Beiträge von Decima Valeria

    Cicero hatte Valeria zu Livianus' Zimmer geführt und war dann gegangen. Nun stand sie vor der Tür und fragte sich, was sie sagen sollte. Die üblichen Beileidsbekundungen schienen ihr Hohn zu sein, den Livianus ganz sicher nicht hören wollte. Schließlcih fasste sie sich ein Herz und klopfte kurz. Allerdings wartete sie die Antwort nicht ab, sondern trat schon einen Herzschlag später in das Cubiculum des Legaten.

    Valeria blinzelte und versuchte, dem Sklaven zu folgen. Allerdings schien er sehr aufgeregt zu sein und so dauerte es einen Moment, bis die Botschaft hinter den Worten ganz bis zu der müden, jungen Frau durchsickerte. Das bleiche Gesicht verlor einmal mehr an Farbe und der fröhliche Ausdruck in Valerias Augen wich einem entsetzten Blick.
    "Aemilia?" hakte sie nach.
    "Was....aber...wie....?"
    Sie verstummte und sah zu Boden. Sie hatte nie wirklich viel mit ihr zu tun gehabt, aber Aemilia war stets freundlich zu ihr gewesen und auch wenn sie nicht mehr Zeit gemeinsam verbracht hatten, so hatte Valeria Aemilia doch gemocht. Sie machte ein betrübtes Gesicht, weinte aber nicht. Ob sie dazu zu ausgelaugt war oder in diesem Moment einfach nicht richtig realisieren konnte, was das bedeutete, blieb fraglich. Als sie wieder aufsah. legte sie Cicero die Hand auf die Schulter.
    "Cicero...wo ist Livianus jetzt? Bring mich zu ihm ja?"

    "Ich möchte aber, dass er jeden mit Respekt behandelt - auch dich, Marcus, Brutus und die anderen", gab sie leise zurück, noch ehe sie jemand anderer hören konnte. Sie verfolgte die grobe Behandlung der entflohnen Sklavin mit missbilligender Miene und rätselte schon, wie sie der armen Frau wohl helfen konnte, als Serpens vom Pferd sprang und Valeria vom Wagen helfen wollte. Sie überlegte nur kurz; dann sagte sie kühl: "Ich denke nicht", und warf Marcus einen auffordernden Blick zu. Sie mochte diesen Menschen nicht und fühlte sich immer weniger wohl. Fast schon bereute sie die Entscheidung, so spät am Abend noch hierher gekommen zu sein; ja, überhaupt hierher gekommen zu sein. Aber sie ließ sich das nicht anmerken. Als sie endlich neben dem Wagen stand, sah sie sich wieder einmal um und gähnte hinter vorgehaltener Hand. Ein Blick zu Apollonius und Valeria zeigte ihm mit gerunzelter Stirn, was sie von dem Ganzen hier hielt. Die Frage war eigentlich nur noch: Wer war der Dominus und wie würde er sich verhalten?

    Zitat

    Original von Maximus Decimus Meridius
    Etwas später betrat Meridius aus einer Besprechung kommend sein Officium und fand bereits eine Person vor. Zu seiner Überraschung war es Valeria.


    "Salve Valeria. Schön Dich zu sehen.
    Was führt Dich zu mir? Bleibst Du eine Weile in Mogontiacum?"


    Er trat näher.


    Valeria lächelte und grüßte zurück.
    "Salve Meridius! Ja, eine Weile...doch, das könnte man so nennen. Der Cultus Deorum hat mir den Auftrag erteilt, meine Tätigkeit als Sacerdos in Mogontiacum weiterzuführen. Wobei ich sagen muss, dass dies nicht ganz gegen meinen Willen geschah. Ich wollte eigentlich einfach nur mal vorbeischauen und dir mitteilen, dass ich gut angekommen bin."


    Sie setzte sich unaufgefordert, ging aber davon aus, dass es Meridius recht war.
    "Hast du meine beiden Briefe denn nicht bekommen?"
    Eigentlich hatte sie doch dies alles geschrieben.

    Valeria hatte ja alles erwartet - aber ein so freudiges Willkommen? Wobei...wirklich freudig wirkte das nicht gerade...sie runzelte die Stirn, sagte sich dann aber, dass sie sicher nur müde war. Erfreut lächelte Valeria also Cicero an und sagte:
    "Oh, vielen Dank für das nette Willkommen, Cicero!"
    Sie reckte den Kopf, um an dem Sklaven vorbei in die Casa zu linsen.
    "Ist Livianus auch da oder hat er zu tun?" erkundigte sie sich.

    Schließlich hielt der kleine Trupp Sklaven vor dem Praetorium und stellte die Sänfte ab. Marcus eilte um das wuchtige Ding herum und half Valeria heraus, die sich noch unnützer und dicker vor kam als jemals zuvor. Doch die Porta versprach Ruhe, ein weiches Bett und ein angenehmes Mahl, also lächelte sie Marcus an und ließ sich dann von ihm die wenigen Stufen hinauf führen. Oben angekommen, klopfte Valeria, während die Sklaven schon begannen, ihre Habseligkeiten von einem kleinen Karren zu laden.

    Valeria sagte keinen Ton während der ganzen Fahrt, sondern sah sich nur fröstelnd um und starrte Löcher in den Wald. Sie hatte kein gutes Gefühl bei der ganzen Sache; und als endlich die Talsenke vor den Wagen auftauchte, war sie so müde, dass sie bereits an Apollonius lehnte und vor sich hin dämmerte. Ihre rechte Hand hatte sie dabei wie schützend auf den Bach gelegt und die Mundwinkel zuckten leicht, wenn sie im Halbschlaf an etwas dachte oder träumte. Bei der ruckartigen Bewegung, mit der der Medicus sich schließlich angewidert abwandte, als das Kreuz mit dem Toten in Sicht kam, erwachte sie wieder und rieb sich blinzelnd die Augen, um schließlich erschrocken die Luft einzuziehen und mit angehaltenem Atem den Mann am Kreuz ansah.


    "Ihr Götter", flüsterte sie. Dann polterten sie auch schon durch das Tor und in den Hof hinein, in dem sich schnurstracks eine Menge Leute versammelten, darunter wohl auch eine Angehörige der Frau auf dem Pferd. Valeria schürzte missbilligend die Lippen und sah sich dann auf dem Hof um.


    "Wo sind wir hier nur hin geraten?" fragte sie den Medicus flüsternd. Und wie mochte der Hausherr erst sein? Ängstlich hakte sie sich bei Apollonius unter und harrte der Dinge, die da kamen.

    Valeria sah den Mann geringschätzig an. Irgendwie würde sich ein Weg finden, wie der Sklavin geholfen werden konnte. Für den Moment aber konnten sie wirklich nichts tun. So blickte sie den Medicus nur traurig an und schüttelte dann den Kopf.


    "Nein, ich habe keine Ahnung. Der Name Domitius Caesantus sagt mir nichts. Vielleicht auch so ein Soldat", mutmaßte sie.
    "Apollonius, mir ist nicht wohl bei der ganzen Sache. Der Kerl behandelt das Mädchen wie ein Stück Dreck und dass keiner von uns seinen Herren kennt, lässt ein ungutes Gefühl in mir aufkeimen."


    Im Vorbeigehen warf sie erst Marcus und dann Phokas ein um Verzeihung heischendes Lächeln zu, die beide umherliefen und die Wagen wieder beluden.

    Valeria sah den Reiter ermüdet an. Sie mochte solch ein prahlerisches Gehabe nicht. Lucius Caninius Serpens...den Namen würde sie sich merken, das nahm sie sich vor. Sie vernahm Apollonius' Worte und seufzte ergeben, warf dann dem Mädchen einen traurigen Blick zu und wandte sich schließlich an den Hauptmann.
    "Wäre ich nicht gezwungen, würde ich mich dagegen aussprechen. Aber ich habe schließlich nicht nur an mich zu denken, also führe uns zu deinem Herren", sagte sie zu ihm und behandelte ihn damit wie einen Sklaven. :D
    Die boshafte Anspielung ignorierte sie einfach - und den Kerl dann übrigens auch, denn sie wandte sich um und ging wieder zurück zu der Sklavin und lächelte sie aufmunternd an. Wieder zeigte sie auf sich und sagte "Valeria."

    Valeria überlegte. Eine Nacht in einem weichen Bett wäre sicherlich nicht schlecht. Andererseits wollte sie auch unbedingt weiter und der Reiter kam aus einer ganz anderen Richtung als die, in die die kleine Gruppe reiste. Fragend sah sie zu Apollonius, denn sie konnte keine Entscheidung treffen.


    Die Worte bezüglich der Sklavin machten sie wütend. Valeria hatte Sklaven nie als Tiere angesehen, sondern als Menschen. Manche konnten schließlich nicht einmal etwas dafür, dass sie in die Hände von Sklavenhändlern gefallen waren. Sie sah den Reiter mit versteinertem Blick an und entgegnete Spitz:
    "Dann will ich für dich beten und hoffen, dass du niemals durch feindliches Gebiet fliehen musst. Hinterher hält man dich auch für ein Tier."


    Kurz kam ihr der Gedanke, das Mädchen schlichtweg zu kaufen, dann aber fiel ihr ein, dass sie nicht einmal das Standesgeld hatte aufbringen können und sie sah wieder fragend zu Apollonius.

    Valeria starrte den Mann finster an. In der Tat, das mit den Soldaten war ein Argument. Sie überlegte fieberhaft, was sie dazu sagen sollte, ließ sich das aber nicht anmerken und sagte schließlich:
    "Beide wissen nur, dass ich auf dem Weg bin, nicht aber, wann ich ankommen werde. Wie deinen wachsamen Augen sicherlich nicht entgangen ist, gibt es auch einen guten Grund dafür, dass wir nicht mit dem Schiff gereist sind. Aber wenn du dich lächerlich machen und einen Boten in die Regia nach Monogiacum schicken möchtest - mach nur, wir werden hier warten, auch wenn es sinnlos ist. Du wirst längstens Hauptmann gewesen sein, wenn du den Tod meines Kindes zu verantworten hast!"


    Sie sah den Hauptmann fest an und deutete dann auf die Sklavin.
    "Hast hat sie verbrochen, dass du die Hnde auf sie hetzt?" wollte sie wissen.


    Sim-Off:

    Ahle Zicke.... :D

    Valeria musterte den Hauptmann, der sich benahm wie ein Barbar. Sie hätte gut Lust gehabt, diesem "Hauptmann" ein paar gehörige Takte zu der Art und Weise, wie er die junge Frau geschunden hatte, zu sagen, beließ es aber vorerst bei einem finsteren Blick. Kurz überlegte sie, was wohl am geschicktesten war. Lügen schied aus, dazu fiel ihr kein Grund ein. Also die Wahrheit - aber wer sagte, dass sie ihm die Wahrheit erzählen musste, die er hören wollte? Also sah sie den Hauptmann missbilligend an und trat einen Schritt vor.


    "Das Weib trägt den Namen Decima Valeria und ist die Nichte des Legatus Augusti Pro Praetore und des Legatus Legionis der Legio IX Hispania. Was ich hier tue und wer mich begleitet, braucht nicht deine Sorge sein - aber ich würde schon gern wissen, warum du das arme Mädchen dort so grob behandelst, Hauptmann!"
    Sie hoffte, dass etwas bei dem Mann dort klick machen würde, wenn sie Meridius und Livianus erwähnte.

    Valeria verfolgte mit angehaltenem Atem den kleinen Kampf zwischen Männern und Hund, registrierte, dass das Stapfen plötzlich verstummte, ebenso wie das Knurren des Hundes, und ging hastig an Marcus vorbei zu dem Mädchen, das mit einer blutigen Wade am Boden kauerte und leicht wimmerte. Valeria vernahm sehr wohl die Frage des Tribuns oder wer auch immer er war, doch sie ignorierte sie absichtlich und kümmerte sich zuerst um die junge Frau, die aus schreckgeweiteten Augen den Reiter ansah.


    "Sch.....ist gut", sagte sie und kramte in einer Tasche nach irgendetwas, das sie als verbandartiges Etwas um das Bein der Fremden wickeln konnte. Fragend sah sie zu Apollonius, zuckte aber schließlich mit den Schultern und nahm der Einfachheit halber einfach ihre Palla, die sie einmal um das Bein der Fremden schlang und zweimal fest verknotete. Dann erst richtete sie sich auf und kurz wurde ihr schwummerig, weil sie einfach nicht mehr an ihren Zustand gedacht hatte.


    Zwei Herzschläge später hatte sie sich wieder gefangen und wandte sich nun endlich dem Reiter zu. Nachdem sie ihn gemustert und als Soldat eingeordnet hatte, ging sie rasch ihre Möglichkeiten durch und antwortete statt mit einer richtigen Antwort mit einer Gegenfrage.
    "Wer will das wissen?"

    Valeria hatte Mitleid mit der armen Frau, was sich in ihrem Verhalten und auf ihrem Gesicht wiederspiegelte. Sie sah das arme Ding mitleidig an und runzelte forschend die Stirn, als sie von Hilfe sprach. Valeria sah zuerst zu Apollonius und dann zu Marcus. Dann wandte sie sich wieder der Fremden zu, lächelte und zeigte auf sich selbst, doch ihren Namen konnte sie nicht mehr sprechen, denn plötzlkich erklangen neue Rufe und auch ein Bellen aus dem Wald. Erschrocken ruckte Valeria den Kopf herum, sodass sie nur noch aus den Augenwinkeln wahrnahm, dass die Fremde eine Flucht versuchte. Allerdings blieb es bei dem Versuch.


    Die schwangere Decima rappelte sich nun auf und stand gerade auf den Beinen, als ein großer, schwarzer Hund durchs Gehölz brach und sich im Bein der Frau verbiss. Mit erschrockener Miene herrschte Valeria die umherstehenden Sklaven an:
    "So tut doch was!!"


    Sie selbst lief zu der Fremden, konnte ihr aber nicht viel helfen, da sie sich an den Hund nicht herantraute und außerdem keine Waffe hatte. Ihr Blick ging zu Apollonius.
    "Wir müssen ihr helfen, sie hat doch nichts getan!" rief sie ihm zu.