtete Valeria bei und setzte sich wieder in Bewegung. "Der Dienst an den Göttern ist meiner Meinung auch das wichtigste Gut, das ein Römer pflegen kann, Aquilius. Wenn die Götter uns nicht wohlgestimmt sind, geht alles verloren. Und trotz des Krieges wird so wenig geopfert dieser Tage", klagte Valeria und sah seitlich zu ihrem Begleiter hinauf. "Oder ist bei euch mehr los als bei uns?"


    Aufmerksam betrachtete Valeria das Seitenprofil des flavischen Gesichts. Markante Gesichtszüge gefielen ihr. Als sie merkte, dass sie ihn einen Augenblick zu lang beobachtete, sah sie schnell wieder nach vorn auf den Weg und rettete sich in die Beantwortung seiner Frage. "Wo...hm. Fast würde ich sagen, dass meine Zeit in Spanien etwa gleichsam interessant war mit jener in Colonia Claudia Ara Agrippinensium. Mogontiacum hingegen war zermürbend. Ich nehme an, von diesem Einbruch in den dortigen Marstempel hast du erfahren? Nun ja, die Priesterschaft war faul, die meisten Priester rund und bequem. Sie widmeten sich mehr dem eigenen leiblichen Wohl als den Göttern. Und die Bewohner kamen selten aus ihren Häusern um zu opfern, selbst bei großartigen Festen war kaum etwas los. Ich war froh, mit meinem Onkel von dort fortreisen zu können. Wenn du also jemals vor die Wahl gestellt wirst, Aquilius, dann entschede dich dazu, hier zu bleiben. Mogontiacum scheint mir ein toter Flecken Erde, die meisten Bewohner sind germanenstämmig und scheren sich kaum um die wahren Götter." Ein bedauernder Ausdruck hatte sich auf Valerias Gesicht geschlichen, als sie nun seufzend die Schultern hob.

    Sim-Off:

    Prima! :)


    "Tiberius Valens, es freut mich, dich kennenzulernen", erwiderte Valeria und nickte dem Besucher höflich zu. Ihre strahlend weiße Tunika raschelte ein wenig, als sie auf eine Nische deutete, die eben vom letzten Opfer gesäubert worden war. "Gehen wir doch hier rüber. Ich nehme an, du möchtest Opfergaben hier im Tempel erwerben?" fragte sie ihn, denn sie sah nicht, dass er welche mit sich führte. Die kleine Fortunastatue auf dem Altar strahlte Ruhe und majestätische Gelassenheit aus. "Möchtest du selbst opfern, während ich zuschaue, oder wollen wir es gemeinsam machen?" fragte sie ihn freundlich und lächelte. Er sah ganz nett aus, fand sie.

    Zitat

    Original von Appius Terentius Cyprianus
    Vielleicht wäre bei manchen Institutionen auch eine etwas schnellere Beförderung angebracht, denn monatelang auf einer Stelle zu sitzen obwohl man andere Ziele hat demotiviert eher


    19 RL-Monate Priester-Dasein und 15 davon als Sacerdos...;( :(
    :D :P


    [SIZE=5]sry 4 spam[/SIZE]

    Sim-Off:

    Übersehen, sorry ;)
    Wenn ich jetzt aber hierauf eingehe, rechne bitte damit, dass ich nicht jeden Tag zum Posten komme, es sei denn, es ist sehr dringend. :)


    Es war gerade Mittagszeit und die meisten Priester hatten sich abgeseilt, um etwas zu essen zu organisieren. Nur Valeria, die heute im Fortunatempel ihren Dienst tat, da einige hier ausgefallen und im Iunokult genügend Priester zu gegen waren, saß im Tempel und aß einen Apfel. Aufmerksam beobachtete sie den Patrizier, der gerade eintrat. Wenn er Hilfe brauchte, würde sie ihm natürlich helfen.


    Schließlich legte sie den Apfel fort und stand auf, er sah ihr doch zu verloren aus. Schnell trat sie auf ihn zu. "Salve, ich bin Decima Valeria, kann ich dir vielleicht behilflich sein?"

    Valeria musste schmunzeln und legte den Kopf leicht schief. "Oder aber, es liegt an der Tatsache, dass die Tempel zu weit auseinanderstehen, aus denen wir dienen. Du als Marspriester und ich als Iunopriesterin...uns bleibt daher wohl nur der Zufall über, der unsere Wege heute verbunden hat", sinnierte sie unf schenkte dem Flavier ein freundliches Lächeln. Allein an seiner stattlichen Statur konnte man bereits erahnen, dass er ein ein Marspriester sein musste, strotzend vor Männlichkeit und dennoch höflich, wie man es von den meisten Patriziern gewohnt war. "Aber es ist gut, dass wir uns treffen. Ich hatte schon mit dem Gedanken gespielt, mich wieder ins kühle Tempelinnere zurückzuziehen und lieber zu verhungern als an Überhitzung zu sterben....was angesichts dieser neuen Wendung des Schicksals wohl ziemlich unhöflich wäre." Es funkelte amüsiert in Valerias Augen und sie deutete voran. "Gehen wir", schlug sie vor und ging auch unmittelbar danach los.


    Während sie so nebeneinander her gingen, lud Aquilius Valeria ein. Diese wandte belustigt den Kopf, hatte sie doch gedacht, die Patrizier wären zumeist knauserig. Positiv überrascht nickte sie daher. "Einverstanden. Und da du mich einlädst, darfst du auch aussuchen, wohin du mich ausführst", erwiderte sie kühn und zwinkerte dem Flavier zu. "Bist du eigentlich schon lange Priester? Ich war zuvor in Spanien und Germanien tätig und bin erst seit ein paar Monaten zurück in meiner Heimatstadt", sagte sie, während sie an einem plätschernden Brunnen vorbeigingen, an dem Valeria kurz Halt machte und ihre Unterarme kühlte. "Mh....eine Wohltat!" sprach sie genießerisch und nahm sich nach kurzem Überlegen die Freiheit, ihren Gönner lachend mit ein wenig Wasser nasszuspritzen.

    Zitat

    Original von Aulus Octavius Avitus
    Wenn z.B. jemand von einem Gericht zu einer Geldentschädigung verurteilt wird, greift doch die WiSim sehr ins RPG ein.


    Das passiert momentan aber doch nur bei Verstößen gegen die Lex Mercati...und dafür muss man wohl betriebe haben oder was Falsches verkauft haben...
    Ich seh das genau wie Medeia. Manche wollen eben nichts mit der WiSim zu tun haben, und denen sollte man das auch nicht aufzwingen. ;)

    Zitat

    Original von Publius Decimus Lucidus
    Seitdem liegt diese Idee erstmal auf Eis.


    Nein nein, WiSim 2! :D


    Es steht doch jedem frei, sich einen Thread zu erstellen, den man "Villa Rustica" oder so nennt. Gibt doch genug, die das machen. Gut, das eigentliche Board an sich heißt dann weiterhin Casa...aber ich find das gar nicht schlimm.

    Sim-Off:

    Hm, alle weg. Dann beende ich das jetzt ganz schlicht. :(


    Der Mann konnte auch bei noch so genauem Hinsehen nichts Anrüchtiges finden und nickte daher Valeria zu, die daraufhin die Litatio verkündete. Was nun folgte, war eine Prozession durch die Straßen Roms, in der jede Frau, ob adelig oder unfrei, Gebrauch von ihrem Feigenzweig machen konnte. Langsam setzte sich der Zug in Bewegung, während bereits die Opferutensilien fortgeschafft wurden. Valeria schnappte sich einen Zweig und lief zu Lucilla, an deren Seite sie sich fröhlich plappernd dem Zug durch Roms Straßen anschloss. Gelegentlich mussten sie einem herannahenden Zweig ausweichen und sich ducken, aber das war am heutigen Tage wohl normal.

    Früh am Morgen hatte Valeria unerwarteterweise ein kleines Ferkelchen opfern sollen, das jemand mitgebracht hatte, um der Götter Gunst zu erflehen. Der hagere Mann mit dem Schweinchen war sehr seltsam gewesen, hatte jeden Satz ständig wiederholt, aber stumm gebetet und seine Bitte vorgebracht, sodass Valeria nicht sagen konnte, welchem Wunsch das Tierchen nun zum Opfer gefallen war. Leider zierten einige winzige Blutspritzer ihre sonst strahlend weiße Tunika, denn da das Blutopfer nicht eingeplant war, hatte sie kein Kleid zum Wechseln mit. Gen Mittag bekam sie Hunger, und so machte sie sich wie an beinahe jedem Tag auf, um sich etwas zu essen zu organisieren. Kaum hatte sie die wohltuende Kühle des Tempels verlassen, umschloss sie ein Glutofen und nahm ihr im ersten Moment den Atem. Einige Atemzüge später hatte sie sich allerdings an die schwirrende Hitze gewöhnt, und bereits einige Schritte später spielte sie ernsthaft mit dem Gedanken, wieder umzukehren und auf ein Essen zu verzichten zugunsten der kühlenden Ruhe des Tempels. Doch es half alles nichts, es war zwar beinahe unerträglich in den Straßen Roms, die zu allem Überfluss auch noch die Wärme speicherten und wieder abgaben, doch ihren Hunger konnte man gut mit dem eines germanischen Wolfs vergleichen, und so lenkte sie ihre schwitzenden Schritte beharrlich aus dem Tempelbezirk und auf eine der Garküchen zu, die es hier in der Nähe gab.


    Als eine volltönende Männerstimme hinter ihr Valerias Namen rief, bleib sie stehen, nur minder erschrocken, und wandte sich um. Es war gar nicht so unüblich, dass jemand nach ihr rief, doch dass dieser Jemand nach ihr rief, den sie nun gewahrte, verwunderte sie zugegebenermaßen doch etwas. Sie war sich nicht sicher, doch glaubte sie, dass sie den Marspriester auch während der letzten Nonae Caprotinae unter den höheren Besuchern gesehen hatte. Und wer hätte dieses markant-männliche Gesicht nicht augenblicklich wiedererkannt?
    Sie wartete mit einem aufgeschlossenen Lächeln auf dem Gesicht, bis er zu ihr aufgeschlossen hatte, und grüßte ihn dann. "Flavius Aquilius, eine unerwartete Freude, dich zu sehen. Ich glaube, wir hatten bisher noch nicht die Ehre. Freut mich, dich kennenzulernen", erwiderte sie und nickte zum Gruß.
    "Eine Erfrischung, ja. Wobei ich fast glaube, dass es töricht war, überhaupt den Tempel zu verlassen, hier ist es schlimmer als in den alexandrinischen Wüsten. Hast du nicht Lust, zusammen mit mir nach etwas Eßbarem zu suchen?" schlug sie ungezwungen vor. Mit einem ansehnlichen Marspriester Essen zu gehen, hatte schließlich auch was für sich, also warum ihn nicht direkt darauf festnageln?

    Zitat

    Original von Publius Decimus Lucidus
    Es sind 3. 2 davon sind inaktiv geworden und der 3., der freundlicherweise eingesprungen ist, hatte die letzten Tage über Schwierigkeiten mit seiner Internetverbindung.


    Das hab ich gelesen. Ist ja auch nichts gegen einzuwenden, sowas passiert. Aber man sollte dann eine Vertretung haben, die einspringen kann. ;)


    Für die Allgemeinheit sollte man also noch mal hier klären jetzt, ob seitens der SL wieder Interesse an engagierten Usern besteht, die den Händler bewegen, wenn es erforderlich ist.

    Laut Luci aber nur einer, bzw. einer zu dem vorherigen dazu:

    Zitat

    Original von Publius Decimus Lucidus
    Es war gar nicht leicht, einen auszuwählen


    Ich find es immer schade für Neulinge, wenn man seine eigene Auktion allein schmeißen muss.

    Ganz vorn in der Menge erspähte Valeria Lucilla. Da sie ihr aber nicht winken wollte oder ähnliches (immerhin war das Opferritual bereits eingeleitet worden), zwinkerte sie ihr nur zu, zum Zeichen, dass sie sie gesehen hatte. Neben römischen Leuten waren vielerlei Hautfarben und Gesichtsfarben vertreten - Sklaven, vorzugsweise Sklavinnen, die teils ruhig, teils begierig auf die Vergabe der Feigenzweige warteten, welche noch in großen Körben vor den Stufen des Tempels standen.


    Als Valeria befand, dass der Weihrauch die Göttin genug in der Nase gekitzelt hatte und Iuno sich nun ganz sicher dem mit Menschen gefüllten Vorplatz zugewendet haben musste, wandte sie sich an die Menge und hob beide Arme gen Himmel.


    "Geliebte Iuno, Iuno Caprotina, erhöre unsere Worte! Mit deinem Wohlwollen erblickten im Frühjahr Zicklein und Lämmer das Licht der Welt. Durch deine Gnade gedeihen Schafe und Ziegen und spenden den Menschen Milch, Fleisch und Wolle. Dank deines Segens konnten reichlich Feigen eingebracht werden. Koste von den Früchten deiner Güte", trug Valeria mit klarer Stimme vor. Sie ließ die Arme nun sinken und griff nach der Feigenmilch, die man ihr in einer flachen Schale reichte. Jene hielt sie halb hoch, damit die versammelte Menge sehen konnte, was nun geschehen würde.


    "Dies ist frische Feigenmilch, gewonnen aus den Blättern und Früchten der heiligen Feigenbäume am Campus Martialis. Als Geschenk für dich, Iuno Caprotina, übergeben wir sie dem glimmenden Feuer", erklärte die Decima und trat an den Foculus heran. Sehr langsam, damit die Glut nicht in Feigenmilch ertrank, goss Valeria Schluck für Schluck die zähflüssige Milch in die Glut. Zischend verdampfte ein Großteil der Flüssigkeit schon beim Auftreffen. Rauchschwaden zogen gen Himmel und ein süßlicher Geruch verbreitete sich auf dem Vorplatz des Tempels. Als die Schale zur Hälfte geleert war, reichte Valeria die Schale einem Opferdiener.


    "Iuno Caprotina, wir danken dir für den Schutz, welcher du unserem Vieh gewährst, und wir danken dir, ziegenfellbekleidete Iuno, für deine Güte, mit der du uns bedenkst. Dieses Zicklein, rein und jungfräulich, soll ein weiteres Geschenk an dich sein."


    Määäääääääähh!! Ein Opferhelfer führte nun an einer goldenen Kordel eine kleine Ziege herbei, die schneeweißen Felles war. Meckernd trabte sie heran, bei jedem Schritt wackelten ihre viel zu großen Ohren lustig auf und ab, und der winzige Schwanzstummel zuckte in einem fort. Määmämähhh! Valeria hatte sich schon bei der ersten Kundgebung des Zickleins demselben zugewandt, und während die Ziege hergebracht wurde, verteilten fleißige Hände bereits die Feigenzweige aus den bereitstehenden Körben. Mit ihnen würden nach dem erfolgreichen Opfer regelrechte Straßenschlachten ausgefochten werden - man tat eben doch gut daran, seine Sklaven gut zu behandeln. Määäähhh. Kurz darauf waren Helfer und Ziege vor dem Altar angelangt, und auf einem blutroten Kissen reichte man Valeria das Opfermesser an. Sie nahm es und strich der Ziege über den Rücken - Määh!? - wie es das Ritual erforderte, ehe sie es hoch hielt. Ein Sonnenstrahl brach sich auf dem kunstvollen Griff. Mäh.


    "Iuno Caprotina, nimm dieses jungblütige Zicklein an, zum Zeichen unseres Dankes und unserer tiefen Verehrung. Wir bitten dich: Gewähre dem Kleinvieh auch im nächsten Jahr Schutz auf den zahlreichen Weiden und lasse es wohl gedeihen!"


    Die Priesterin reichte das Messer nun einem jungen Schüler, dessen erstes öffentliches Opfer dies hier war. Es stellte zugleich seine Prüfung dar, denn Valeria hatte befunden, dass ein Opferritual hinter verschlossenen Tempeltüren sehr viel leichter durchzuführen war für einen Neuling als ein öffentliches. Viele Augenpaare ruhten auf dem jungen Mann, dem der Schweiß auf der Stirn stand. "Agene?" - "Age! - Määääh!! Die Ziege erkannte nun wohl ihr Schicksal, denn sie riss die Augen auf und wollte sich loszerren, doch da stach der Discipulus beherzt zu. Hellrotes Blut sprudelte aus der Vene am Hals des jungen Tieres. Viel wares aufgrund der Größe nicht und der Blutfluss war schnell versiegt, dennoch wurde das Blut in einer flachen Schale aufgefangen. Valeria beobachtete alles mit den scharfen Augen einer Lehrherrin, denn dies war ihr Schüler, und sie fand, dass er seine Augfabe gut machte. Nun wurde der kleine, runde Bauch des Zickleins aufgeschnitten und seine Innereien auf eine Patera gelegt, welche man einem Mann im Hintergrund reichte, der sich sogleich darüber beugte und Leber, Herz, Gedärm und Nieren aufmerksam nach Makeln absuchte....

    Bereits am Vortag des Festes zu Ehren der Iuno Caprotina herrschte ein reges Treben in und vor den Tempeln der Iuno. Zweige der Feigenbäume am römischen Marsfeld waren frisch geschnitten und anschließend zu einem Großteil gepresst worden, denn zu Ehren der ziegenfellbekleideten Iuno opferte man die weiße Milch, die dabei aus den saftigen Zweigen der Feigenbäume austrat.


    Am heutigenTag nun sollte also dieser durch Pressung gewonnene Saft der Iuno geopfert werden. Man würde der Göttin huldigen und den Frauen gedenken, unter ihnen ganz besonders den Sklavinnen, denen man den Sieg gegen die Gallier zu verdanken hatte, als Rom von ihnen umzingelt gewesen war. Die aufgesparten Zweige würden den Sklavinnen ausgeteilt werden, die an diesem Tage das Recht hatten, sich als verheiratete Patrizierinnen auszugeben.Es würde ihnen erlaubt sein, ohne Strafe mit den Feigenzweigen nach Passanten zu schlagen, diese zu verspotten und auch mit Steinen nach ihnen zu werfen. Dies war der Brauch, denn er erinnerte an den Sieg, den die Römer den Sklavinnen, und ganz besonder der List einer ganz besondern römischen Sklavin namens Philotis, zuzuschreiben hatten. Um die verkleideten Sklavinnen zu besänftigen, würde man ihnen Gaben darreichen und sie sie hochwohlgeborene Frauen behandeln an diesem Tage.


    Kurz bevor die Sonne ihren höchsten Stand erreicht hatte, war es soweit. Es hatten sich bereits etliche Menschen verschiedenen Standes vor den Tempeln der Iuno versammelt und harrten des Opfers. Der Altar war draußen aufgebaut worden, denn zum einen herrschte ein fantastisches Wetter und zum anderen hätten die vielen Gläubigen, die sich versammelt hatten, nicht einmal annähernd in den tempel gepasst, um dem Opfer beizuwohnen. Angefacht von zwei emsigen Opferdienern, glühten die Kohlebecken bereits, und alles lag bereit und war vorbereitet. Valeria, der die Ehre oblag, dieses große Opfer heute zu leiten, trat gefolgt von zwei weiteren Priestern aus dem Tempel, verweilte einen Moment zwischen den erhabenen Säulen und sog die Luft Roms ein. Es war doch viel angenehmer, hier den Göttern zu dienen als in Germanien, wo nur wenige Menschen überhaupt der Götter gedachten.


    Als sie sich erneut in Bewegung setzte und die Stufen des Tempels hinabstieg, streute einer der Opferdiener bereits eine gehörige Menge des die Sinne benebelnden Weihrauchs über die glühenden Kohlen des Foculus. Dampfend und knisternd löste er sich in weißen Rauch auf und stieg empor, um Iuno in der Nase zu kitzeln und auf die Preozession zu ihren Ehren aufmerksam zu machen. Valeria hatte inzwischen ihren Platz erreicht und bedeckte das Haupt mit ihrer Palla. Die Zeremonie würde beginnen, wenn der Weihrauc verdampft war. Inzwischen schenkte sie der Menge Beachtung, indem sie ihren Blick über Groß und Klein, Jung und Alt, Sklave wie Patrizier gleiten ließ. Gerade in der Abwesenheit des Kaisers war es wichtig, dass den Göttern gebührend gehuldigt wurde, und so hegte sie die Hoffnung, dass noch mehr Gläubige ihren Weg hierher fanden.

    Der älteste Fetial, welcher für die Verteilung der einzelnen rituellen Ämter verantwortlich war, nickte im Stillen, als des Kaisers Worte verhallt waren und nur noch das Sirren des Speeres zu vernehmen war. Dann traf die Speerspitze mit einem hellen Geräusch auf den hellen, rötlichen Sand, und tausend Kehlen griffen den beherzten Ruf ihres Kaisers auf, riefen, brüllten, schrieen, jaulten, polterten, sagten und flüsterten ROMA VICTRIX, jene zwei Worte, an denen hier nicht eine Seele zweifelte, denn dazu war der Siegeswille in jedem einzelnen zu stark.


    Unter lauten Jubelrufen geleiteten die Fetialen ihren gewählten Pater Patratus nach einigen Minuten, in denen sie der Freude und dem Stolz des römischen Volkes lauschten, in den Tempel der Bellona, wo man nun unter dem Ausschluss der Öffentlichkeit ein Opfer darbringen würde. Prätorianer sicherten derweil das Gebäude und den Kaiser.


    Erst nach mehr als einer halben Stunde folgten die Fetiales ihrem Pater und Imperator wieder hinaus an die Öffentlichkeit. Die Litatio wurde verkündet; und damit war das Ritual der Kriegserklärung vollends zelebriert und gut verlaufen. V-förmig geleiteten die Fetiales den Kaiser direkt über das Marsfeld und neigten das Haupt zur Verabschiedung, als der Imperator sich in eine Sänfte begab und den Platz, abermals unter lauten Jubelrufen, verließ.


    Die Kriegslanze steckte noch im Sand, der Wind rüttelte sie sanft. Es war die Aufgabe des Siculus Dorso, sie am Abend wieder einzuholen und zu ihrem Ursprungsort zu bringen, wo sie bis zum nächsten Ritual sicher verwahrt werden würde. Bis zum Abend jedoch steckte sie als manifestierte Drohung weiterhin im Sand, der in unmittelbarer Nähe der Spitze blutgetränkt war und die Heeresmacht des Feindes darstellte.

    So nah war Siculus Dorso dem Kaiser, er hätte ihn ohne weiteres erdolchen können! Jeder umstehende Prätorianer wäre bedeutend zu spät gekommen... Dieses Gefühl ließ den Verbenarius vor Ehrfurcht erzittern, denn er war beileibe kein Kaisermörder, sondern nur trunken von der Ehre und dem Vertrauen, das der Kaiser ihm damit zuteil werden ließ. Mit leicht zitternden Händen berührte Siculus Dorso des Kaisers entblößtes Haupt mit dem Sagmen. Etwas Erde löste sich und rieselte ins Haar des Kaisers, was Dorso erschrocken die Luft anhalten ließ. Dennoch kamen die nötigen Worte über seine Lippen.


    "Lucius Ulpius Iulianus, Imperator Caesar Augustus und vom Volke geachteter Kaiser, mit diesem heiligen Sagmen ernenne ich dich Kraft meines Amtes als Verbenarius zum Pater Patratus."


    Atemlos verneigten sich Siculus Dorso vor dem Kaiser, und seine Amtskollegen taten es ihm gleich. Kurz darauf ward dem Imperator der Speer aus Kornelkirschenholz gereicht, zwei andere Fetiales hielten ihm die mit Blut gefüllte Schale hin. Siculus Dorso brachte sich gemessenen Schrittes aus der Schusslinie, denn nun würde der Kaiser Parthien offiziell den Krieg erklären. Dass dabei nicht ein einziger Parthier anwesend war, störte hier niemanden. Wichtig war nur, dass jeder den Willen Roms vernahm, der die Feinde erzittern lassen und in die Knie zwingen würde. Des Kaisers Aufgabe war es nun, die Spitze mit Blut zu tränken, welches das Feindesblut darstellte, und dem Feind - verkörpert durch die reichlich verzierte Columna Bellica - zum Zeichen der Kriegsabsicht die Lanze entgegenzuschleudern. Gebannt starrten aller Augen auf den Kaiser.


    Siculus Dorso stand mit seinem Kräuterbüschel in der Hand bei den anderen Fetialen und gab sich die größte Mühe, seine weichen Knie unter Kontrolle zu behalten.

    Valeria stand etwas abseits. Sie wollte solange nicht eingreifen, bis man ihre Hilfe brauchen würde. Es war wichtig, dass die Bürger Roms wieder öfter in die Tempel kamen um zu opfern, nach Möglichkeit natürlich selbst, doch viele Leute waren einfach unsicher und benötigten einen Sacerdos, der ihnen beistand.
    So wartete sie diskret.

    Sim-Off:

    Musst du gar nicht, ist nur Rollenspielelement ;)


    "Gern", sagte Valeria und nickte den beiden freundlich zu. Sie legte die wenigen Schritte bis zum Altar zurück. "Zuerst machen wir die Götter aufmerksam darauf, dass ihr ihnen ein Opfer darbringen möchtet", erklärte sie und griff nach etwas Weihrauch aus einer bereitstehenden Schale. Anschließend zog sie eine Opferschale heran, zerbröselte den trockenen Weihrauch darin und entzündete ihn. bald knisterte und knasterte es fröhlich, und weißer Rauch stieg auf, um die Götter in der Nase zu kitzeln.


    "Ihr könnt nun die Opfersachen darbringen und eure Bitten vortragen", sagte Valeria. "Die Blüten und den Kuchen streut, bzw. stellt ihr am besten auf den Altar zur Statue der Minerva. Vom Kuchen opfert nur ein kleines Stück", riet sie, immerhin war der Foculus nicht allzu groß, auch wenn der Kuchen ohnehin schon kleiner war als die übliche Größe eines Kuchens. "Zuerst der Kuchen, dann die Ölzweige und einige Blüten, danach den Kuchen und zum Schluss etwas Wein, sonst verlischen die Flämmchen gleich wieder", sagte sie.