Beiträge von Decima Valeria

    "Ja", sagte Valeria beschämt.
    "Nur hat es sich alles ganz und gar nicht so entwickelt, wie ich es mir erhofft hatte. Ich weiß nicht, was ich machen soll, weißt du? Ich habe Maximian angeschrieen. Und danach ist er fortgeritten und bisher nicht wieder zurückgekommen. Ich mache mir solche Sorgen. :( Das ist alles meine Schuld. Deswegen....deswegen bin ich auch hergekommen. Also, nicht nur deswegen. Natürlich auch, weil es das Fest der Bona Dea ist, aber auch, weil ich mich ablenken wollte und...mit dir reden wollte."

    "Oh, Helena, das ist...."
    Spontan umarmte Valeria die Pontifex.
    "Vielen Dank! Und ich habe mir schon einen Kopf gemacht, weil wir wegen mir nicht nach Rom reisen konnten. Die Schola..und..und..."
    Plötzlich senkte sie errötet den Blick.
    "...ich bin schwanger", flüsterte sie so leise, dass es ganz sicher niemand anderer außer Helena hören konnte. Zugleich sah sie ziemlich betrübt aus und ganz so, als sei es ihr peinlich.

    ...klopfte Valeria in Sorge an Severas Tür.
    Vielleicht wusste sie ja, wo Maximian hingeritten war? Außerdem stand noch eine Entschuldigung aus, die wollte sie jetzt nachholen.

    Valeria sah gebannt zu. Sie stand neben Helena und hatte zugehört, was Pentesilea über die Götter gesagt hatte. Helena hatte richtig gehandelt, fand Valeria. Nun folgten ihre Augen dem Schwein, das soeben hineingeführt wurde.


    "Wenn ich doch nur auch endlich den Göttern dienen könnte", dachte Valeria leise vor sich hin. Helena konnte es bestimmt hören.

    "Ah, also werde ich das sicher verstehen, wenn wir die Ursprungsorte der Säfte kennenlernen", sagte Valeria und nickte.
    Währenddessen machte sie sich ein dickes Kreuz an den Rand ihrer Pergamentrolle, damit sie später wusste, wo sie die Vier-Säfte-Theorie wiederfinden konnte.

    Wieder hatte Valeria sich bempht, alles Wichtige in Stichpunkten aufzuschreiben. Doch bei der Vier-Säfte-Lehre hatte sie eine Frage.


    "Apollonius, wenn wir den Hustenschleim am Beispiel der Vier-Säfte-Lehre erläutern...kommen wir da nicht auch die Medien feucht und heiß? Ist denn nicht alles, was in uns ist, warm, wie wir selbst es sind? Das verstehe ich nicht ganz."

    "Ah, also habe ich einem Ägypter zu verdanken, dass mir nicht mehr so oft schlecht ist", lächelte Valeria galant.
    Anatomie....klang interessant. Valeria freute sich schon auf die praktischen Übungen. Dann kam Maximian herein. Sie blinzelte. Was machte er denn hier?


    "Salve", murmelte sie. Da erklärte Apollonius auch schon den Grund für Maximians Hiersein. Valeria nickte. Es war sicherlich nicht verkehrt, dass er etwas Praktisches lernte. Es könnte ihm später helfen, wenn er bei der Legion war.


    Einen Moment später kam ein Bauer herein, der ein Schwein am Strick mit sich führte. Valeria legte den Kopf schief. Scheinbar war das ihr Versuchsobjekt. Etwas Mitleid mit dem Tier hatte sie ja schon, aber wenigstens würde es sein Leben für einen guten Zweck lassen. Wieder etwas später kamen die beiden anderen in den Raum und der Unterricht begann.


    Während Apollonius' ersten Worten formte sich eine Frage hinter Valerias Stirn. Und als es an der Zeit war, Fragen zu stellen, fragte sie auch.
    "Du hast von einer Vier-Säfte-Lehre gesprochen. Stimmen denn die menschlichen Säfte mit der eines Schweines überein? Und kann man Mensch und Schwein wirklich so gut miteinander vergleichen? Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass wir so viel....gemeinsam haben..."
    Um sie herum glucksten einige Schüler, wurden jedoch schnell wieder ernst, als Apollonius' Blick sie streifte.

    Vielleicht war es keine gute Idee, aber nach dem erneuten Streit mit Maximian zog es Valeria zu Romanus hin. Außerdem hatte sie nicht vergessen, das sein vater gestorben war und er Trost brauchte. Also ging sie zu seiner Tür und klopfte zaghaft an.


    "Romanus? Bist du da?"


    "Das...das ist schon in Ordnung", seufzte Valeria.
    "Ich möchte nachher dann noch mit dir reden. Oder vielleicht besser morgen, schließlich will ich das Fest nicht stören." :)
    Sie sah sich die anderen Gäste an. Einige kannte sie vom Sehen her, andere gar nicht.
    "Was machst du sonst so? Viel zu tun?"

    Valerias Gesicht war eine Maske aus Stein. Ihre Entscheidung. Da machte er es sich aber wieder einfach. Sie verzog das Gesicht und sah seinen Rücken an. Sie hatte die Wahl, ja... Sollte sie zu ihm hingehen oder... Ja, oder was? Oder gehen? Aber wohin? Sie kannte hier nur Helena. Valeria würde nachdenken müssen. Das ging so nicht weiter.


    "Weiß ich das?" flüsterte sie in die angespannte Stille hinein.
    Einen Moment später: "Leb wohl, Maximian."


    Dann wandte sie sich um und verließ das Cubiculum, tränenblind und enttäuscht wie noch nie zuvor in ihrem Leben.

    Valeria hielt inne. Diese Tonlade kannte sie noch nicht. Sie wandte sich halb um, sah in sein Gesicht. Und ihre Wut verrauchte trotzdem nicht.


    "Was soll ich nicht tun? Mich weiterhin mit dem Vater meines zukünftigen Kindes einlassen? Oder gehen? Warum sollte ich bleiben, Maximian. Du selbst sagtest, dass du mich nicht liebst. Was soll ich tun? Bei einem Mann bleiben, der mich nicht liebt? Sag selbst, das wäre nicht sehr klug, nicht wahr?"


    Valeria redete einfach. Sie klang bitter und das Reden half ihr, ihre Wut verrauchen zu lassen. Nun stand sie da, sah zu dem bedröppelt dastehenden Maximian und hatte die Lippen gepeinigt zu einem blutleeren Strich zusammengepresst. Wegen Maximian hatte sie immer und immer wieder Dummes getan, geweint oder Mut beweisen müssen. Nun war er an der Reihe. Sie hatte einfach keine Kraft mehr.

    Valeria war schon fast zur Tür hinaus, als Maximian ihr die Hände auf die Schultern legte. Sie fuhr herum und sah ihn ziemlich angesäuert, enttäuscht und aufgewühlt an. Und zornig. So zornig war sie! Mit einer wütenden Geste fegte sie noch im Herumdrehen seine Hände von sich fort.


    "Lass mich einfach in Ruhe! Ich will nicht deine Frau werden, hörst du? Ich will nicht!"
    Sie brach nun vollends in Tränen aus.
    "Geh zu deinem Vater und werde glücklich, Maximian. Ich werde euch verlassen. Ich bin keine Decima. Das war ich nie und ich werde es nie sein. Wozu spielen? Ich werde mir meinen Unterhalt erarbeiten und selbst für mein Kind sorgen. Ich schaffe das schon. Dazu brauche ich dich nicht. Leb wohl."


    Ihre Stimme zitterte gehörig, als sie das tat, was Maximian im Peristyl getan hatte: Sie log. Und zwar, dass sich die Balken bogen. Sie zweifelte nicht daran, dass sie schaffen konnte, was sie sagte. Woran sie zweifelte war, dass Maximian sie gehen lassen würde.
    Valeria wandte sich erneut um.

    Valeria grinste breit. Offensichtlich hatte sie Helena gehörig erschreckt. Hihih....


    "Es geht. Und um ehrlich zu sein, bin ich deswegen auch hier. Ich muss mich dringend ablenken und vor allem aus der Casa. Aber wie geht es dir? Steht unsere geplante Romreise noch? Hast du meinen Brief erhalten?"

    Valeria trat in den Raum ein, den ihr die Sklavin gewiesen hatte. Sie sah sich einen Moment unschlüssig um, entdeckte dann aber Helena, nachdem sie Calpurnia freundlich zugenickt hatte.


    "Helena! Schön dich zu sehen!" rief Valeria und umarmte ihre Freundin auch schon. =)

    "Es wird niemals so sein!" schrie sie ihn an.
    Zugleich sprang sie auf, die Tränen hielt sie nun nicht mehr zurück. Seine Worte hallten hinter ihrer Stirn wider. Immer und immer wieder. Nur in der Casa, nur in der Casa, nur in der Casa, nur....


    "Was wird nur in der Casa möglich sein? Dass du mich liebst? Dass wir zusammen sein können? Red keinen Unsinn, Maximian! Das war einmal! Glaubst du denn, man wird uns jetzt nicht noch schärfer beobachten als zuvor? Glaubst du, es wäre gut, wenn auch nur das Gerücht einer Erzählung einer gemeinsamen Nacht an das Ohr deines Vater dringt? Nein, so dumm bin ich nicht! Ich war dumm genug, mich von dir schwängern zu, lassen, ja! Aber ich werde nicht so dumm sein und mich selbst quälen, weil ich in deiner Nähe bleibe, COUSIN!"


    Sie fuhr herum und wollte hinausgehen. Aber bis zur Tür war es ein weiter Weg...