Valeria stand unschlüssig in dem Gang, der zum Esszimmer führte. Sie konnte nicht sagen warum, aber sie hatte das Gefühl, dass sie nicht hierher gehörte, und das machte ihr angst. Vom einen auf den anderen Tag sollte sie nun also wieder Teil dieser Familie sein, wie Meridius es ihr schon damals so oft in Erinnerung gerufen hatte. Zaghaft waren ihre Schritte, als sie sich dem Raum näherte. Sie trug ein einfaches Kleid in hellem Creme und keinen Schmuck bis auf die Ohrringe, die sie in ihrer Truhe gefunden hatte. Sie waren schon Jahre alt. Und die Tunika gehörte dieser Seiana, von dem Livianus vorhin gesprochen hatte. Sie passte nicht ganz, war ihr zu groß. Aber bei ihrer Verfassung war das auch kaum ein Wunder. Das Haar hatte sie sich auf angenehmere länge schneiden und sich dann schlicht hochstecken lassen.
Vor dem Triclinium blieb sie wieder stehen. Nervosität ergriff besitz von ihr. Sie konnte das nicht. Schon drehte sie sich wieder herum und wollte gehen, um sich in ihrem Zimmer zu verstecken. Doch da kam ein Sklave mit einer Karaffe auf sie zu, grüßte freundlich und unüberhörbar und spazierte an ihr vorbei ins Esszimmer. Nun konnte sie unmöglich gehen und sich entschuldigen lassen. Also atmete sie tief durch und ging dann doch hinein. Ein Femder lag dort, um ihn herum sprangen zwei Kinder. So alt sah er doch noch gar nicht aus? Und die Frau... Valeria hatte das Gefühl, dass sie sie kannte. Doch woher? Es wollte ihr nicht in den Sinn kommen. Sie setzte ein schüchternes Lächeln auf, das von Verlegenheit herrührte und die Nervosität überspielen sollte. "Salve", grüßte sie und sah dann unschlüssig die freien Sessel und Liegen an.