Beiträge von Decima Valeria

    Valeria nickte nur, zum Zeichen, dass sie Quarto verstanden hatte, doch sie schwieg. Das Raunen des Magisters hatte ihr vor Augen geführt, dass es nun wirklich unpassend war, über einen späteren Besuch zu plaudern. So zupfte sie sich rasch noch einmal die Tunika zurecht und passierte dann an Quartos Seite den Wachposten. Valeria hätte geglaubt, sie würde nicht in den privaten Gemächern der Kaiserin empfangen werden, doch da sie sich nun inmitten von prunkvoll und doch sehr geschmackvoll eingerichteten Räumlichkeiten befand, hatte sie falsch gedacht. Valeria wartete er Höflichkeit wegen, bis die Kaiserin sprach. Sie kannten sich ja noch von ihrem Besuch in der Schola zu Tarraco.

    Valeria war Quarto gefolgt und wartete nun.
    "Wenn deine Gattin zu Hause ist, werde ich sie nach der Audienz besuchen gehen, oder sollte ich gen Abend wiederkommen, wenn dir das lieber ist?" fragte sie ihn.

    Valeria folte der Vestalin ins Tablinum des Privatbereichs, wie sie glaubte. Beeindruckt ließ sie den Blick schweifen, der an diesem und jenem hängen blieb.


    "Ein sehr schöner Raum", bemerkte sie ehrlicherweise, ehe sie sich auf einen der Stühle setzte, als die Aufforderung dazu kam.


    "Verzeih mein Hereinplatzen, doch ich bin selbst Sacerdos in Colonia Claudia Ara Agrippinensium. Mein Aufenthalt in Rom ist beschränkt und so konnte ich dich nicht vorher schriftlich benachrichtigen. Ich bin die nichte des Legatus Augustus Pro Praetore in Germania, Decima Tertia war seine Schwester. Er bat mich, etwas über die Umstände ihres Todes herauszufinden. Da sie eine Vestalin war, hielt ich es für gut, dich zu fragen. Sicherlich weißt du einiges mehr als ihre Familie, die ja außerhalb Roms lebt und arbeitet."

    Valeria war ehrlich überrascht, dass man schon viel von ihr gehört hatte. Ein wenig zaghaft fügte sie an "Ich hoffe, es war nur Gutes..." und setzte sich auf den äußerst bequemen Stuhl und wurde zum zweiten Mal in so kurzer Zeit überrascht, als Aelius Quarto voller Stolz von seinem Sohn berichtete. Valeria dachte kurz an ihren eigenen Sohn zurück, der bei der Geburt verstorben war, ließ es sich jedoch nicht anmerken und freute sich mit dem frischgebackenen Vater.


    "Wie wunderbar! Meinen herzlichsten Glückwunsch, Aelius Quarto! Möchtest du bitte deiner Frau ebenfalls meine besten Wünsche ausrichten? Oder...hm, meinst du, ein kurzer Besuch wäre mglich? Ich würde den Kleinen nur zu gern sehen und ihr meine Glückwünsche selbst entgegenbringen", sagte Valeria und lächelte.


    "Natürlich darfst du fragen. Wie ungeschickt von mir, mein Anliegen nicht gleich zu nennen. Es geht um den Tod von Decima Alessa und der damit verbundenen Führungslosigkeit der Societas Veneris. Die Augusta ist Soror der Societas, ich selbst bin Amata und möchte eine Versammlung einberufen, um über die Neubesetzung der Magistra abstimmen zu lassen, jedoch möchte ich das nicht ohne den Segen der Augusta tun. Wenn jemand ein Anrecht auf den Vorsitz hat, so ist sie es."

    Vom Tor kommend, hatte man sie zum Quaestor Principis gelotst, der jedoch hatte sie bedauernd angesehen und zum Magister Domus Augusti weitergereicht. Valeria hoffte also nun, dass sie diesmal an der richtigen Stelle war. Bürokratie! Sie wusste schon, warum sie sich den Göttern widmete und nicht in die Verwaltung gegangen war, um dort zu versauern...


    So klopfte sie auch hier wieder an und trat ein, nachdem sie einen Laut als Zustimmung deuten konnte.
    "Salve, ich bin Decima Valeria und müsste mit der Kaiserin reden, wenn sie es einrichten kann", sprach sie, dann stockte sie und musterte Quarto erneut. Und plötzlich fiel es ihr ein.


    "Oh, Verzeih meine Ungestümtheit - wie geht es Adria? Wir kennen uns von der Schola her, ich war einst Curatrix in Tarraco. Sie müsste doch bald ihr Kind bekommen, nicht?"

    "Ja, das stimmt", sagte Valeria.
    "Aber inzwischen bin ich wieder auf dem Damm, danke der Nachfrage. Du scheinst in deinem neuen Amt regelrecht aufzugehen, Fuscus."


    Und es stimmte, so voller Tatendrang war er damals in Colonia nicht gewesen, vermeinte sie zu erkennen.


    "Oh, ich bin falsch? Hm, dann sollte das jemand auch der Wache am Tor mal sagen, denn die hat mich hergeschickt", sagte sie und zwinkerte.
    "Na gut, dann werde ich den Magister Domus Augusti aufsuchen, nur weiß ich leider nicht, wo ich ihn finden kann. Es wäre mir lieb, wenn jemand mir zeigen könnte, wo ich hin muss", sagte sie leicht verschämt.


    Sie bekam eine Wache mit, die sie auch augenblicklich - und nachdem sie sich verabschiedet hatte - zu Aelius Quarto führte.



    Sim-Off:

    Sorry, muss das abkürzen, will nicht so lange in Rom bleiben.

    Sorana runzelte verwirrt die Stirn, als sie mit einem Namen angesprochen wurde, den sie nur vom Hörensagen kannte.


    "Ähm, ich fürchte, du verwechselst mich... Ich bin Numisia Sorana. In einem Punkt allerdings scheinst du Glück zu haben, denn ich bin Priesterin der Venus und kann dir die Auskünfte geben, die du in Erfahrung bringen möchtest."


    Sie lächelte freundlich und räusperte sich.


    "So wie es scheint, hast du mich mit der Amica aus Germania verwechselt. Die war seltsamerweise ebenfalls vor kurzem hier, obwohl sie doch eigentlich in Germanien sein sollte. Naja, geht mich nichts an. Aber sie sagte etwas von einer baldigen Zusammenkunft der Societas und dass einige Dinge geklärt werden müssten, die seit kurzer Zeit nicht mehr so sind wie gehabt."


    Sorana runzelte die Stirn und zuckte mit den Schultern.


    "Naja, vielleicht wirst du daraus schlau, ich jedenfalls habe keine Ahnung, was sie damit meinte. Ihr scheint das Thema auch irgendwie unangenehm gewesen zu sein... Hm. Jedenfalls wird es bald eine Zusammenkunft geben, sagte sie, und jeder wird eine Einladung hierfür erhalten. Hilft dir das weiter?"

    Als eine Stimme erklang, wandte sich Valeria um. Anhand der Kleidung meinte Valeria erkennen zu können, dass sie die Virgo Vestalis Maximia vor sich hatte. So deutete sie ein grüßendes Nicken an und trug ihr Anliegen vor.


    "Salve, du bist Flavia Agrippina? Mein Name ist Decima Valeria und ich würde gern mit dir über Decima Tertia reden, wenn du etwas Zeit erübrigen könntest."

    Begleitet von einem Miles erreichte Valeria bald das Officium des amtierenden Quaestors Principis. Sie wusste nicht, dass Fuscus jener war, doch sie wusste, dass er einer der gewählten Quaestoren war. Der Miles grüßte und verließ sie dann, und so klopfte Valeria an die Tür und trat ein, als sie darum gebeten wurde. Drinnen blickte sie überrascht in Fuscus' Gesicht.


    "Sal...Fuscus? Na das ist ja eine Überraschung, salve!" sagte sie und kam lächelnd näher.
    "Ich wusste, dass du Quaestor bist, aber nicht, dass du dein Büro hier als Principis im Palast hast. Vielleicht ist es etwas spät, aber ich gratuliere dir. Fuscus, ich muss unbedingt die Kaiserin sprechen. Es geht um die Societas Veneris und ist dringlich, deswegen bin ich auch selbst hier und habe nicht nur einen brief geschickt."

    Valeria hatte Meridius' Bitte nicht vergessen. Er hatte schon so viel für sie getan, da war es nur recht, dass sie nun auch etwas für ihn tat, indem sie seiner Bitte entsprach und zumindest versuchte, etwas über seine verstorbene Schwester herauszufinden. Wie das Ergebnis aussehen würde, konnte natürlich niemand erahnen, aber gegen einen Versuch gab es nichts einzuwenden.


    So betrat sie also jenen Bereich, der für die Vestalinnen angedacht war, und fragte ein Mädchen von gerade einmal zehn Jahren vielleicht, wo sie die Virgo Vestalis Maxima sprechen könnte. Das Mädchen beschrieb ihr den Weg und Valeria machte sich auf und sah sich dabei suchend um.

    In ihrer Funktion als Amica der Societas Veneris gelangte Valeria nun am Palatin, genauer gesagt am Kaiserpalast an. Wie sie es von früheren Besuchen kannte, nannte sie Namen und Anliegen, um dann auf die Weisung der Wache zu warten.


    "Salve. Ich bin Decima Valeria und Sacerdos publicus in Colonia Claudia Ara Agrippinensium. Ich komme, um eine Audienz bei der Kaiserin zu erbitten, es geht um eine Angelegenheit der Societas Veneris."

    Als sie sicher war, dass sie den Hausherren nicht stören würde, weil dieser erstens schon wach war und zweitens seine Leibesertüchtigungen schon hinter sich gebracht hatte, klopfte Alesia an und drückte dem Herren einen Brief in die Hand.


    Onkel Meridius,


    ich bin heute in der Frühe gen Rom aufgebrochen, Rufus, Cicero und eine Handvoll Sklaven begleiten mich. Ich werde zurück kommen, so schnell es mir möglich ist und, so es die Götter wollen, Informationen über Tertia mitbringen.


    Vale bene,
    Valeria

    Herrlich. Köstlich. Valeria lachte lauthals in die kalte Winterluft und das war besser als jegliche Medizin, auch wenn die kalte Luft im Hals etwas stach. Ermanagelt allerdings sah nun aus wie ein personifiziertes Fragezeichen und deutete auf das Wollding rechts hinter Maximian.


    "Böcke haben Hörner. Wie der da zum Beispiel."
    Schadenfroh grinste er, als der Bock gemächlich auf Maximian zuschritt. Mit einer Würde, die unter den Schafen ihresgleichen suchte, aber wohl nicht fand, zumindest nicht in dieser Herde. Valeria gluckste inzwischen nur noch und ging mit einigen Schritten einfach auf die Herde zu, von der sich der eine Bock mit seinen beeindruckend gedrehten Hörnern nun gelöst hatte und weiterhin königlich auf sein Ziel zuschritt. Der andere graste irgendwo weiter hinten friedlich an einer freigescharrten Stelle im Schnee. Valeria verstand nicht viel von Schafen, weswegen sie sich jemanden gesucht hatte, der es tat. Aber sie sah, wenn es den Tieren gut oder schlecht ging. Diese Schafe hier wiesen allesamt ein zotteliges Fell und einen rundlichen Bauch auf.


    "Milchertrag?" fragte sie mit dem Rücken zu Ermanagelt, während sie ein Schaf streichelte.


    "In dieser Woche zwei Cullei und fünf Amphorae, Sacerdos", kam es wie mit dem Pilum gefeuert. Valeria wandte sich erstaunt in ihren Fellmassen um und musterte den Schäfer.


    "So viel? Ich dachte, im Winter gibt es nicht so viel Milch. Hattest du das nicht gesagt, Ermanagelt?"


    "Doch", verkündete der Germane stolz.
    "Aber das ist ja auch wenig für diese Herde. Es sind germanische Schafe, Sacerdos, vergiss das nicht. Im Frühjahr wird es noch etwas weniger werden, wenn die Weibchen ihre Jungen ernähren müssen, aber die Monate darauf wirst du den besten Schafskäse auf dieser Seite des Limes produzieren!"

    Na das war ja mal ein komischer Kauz, den die Sacerdos da mitgebracht hatte! Erst stellte er unnütze Fragen und dann grinste er die ganze Zeit so albern herum wie die alte Svenja daheim. Ermanagelt schüttelte den Kopf und stand auf, nur um seinerseits zu grinsen, denn er überragte den jungen Burschen um beinahe zwei Köpfe. Die Frage, die Maximian dann allerdings stellte, vertrieb das Grinsen und ließ den 'Schäfer' nun ehrlich verwirrt aussehen. Doch rasch hatte Schlagfertigkeit seine Verwunderung über die komischen Fragen des Jungen abgelöst, sodass er nun mit in die Hüften gestemmten Armen entgegen konnte:


    "Och naja, sie lauern gern Reisenden am Wegrand auf, um ihnen Decken und Proviant zu entwenden. Leider haben sie noch nicht ganz raus, dass das hier nur ein Trampelpfad auf einer Weide ist, auf dem neben mir nur die Sacerdos und ein seltsamer junger Bursche wandeln, daher war die Ausbeute bisher wohl gering und sie müssen mit ihren Fellen vorlieb nehmen."


    Ermanagelts Gesicht teilte sich irgendwie und hervor kamen große, weiße Zähne, die in einem noch größeren, weißen Mund saßen und irgendwie furchteinflößend aussahen. Valeria konnte ein Lachen gerade noch so unterdrücken. Als sie Maximians Gesicht allerdings sah, prustete sie vor Lachen laut heraus und kicherte anschließend albern herum. Ermanagelts Gesicht näherte sich wieder dem Originalzustand und er deutete auf die Schafe.


    "Im Frühjahr dürfte es viele Lämmer geben. Die zwei Böcke sind ganz wild nach den Damen."

    Valeria sah Maximian an, als wartete sie mit Spannung auf einen Interesse bezeugenden oder gar lobenden Kommentar seinerseits. Als er jedoch nur ein einziges Wort verlor, das noch dazu mehr ironisch denn ernst klang, runzelte sie skeptisch die Stirn und machte dann mit dem Wust eines Armes eine wegwerfende Geste.


    "Ach Lucius, wenn du doch wenigstens so tun würdest, als interessierte dich das, was du hier siehst", seufzte sie theatralisch und wandte sich ebenso gespielt verletzt und verstimmt und ihren blonden Lockenschopf schüttelnd von ihm ab, um das gatter zu passieren, das sich nicht unweit der Pferde befand. Maximian folgte ihr zu dem Mann, wobei sich drei Schafe geschickt in seinen Weg stellten, wie Valeria mit einiger Schadenfreude bemerkte. Irgendwie allerdings schaffte er es doch, das Feuerchen und den Mann zu erreichen. Diesmal, um eine herrlich geistreiche Frage zu stellen, die nicht nur die Augenbraue des jungen Mannes nach oben wandern ließ, sondern auch einen verdutzten Ausdruck auf Valerias Züge zauberte.


    "Salve Sacerdos, salve....Wieauchimmer. Äh...Suppe?!" sprach der Mann mit rauhem germanischen Akzent in seinem Latein und blinzelte durch sein blondgelocktes Haar zu Maximian hinauf. Valeria kicherte.


    "Salve Ermanagelt. Das ist Maximian, ein..guter Freund von mir", stellte sie ih schließlich vor.
    "Ähä", machte Ermanagelt nur.