Valeria hatte die Palla nun abgelegt, denn sie würde sicherlich hinderlich sein bei dem, was sie vor hatte. Die junge Frau war aufgeregt, versuchte aber, es nicht zu zeigen. Das war zwar nicht ihr erstes Opfer, aber das erste, das sie auf einer Hochzeit darbrachte. Jemand hatte eine Schale mit Wasser bereitgestellt. Diese nutzte Valeria nun, um sich penibel die Hände zu reinigen.
"Iuno steh mir bei"; flüsterte sie so leise, dass kein anderer es hören würde. Währenddessen brachte man ein Schaf herein. Es trug dicke, flauschige Wolle und blökte ängstlich tänzelnd die Gäste an. Valeria sah nur kurz zu dem Tier, dann griff sie nach der flachen Schale, die frisches Quellwasser enthielt. Mit diesem besprenkelte sie dann die Hochzeitsgäste, um sie symbolisch zu reinigen. Die beiden Opferdiener kümmerten sich indes um das Tier, das zur Eingeweideschau recht unspektakulär geschlachtet wird. Valeria wartete und sammelte ihre Gedanken. Einer der beiden Opferdiener entnahm dem inzwischen toten Schaf die Leber, legte sie auf eine Patera und reichte sie Valeria, die mit spitzen Fingern und sehr kritisch die Hepatoskopie vornahm. Sie verbrachte vielleicht etwas länger als nötig damit, die Leber zu untersuchen, doch das war sicher nur der Aufregung zuzuschreiben. Würde eine Gottheit etwas gegen die Verbindung der beiten Brautleute einzuwenden haben?