Beiträge von Decima Valeria

    "Hm", machte Valeria nur ob des Lobes und zuckte mit den Schultern. Sie würde diesen Schritt in Erwägung ziehen.
    Als er auf Marcus zu sprechen kam, seufzte sie und hob den Blick nun wieder.


    "Vorerst nicht. Ich habe hier noch einiges zu...nein, ich möchte hier noch einiges tun. Ich möchte meine Schülerinnen fertig ausbilden und ich möchte...ich weiß nicht, mit Maximian ins Reine kommen?"
    Sie sah Meridius an.
    "Verstehst du, was ich meine?

    Sie sah auf. Daraus lernen? Sollte sie daraus lernen, dass man besser nicht immer die Wahrheit sprach? Valeria seufzte ergeben.


    "Ist gut. Ich werde dem Kaiser schreiben, was du gesagt hast. Und ich werde mir überlegen, ob ich ihn gleichzeitig bitte, mich aus dem Cultus Deorum zu entlassen. Ich scheine mehr Frust als Nutzen zu bringen, so sehr ich mich auch bemühe. Vielleicht ist es nicht genug, was ich leiste."


    Valeria nickte. So musste es sein.
    Sie war es einfach nur leid. Alles. Vielleicht sollte sie wirklich Urlaub machen oder einfach fortgehen. Mal sehen.

    Valeria sah Meridius an und presste die Kiefer aufeinander, während sie ihm zuhörte. Trotz allem, was zwischen ihnen gewesen war, verspürte sie nun etwas Dankbarkeit und seufzte leise. Sie sagte ihm nicht, dass der Claudier abdanken wollte. Das sollte er selbst tun. Wenn sie ein Problem hatte, würde sie sicherlich nicht damit zu Imperiosus laufen. Diesem Mann traute sie nicht mehr. Kein Stück. Das hatte er sich verscherzt. Aber Valeria hatte damit abgeschlossen.


    Als Meridius von den Decima sprach, schlich sich ein bitterer Zug um ihre Mundwinkel. Sie hatte sich nicht unterkriegen lassen. Sie war diszipliniert und ganz sicherlich auch pflichtbewusst. Aber man konnte doch nicht aus lauter Pflichtbewusstsein lügen! Valeria seufzte unmerklich. Oft genug hatte sie sich gewünscht, keine Decima mehr zu sein. Und doch war sie stolz darauf, eine zu sein. Sie senkte den Blick.


    "Danke, Onkel", war das einzige, was sie sagte. Und das sehr leise. Onkel hatte sie Meridius bisher noch nie genannt, zumindest soweit sie sich erinnern konnte. Valeria schniefte. Sie brauchte eine Auszeit.

    "Es wäre auch zu viel, das alles nun wieder durchzukauen. In Colonia gab es einige...Unruhen, wie du es nennst, weil es dort in der Priesterschaft sehr mit der Kommunikation hapert. Man arbeitet lieber allein als zusammen. Auf Schichtungsversuche geht man erst gar nicht ein. Weißt du, Meridius, manchmal frage ich mich, warum ich mir die Finger wund arbeite, wenn es soweiso niemanden interessiert", meinte Valeria verdrießlich und sah Meridius an.


    "Der Pontifex hat mir einen Brief gebracht, ebenfalls vom Kaiser."
    Sie zog den Brief hervor und reichte ihn Meridius.


    "Hältst du es für sinnvoll, wenn ich ihm antworte? Und wenn ja, was soll ich schreiben? Ich bin es allmählich leid, mich erklären zu müssen und als Lügnerin bezichtigt zu werden, nur weil ich die Wahrheit sage, wie es der Pontifex getan hat. Dennoch hat der Imperator ein recht darauf, zu erfahren was in der Priesterschaft vor sich geht; und vorenthalten will ich ihm auch nichts. Mir scheint nur so, als sei er gar nicht daran interessiert, einen Bericht zu erhalten. Zumindest nicht von jemandem, der augenscheinlich aktiv in den erwähnten Streit verwickelt ist."


    Valeria ließ den Kopf sinken.
    "Vielleicht sollte ich austreten und zurück nach Tarraco gehen. Ein Leben in der Abgeschiedenheit führen und die Finger von weltlichen Belangen lassen", murmelte sie. In ein Collegium würde sie nach dieser ganzen verdammten Misere mit dem Claudier und der Aurelierin sowieso nicht mehr kommen, dessen war sie sich sicher. Probatio II hin oder her.

    Valeria seufzte tief, schloss einen Moment die Augen und hob die Hände, um sich rechts und links mit Zeige- und Mittelfinger die Schläfen zu massieren. Der Kaiser!


    "Lass mich raten, er schrieb von einem Streit in der Priesterschaft", murmelte sie.
    Erst dann nahm sie die Hände herunter und sah Meridius an. Das Thema mit all seinen Anschuldigungen und Beschuldigungen hing ihr allmählich zum Halse raus. Vermutlich kam demnächst noch eine persönliche Vorladung nach Rom. Aber dass der Kaiser über die Dinge Bescheid wissen wollte, die in seinem Reich abliefen, war nur zu verständlich und dagegen sagte Valeria auch gar nichts.

    Valeria wollte gerade aufstehen und Meridius begrüßen, als dieser abwehrte und sich neben sie setzte. Sein Gesichtsausdruck ließ nichts Gutes erahnen. Den Brief hielt sie nun zusammengefaltet in ihren Händen.


    "Salve Meridius", grüßte sie ihn zurück, und fügte hinzu, als er neben ihr saß:
    "Wie geht es dir? Du siehst nicht gut aus."

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    Carius ließ alles stehen und liegen, als die Frau das Atrium betrat.
    "Aaah", sagte er und tat so, als könne er nach langer Zeit endlich wieder freier atmen.
    "Welch Lichtblick an diesem trüben Tage!
    Sei gegrüßt, hübsche Dame. Das macht natürlich überhaupt nichts. Immerhin hat zumeist auch die Frau insgeheim das Sagen, was die Einrichtung der Casa anbelangt, nicht?"
    Er lächelte charmant und zwinkerte ihr zu. Dann sah er sich voller Tatendrang um.
    "Soll das Mosaik im Atrium gelegt werden? Und wurde schon ein Motiv gewählt? Doch verzeih, Flavius Carius ist mein Name."

    Nachdem der Mann erfahren hatte, was er erfahren wollte, verließ er das Officium.
    Valeria erhob sich eine Weile später ebenfalls und begab sich in den Tempelpark, wo sie mit der kleinen grauen Katze spielte, die ihr im Tempel der Iuno moneta zugelaufen war.

    "Das Collegium Pontificium versetzte mich nach Colonia. Hier bin ich und hier werde ich auch sicherlich noch eine Weile bleiben, Pontifex", sprach Valeria und betonte das letzte Wort dabei etwas mehr.


    "Ich gab die die Informationen, die ich zu diesem Zeitpunkt hatte. Maximian sagte selbst, dass er weder mir noch seiner Familie schrieb. Meridius wusste zu besagtem Zeitpunkt nicht, wo sich sein Sohn aufhielt. Er vermutete, dass er noch immer in Hispania war, doch war dies nur eine Vermutung. Hätte er gewusst, dass sein Sohn während eures Gesprächs mit einem schweren Fieber zu kömpfen hatte, wäre er sicherlich nicht so ruhig sitzen geblieben, sondern hätte seinen Leibarzt geschickt, um zu helfen, meinst du nicht auch?" fragte sie den Mann.


    "Auch habe ich Livianus nicht geschickt, wie du es nennst. Er wollte aus freien Stücken persönlich mit dir reden und versuchen, dir meine Sicht der Dinge und die Worte, die ich sprach, näherzubringen. Offensichtlich sah er ein, dass es so nicht ging, Iulianus, und ist deshalb wieder gegangen."


    Sie seufzte tief.
    "Ich spreche nun frei, Iulianus, und nicht von Sacerdos zu Pontifex, sondern von erwachsenem Menschen zu erwachsenem Menschen. Ich bin es leid, dir wieder und wieder zu erklären, was ich wie wo gemeint habe. Du verdrehst die Dinge, die ich dir anvertraue, du ignorierst offensichtliche Gegebenheiten. Vielleicht solltest du eine Nacht über das nachdenken, was ich dir gesagt habe. Ich bin keinesfalls die sture Priesterin, für die du und die Aurelierin mich halten mögt. Ich stehe im Dienst der Götter und dienen ihnen so gut ich kann. Doch du bist es, der mir immer wieder Steine in den Weg legt und ich frage mich, warum. Ist es der Frust, Arria nicht mehr zu sehen? Ich erhielt vor Kurzem einen Brief von ihr. Sie wird nach dem Conventus in Hispania hierher kommen."


    edit by Supermod: Simoff rausgenommen.

    Valeria verzog unmerklich das Gesicht und handelte die Punkte der Reihe nach ab.


    "Decimus Maximian, der Vater des Kindes, befand sich zu dem Zeitpunkt, da wir unser Gespräch führten, nicht in Tarraco, sondern auf See. Er und meiner Bruder litten an einem Fieber, das ihre Ankunft in Germanien und den Beitritt Maximians in die Legio IX Hispana verzögerte. Mein Bruder überlebte dies nicht", sagte sie in gezwungen ruhigem Tonfall.
    "Inzwischen befindet sich Maximian in Mogontiacum, Mercurinus sei Dank ist er heil angekommen. Wenn du es wünschst, wird er meine Aussage bestätigen. Ich sagte auch nicht, dass Maximian zu diesem Zeitpunkt bereits in der IX diente, sondern dass dies sein Vorhaben war. Was Decimus Livianus betrifft - nun, er wird in Kürze mein Verlobter sein und daher ist es nur verständlich, dass er versuchen wollte, auch als Außenstehender die offensichtliche Befehlsverweigerung deinerseits aufzuklären."


    Valeria holte Luft.
    "Dass es Iunos Wille ist, eine werdende Mutter mit dem Vater ihres Kindes zu vereinen, steht außer Frage, denn sie ist die Hüterin der Mutterschaft. Hier kannst du nicht widerpsrechen, Pontifex. Nichts anderes behauptete ich, als ich dich in deinem Officium aufsuchte."

    Valeria hörte den Ausführungen des Pontifex zu. Sie hätte auch nicht vorgehabt, diesen Plan öffentlich auszuhängen, Gleich heute noch würde sie sich daransetzen und einen Plan für den Sextilius und den September ausarbeiten. So nickte sie.


    "Er wird nicht veröffentlicht werden und nur der Priesterschaft zugänglich sein."


    Was die weiteren Worte des Mannes anging, runzelte Valeria die Stirn und sah fragend drein.
    "Iulianus", sagte sie und klang dabei leicht genervt, weil das Thema schon wieder angeschnitten wurde. Sie seufzte und fuhr fort, den Mann vor sich dabei fragend musternd.
    "Mit welchen Aussagen, glaubst du, habe ich dich angelogen?"

    "Nein, und sie sagte auch nicht, wie lange sie fernbleibt. Genaugenommen hat sie gar nichts gesagt", sprach Valeria.


    "Pontifex", sagte sie dann in resignierendem Tonfall.
    "Ich verstehe, dass du dich zwischen zwei oder gar mehreren Stühlen siehst. Du darfst deines Amtes wegen niemanden bevorzugen und musst versuchen, die Wahrheit zu finden. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass das manchmal sehr schwer sein kann und dass einem manches Mal selbst die reinste Wahrheit vorkommt, als sie sie eine Lüge. Du sollst wissen, dass ich die niemals bewusst angelogen habe, das schwöre ich bei Iuppiter."


    Valeria sah Imperiosus ernst an. Wie log auch jetzt nicht. Dass sie bei Iuppiter schwor, sollte jeglichen Zweifel ausräumen, den Arrias Geliebter noch haben mochte - und derer gab es sicherlich einige.


    "Meine beiden Schülerinnen werden in Kürze die Probatio absolvieren. Leider gibt es außer ihnen nur noch einen Discipulus, welcher derzeit der Sacerdos Sabina Calvina unterstellt ist. Du weißt zudem auch sicher, dass es keine Unterscheidungen mehr gibt, sondern wir alle als Sacerdotes einem Sinne dienen: den Menschen die Götter wieder nahe zu bringen, nicht nur eine bestimmte Gottheit. Nach wie vor fühle ich mich zu Iuno am meisten hingezogen und verspüre etwas wie Geborgenheit, wenn ich in ihrem Tempel weile. Wir haben hier in Colonia keine festen Opferpläne, wer welcher Gottheit opfert. Es ist eher ein routierendes System, sodass jeder mal jeder Gottheit opfert, wenn Feste anstehen. Ich selbst habe das Marsopfer durchgeführt, da unser einziger männlicher Sacerdos, Tarquinius Thermus, derzeit in Mogontiacum ist und dort das Opfer leitete."


    Sie holte Luft und sah den Mann fragend an, einen Vorschlag zur Güte machend.
    "Von daher glaube ich, dass dein an sich guter Plan nicht ganz aufgehen wird. Ich könnte allerdings einen öffentlichen Plan aufstellen, wer wann welches Opfer leiten wird, da es im Falle der Aurelierin nicht anders zu gehen scheint. Was hältst du von dieser Idee?"

    Nur wenige Zeit später wurde das tote Tier fortgeschafft, in die Tempelküche, damit das Fleisch gekocht und verteilt werden konnte. Die Innereien wurden auf sorgfältige Art und Weise dem Mars zum Opfer gegeben.


    Zwei Stunden später waren der Boden gereinigt und die Opferutensilien fortgeräumt.

    Valeria nickte.
    "Nein, du irrst nicht. Scheinbar irrte die Sacerdos Aurelia Antonia, denn genau das war ihr Wortlaut. Als ich den Aushang fand, ersetze ich ihn natürlich umgehend. Man kann gläubige Römer nicht von den Tempeln fernhalten, nur weil eine Sacerdos im Urlaub ist."


    Sie schüttelte unwirsch den Kopf, sah den Pontifex dabei aber geradewegs an.


    "Keinerlei Kooperationsbereitschaft? Ja, das würde ich unterschreiben, wenn es um sie ginge. Ich habe mein bestes gegeben, doch ich laufe niemandem händeringend hinterher, wenn er so offenkundig zur Schau stellt, dass ihm nichts an Zusammenarbeit liegt. Wir haben diesbezüglich auch nicht miteinander gesprochen. Wie auch? Zuerst fühlte sie sich nicht im Stande dazu und nun ist sie in Rom. Ihr Officium befindet sich gleich nebenan."


    Langsam fragte sich Valeria, was genau der Pontifex hier wollte. Einfach ein bisschen über die Tempel und den Dienst reden, über die Beziehungen zwischen den Sacerdotes - oder hatte er eine Aufgabe vom Kaiser bekommen? Sie ließ sich allerdings nichts anmerken und wartete darauf, was nun kommen würde.