Beiträge von Decima Valeria

    Valeria hatte es allerdings vorgezogen, sitzen zu bleiben, und war eigentlich gar nicht aufgestanden. Livianus erwies sich als verständnisvoll, auch wenn er auf die Sache mit der Hand rein gar nicht reagierte. Für Valeria ein Grund, auch auf so eine kleine Geste zukünftig zu verzichten. Sie seufzte leise und lächelte nur zur Antwort.


    Als Livianus gegangen war, verblasste das Lächeln. Gerne hätte sie gewusst, ob es für ihn auch so seltsam war wie für sie, oder ob nur ihr komisch zumute war in dieser Situation. Dann dachte sie daran, welches Bild sie wohl abgeben musste: Verwahrlost. Das konnte natürlich nicht so bleiben. Langsam stand sie auf und suchte in den zwei Truhen nach einem Kamm. Gerade, als sie einen gefunden hatte, musste sie wieder an die Sklaven denken, die ihr zu Freunden geworden waren. Und die inzwischen ausnahmslos im Elysium weilten. Das machte sie traurig. Stumm begann sie, sich das Haar zu kämmen. Später würde sie das Bad nehmen und sich ihr Haar schneiden lassen. Und wenn sie dann zurückkam, würde schon eine kleine Auswahl an geborgten Tuniken auf dem Bett liegen.

    Ehe Seiana noch etwas erwidern konnte, kam ein weiterer Decimus in den Raum. Valeria erkannte ihn gleich und sprang sofort auf. "Mattiacus!" rief sie, und kurz darauf hatte sie ihn fest umarmt und ließ ihn erst eine Weile später wieder los. "Es tut gut, dich zu sehen! Wie geht es dir?" fragte sie ihn, ungeachtet der Tatsachen, dass sie selbst nicht sonderlich fit aussah. Eigentlich hatte Livianus ihr Mattiacus schicken wollen, aber entweder hatte einer von beiden den Besuch vergessen oder keine Zeit gehabt. Sie selbst fand das nicht weiter schlimm. Eben setzte sie sich wieder.

    "Ja, ich weiß. Aber ich hätte gerade von der Schola erwartet, dass sie versucht, die Anzahl der Scharlatane zu reduzieren statt sie noch zu erhöhen", erwiderte Valeria, diesmal leicht lächelnd und ohne Vorwurf. "Aber du hast Recht, ich sollte wirklich Avarus besuchen." Sie überlegte einen Moment. "Möchtest du mich vielleiht begleiten? Ich hatte vor, direkt jetzt bei der Casa Germanica vorbeizusehen." Vielleicht hatte Ursus ja Zeit und Lust. Und wenn nicht, würde sie natürlich trotzdem hingehen.

    Oliven, Obst und Kekse. Valeria besah sich die schmackhaften Happen, seufzte leise und nahm sich dann eine Hand voll Oliven, die sie sich immer dann einwarf, wenn sich gerade die Gelegenheit dazu bot. Bei Venusias Nachfrage dann musste sie laut seufzen. "Naja, was ich möchte, ist dass es kein übles Gerede gibt, weil ich die einzige Decima bin, die steinalt und unverheiratet ist - und die dabei keine Vestalin ist. Ich finde einfach, es ist an der Zeit, nicht weiter davonzulaufen. Ich hatte das große Glück, viele Freiheiten genießen zu können bisher, weil ich keinen Vormund hatte... Aber die wilden Jahre sollten langsam vorbei gehen", erzählte sie Venusia und sah dabei doch ein klein wenig unsicher aus.


    Sie schmunzelte, als Venusia sagte, dass sie verstand, warum sie keinem von beiden dazu befragt hatte. Serapio kannte sie ja kaum. Und Livianus... Da gab es andere Gründe, die Venusia vielleicht nicht erahnen mochte. Valeria seufzte erschlagen. "Puh. Du kannst dir nicht vorstellen, wie gut das tut, nicht gleich befürchten zu müssen, an den nächstbesten verschachert zu werden, nur weil ich dir das gerade erzählt habe." Valeria lächelte kurz. "Ich habe niemanden in Aussicht. Ich bin ja eben erst wieder zurück in die Zivilisation gekommen. Zumindest fühle ich mich so..." Erneut sah sie auf die Schale mit den Leckereien und nahm sich dann einen Keks. "Ich möchte wieder in der Schola anfangen", erzählte sie dann Venusia, die ja auch einmal Curatrix gewesen war. So hatten sie sich genau genommen erst kennen gelernt. "Und auch eine Dissertation schreiben."

    Valeria lachte. "Naja, für dich nicht, aber für mich vielleicht", sagte sie und trat ein. Nachdem sie sorgfältig die Tür geschlossen hatte, ging sie hin zu Venusia und der Bank und setzte sich neben die Zwillingsmutter. Trinken wollte sie nichts. "Danke, nein." Essen eigentlich auch nicht. Andererseits... Sie runzelte kurz die Stirn. "Oder doch, eine Kleinigkeit zu essen vielleicht wäre wohl nicht das Verkehrteste..." Zumindest dann nicht, wenn sie sich ihre Ärmchen so besah. Und den Rest von sich. Schnell schob sie die Gedanken weit fort.


    "Tja also.. Ich bin eigentlich schon lange darüber hinaus. Über das rechte Alter, meine ich. Äh, zum Heiraten." Valeria zog eine Grimasse. "Tja und... Also, eigentlich sollte ich Livianus fragen oder Serapio, aber ich meine... Ich möchte.... Also... Äh, weißt du was ich meine?" Valeria sah Venusia bittend an. Sie fühlte sich unbehaglich und ihr war warm, was daran lag, dass sie inzwischen ziemlich errötet war. Und sie hoffte, dass Venusia trotzdem verstand, was sie ihr eigentlich sagen wollte.

    Kurz vor seiner Prätur? Valeria staunte erneut. Es gab da so einige, von dem sie nichts wusste, stellte sie zum x-ten Mal an diesem Tag fest. "Herzlichen Glückwunsch", sagte sie einen Moment nach ihrer Befangenheit später und schaffte sogar ein Lächeln. Im Grunde ging es sie ja gar nichts an. Was da vor sehr langer Zeit einmal zwischen Livianus und ihr gewesen war, würde in der Vergangenheit bleiben. Es gab keine Zukunft und auch keinen Grund, alte Suppe wieder neu aufzuwärmen.


    Als Serapio den Sklaven hinaus schickte und der auch gleich Folge leistete, lächelte Valeria ihn dankbar an. Sie freute sich darauf, Mattiacus wiederzusehen. Auf Meridius hatte sie sich eigentlich auch gefreut. Ehe die Gedanken zu Maximian schweifen konnten, machte ihr neuer Großcousin ihr ein Kompliment. Valeria sah an sich und der Tunika hinunter, als müsse sich sich erst davon überzeugen, dass er sie nicht aufzog. Sie hob einen Mundwinkel. Er hatte ja die Tunika gemeint, nicht das, was darin steckte. "Ja, das ist... Also, ich finde sie auch sehr schön. Sie gehört aber nicht mir, sondern ist eine Leihgabe. Von...ähm, Serrana war ihr Name, glaube ich", erklärte sie ihm.


    Das Eintreffen einer weiteren ihr unbekannten Person schob die Frage nach ihrem Verbleib - glücklicherweise! - vorerst auf. Valeria betrachtete die junge Frau. Sie war sehr hübsch und besaß die gleiche Hauttönung wie alle Decimer, die aus Spanien stammten. "Ja, die bin ich", erwiderte Valeria höflich und nickte. Dann, als sich die Fremde vorstellte, machte sie große Augen und sah von Seiana zu Serapio und wieder zurück. "Oh", machte sie und kicherte leise. "Tja dann...danke für die schöne Tunika, die deinem Bruder so gut gefällt."

    Als sie die Aufforderung bekommen hatte, trat sie ein. Zuerst war nur ihr Kopf zu sehen. "Salve Venusia! Störe ich? Ich hätte nämlich ein Attentat auf dich vor." Valeria schmunzelte leicht verwegen, sofern das bei ihr überhaupt möglich war, und wartete. Inzwischen hatte sie die Tür noch ein wenig weiter geöffnet, stand aber immer noch sozusagen auf der Schwelle zu Venusias Reich.

    "Wie sollen die Schüler sonst lernen, wie es geht, um es später ihren Gehilfen zu überlassen?" fragte Valeria postwendend. "Das halte ich für sehr viel praktikabler als sich das Wissen nur aus Büchern anzueignen und dann einen Gehilfen anleiten zu wollen. Würdest du von einem solchen Iatros behandelt werden wollen?" Valeria hielt inne und schmunzelte über sich selbst. "Verzeih, ich werde bei sowas schnell ungehalten. Es ist ja nicht deine Schuld. Und du hast Recht. Man könnte auch Bürgern anbieten, für die Behandlung nichts zahlen zu müssen, wenn sie sich der Wissenschaft zur Verfügung stellen. Immerhin sollte bei jeder Lehrstunde auch ein erfahrener Medicus anwesend sein, so dass man sicher sein kann, dass kein Pfusch betrieben wird." Bei seiner Bemerkung über die Gladiatoren musste sie leise lachen. "Naja - in Tarraco hatten wir bei den Gladiatoren auch eher mit Brüchen, Prellungen und Quetschungen zu tun." Aus ganz offensichtlichen Gründen.

    Valeria hob verblüfft die Augenbrauen an. Rein theoretischer Unterricht. "Ich hoffe, die Absolventen dürfen sich dann zumindest nicht selbst als Iatros bezeichnen", bemerkte sie. Es wäre ungeheuerlich, wenn sie dann auf Kranke losgelassen würden und die Schola das erst ermöglichte. Seine Frage ließ sie dann kurz an Apollonius denken. "Ich war vor vielen Jahren bei einem bekannten Iatros in der Lehre. Damals bot er seine Dienste in der Niederlassung der Schola in Hispanien an, und auch danach war ich oft mit ihm unterwegs, um zu lernen. Er heißt Apollonius von Samothrake und hat sich inzwischen zur Ruhe gesetzt." Sie lächelte Ursus kurz an. "Naja, ich würde mich bei den ansässigen Einheiten um Kooperation bemühen. Da fallen tagtäglich kleinere Verletzungen und Krankheiten an, und wenn sich vielleicht ein Soldat freiwillig meldet, um sich im Beisein von Schülern oder vielleicht direkt von ihnen selbst behandeln zu lassen, wäre das eine große Hilfe. Reine Theorie halte ich da für weniger angebracht, als etwas selbst mit den eigenen Händen zu machen. Damals in Tarraco haben wir die Gladiatoren als Lernmittel behandeln dürfen."

    Valeria ging nicht weiter auf das Vehältnis der Aurelier zu Mattiacus ein, würde ihn aber danach fragen. Das interessierte sie nun doch.


    Die Information über die Kurse allerdings waren auch weitaus interessanter. "Ah", machte sie verständig, als Ursus die Sonderkurse näher erklärte. Als er den Medizinkurs erwähnte, machte sie allerdings große Augen. "Tatsächlich? Wie stellt ihr die praktische Lehre sicher?" wollte sie wissen. Wenn es hier einen Iatros gab, der unterrichtete, wollte Valeria ihn kennenlernen und mit ihm über die Kurse sprechen. Womöglich wurde sie dann gar nicht gebraucht für die Durchführung eines theoretischen wie praktischen Kurses.

    Ursus wusste es auch weiterhin nicht, denn Valeria hatte das für sich behalten. ;)


    "Er ist euerHausarzt?" fragte sie dann ungläubig. Er hatte niemals davon erzählt, und Valeria glaubte auch nicht recht daran, dass eine reiche Patrizierfamilie wie die Aurelier einen nebenberuflichen römischen Iatros einem gelehrten Griechen vorziehen würde. Das gehörte sich normalerweise nicht, es sei denn, derjenige hatte ein spezielles Fachgebiet - was bei Mattiacus nicht der Fall war, soweit sie wusste. Vielleicht war das aber auch nur eine Halbwahrheit und der Aurelier wollte nur freundlich sein.


    Valeria nickte anschließend. "Also betreust du die Einsteigerkurse", schlussfolgerte sie. Von einem Kurs über Kaiser Tiberius hatte sie nichts gehört, was aber eber daran lag, dass sie ohnehin kaum etwas gehört hatte während der letzten Jahre. "Planst du denn demnächst solche...Sonderkurse?" Dass es sowas gab, war ihr neu. Sie kannte keine Sonderkurse in dem Sinne. Die Dozenten der Schola hatten, abgesehen von den Einsteigerkursen, eigentlich immer schon sporadisch über bestimmte Themen referiert, daher konnte sie mit dem Begriff auch nichts anfangen.

    "Nein", erwiderte Valeria. "Die Verwandtschaft ist ein wenig schwierig, ich kann mir immer nur schlecht die ganzen Verzweigungen und Begebenheiten merken. Näher verwandt sind wir nicht." Genau genomman war Mattiacus von Mercator damals adoptiert worden. Die genaueren Umstände kannte Valeria allerdings nicht, weswegen sie lieber schwieg darüber. "Darf ich fragen, woher du ihn kennst?"


    Sie musterte den Aurelier. Mit einem von seinen Verwandten hatte sie damals mal zu tun gehabt, als sie aus dem Götterdienst ausgetreten war. Nur an den Namen konnte sie sich einfach nicht mehr erinnern. Überhaupt spielte ihr das Gedächtnis in der letzten Zeit oft einen Streich. "Was sind es denn für Cursi, die du anbietest? Vielleicht ist ja auch was für mich dabei."

    Das hatte sich Valeria schon gedacht, dass der Mann ihr nicht helfen konnte. Allerdings fragte sie sich langsam auch, wie er zu dieser Annahme kam. Arbeitete er auch für die Schola?
    Bei seiner Frage musste sie schmunzeln. "Ja, ich war vor einigen Jahren für einige Jahre Curatrix der Niederlassung in Tarraco", erzählte sie. "Ich kenne noch ein paar Leute, und an den Gepflogenheiten dürfte sich nicht allzu viel geändert haben, nehme ich an. Deswegen hoffe ich, dass ich wieder hier arbeiten kann. Und du bist auch für die Schola tätig?"


    Für schön hielt Valeria sich gegenwärtig eher weniger bis gar nicht. Es war ein Makel, so mager zu sein, wie sie nach ihrer Heimreise nun einmal war. Eine solche Frau konnte schlecht Kinder gebären, zumindest sagte man das. Und viele Männer reduzierten die Frauen nur darauf.

    Am Tag nach dem netten Abendessen in familiärer Umgebung stand Valeria vor Venusias Zimmer und klopfte. Sie hätte, genau genommen, eigentlich Livianus fragen sollen, denn immerhin lenkte er nun die Geschicke der Familie - zumindest nach außen hin. Allerdings hatte sie das nicht über sich bringen können, und außerdem ging es ihn gar nichts an, was sie plante. Mit Serapio war sie noch nicht so gut bekannt, dass sie ihn darum bitten würde, eine Empfehlung abzugeben. Deswegen stand sie heute hier. Die Kinder wuselten scheinbar irgendwo durchs Haus, man konnte entferntes Gelächter und tapsige Schritte hören. Valeria klopfte.

    Valeria lächelte kurz. Ihr kamen weder der Name noch das Gesicht des Mannes bekannt vor. "Es geht eher um eine doch recht spezielle Frage. Und eigentlich sind es sogar mehrere, genau genommen." Valeria musste schmunzeln. "Aber vielleicht kannst du mir trotzdem helfen. Ich bin Iatros und möchte gern in regelmäßigen Abständen Medizinkurse anbieten." Sie würde später einfach bei Avarus direkt zu Hause vorbeischauen, das lag ja auf dem Weg. Vielleicht hatte sie Glück und er war daheim; und wenn nicht, konnte sie immer noch dort einen Termin vereinbaren, ohne ihn hier an die Tür pinnen zu müssen. Sicher erinnerte sich Avarus noch an sie.


    Der Aurelier sah ganz schnuckelig aus, fand sie. Aber man sagte den Patriziern nach, dass sie sich nicht mit Plebejerinnen einließen, zumindest dann nicht, wenn es ernst wurde. Insofern kam er wohl für ihre Heiratsabsichten allein deswegen schon nicht in Frage.

    "Ja, auf eurer Hochzeit", bestätigte Valeria und deutete, immer noch lächelnd, ein Nicken an, das Venusia wegen der Umarmung wohl viel eher spürte als es zu sehen. Erneut sah sie dann auf die zwei Kinder hinunter, diesmal mit ein wenig Wehmut. Wie sehr wünschte sie sich, an Venusias Stelle Mutterstolz zeigen zu können! Schmerzlich erinnerte sie sich an das Ende ihrer Schwangerschaft. Der Stachel in ihrer Erinnerung würde wohl niemanls gezogen werden, selbst dann nicht, wenn sie letztenendes doch noch Mutter eines lebenden Kindes werden würde. "Dann haben sie die wohl besten Voraussetzungen, gute Menschen zu werden", bemerkte sie als antwort auf Venusias Warnung.


    "Sehr gerne", antwortete sie und setzte sich nahe bei Venusia hin. Dieses Essen erschien ihr nun weniger schlimm als zuvor. Als sie saß, betrachtete sie den jungen Mann wieder, der sie zuerst empfangen hatte. "Und du bist wirklich Marcus' Adoptivsohn?" fragte sie nach und nahm einen Trinkbecher von einem Sklaven entgegen, ohne davon zu trinken. Irgendwie mochte sie das gar nicht so recht glauben. Was sie nicht ahnte, war dass Serapio vielleicht die Tunika wiedererkannte, die sie trug. Sie gehörte seiner Schwester, von der Valeria nicht wusste, dass sie seine Schwester war, denn bisher stand nur der Name "Seiana" im Raum, wer auch immer das war. "Kommt Mattiacus auch?"

    Zitat

    Original von Claudia Romana
    Ihr Blick wandte sich wieder zur anderen hin. „Decima Valeria...“, echote sie den Namen mit einem dezenten Lächeln, während sie nachdachte, was der Name aussagen könnte. War es eine patrizische Valerierin? Sicher nicht, viel eher eine plebejische Decimerin. „Ich heiße Claudia Romana“, meinte sie, keineswegs hochnäsig, aber doch mit ein wenig Stolz über ihre illustren Vorfahren. „Das hier sind Germanica Calvena, Iunia Serrana, Tiberia Septima, Iunia Axilla”, stellte sie die Frauen nacheinander vor, in der frommen Hoffnung, niemanden vergessen oder einen Namen durcheinander gebracht zu haben.


    Valeria versuchte, sich die Namen zu den Gesichtern zu merken, war aber bereits durcheinander gekommen, als die Claudierin mit ihrer Aufzählung fertig war, die viel auf ihre Herkunft zu halten schien. Die anderen ließen sich kaum von ihrem Gespräch ablenken durch ihre Ankunft und die der anderen, die sich als Aelia Paulina vorstellte und die Ehefrau eines Senators war, was ganz offensichtlich Interesse bei den Damen auslöste. Valeria hielt sich da erstmal raus, sie hätte ohnehin nur wenig beitragen können, da ihr Leben bisher eigentlich größtenteils ereignislos verlaufen war, zumindest für die Ohren der Gesellschaft. So begnügte sie sich damit, vorerst zwischen der Aelierin und der Claudia im Wasser zu hocken und den Gesprächen der anderen, ihr noch Unbekannten zuzuhören, bis sich eine Gelgenheit zum Einbringen ergab.

    Sie hatte eine geraume Weile gewartet und zwischendurch noch einmal angeklopft, aber es machte niemand auf. Der Rector war wohl nicht da, und Valeria würde es später noch einmal versuchen müssen. So wandte sie sich schon halb zum Gehen, als weiter hinten im Gang Schritte laut wurden und jemand auf sie zu kam. Valeria entschloss sich, zu warten. "Salve. Das ist schade, aber vielleicht kannst du mir sagen, wann er wiederkommt? Oh, ich bin übrigens Decima Valeria. Freut mich." Sie lächelte den Aurelier kurz an. Helfen würde er ihr wohl nicht können.

    Valeria war sich nicht so sicher, wie sie die Worte des Iuliers verstehen sollte. Einerseits klangen sie befehlend, andererseits wollte er sicher nur nett sein. Sie sah erst seine ausgestreckte Hand an, dann ihn. "Ich möchte lieber zu Fuß gehen", wiederholte sie noch einmal, diesmal unmissverständlich. "Aber ich danke dir dennoch für dein freundliches Angebot." Sie lächelte ihm noch einmal zu, dann streifte sie die Palla über ihr feuchtes Haar. "Vale bene, Iulius!" grüßte sie zum Abschied und verschwand dann schnell aus dessen Sicht. Das mochte ein wenig seltsam sein, aber sie fand auch den Iulier ein wenig seltsam, und eigentlich wollte sie deswegen auch nicht, dass er sie nach Hause begleitete.

    Viel Ähnlichkeit mit ihrer Halbschwester würde der Fremde wohl nicht erkennen. Valeria lächelte unerschütterlich weiter, auch wenn es ein wenig zögerlich wirkte. Faustus Serapio. Was sagte er da, Adoptivsohn? Kurz entglitten ihr ihre Züge, als er das sagte. In Germanien, damals, hatte Livianus ihr nichts von Kindern erzählt. Weder von Adoptiv- noch tatsächlichen Kindern. Doch sie fing sich rasch wieder und nickte. "Ja, ich... Ich freue mich auch sehr", erwiderte sie, als er ihre Hand los ließ. Erneut sah sie zu der Frau - Duccia Venusia. Und plötzlich schwand der Nebel und sie erinnerte sich. Aus dem zaghaften Lächeln wurde ein Strahlen. Die restlichen Worte Serapios flogen kaum gehört an ihr vorbei, und sie ließ ihn, etwas unhöflich, einfach stehen und ging hin zu Venusia, deren Hände sie beherzt ergriff. "Venusia! Oh wie schön, dich wiederzusehen! Das sind deine? Wie herzig", sagte sie und warf nun den beiden Kindern einen Blick zu.