Beiträge von Decima Valeria

    "Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du das tun könntest. Wie lange habe ich geschlafen? Ist Alessa schon wieder zurück? Sie sagte, dass sie mit mir essen wolle", sagte Valeria, ehe sie ihren Becher leerte.

    Valeria lächelte und musste unwillkürlich an Maximian denken.
    "Das freut mich sehr für dich, Fannia! Liebe ist es etwas Wunderbares..." geriet Valeria ins schwärmen.
    "Aber sag....du hast nicht zufällig etwas von Maximian gehört? Er ist es, weswegen ich überhaupt hier bin."

    "Es muss dir nicht leid tun, Fannia", sagte Valeriaund schob die düsteren Gedanken beiseite.
    Sie dachte eine Weile darüber nach, wie Sklaven in Tarraco behandelt wurden und nickte dann.
    "Es ist für beide Parteien schöner, wenn man keinen allzu großen Unterschied zwischen Menschenleben macht. Ich würde es nicht wollen, wenn man mich ständig herumkommaniert - und ich wäre auch nicht gerade gut auf meine Herren zu sprechen. Ich denke, jeder profitiert von einem solchen Verhältnis, wie es hier herrscht."

    Valeria grinste und nahm einen weiteren Schluck Wasser. Zurückgelehnt sah sie die Slavin an, als diese nun nach ihrem Bezug zur Familie fragte. Nun war Valerias gute Laune nicht mehr ganz so gut wie noch zuvor, hatte Fannia sie doch an etwas erinnert, dass sie vergessen hatte. Valeria seufzte und antwortete der freundlichen Sklavin.


    "Ich denke schon, auch wenn durch den Tod meiner Mutter einige Unklarheiten augekommen sind, was die Identität meines Vaters angeht" antwortete sie wahrheitsgemäß und dennoch vorsichtig.
    Und dass sie so und so zur Familie gehörte....nun, das hing letztendlich von Meridius und Maximian ab. Allerdins war sich Valeria ziemlich sicher, dass sich Maximian für sie einsetze würde.


    Um etwas abzulenken, fragte Valeria Fannia:
    "Bist du schon lange hier? Und wie gefällt es dir hier?"

    Valeria grinste Fannia an und musterte sie.
    "Es freut mich, dich kennenzulernen, Fannia. Möchtest du auch etwas von den Früchten? Es sind viel zu viele, als dass ich sie allein essen könnte. Außerdem isst es sich besser in Gesellschaft und es bringt mich auf andere Gedanken...."
    Valeria nahm sich einige Trauben und setzte sich in einen Korbstuhl, der zusammen mit zwei weiteren und einem kleinen Beistelltisch die Sitzgruppe ergab.
    Aufmerksam sah sie die Sklavin an.

    "Ach, das macht nichts, ich habe gar nicht richtig geschlafen", meinte Valeria und winkte ab. Sie stand auf und schenkte sich rasch einen Becher Wasser ein, dann sah sie Fannia fragend an.


    "Möchtest du auch etwas? Ach, verzeih, mein Name ist Valeria - und wer bist du?"
    Sie wartete die Antwort das Wasser betreffend gar nicht erst ab, sondern schenkte einfach einen zweiten Becher ein, den sie Fannia lächelnd in die Hand drückte.

    Valeria schrak auf und saß kerzengerade im Bett. Hatte da jemand geklopft? Sie rieb sich die verschlafen dreinblickenden Augen und schwang die Beine über die Bettkante, ehe sie "Herein, bitte!" rief.
    Wer es wohl war, der sie da besuchte? Sie rechnete ja allen Ernstes schon damit, Livianus gegenüberzustehen....

    Valeria grinste und verabschiedete sich von Alessa mit den Worten:
    "Gern, ich freue mich!"


    Die Tür wurde geschlossen und Valeria war allein. Seufzend ließ sie sich auf das weiche Lager sinken und starrte vor sich hin. Wann Maximian wohl kommen würde? Und ob sie Livianus begegnen würde? Vielleicht würde er sie sogar aufsuchen, denn er musste zweifellos etwas von ihrer Anwesenheit mitbekommen haben.
    Valeria schloss die Augen und dachte nach. Wenn sie wirklich keine Decima war...und nicht wusste, wer ihr Vater war...dann war sie genslos...hatte keine Unterkunft...war mittellos.......aber sie hatte Aussichten, vielleicht doch mit Maximian zusammenbleiben zu können!
    Über all diese Grübeleien fiel sie in einen unruhigen, leichten Schlaf.

    Valeria sah sie nur leicht zweifelnd an. Sie hatte Meridius bisher als guten Mann erlebt, allerdings hatte es sich in Maximians Briefen ganz anders angehört. Alessas kleine Rede Meridius betreffend klang demnach etwas seltsam für sie. Aber schließlich kannte Valeria den pater familias auch kaum, hatte sie ihn doch nur einmal gesehen. Und so konnte sie sich wohl auch kaum ein Bild von ihm machen, geschweige denn eines, das objektiv gewesen wäre. Daher zog sie es vor, nichts dazu zu sagen, sondern nur wissend zu lächeln.


    Und nun war sie müde und aufgeregt zugleich, denn hoffentlich kam Maximian bald hier an und hoffentlich würde man ihm sofort mitteilen, dass sie bereits in der Casa war, sollte er den Brief nicht empfangen haben.
    Valeria legte Alessa eine Hand auf die Schulter und sagte:
    "Ich glaube, wir werden gute Freundinnen."
    Und sie meinte es wirklich ehrlich.

    Ja....allerdings hatte sich diese Möglichkeit erst mit dem Tod ihrer Mutter eröffnet. Sie gab Alessa das zu bedenken und setzte hinzu:
    "Es ist ziemlich unglaubwürdig, wenn ich nun das Gegenteil dessen behaupte, was ich Meridius vor zwei Monaten erzählt habe, meinst du nicht auch? Wenn ich er wäre, würde ich skeptisch sein."


    Sie würde auch zuerst allein mit ihm sprechen wollen. Trotzdem fand sie Alessas Angebot wirklich freundlich. Immerhin kannten sie sich erst eine ganz kurze Zeit. Kurzerhand stand sie auf und überwand die wenigen Schritte zwischen ihr und Alessa, die bereits zur Tür gegangen war. Sie schloss die andere Frau in die Arme und drückte sie kurz. Schließlich traute sie sich doch, Alessa indirekt nach ihrem Verhältnis zu Meridius zu fragen.
    "Danke, Alessa. Das bedeutet mir viel. Aber sag... du redest über Meridius wie ich von Maximian rede...."

    Noch hübscher als sein Vater? Valeria verstand nicht. War Alessa etwa...? Nein. Valeria traute sich auch nicht, das zu fragen. Schließlich betraf es den pater familias, da konnte sie nicht einfach....
    Stattdessen erinnerte sie sich der Frage, die Alessa gestellt hatte.


    "Maximian und ich haben das Lager geteilt. Und es war Livianus, der uns erwischt hat", sagte sie dann kurz und schmerzlos, ehe sie wieder aufsah und Alessa anblickte.
    "Ich musste abreisen und habe nicht noch einmal mit Meridius oder Maximian sprechen können seitdem. Alles was ich weiß, habe ich aus Maximians Briefen erfahren. Ich...vermisse ihn. Und gleichzeitig habe ich auch Angst, ihn wiederzusehen. Wir sind Cousin und Cousine, Alessa. Deswegen ist es nicht rechtens."


    Valerias Blick schweifte in die Ferne, als könne sie dort Maximian winken sehen.
    "Ja, er ist ein Engel."
    Sie seufzte und kehrte ins Jetzt zurück.
    "Aber ich habe keine Ahnung, wie es weitergehen soll. Wenn Meridius erfährt, dass ich hier auf seinen Sohn warte... Ich fürchte, er würde mich nicht einmal erklären lassen, weshalb ich gekommen bin. Und ich weiß nicht, was ich noch glauben soll. Bin ich eine Decima und ist es unrecht, dass wir uns lieben? Oder bin ich eine Frau, die ihren Vater nicht kennt? Ich weiß es nicht, Alessa. Ich wünschte, die Götter könnten mir helfen, des Rätsels Lösung zu finden."

    Valeria sah sich staunend um. Dieses Zimmer war sogar noch besser eingerichtet als das Gästezimmer, das sie in Tarraco hatte bewohnen dürfen. Sie hatte das Gefühl, nur noch Worte des Dankes zu sprechen, doch sie bedankte sich trotzdem höflich und setzte sich dann zusammen mit Alessa.
    Sollte sie ihr alles erzählen? Wirklich alles? Valeria sah Alessa lange an, dann begann sie stockend zu erzählen.


    "Meine...Mutter sagte mir einst, dass ich eine Decima sei. Und als es ihr dann immer schlechter ging, habe ich mich nach Tarraco begeben, zu Meridius und meinem Va...dem Mann, von dem meine Mutter behauptet hatte, er sei mein Vater. Ich wurde freundlich aufgenommen - und ich traf Maximian. Er...liebte eine andere. Ihr Name war Julia. Nun ja, er bot mir dennoch an, mich herumzuführen, mir alles zu zeigen. Und so ritten wir wenige Tage nach unserem Kennenlernen los. Das war ein unglücklicher Tag! Viele Stunden von Tarraco entfernt ging mein Pferd durch und er versuchte mich zu retten, stürzte aber dabei und verletzte seinen Arm. Er war bewusstlos und ich..Alessa, ich habe ihn geküsst! ......Wir mussten auf einem benachbarten Hof übernachten. Die Leute kannten Maximian und dachten, ich sei seine Frau. Wir...haben zusammen in einem Bett übernachtet. Er hatte keine Erinnerung, keine Erinnerung an gar nichts.
    Naja....wir haben uns ineinander verliebt und....naja..."


    Hier stoppte sie, war das Ende der Geschichte doch zu offensichtlich, ihrer Meinung nach. Vielleicht aber auch nicht

    Valeria setzte ein dankbares Gesicht auf und nickte. Sie war wirklich müde und wollte gern etwas ausruhen. Andererseits wollte sie sich auch gern weiter mit Alessa unterhalten, nicht nur der Gastfreundschaft wegen, die sie an den Tag legte. Sie fragte sich kurz, in welchem Verwandtheitsgrad sie zu ihr stand, doch dachte den Gedanken nicht zu Ende. Wer wusste schon, ob sie nun noch eine Decima war?
    Und dann kam Alessa auf Maximian zu sprechen. Valeria gab sich Mühe, nichts zu zeigen. Ihr Gesicht versteinerte sich. Glücklicherweise konnte man den dicken Kloß von außen nicht sehen, der sich in ihrem Hals gebildet hatte. Sie setzte ein unbekümmertes, nicht sehr überzeugendes Lächeln auf.


    "Nein nein, es ist nur..."


    Valeria war eine verdammt schlechte Lügnerin, das merkte sie schon selbst. Also gut, sie würde es erzählen. Beschämt senkte sie den Kopf, ihre Maskerade nun fallen gelassen.


    "Bitte erzähl es nicht weiter..." murmelte sie und sah Alessa bittend an.

    Valeria sah beschämt zu Boden. Es war Alessas Vater gewesen, den sie beigesetzt hatten? Oh ihr Götter...


    "Verzeih mir, ich wusste nicht, dass es dein Vater war, der verschieden ist. Maximian wollte es mir nicht sagen aus Sorge, ich würde nach Tarraco reisen und meine kranke Mutter allein hier in Rom zurücklassen", sprudelte es aus ihr hervor.


    Dieser Umstand ließ Alessa allerdings nur noch sympathischer erscheinen, teilte sie nun doch dieses eine Schicksal mit ihr. Valeria war dann jedoch froh, als Alessa das Thema wechselte und Valeria nach ihren Wünschen fragte. Ein Bad nehmen wollte sie nicht, hatte sich doch erst gebadet, bevor sie hergekommen war. Doch sie würde sich gern ausruhen, denn ihr Kopf fühlte sich an, als sei er eine große, fortwährend läutende Glocke. Und außerdem vermisste sie Maximian.


    "Du bist so nett, Alessa. Danke. Etwas ausruhen wäre nicht schlecht und etwas Wasser vielleicht. Ich fühle mich nicht gut. Weißt du, ob.....ob Maximian herkommen wird?" fragte sie dann unverbindlich.

    Valeria sah Alessa dankbar an und lächelte. Diesmal war es nicht erzwungen, sondern ein ehrliches Lächeln.
    "Ich danke dir, Alessa. Soweit ich weiß sind sie beide noch in Tarraco wegen der Beerdigung. Zumindest stand das in dem Brief, den ich vor kurzem erhalten habe."
    Sie seufzte, als sie wieder an Maximian denken musste. Was er wohl gerade machte? Wie es ihm ging?
    Was Alessa anging, so fühlte sich Valeria wirklich in guten Händen. Sie hatten erst wenige Worte miteinander gewechselt und doch....Valeria konnte nicht sagen, was es war, doch Alessas Ausstrahlung und die Art ihrer Worte ließen sie weniger aufgewühlt sein. Vielleicht würden sie sich anfreunden und Valeria hatte endlich jemandem, mit dem sie ihr großes Geheimnis teilen konnte.
    Das Geheimnis, das nun eigentlich keines mehr war, seitdem Meridius Wind davon bekommen hatte.

    Valeria trocknete die Tränen während sie sich setzte und brachte ein zaghaftes Lächeln zustande. Und gleich die erste Frage, die Alessa ihr stellte, konnte sie nicht wahrheitsgemäß beantworten. Sie blickte schüchtern auf.


    "Ich....weiß es nicht. Es ist kompliziert, Alessa. Deswegen muss ich auch mit Meridius reden...oder mit Maximian. Mein Name ist Decima Valeria, aber ob ich eine Decima bin, kann ich dir nicht sagen. Meine Mutter verstarb vor einigen Tagen und...und sie sagte mir, dass mein Vater nicht der war, für den ich ihn gehalten habe. Und nun weiß ich nicht, wo ich hingehöre."


    Von ihrer Liebschaft mit Maximian erzählte sie vorsorglich erst einmal nichts, das war besser und sie fühlte sich sicherer. Wenn allerdings Livianus hier auftauchte und sie sah, würde er sie sicherlich gleich erkennen und fragen, was sie denn hier suchte, nach dem, was zwischen ihr, Maximian und Meridius vorgefallen war. Sie schluckte schwer.

    Valeria schüttelte nun nur verzweifelt den Kopf. Und dann kam die Frau auf sie zu und fragte, ob sie ihr helfen konnte. Valeria seufzte unmerklich.


    "Salve....ich bin Decima Valeria und ich muss dringend mit Meridius oder Maximian sprechen. Ich weiß, sie halten sich momentan nicht hier auf, weil sie auf der Beerdigung in Tarraco sind, aber...vielleicht....darf ich hierbleiben?" fragte sie und ihre Stimme wurde immer leiser, bis sie schließlich weinte.

    "Ich möchte mit dem pater familias sprechen, wenn er da ist...oder mit Lucius Decimus Maximian. Verzeih, mein Name ist Decima Valeria. Ich....bin seine Nichte", log sie oder auch nicht. Wer wusste schon, ob die Worte ihrer Mutter Wahrheitsgehalt hatten? Keiner konnte es prüfen. Aber....wenn sie mit Maximian zusammen sein wollte, würde sie diese Worte akzeptieren.
    Ihr war noch gar nicht aufgegangen, dass dies eine grandiose Hilfe in ihrer Beziehung war.