Beiträge von Decima Valeria

    Valeria hockte noch immer vollkommen verdutzt auf diesem Strohballen und versuchte, Licht in das Dunkel hinter ihrer Stirn zu bringen. Der Mann hatte ganz sicher nichts von ihr direkt gewollt, sondern sich einfach die erstbeste Frau geschnappt...oder? Die Augen in ihrem schreckensbleichen Gesicht suchten Soranas Blick. Sie schien ebenfalls erschrocken und verwirrt, was angesichts dieses Vorfalls wohl auch kein Wunder war.


    Wenig später war ein Legionär zur Stelle, der vom Centurio Statorum sprach. Valeria kannte ihn bereits aus den Untersuchungen, die die Vorfälle im Marstempel und den anderen beiden Tempeln betrafen. Sie nickte nur und bedeutete Sorana, dass sie neben ihr gehen wollte.


    "Ist alles in Ordnung mit dir?" fragte sie die Annaearin mit wackliger Stimme, während sie mit einer Hand einen Soldaten fort scheuchte, der sie stützen wollte aus Angst, sie könnte erneut fallen. Valeria blickte ihre neue Bekanntschaft besorgt an.

    Valeria nickte, blieb jedoch sitzen. Es gab da noch eine weitere Schriftrolle, die auswendig gelernt werden wollte....


    "Das werde ich. Ich denke, direkt nach der Prüfung wird es soweit sein. Und wenn ich in Rom bin, werde ich versuchen, etwas über Tertias Verbleib herauszufinden. Du weißt nicht zufällig, wer ihre engsten Freunde waren? Ich denke, da könnte ich am ehesten anknüpfen, wenn selbst Maior nichts weiß."


    Sie dachte etwas nach und wandte sich dann erneut an ihren Onkel.
    "Und danke, Meridius, dass du dich für die Versetzung einsetzen möchtest."

    "Na wenn das so ist..." sagte Valeria und ließ das Pferd schneller laufen, ohne mehr dazu zu sagen. Den neuen Spitznamen hatte sie einfach überhört, was vermutlich auch besser war für Maximian...


    Eine Weile trabten sie so nebeneinander her, die frische Kühle des germanischen Winters und das verschneite Bild genießend, das sich zu ihren Füßen bis zum Horizont ausbreitete. Valeria verglich die Landschaft mit einer süßen Nachspeise, die man man reichlich verziert hatte und die man mit Freuden verzehrte, so wie man sie mit Freuden durchritt. Sie hielten stetig auf das kleine abgezäunte Anwesen zu, auf dem vereinzelt schmutzigweiße Punkte im hellen Schnee zu erkennen waren. Auch befand sich eine Art kleiner Hütte auf dem Stück Land, vor dem eine kleine Rauchsäule empor stieg und ein junger Mann mit Decke stand und in einem Topf herumrührte. Valeria und Maximian kamen bald am äußeren Rand der Einfriedung an, wo die junge Frau absaß und auf Maximian wartete, aber nichts zu Einführung oder Erklärung sagte. Dass die gelblichweißen Flecken inzwischen zu Schafen angewachsen waren, deren Blöken und Mähen man nun auch deutlich vernahm, musste sie vermutlich auch nicht erklären.

    Valeria schwieg betreten und erinnerte sich an Alessas Erscheinung. Sie war noch so jung gewesen, mehr eine Schwester denn eine andere Verwandte, und trotzdem hatte sie so gelitten? Wenigstens war ihr Verlobter bis zum Ende bei ihr geblieben. Valeria seufzte und zwang sich dazu, wieder allein zu stehen ohne Maior zu belasten.


    "Möge sie in Frieden ruhen", murmelte sie und sagte nichts weiter dazu. Zu schwer wogen die Gedanken in diesem Moment.


    Sim-Off:

    Macht nichts, bei mir war's ja genauso :)

    "Eine helfende Hand ist sehr oft Gold wert", sagte Valeria, wiegte den Kopf und dachte an die Stapel und Berge von Schriften, Briefen, Dokumenten und allerlei anderen Dingen, die noch abgesprochen, unterzeichnet oder besprochen werden mussten. Sie seufzte deswegen, wartete aber dann geduldig darauf, dass Verina zurück kam, was auch bald der Fall war.


    Mitgebracht hatte sie zwei hübsche Tuniken, eine in einem dunklen Rot gehalten, mit Pailetten besetzt und kleinen Stickereien schwarzen Fadens verziert, die andere in einem Dunkelblau mit goldener Stickerei und einer goldenen Kordel. Valeria machte große Augen und sog die Luft ein. Ein verzückter Blick traf Verina.


    "Die sind ja...wunderschön!" entfuhr es ihr. Kaum konnte sie den Blick losreißen, um ihn auf die Stoffe zu richten. Hier gab es Seide und Leinen und viele anderen Stoffe, welche mit eingewebten silbrigen Fäden und manche mit gewirkten Perlen darin. Valerias Augen glänzten, als sie Verina erneut ansah.


    "Am liebsten würde ich von jedem Stoff eine nehmen, aber ich fürchte, das übersteigt mein Budget", sagte sie und zwinkerte der Duccia zu.
    "Ginge es denn, diese beiden Tuniken zu ändern?"

    Für Meridius schien damit das Thema erledigt zu sein. Valeria änderte geringfügig ihre Sitzhaltung und versteifte sich dann, als er von Livianus zu sprechen begann. Hatte er noch nicht mitbekommen, dass Maximian und sie....?


    "Es geht ihm recht gut", sagte sie zögernd und mit dem Blick auf den Becher mit heißem Wein, der auf dem Tischchen stand.
    "Im Grunde war es von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Wir haben uns vermutlich beide etwas vor gemacht. Es war zu Ende, als er nach Mantua versetzt wurde und sich nicht mehr meldete", fasste sie recht nüchtern zusammen und sah Meridius dann unverwandt an. Eine Weile sagte sie nichts, dann war sie es, die das Thema wechselte.


    "Ich muss bald nach Rom reisen. Alessas Tod zieht einiges nach sich. Die Societas Veneris ist derzeit ohne Magistra und ich bin mir nicht sicher, ob die Kaiserin es schon weiß. Ich muss auch noch einige andere Dinge erledigen."

    Valeria runzelte auf den Vorschlag hin, in Germanien zu bleiben, nur die Strin und wunderte sich darüber, dass Meridius scheinbar etwas anderes angenommen hatte. Dann lächelte sie.


    "Ich hatte nicht vor, die Provinz in naher Zukunft zu verlassen", sagte sie schließlich, beinahe sanft. Was sie zu diesem Tonfall bewog, wusste sie zuerst selbst nicht. Dann sprach er von der Versetzung und Valeria war erneut verwundert. Aber dieser Umstand erwies sich als gut, denn so würde sie nicht fragen brauchen, da Meridius es selbst vorgeschlagen hatte. Sie nickte.


    "Das wäre nicht schlecht. Sofern das Collegium der Versetzung stattgibt, heißt das. Aber versuchen kann man es. Was den Platz in einem Collegium betrifft, habe ich da keinerlei Entscheidungsfreiheit. Ich habe auch nicht vor, um alles in der Welt in ein Collegium Pontifcium zu kommen, aber wenn man mir diese Ehre erweisen möchte, werde ich zumindest diese Prüfung schon absolviert haben. Ich denke, Geduld ist in diesem Fall die beste Tugend; und diese Angelegenheit mit dem Claudier wirft auch nicht gerade ein gutes Licht auf die Sache. Also werde ich warten, bis man mich als Pontifex sehen möchte. Vielleicht ist das schon bald, vielleicht auch nie. Das wissen allein die Götter - und denen und dem Kaiser werde ich dort dienen, wo sie mich sehen wollen."

    "Ursprünglich komme ich aus Rom, aber ich habe viele Jahre in Tarraco verbracht und bin nun schon seit fast einem Jahr als Sacerdos in Germanien tätig", erklärte Valeria Sorana.
    "Ich...."


    In diesem Moment brach ein Tumult aus. Jemand stürzte in einen Stand, der krachend zu Boden fiel. Rüben, Kohl und anderes Gemüse flog in alle Richtungen. Wie es der Zufall wollte, rempelte Sorana Valeria justin dem Moment an, indem ein dicker Kohlkopf hinter ihr zum Liegen kam. Sorana zog Valeria in guter Absicht zurück und dann geschah das Unglück: Die Sacerdos stürzte über den Kohlkopf und vertrat sich den Knöchel, aber was viel schlimmer war, war der Mann, der ihr plötzlich ein Messer an die Kehle drückte und sie aufkeuchen ließ. Sie traute sich kaum mehr zu atmen, blickte angsterfüllt um sich und schluckte krampfhaft. Der angebissene Apfel war zu Boden gefallen und ein paar Schritte weiter rechts liegen geblieben.


    Schon einen Moment später war alles vorbei. Etwas krachte hinter ihr und sie spürte den Schlag, der den Mann imit voller Wucht traf, dann ließ er sie los, nachdem das Messer sie noch kurz geritzt hatte. Valeria taumelte haltlos nach vorn - glücklicherweise direkt in die Arme des Mannes, der die 'Verhandlungen' geführt hatte. Sie zitterte und war im ersten Moment gar nicht ansprechbar.

    Valeria sah auf, als eine andere Frau den Rest des Korbinhaltes zurück brachte und in den Korb legte. Die alte Dame bedankte sich überschwendlich und schenkte Valeria und Sorana je einen der gesunden Äpfel, die sie eben verloren hatte, dann zockelte sie von dannen.


    Valeria lächelte und wandte sich dann zu der Frau um.
    "Ich bin übrigens Decima Valeria", sagte sie und biss in den Apfel.
    "Du kommst nicht von hier, stimmt's?"


    Die Art, wie die andere sich umsah und alles aufzusaugen schien, kannte sie noch zu gut von sich selbst, als sie es war, die neu nach Germanien gekommen war und sich ersteinmal einleben musste. Mit dem Apfel in der Hand deutete sie in die Richtung, in die Sorana unterwegs gewesen war, und so schlenderten sie gemütlich einher.

    "Es ist ja nicht, so, dass ich keinen Spickzettel für dich gehat hätte", gab Valeria grinsend zurück, zwinkerte und legte die Schriftrolle dann aber nachsichtig beiseite auf den kleinen Tisch, auf dem auch Oliven und der heiße Wein standen.


    "Es geht mir wieder besser. Deine Köchin ist zwar recht rabiat, aber ihre Hühnerbrühe ist wirklich erster Klasse."
    Sie dachte an die dicke Köchin, die grimmiger schauen konnte als ein wutentbrannter Braunbär, wenn man sich weigerte, ihr Essen zu sich zu nehmen.


    "Welcher Art...nun ja, in der Prüfung werden tiefergreifende Dinge und Zusammenhänge im Cultus Deorum abgefragt. Diese Prüfung ist eine der Voraussetzungen, um in ein Collegium aufgenommen zu werden - hier in Germanien oder auch in Rom", erklärte sie Meridius und griff nach einer Olive.

    "Inzwischen wieder", gestand Valeria. Sie machte keinen hehl daraus, dass es einige Zeit lang wirklich kritisch um sie gestanden hatte, wollte es aber auch nicht an die große Glocke hängen. Sie bemerkte den Blick Verinas, betrachtete ihn aber als berufliches Interesse und nicht als einfache Musterung. Verinas Worte bestätigten Valerias Vermutung, und so nickte sie.


    "Jeder hat irgendein Talent. Ich kann auch nicht schneidern, deswegen bin ich ja hier", grinste sie.
    "Was die Wahl von Schnitt und Farbe angeht, so fühle ich mich bei dir bestens aufgehoben. Ich brauche etwas für den Alltag, einige Priestergewänder und etwas Feines...ein Nachtgewandt wäre auch nicht verkehrt."

    Kaum war Valeria wieder auf dem Weg der Besserung, suchte sie nach vielen Möglichkeiten, ihre Alte Konstitution wiederzuerlangen, indem sie lange Spaziergänge unternahm. Naja, zuerst waren es eher kurze Wege, die sie machte. Heute hatte sie sich auf den Markt begeben - diesmal ohne Sänfte. Der Weg schlauchte schon, besonders, wenn man zuvor wochenlang das Krankenbett gehütet hatte, doch das hätte Valeria wohl niemals zugegeben. Gerade wandte sie sich von einem Bäckersstand ab, da fiel einer alten Frau direkt vor ihr der Korb zu Boden und allerlei Waren kullerten und kugelten durcheinander. Hilfsbereit ging Valeria in die Hocke und las einige Äpfel und einen Strauß Kräuter auf, die sie der dankbaren Frau zurück in den Korb legte. Einige der Waren aber blieben direkt vor den Füßen einer ebenfalls blonden jungen Frau liegen...


    Sim-Off:

    ;)

    Valeria lächelte milde. Sie würde niemals die Götter vergessen, dazu war sie viel zu sehr und auch viel zu gern eine Priesterin, eine Dienerin der Götter. Sie sann eine Weile über seine Worte nach und auch über die Antwort, die der ehemalige Pontifex Imperiosus darauf gehabt hatte. Sie stellte ihn sich vor, wie er mit seiner seltsamen Stimme sagte, dass man den Göttern diente oder nicht und dass man die Familie niemals sie vor die Götter stellen durfte. Valeria schüttelte den Kopf, genau wie damals, denn wie konnte man den Göttern mit Kummer im Herzen dienen? Wäre es nicht viel besser, ihnen mit Freude zu dienen? Sie war glücklich, wenn sie bei Maximian war, so einfach war das. Aber entscheiden würden immer noch die Pontifices in Rom, also würde sie Meridius um einen solchen Brief bitten.


    Wie sie aus ihrer Erstarrung aufsah, fing sie Maximians Blick ein und grinste.
    "He, du ungehobelter Decimus! Man schaut einer Dame nicht mit einem solchen Blick auf die Beine!" tadelte sie ihn breit grinsend und erwartete eine neckende Antwort.

    Überrascht und auch ein bisschen ertappt sah Valeria auf und in das Gesicht von Meridius. Ein verlegenes Lächeln zeigte sich auf ihrem Gesicht, ohne dass sie wusste warum. Vielleicht war es einfach nur der Umstand, dass Meridius sie beim Lernen 'erwischt' hatte.


    "Oh, Meridius! Ja, ich lerne. Ich habe mich für die fortbildende Religionsprüfung angemeldet. Das einzige, was jetzt noch fehlt, sind die Unterlagen. Die Schola ist nicht mehr so schnell wie damals, fürchte ich", sagte sie und rollte die Schriftrolle zusammen, um damit auf eine der weiteren Klinen zu deuten, die im Raum standen.


    "Setz dich doch, du störst nicht. Mir geht es auch schon wieder viel besser....danke dafür. Hm..magst du mich abfragen?" fragte sie ihn mit einem Wimpernschlag, der sich sehen ließ und selbst einen rauhen Germanen wie Loki zum Schmunzeln brachte. :D

    Valeria blieb stehen und starrte Maior an. Alessa und Tertia...beide tot? Das verstand sie nicht und ihr Verstand weigerte sich zudem, das alles zu verstehen. Valeria schluckte, sie dachte an Alessa.


    "Tertia habe ich nie...so wirklich kennen gelernt, aber Alessa...." murmelte sie.
    "Sie...wie sind sie....warum..." wollte sie wissen, griff nach Maiors Unterarm und sah ihn bestürzt an. Ihr kamen tausend Dinge in den Kopf, die sie Alessa noch hatte sagen wollen. Eine vor allen Dingen.
    "Die Societas..."

    Es war stürmisch an diesem Tag, noch nicht richtig Winter und auch nicht mehr richtig Herbst. Was zum richtigen Winter fehlte, war der Schnee. Die Stürme jedenfalls waren schon da; und hätte es geschneit, wären es wohl ordentliche Schneestürme gewesen und nicht nur laubtreibende, ganz normale, kräftige Stürme. Valeria jedenfalls, die sich deutlich auf dem Weg der Besserung befand, lag träge und in unzählige Kleider und Decken gewickelt auf einer Kline im Tablinum und versteckte sich hinter einer Schriftrolle von ordentlicher Länger: Sie lernte.


    "Flamines maiores: Flamen Dialis, Flamen Martialis, Flamen Quirinalis...mmh..." murmelte sie.
    Auf dem kleinen Tischchen neben ihr stand ein halbleerer Becher mit heißem Weiin und ein bisher unangetastetes Schüsselchen Oliven. Ihr Gesichtsausdruck war konzentriert. So konzentriert, dass sie das Eintreten einer Person zuerst gar nicht bemerkte und weitermurmelte.


    "....minores...Carmentalis.....Flamen Falacer...."

    Der Blick, den Valeria Maximian zuwarf, musste ihm genügen. Sie gab sich nicht die Blöße, um mit den Augen zu rollen oder gar ein entnervtes 'Jaah' von sich zu geben, sondern sah ihn nur in einer Weise an, die zu ihrer Einstellung passte, Bedrohungen, Wagnisse und Gefahren sie selbst betreffend nicht allzu ernst zu nehmen.


    Endlich gab er das Signal zum Aufbruch und Valeria war so tatenfroh, dass sie der Stute ein wenig zu deutlich die Fersen gab, sodass diese einen Satz machte. Entschuldigend lächelnd sah sie zu Maximian und zuckte verlegen mit dem Bärenfell, unter dem irgendwo ihre Schultern verborgen lagen.


    "Ach wie schön! Ich bin schon so lange nicht mehr ausgeritten... Ich weiß ja, es gehört sich nicht unbedingt. Und in der Schwangerschaft durfte ich nicht. Danach fand sich nie die Zeit dazu."


    Sie ließen die Pferde in gemächlichem Tempo einherschreiten und Valeria sann wieder über eine Frage nach, die sie derzeit oft beschäftigte.


    "Sag mal", fragte sie Maximian schließlich.
    "Was hältst du davon, wenn ich Meridius darum bitte, ein Schreiben nach Rom zu verfassen, an den Cultus Deorum. Vielleicht geben sie einer Bitte des Legaten statt, mich nach Mogontiacum versetzen zu lassen? Andererseits müsste ich bald wieder nach Colonia."