Es war ein warmer Sommertag, einige Vögel zogen über den Himmel vor Rom, der ewigen Stadt. Viele Zuschauer waren gekommen, immerhin galt es, den Kaiser selbst zu bestaunen und ihn mit Hochrufen auf den bevorstehenden Krieg und den damit verbundenen Sieg gegen Parthien einzustimmen. Viele Soldaten waren unter jenen, die dem Ritual beiwohnten, doch auch Frauen, Kinder, Alt und Jung waren vertreten. Es gab nicht mehr oft Krieg, doch wenn es ihn gab, bereitete sich ganz Rom auf den Feldzug und die Siegesfeiern vor, welche die Heimgekehrten sich stets redlich verdient hatten.
Siculus Dorsos Herz pochte aufgeregt, als er zum zweiten Mal an diesem Tage das Marsfeld betrat. Vor etwas mehr als einer Stunde hatte man ihn zum Verbenarius ernannt und ihn mit einem zweiten Fetialkollegen zum Capitolshügel geschickt, um die Kräuter für das Kriegsritual zu zupfen. Mit dem Sagmen in einem kleinen Korb, kehrte er nun zu den anderen Mitgliedern des zwanzigköpfigen Collegiums zurück, welche nahe der Kriegssäule Aufstellung beim Kaiser selnst genommen hatten. Natürlich hatte der Verbenarius, Siculus Dorso, den Auftrag bekommen, den Imperator, der ja selbst ebenfalls ein Fetial war, zum Pater Patratus, zum Sprecher der Fetialen in dieser Angelegenheit zu machen.
So erreichter der Verbenarius mit seinem Begleiter also das Marsfeld, bahnte sich einen Weg durch die erfürchtig zurückweichende Menge und begab sich gemessenen Schrittes und sich aller Blicke sicher zum Tempel der Bellona, auf dessen Stufe sich die Prozession keilförmig bereitmachte, das Ritual zu vollziehen. Hierzu war eigens die Kriegslanze hervorgeholt worden, welche aus Kornelkirschenholz gefertigt war und ohnehin schon rötich schimmerte. Doch auch die bronzene Schale, die bereits das vermengte Blut des dem Iuppiter geopferten Stieres und das dem Mars geopferten Hengstes enthielt, hatte ihren Platz am Fuße der Tempeltreppe gefunden.
Siculus Dorso war inzwischen am Tempel angelangt, sein Begleiter reihte sich ein in das spitze V, welches die Anwesenden Zeugen dieser kriegserklärung bildeten. In ihrer Mitte stand der Kaiser. Dorsos Herz pochte derart laut, dass er glaubte, man würde es hören. Dennoch stellte er den Korb mit einer sicheren Bewegung ab, nahm das Sagmen, welchem noch Erde anhing, aus dem Korb und hielt es ehrfürchtig in beiden Händen. Er wandte sich dem Volke zu und hob die gebundenen, heiligen Kräuter etwas höher.
"Mächtiger Iuppiter Optimus Maximus, sei unser Zeuge für die Bestimmung des Pater Patratus!"
Er wartete noch einen Moment, dann wandte er sich um und ging auf den Kaiser zu. Mit einer ruhigen Geste bat er jenen, sein Haupt zu entblößen und es zu neigen, wie es der traditionelle Ritus erforderte, der ihn zum Schleudern der Lanze berechtigen würde.