Valeria zuckte erschrocken zurück ob Maximians heftigem Ausbruch. Sie hatte nicht erwartet, dass er sie so anfahren würde. Verdattert sah sie ihn an. Maximian, der nur wenige Zentimeter vor ihr aufragte und irgenwie Bescheid wusste. Sicher von seinen Eltern. Auf die Frage, ob sie ihn nicht mehr kannte, hätte sie am liebsten mit einem abfällig en Nein geantwortet, doch der Kloß in ihrem Hals verhinderte, dass sie überhaupt auch nur einen Ton herausbekam. So starrte sie ihn nur weiter an und wurde dabei innerlich immer kleiner.
Und dann griff eine kalte Hand nach ihrem Herzen und drückte zu. Fieber? Romanus? Maximians Worte lösten ein unerträglich schlechtes Gewissen bei Valeria aus. Betreten sah sie zur Seite, denn Maximians Blick konnte sie in diesem Moment nicht mehr standhalten. Eine kurze Pause entstand, als Maximian sich abwandte und die Hände in die Hüften stemmte.
"Wo...wo ist er?" fragte Valeria leise, obwohl das feine Gespür der Frau zur Deutung derTonlagen einer Unterhaltung schon längst herausgefiltert hatte, dass die Antwort nur noch mehr Tränen auslösen würde. Valeria schluckte krampfhaft. Der Zorn auf Maximians Ausbleiben war fortgewischt, zurück blieben Verwirrung, Trauer und ein winziges Bisschen Liebe, neben einer alles verschluckenden Leere.
Sie hob den Blick und fragte erneut, fast flehend:
"Wo ist Romanus, Max?"
Doch Maximian antwortete nicht, sondern sprach von Mogontiacum und seinen Eltern. Also wusste er es doch von ihnen. Valeria wurde schwindelig, sie konnte sich nur noch mit Mühe auf den Beinen halten, doch nach außen hin war das nicht sichtbar. Als Valeria nun sprach, wurde sie immer leiser und verstummte schließlich mit einem verwirrten Kopfschütteln.
"Ich...aber...warum hast du dich nicht gemeldet? Einen Brief geschrieben? Lucius, ich....es war... Wir dachten, du.... Der Praefectus Portuensis, er sagte, du seist nicht an Bord gegangen, obwohl du auf der Passagierliste...."
Die flehende Stimme Maximians und vor allem dir Worte, die er sagte, machten Valeria vollends zu einem kleinen Häufchen Elend, das am liebsten unter dem Teppich verschwunden wäre. Doof nur, dass es hier keinen gab. Sie schluckte und sah beschämt zur Seite. Während sie alle erdenklichen Ausreden gesucht und auch gefiunden hatte zum Thema Maximian, hatte er mit Fieber auf dem Lager gelegen. Und nun...
"Marcus", flüsterte sie beschämt.
"Livianus."
In Zeitlupe hob sie den Blick und sah Maximian an. Fast schon fürchtete sie, dass er sie gleich schlagen würde. Tränenflüssigkeit hatte sich in ihren Augen gesammelt und eine einzelne Träne löste sich nun und rollte langsam an ihrer Wange herunter.