Beiträge von Narrator Italiae

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    Kaum ist der erste Teil der mensa prima erfolgreich abgeschlossen, kündigt sich schon der zweite Teil mit einem weiteren Höhepunkt an. Begeistert klatschen die Gäste in die Hände denn nun kommt wohl das Beste. Ein Tierchen das eben noch frisch und munter in den Tiefen der Meere verweilte, soll nun auf grausame Art und Weise vom Leben zum Tode hin geleitet werden. Mit einem "Aaaahh und Oooooh" begleiten die Gäste den Fisch, der - wie von Senator Germanibus Avunculus empfohlen - soeben in seinem Wasserbecken von vier jungen Sklaven hereingetragen wird. Ja, die Gäste lieben solche grausamen Spielchen, denn gleich würde jeder von ihnen mit einen Teil von dem gar köstlichen Fische auf seinem Teller belohnt werden. Nur einen am Tisch interessiert dieses Schauspiel recht wenig und legt sich derweil schon mal seinen Bart zurecht. Denn gleich wird für Pupsus wie immer, die Schüssel mit puls und ein Löffel dazu gereicht.


    Und diese besagte Schüssel knallt Camylla ihm sogleich vor den Latz, so das der puls in alle Richtungen davon spritzt. Wie durch ein Wunder wird diesmal die Toga von Castus verfehlt, was dieser mit Verwunderung und Freude zur Kenntnis nimmt. Camylla hingegen schreitet schnellen Schrittes auf Corvus zu und diesmal packt sie mit ihrer Hand seineToga. Ungeduldig zieht sie daran und presst zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor: "Herr, was ist jetzt?! ... machen wir es jetzt? ...sofort!" Über diese unvermutete Attacke ist Coruvs so schockiert, das er mehrmals die Lippen schürzen muss. ..."Was denn, was ist denn? geh weg, lass mich los!" mit erhobenen Händen abwehrend und um nicht noch weiteres Aufsehen zu erregen, versucht er so schnell wie möglich wieder Herr über seine Sklavin zu werden. " ... ich hab doch gesagt spääääääter! ...geh lieber und töte die Meerbarbe und nicht mich! ... nach der mensa secunda, da machen wir es! so oft du willst und so oft ich kann!"


    Schnaubend lässt Camylla ihren Herrn wieder los und befolgt erneut den Befehl. Später, später... immer nur später. Alle schlagen sich hier den Bauch voll und sie muss hungern nach dem was sie verlangt. Lustlos greift sie nach dem scharfen Messer und gestikulierend droht sie ihrem Herren damit an was passieren wird, wenn das 'Können' mit dem 'Wollen' nicht mit halten sollte. 'Schnipp-Schnapp-und-ab' jawohl! - kurz und schmerzlos - so wie jetzt gleich das Schicksal, den todgeweihten Fisch ereilen soll. Die Meerbarbe hingegen starrt mit ausdruckslosen Augen auf das Messer und trifft spontan einen Entschluß. "Ich will noch nicht sterben!". Und mit einem kräftigen Flossenschlag katapultiert sich das Tier auch schon aus dem Becken heraus, tanzt vor den gebannten Augen aller Gäste ein paarmal auf dem Tisch herum, um sich dann mit einem beherzten Sprung vorerst vor die Schnauze des Tigerfells zu flüchten. Doch kann sich der Fisch nur kurz in Sicherheit wähnen, denn schon ist die messerschwingede Sklavin wieder hinter ihm. Camylla hält das Messer in der Rechten und zum Todesstoß bereit, lässt sie die Klinge herab schnellen. Doch trifft sie nur den Boden, dafür aber genau die Stelle dort wo Fisch und Tigerfell gerade noch die Nasen aneinander halten ....


    "Bift du wahnfinnig? .. paff doch auff wo du hinftifcht mit dem Meffer! Daff da ifft der Fiff nicht ich! Na warte daff follft du büffen!" ruft das Fell erschrocken und erbost zugleich und spuckt - im wahrsten Sinne - die Worte der Sklavin entgegen. Wild gestikuliernd deutet der Tiger auf den Fisch und schlägt dann nach Camryn, welche sich daraufhin erst einmal einen Kampf mit dem Pelztier liefern muss. Aha!- die Tötung der Meerbarbe dürfte sich also noch etwas hinziehen und so nutzen die Gäste die Gelegenheit, um sich lieber wieder ihren Gesprächen zu widmen. Mit einem letzten Blick auf Camylla, die gerade ziemlich unschick am Boden mit der Meerbarbe und dem Tigerfell ringt, holt sich Diana das Stichwort für ihr Thema, das sie nun zur Sprache bringen will. "Weißt du, worin der Unterschied im Bett zwischen einer Sklavin sowie sämtlichen nicht würdevollen Frauen im Gegensatz zu denen besteht, die Würde haben?" Der soeben angesprochene Pupsus kneifft nachdenklich die Augenbrauen zusammen, was aber unter dem wuchernden Haarkleid, das er am Kopfe trägt, nicht weiter auffällt. "Vielleicht in der einfachen oder schwierigen Handhabung, Verfügbarkeit?" Diana schüttelt verneinend den Kopf, denn das trifft noch nicht genau den Punkt. Vielleicht ist es ja das Seufzen und Stöhnen von Camylla, die soeben verzweifelt versucht unter dem Tigerfell hervor zu kriechen, welches Diana nun die Worte wie von selbst in den Mund legen lässt. ""Nicht ganz, Pupsus. Die Frau mit Würde gibt sich nicht mit der Rolle einer Unterhalterin zufrieden und sie verfügt auch nicht über einen Leitfaden, wie man einen Orgasmus vortäuscht, nur um den Mann glücklich zu machen." Orgasmus? hatte er da eben Orgasmus gehört. Pupsus lässt augenblicklich den mit puls gefüllten Löffel sinken. So etwas ist natürlich auch für einen Kyniker wie ihn von großem Interessen und so ruft er ganz erstaunt. "Sag bloß, da gibt es einen Leitfaden?" ... Natürlich gibt es den! und dies bestätigt ihm Diana mit einem heftigen Nicken, doch bevor sie ihm diese prickelnde Anleitung nennen kann, muss sie zuerst selbst einen Schluck Wasser zu sich nehmen. Doch dann beugt sie sich ganz nah zu ihm heran und führt ihre Lippen an Pupsus’ Gehörmuschel heran, so dass nur er und natürlich auch alle Zuschauer es hören können:
    "Sara liest die Anleitung den aus dem Hinterland eingeführten Gebrauchsgegenständen mehrmals täglich vor. Sie hat es mir erzählt, pass auf! Dort steht drauf:
    - Beug den Rücken so weit wie möglich durch und hechle wie ein Hund.
    - Schreie ‚ja, ja, ja…’ oder auch ‚fester, fester…’ und schlage dabei auf ein Kissen.
    - Ändere den Ablauf, Männer mögen Abwechslung. Also erst schlagen und dann schreien.
    - Vergiss nie, am Finger zu saugen.
    - Am Ende laut aufschreien und mit den Beckenbodenübungen beginnen: anspannen - entspannen - anspannen - entspannen."


    Bei diesen Worten dürften – in der Tat – nicht nur Pupsus´ Ohren, sondern vielmehr die Ohren aller Zuschauer an Dianas Lippen hängen. Derweil besiegt Camylla die Meerbarbe mit einem gezielten Stich! Triumphierend hält sie das aufgespießte Tier wie zum Siegeszeichen hoch, doch was ist das? Völlig unbeachtet ist sie und das nach dieser Tortur. Wütend packt sie das tote Tier, geht damit zu einer Schüssel voll garum und bereitet die Leiche des Fisches endlich zu. Aber Strafe muss sein und diesmal trifft es Diana und Pupsus, die ihr die Schau gestohlen haben. Anschließend serviert sie wie gewohnt allen Gästen. Nur die Beiden, die bekommen jetzt nichts! Nichts zu essen und nichts zu trinken, nein, sie lässt sie einfach aus! Das kann Pupsus natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Zu trocken ist seine Kehle mittlerweile, nachdem er minutenlang mit offenem Mund und heraushängender Zunge, den Ausführungen von Diana gefolgt war. Er steht auf und ist fest entschlossen, die Sache mit dem Einschenken nun selbst zu übernehmen. Camylla jedoch wehrt sich dagegen. Sie entzieht ihm mehrmals die Kanne wieder, die er sich jedesmal auf neue von ihr zurück erkämpft. Was folgt ist ein kurzes Handgemenge, bei dem der sonst so friedliche Pupsus der Sklavin letztendlich einen leichten Schubs erteilt. Natürlich nur in der Absicht sie zurecht zu weisen. Doch was ist das? was passiert nun? ... Die Sklavin macht ein paar Schritte zurück ... sie rudert mit den Armen und dreht sich verzweifelt herum ... sie beginnt zu straucheln ... gleich, ja gleich fällt sie! ... sie wird doch nicht? ... aaah! sie fängt sich ... die Sklavin kann sich auf den Beinen halten, oder was ist jetzt? ... da das Tigerfell! es stellt der Sklavin heimtükisch ein Bein! ... ok, das wars dann für die Sklavin, sie fällt! ... mitten hinein in den Zuschauerraum ... auf ihre Knie und direkt vor die Füße des Hausherrn Marcus Aurelius Corvinus ... hoppla, gehört das überhaupt noch zum Stück? ... Nein, mit Sicherheit nicht! Denn nun blicken alle Sklaven von der Bühne aus in den Zuschauerraum und beobachten ihrerseits, was für eine Szene sich da gerade abspielen mag...

    Wieder einmal war jener Tag, an dem die Pontifices pflegten, gemeinsam in der Regia zusammenzukommen und die Probleme und Visionen des Cultus Deorum zu besprechen. Auf seinem curulischen Stuhl saß der Rex Sacrorum Gnaeus Fabius Antistes, neben ihm war der Flamen Dialis nicht erschienen. Auch ein paar andere Plätze waren unbesetzt.


    Bis alle erschienen waren, plauderte Antistes ein wenig mit dem Flamen Martialis, dem Traum zahlreicher junger Frauen...




    Zufrieden lächelte der Rex Sacrorum. Natürlich hatte Agrippina an alles gedacht!


    "Gut, dann werde ich das ganze dem Collegium Pontificium vorlegen, aber ich denke nicht, dass es da Einwände geben wird. Du kannst ihn also im Prinzip bereits in der kaiserlichen Kanzlei anmelden. Wir werden ihm dann den Status des Kultvereins bestätigen."


    Zwar konnte der Kaiser das auch selbst, aber vielleicht war es doch geschickter, wenn der Kaiser schon im Krieg war, dass die Pontifices entschieden.




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    ...während man sich bei Tisch noch vielsagende Blick zuwirft ob des Tischgesprächs, räumt Camylla bereits die ersten leeren Teller ab. Wohlweislich umrundet sie dabei das Tigerfell, dem sie einen kritischen Blick zuwirft, ehe sie es passiert. Kaum fehlt den Gästen der Teller vor der Nase, breitet sich Unruhe aus. Man hat Hunger, man wartet auf den ersten Hauptgang, und jener soll nur zu bald auf die Vorspeise folgen. Neuerlich betritt die Sklavin Camylla mit einem silbernen Tablett in den Händen das Speisezimmer, wo ihr wolfshungrige Blicke entgegen geworfen werden. Sie beeilt sich, vor jedem Gast den Teller abzustellen, welcher für ihn gedacht ist. Es ereignet sich jedoch ein Zwischenfall, der nicht ganz unbeabsichtigt ist...


    Als Camylla Menetekel serviert, stößt sie mit dem Rand des Tellers an seinen Hinterkopf. Gerade noch so kann sie ein boshaftes Grinsen unterdrücken. Menetekel hingegen springt augenblicklich auf und fixiert die Sklavin mit durchdringendem Blick. "state!” Camylla richtet sich allerdings nur auf und steht nicht richtig stramm, wie es ein Soldat können sollte. Menetekel ist außer sich. “Wenn ich sage ‚stillgestanden’, dann kneifst du deinen Hintern so zusammen, dass deinen Filzläusen die Augen tränen! Ein Sklave hat sich ordentlich zu verhalten bei Tisch! Wo sind denn deine Sitten, junge Dame? Hat man dir nicht beigebracht, dass Tellerränder an frisch gefärbten Haaren nichts zu suchen haben? Hm?! oculos ad me! Dass du mir heute Abend deine Leibesertüchtigung nicht vergisst - dreißig Liegestütz sollten tat- und schuldangemessen sein. abite!“ Daraufhin setzt sich der Soldat neuerlich und mustert seinen Teller, Camylla indes die Augen verdreht und einfach weiterserviert.


    ...gebratene Wachtelkeulchen, in köstlicher Marinade eingelegte Filetstücke eines Ochsen, Garnelenschwänze und allerlei leckere Beilagen sind auf jedem Teller wundervoll angerichtet. Einzig Pupsus bekommt erneut eine Schüssel vorgesetzt, in der sich Puls befindet. Sich die Lippen leckend, ergreift er bereits einen Löffel und wartet ungeduldig auf das Startsignal zum Breischöpfen. Doch der Hausherr hat sich zuerst der erneuten Frage der bedienenden Sklavin zu widmen...


    Camylla stellt den Teller liebevoll vor Corvus ab. Als sie sich nach vorn beugt, ist deutlich eine nur zu gut bekannte Frage zu vernehmen. “Herr, aber wir machen es doch so wie immer?“ Ein vielsagender Blick bohrt sich nach einem koketten Augenaufschlag in Corvus’ Augen. Jener räuspert sich vernehmlich. “Äh…ja… Ja, in der Tat...so machen wir es – aber später!“ Camylla seufzt herzzerreißend, richtet sich aber auf, um den Gästen Wein nachzuschenken. Corvus erhebt sich bereits mit seinem Becher in der Hand. Pupsus erhält sein Wasser, und dann tönt es auch schon vom Kopf des Tisches: "pro deos deasque!“


    Augenblicklich erheben auch die anderen Gäste erst sich selbst und dann ihre Trinkgefäße. Wieder einmal ist Costa der erste, der etwas erwidert.
    " ...ein Hoch den Perfekten!
    ...die nicht so wie ich sind, sich niemals versteckten...“

    Costa räuspert sich, trinkt hastig einen Schluck und setzt sich sogleich wieder. Das kann Corvus natürlich nicht so stehen lassen, immerhin ist Costa sein Vetter. “ ..auf Ehrbarkeit und Pflichtgefühl“, versucht er daher Costa aufzumuntern, schaut dabei jedoch Ursus an – natürlich gaaanz zufällig. Jener erwidert den Blick mit versteinerter Miene, ehe er breit grinst und erwidert: “Auf den Erfolg, das ist besser!“ Siegessicher trinkt er und setzt sich sodann. Pupsus, der sich als einziger nicht erhoben hat und dem der stumme Disput nicht entgangen ist, schwingt seinen Bart über die Schulter und lässt verlauten: “Da könnt’ ich glatt schwach werden und Wein trinken, - nur um’s ertragen zu können...“ “Auf die Tugend“, ertönt es da von Diana. “Sie ist der beste Adel!“ Indes erhebt Falivus Castus seinen Becher mit abgespreiztem kleinen Finger. Vernehmlich räuspert er sich und gibt alsdann seinen Spruch zum Besten. "Adel verpflichtet! Und ein Adliger sollte sich nicht vom Onus exzepieren!“ Graziös nimmt er neuerlich Platz. "Papperlapapp! Adel will verdient sein! Und zwar mit Feuer und Schwert!“ lässt Menetekel verlauten und reckt dabei sein Messer einem Schwerte gleich in die Höhe. Priscilla weicht etwas zurück, um ihr Auge zu behalten. “Dem Feind mitten in das Herz!“ fährt Menetekel fort und spießt das Messer in gnadenloser Manier in seine unschuldige Wachtelkeule. Priscilla lässt langsam ihren Becher wieder sinken und erwidert mit erhobener Braue: “Perfektion im Aufspießen von Vogelbeinen, fürwahr erstrebenswert. Da trinke ich doch lieber auf Ehrbarkeit und Pflichtgefühl...“ Und damit setzte sie sich und nippt an ihrem Wein. Falivus Aquarus folgt ihr mit dem Blick und reagiert mit einem charmanten Lächeln und den Worten “Wollen wir nicht lieber auf die Schönheit trinken?“


    ...als alle wieder sitzen, läutet Corvus den Beginn des ersten Hauptganges ein, indem er zur Keule greift. Nur kurz herrscht Schweigen, da jeder über die soeben durchlaufene Trinkspruchrunde nachdenkt. Plötzlich fliegt eine Erbse quer durch den Raum und trifft die Kleidung des sich im Publikum befindenden Senators Purgitius Macer, ehe sie zwischen den Füßen der Gäste verschwindet und nicht mehr gesehen ward. Kurz schauen alle am Tische Sitzenden entsetzt auf und man merkt deutlich, dass das Fliegen der Erbse zwar geplant war, deren Flugbahn aber eigentlich anders hätte verlaufen sollen. Die Souffleuse flüstert hektisch, dass man sich nicht ablenken lassen sollte, und so geht das Stück einen Augenblick später auch schon weiter...


    Camylla eilt am Fell des Tigers vorbei in den Zuschauerraum und sucht nach der Erbse. Kurz darauf taucht sie direkt vor Senator Flavius Gracchus wieder auf, japst “Hab sie!“ und macht sich bereits auf den Weg, die Erbe zu entsorgen, als das Fell sich erhebt, sich einen Moment verwirrt umschaut und dann die Souffleuse leise fragt: “Waff kommt jetft noch mal? Ffnurren oder fauchen?“ Die Antwort lässt nicht lange auf sich warten, und so greift dar Tiger der vorübereilenden Camylla an den Po und schnurrt dabei leicht lispelnd. Camylla sich indes herumdreht und dem Tiger eine Ohrfeige verpasst. Fortan befindet sich ein grüner Erbsenfleck auf der Wange des Tigers, der nun k.o. auf dem Boden liegt.


    “Perfektion… Pah, wer ist schon perfekt? Kleine Fehler muss man schon in Kauf nehmen, wenn man weiterkommen will“, sagt Upsus mit verächtlichem Unterton in die folgende Stille hinein. Falivus Castus fühlt sich angesprochen, er legt seine Gabel fort, tupft sich den Mund und erwidert: “Fehler akzeptiert nur jener, der vollkommen amethodisch und derangiert existiert. Ein veritabler Perfektionist lässt ab ovo erst gar keine Misslichkeit naszieren!“ Ratifizierend verifiziert Castus seine eigenen Worte mit einem Nicken. Upsus hingegen sieht nun tatsächlich derangiert aus und starrt Castus kurzzeitig mit offenem Mund an. Fast kann man das Fragezeichen über seinem Kopf hören, und damit es deutlich wird, hebt ein hinter Upsus sitzender Junge nun eine Tafel mit einem großen, schwarzen Fragezeichen über Upsus’ Kopf. Kurz danach senkt er die Tafel wieder. Inzwischen haben alle den Kopf gehoben und betrachten die beiden interessiert. “Ja, äh, aber....werter Castus, was haben denn die Nase und die Ohren eines Perfektionisten mit Fehlern der anderen zu tun“, fragt Upsus nach einigen Momenten des Nachdenkens, denn er hat Castus gar nicht verstanden. Falivus Castus indes marginal die Braue hebt und Upsus penetrabel kalkulierend lorgnettiert. “Ohren? Nasen? Die Nasen und die Ohren kohärieren de facto sogar sehr damit! Wie sagt man? nam vitiis nemo sine nascitur. Kein Mensch wird ohne Defekt geboren und gleichwohl kann man an ihm bei der Geburt meist kein Defizit an Nase und Ohren konstatieren.“ Upsus schaut sich verstohlen um. Bemerkt jemand die Misere, in der er sich befindet? Er räuspert sich und entgegnet:”Die Tatsache, dass der Mensch mit zwei Augen und zwei Ohren, aber nur mit einem Mund geboren wird, lässt ja eigentlich darauf schließen, dass er zweimal soviel sehen und hören sollte als reden...oder essen! Aber wir sollten nun trotzdem den Weg frei machen für den Nachtisch...“ Und damit beugt er sich auch gleich wieder über seinen Teller und knabbert hastig an seinem Wachtelbeinchen. Falivus Castus schürzt die Lippen, wendet kurz den Blick nach oben und schüttelt sodann den Kopf. Kurz vermeint man noch das Wörtchen „desolat“ zu hören, dann nurmehr Kaugeräusche.

    Die beiden Streitwagen, ansonsten kenntlich durch die unterschiedlichen Farben der einzelnen factiones, hatten als Unterscheidungsmerkmal dünne Stangen mit einem Banner daran an die Seite der Wagen gebunden, je eine Fahne pro Wagen, und das Motiv darauf gehörte ebenso zum Maskult wie die Salier - eine Fahne zeigte ein Schild, die andere den Speer, die traditionellen Waffen, mit denen der Kriegsgott abgebildet wurde. So bejubelten die Menschen auf den Rängen dieses Mal nicht ihre favorisierte factio, sondern eben ein Symbol.
    Bisher sah es gut aus für den Speer-Wagen, auf der ersten Länge hatte er sich bereits ein gutes Stück vom Schild-Wagen abgesetzt und jagte die Gerade entlang, als seien die Erynnien hinter ihm her - elegant nahm er die zweite Kurve und schoss voran, während der Lenker des Schild-Wagens sein Bestes gab, unter dem Johlen der Menge den verloren gegangenen Anschluss zurückzuerobern. Hätte man den beiden Jungfahrern vorher gesagt, dass sich die Römer auch ohne ein offizielles Wagenrennen so sehr für das Rennen begeistern würden, hätten sie es wohl nicht geglaubt, aber nun wurden sie eines Besseren belehrt.


    Selbst die Marspriester, sonst ehrwürdige, erwachsene Männer, reichgesegnet mit römischer gravitas und dignitas, ließen es sich nicht nehmen, die Wagen anzufeuern und sich untereinander ein bisschen giftig anzublicken, wenn ein Schild-Freund neben einem Speer-Fan saß. Auch der flamen Martialis beobachtete das Rennen gespannt, er hatte zwar nicht gewettet, aber es war doch spannend, und offensichtlich sah es nach einem ziemlichen Vorteil für den Speer-Wagen aus, der die erste Kurve der zweiten Runde nahm und seinen Vorsprung gegenüber dem Schild-Wagen weiter ausbaute.

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    ...Viel zu lange hatte die Begrüßung so manchem schon gedauert, denn was kümmert die Gäste schon groß der Anlass dieser Feier. ... Curator mulierum? ...was bitteschön soll das denn für ein Posten sein? Essen wollen die Gäste und sonst nichts! So folgen alle Augenpaare stumm und gierig nun der Sklavin, welche sich bemüht das Essen eilig auf zu tischen. Mulsum und Brot, Garum, Oliven und auch Käsewürfel, all diese Köstlichkeiten finden ihren Weg auf die Teller der Männer und Frauen. Alle bis auf einen, dem am Tisch ein ganz besonderer Gaumenschmaus ist zu gedacht. ...Eine Schüssel mit puls wird achtlos hingeworfen und Pupsus, welch ein Wunder, scheint sich darüber sogar zu freuen. ... Ja, selbst der Sklavin ist der Fraß egal den sie verteilt. Viel lieber wirft sie böse Blicke in den Raum und ganz besonders auf die Frauen. Nur eine Frage beschäftigt die Sklavin ... und um diese zu stellen ist sie hier ...


    ..."Hier für euch Herr!" ganz sachte stellt Camylla den letzten Teller mit den vielen Köstlichkeiten vor dem Hausherrn ab. Ganz nahe kommt sie ihm dabei und mit einem kurzen Blick nach allen Seiten spitzt sie die Lippen und flüstert leise an sein Ohr. Herr, machen wir es wie immer?"


    Corvus, eben noch fasziniert den Teller mit den Köstlichkeiten musternd, zuckt zusammen und schürzt kurz die Lippen. ""Ähm, wie bitte .. was ist los?" Was musste er da hören? ... pah ... dachten jetzt schon die Sklaven immer nur an das Eine ? ... nein! ein schneller Blick zu ihr und seine Hand hebt sich nur kurz, damit sie augenblicklich schweigt. "Pssst...nicht jetzt! später! das brauchen ja die anderen nicht zu wissen! ... bereite lieber schon die mensa prima vor, dann sind wir hier umso schneller fertig.


    Camyllas Blick verfinstert sich ein wenig, denn zu warten hat sie keine Lust. Beleidigt richtet sie sich wieder auf und schreitet hinter dem Stuhl ihres Herrn herum. Sie gehorcht! Wenngleich nur widerwillig. "Sehr wohl der Herr, ganz wie du wünschst. Ich werde warten!" Sie geht, doch sie schmollt und das soll Corvus ruhig sehen! So fährt sie denn, um ihn zu provozieren, wie zufällig mit ihrer Hand durch das Essen eines Gastes und putzt sich die Finger sogleich an dessen Gewande ab.


    Falivus Castus indes - der Gast, den Camylla sich zum Opfer wählte, verfolgt ein wenig verwundert das Schauspiel das die Sklavin da mit ihrem Finger, zuerst in seinem Essen und dann auf seiner Brust, veranstaltet hat. Und er reagiert - wer mag es ihm verdenken - ein wenig brüskiert auf das Ergebnis, das er auf seiner schönen Toga sehen muss. "Deplorabel! Solch futile Sklaven gibt es in unserem Domizil nicht! Ich insistiere, sofortig von diesem Soßenklecks degraissiert zu werden!"


    Sehr weise und überlegt wählt Castus seine Worte. So wie er es stets tut, um sich der Umwelt mit zu teilen. Doch heute will - warum auch immer - niemand am Tisch sein Leid so recht zu Kenntnis nehmen. Am wenigsten Camylla, die schon längst die Tafel umrundet hat, um Rachepläne zu schmieden. Allein ein Tigerfell, das unscheinbar am Boden liegt und eigentlich nur zur Zierde dient, erbarmt sich der klagenden Worte und streckt die Pranke schon zum Schlage nach Camylla aus. Gut gemeint zwar von dem Tiger doch die Sklavin tritt - so unauffällig wie es eben geht - augenblicklich und mit aller Wucht in das Gesäß des armen Tieres. Und noch während dieses - vor Schmerzen krümmend - sich kreuz und quer am Boden rollt, erhebt sich auch schon der Hausherr, um höchstpersönlich zum ersten Trinkspruch an zu setzen ... "... pro deos deasque!..." Der Trinkspruch verfehlt die gewünschte Wirkung nicht. Denn wie vom Blitze Jupiters berührt springen nacheinander die Gäste auf, um mit wohlklingenden Worten ihren Dank den Göttern an zu preisen:


    Costa ist der Erste und entschlossen spricht er aus dem Herzen, wenngleich seine Worte zum Ende hin immer zerknirschter wirken.
    "Auf Männer und Frauen!
    Ach, würd' ich mich bloß bei den Frauen mehr trauen!"

    Über solch verzagte Worte seines Vorredners kann Upsus - der Perfektionist - nur müde den Kopf schütteln. Hier fehlt es eindeutig an der richtigen Einstellung! "Auf die Frauen, wer könnte ihnen schon widerstehen? Ja, trinken wir auf sie und darauf, dass die Männer immer die Oberhand behalten." Corvus schüttelt dabei protestierend den Kopf. "Tz! Von Frauen spricht man nicht. Man beschäftigt sich mit ihnen!" sagte er und setzt sich, nicht ohne Camylla mit einem schmunzelnden Blick zu streifen. Diana verdreht die Augen. Mit einem zuckersüßen Lächeln weiß sie dem zu widersprechen: "Oberhand? Ihr Männer dürft zumindest daran glauben, wobei der Begriff ‚schwaches Geschlecht’ nur deswegen erfunden wurde, um die Männer zu entwaffnen. Auf die Entwaffnung!"


    ""Wie? ... Entwaffnung?" Claudus Menetekel zuckt zusammen und glaubt sich verhört zu haben. Das käme ja einer Niederlage gleich - Nein! sein Arm mit dem Kelch schnellt hoch zum Siegeszeichen und verschüttet so den guten Wein...egal ... "... das geht auf gar keinen Fall! An die Waffen, Männer!" Erneut muss Falivus Castus mit strengem Blick zur Kenntnis nehmen, wie diesmal Wein auf seine schöne Toga spritzt. Schmollend stellt er sogleich den Kelch zurück auf den Tisch und blickt beleidigt in die Runde... "Deplorabel! Nicht nur futile Sklaven, auch noch inkompetente Gäste suchen mich heim... Beim Iuppiter, mein einzig modestes Desiderium ist doch lediglich die Dispens jenes Fluidums", klagt er. "Trinkt auf die Integrität meiner Garderobe!"


    Pupsus hingegen nimmt es völlig gelassen, nippt an seinem Wasser und winkt nur ab. Wer wird sich schon von einem Spritzer Wein, die Stimmung verderben lassen.
    "Kennt ihr den schon? ...trifft eine Frau zufällig ihren Mann und seine Geliebte ... beide tot!" Beide tot? ... das wäre für Falivus Aquarus noch das geringste Übel, plagen ihn doch bei diesem Thema ganz andere Ängste! Und mit nach oben gerichtetem Blick teilt er diese auch sogleich mit.
    "Oh ihr Götter, ich flehe euch an! ... zwingt mich nie dazu, mich für ein Geschlecht entscheiden zu müssen ..." Priscilla, die Letzte in dieser Runde hat zu dem Thema die wenigste Kunde. So blickt sie auch ein wenig verzagt, bevor auch sie etwas dazu zu sagen wagt."Auf die Männer und Frauen und auf das, was sie alles mit einander tun. Ihr Götter lasst es mich wissen....schnell! ..."


    ... Und als hätten die Götter ein Einsehen mit ihr, nimmt Priscilla all ihren Mut zusammen. Da! ...Der Mann ihr gegenüber scheint in diesen Dingen nur allzu erfahren und schon erwidert Aquarus ihren Blick mit regem Interesse. Warum sollte sie ihn nicht zu diesem Thema unverbindlich befragen?! ... Schon beugt sie sich zu ihm hinüber und flüstert hinter vorgehaltener Hand ...
    "Lieber Aquarus, bisher betrachte ich das Thema Männer und Frauen ja eher theoretisch. Ich hab da so viele Fragen und am meisten beschäftigt mich da eine ganz praktische Frage: Nämlich die, warum Männer einerseits bei der Liebe mit ihrer Energie so verschwenderisch umgehen, während sie andererseits so energiesparend leben und nachts sogar die Villen unbeheizt lassen, so dass wir Frauen ständig frieren müssen."


    Aquarus ist sichtlich entzückt von dem Ausblick und die Aussicht auf leichte Beute, welche sich ihm da gerade eröffnet hat und beugt sich schon halb lauernd und halb vor Freude Priscilla entgegen.
    "Werte Priscilla, wenn du Wärme suchst wende dich vertrauensvoll am mich! An einem solch anmutigen Geschöpf wie dir verschwende ich nur zu gerne all meine Energie! Aber wie kommst du eigentlich darauf, das Männer nachts die Villen grundsätzlich unbeheizt lassen?"


    Was muss sie denn da hören? Das klang ja wirklich interessant! Doch ist Priscilla unfähig dieses Thema hier weiter zu vertiefen, solange sie sich noch nicht über die Details im klaren ist. So fächert sie sich lieber mit der Hand etwas Luft zu und meint darauf kichernd nur . "Oh! Wahrlich, ein selbstloses Angebot das du mir da machst. ... Vielleicht hab ich mich auch in dir getäuscht. Ich dachte mir eben, alle Männer tun dies aus dem einfachen Grund, weil sie sich zum Aufwärmen nachts eine Sklavin ins Bett legen." Aquarus legt seine Gabel fort und versichert sogleich nachdrücklich: "Aber nein, wo denkst du nur hin! Ich käme im Übrigen niemals auf die Idee, eine Sklavin dir vorzuziehen." Ob dieses Geständnisses errötet Priscilla und schaut leicht verlegen zur Seite. "Oh... Darf ich das als unmoralisches Angebot deuten?" Galant schüttelt Aquarus den Kopf, langt über den Tisch und legt seine Hand in vertrauter Geste auf die Priscillas. "Aber nein, wie kommst du denn darauf? Nun, man(n) will schließlich fit bleiben. Da braucht man schon etwas Übung, damit die werte Frau Gemahlin sich nicht langweilt" erklärt er und nimmt die Hand dann wieder fort. Indes Priscilla sich interessiert vorbeugt: "Übung? Gemahlin? Wer ist denn deine werte Gattin? ...wie auch immer, etwas Übung könnte ich sicher auch gebrauchen!" Aquarus quittiert diese Worte, indem er sich an einem Salatblatt verschluckt. Verwundert starrt er Priscilla an. Und ehe er etwas erwidern kann, was er später vielelicht bereuen könnte, wird der Tisch abgeräumt...

    Der Vorhang teilt sich. Die Sklavin Saba tritt hervor. Sie trägt ein edles Gewand, so wie alle im Theaterstück involvierten Sklaven an diesem Abend. Wie wichtige Herrschaften schauen sie aus. Saba tritt in die Mitte der Bühne und verkündet laut genug, sodass jeder es hören kann, und mit toternster Stimme, was auf ihrer Tafel steht.


    Und dort steht:



    >>Ähnlichkeiten mit bekannten Personen sind reiner Zufall. Dieses Stück basiert nicht auf einer wahren Begebenheit.<<


    Nach einer Verbeugung verlässt sie die Bühne und nimmt einen Platz an der Seite an. Sie hat die Rolle der Souffleuse des Stückes abbekommen. Sie wird den Erzähler* lesen.


    Sim-Off:

    *Kursives


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    ...und es begab sich zu einer Zeit, da die Nächste kühler und die Tage kürzer wurden. An einem regnerischen Abend, hatte der Hausherr zu einem Abendessen eingeladen, denn er war eben gerade zum curator mulierum ernannt worden. Ausgesuchte Gäste befanden sich nebst einigen Familienmitgliedern, die nicht in letzter Sekunde mehr abgeschoben werden konnten, wohin auch immer. Die letzte Nacht war lang gewesen. So lang, dass der Hausherr ob der cena vergessen hätte, wenn nicht sein Tigerfell ihn daran erinnert hätte. Die Gäste waren geladen und bereits zu Tische geführt worden, wo sie den Hausherr erwarteten, dessen Gähnen und Schlurfen bereits sein Kommen andeutete...


    Tiefe Ringe zeigen sich unter Corvus’ Augen. Sein Haar ist zerstrubbelt, er gähnt ausgedehnt, als er den Raum betritt. “Uahm....guten Mor....Abend alle zusammen, Es freut mich außerordentlich, dass ihr alle Zeit hattet, hier seid und so weiter. Hm...“ Corvus unterdrückt diesmal das Gähnen mit Müh und Not und setzt sich ans Kopfende des Tisches. Verwundert schaut er in die Runde und wendet sich dann Camylla zu. “Camylla, wer ist denn alles da? Da fehlen doch einige...oder?“ fragte er seine parat stehende Sklavin und schaut sie dabei fragend an.


    “Ja, Herr…. Deine Cousine Helvetia hat sich bereits zurückgezogen und erwartet dich, mit einer Schale voller duftender Esskastanien in ihrem cubiculum, um dich wie immer zu trösten, wenn hier wieder mal alle böse zu dir sind. “ Corvus blinzelt irritiert, nickt aber. “ Deine Cousine Siena sucht immer noch vergeblich im ganzen Haus nach ihren verstorbenen Eltern. Die hast du ihr ja angeblich als Geschenk aus dem Elysium mitgebracht. Dabei rettet sie von der Schnecke bis zum Elefant jedes Tier, das ihr über den Weg läuft. “ Corvus schaut ins Publikum und guckt traurig aus der Wäsche. Das Schicksal der kleinen Siena geht ganz gewiss jedem ans Herz. “Caministra kam ja eigentlich her, um ihre Söhne zu besuchen. Aber da die drei sich nicht gebührend um sie kümmern, packt sie gerade wieder ihre Koffer und will zurück nach Ravenna reisen“ Bestürzung steht Corvus ins Gesicht geschrieben. “Tja... deinen Neffen Equus hast du ja persönlich als Bettler beschimpft und vor die porta werfen lassen.“ Corvus’ Brauen ziehen sich zusammen und er schüttelt pikiert den Kopf ob dieser Information. “Und Philadelphius hat leider einen Überschuss an Wein abbekommen und versucht nun, die Gänge dreckig zu machen, damit er sich hier endlich zuhause fühlt“, schließt Camylla und kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.
    Just in jenem Moment springt Claudus Menetekel auf und schaut triumphierend in die Runde. “Hah! ... In meiner Villa gäb’s so eine Schluderei nicht, da spuren alle!!! Sklaven wie Angehörige gleichermaßen! ..zack zack ... beim Morgenapell, oder wenn ich was Wichtiges - wie die Änderung meiner Haarfarbe - zu verkünden habe, wird angetreten!! ... Da traut sich keiner zu fehlen!!!" Ein betretendes Schweigen breitet sich unter den Anwesenden aus. Alle Augen sind auf Menetekel gerichtet. Letztendlich schürzt die Lippen und sagt mit einem letzten, verständnislosen Blick zu Menetekel: „Aha! In der Tat, das ist sehr korrekt von deiner Familie, verehrter Menetekel ... *räusper*... Camylla, wen haben wir nun am Tische sitzen?"


    Camylla neigt ehrerbietend den Kopf und stellt Gäste reihum namentlich vor. “Nun, Herr, zu deiner Rechten sitzt deine Verlobte Diana. Falls sie zu emotional ist, können wir sie auch schnell noch zu Pupsus setzen.“ Diana lehnt sich vor und gibt Corvus rasch ein Küsschen auf die Wange. “Neben ihr befindet sich Priscilla, deine Nichte. Störe dich nicht, wenn sie etwas abwesend wirkt, sie denkt in letzter Zeit ständig daran, wie sie dein Geld sinnvoll in Kleidung investieren kann.“ Und in der Tat reagiert Priscilla gar nicht, weil sie mit den Gedanken wirklich schon beim nächsten Einkauf ist. Gelangweilt dreht sie einen Löffel auf dem Tisch hin und her. “Direkt neben Priscilla haben wir Claudus Menetekel sitzen. Er reagiert heute besonders allergisch auf rote Haare, da ihn seine Frau wieder einmal windelweich geschlagen hat“, fügt sie in einem verschwörerischen Ton erklärend hinzu. Menetekel springt auf, als sein Name fällt, und salutiert zackig. Dann lässt er sich wieder auf den Stuhl fallen. “Dir gegenüber, dominus, sitzt dein Neffe Upsus. Er wollte unbedingt diesen Platz haben, aber ich habe keine Ahnung warum. Vielleicht hat er ja Fußende mit Kopfende verwechselt?“ Upsus wirft ein huldvolles Lächeln in die Runde und winkt hoheitsvoll eine König gleich, während Corvus missmutig dreinsieht. “Zu deiner Linken hat sich dein Freund Falivus Aquarus niedergelassen, Herr. Er sagt, so hätte er den wichtigsten Ausschnitt des Raumes am besten im Blick.“ Aquarus zwinkert charmant in die Runde. “Neben ihm hat sein Vetter, Falivus Castus, seinen Platz gefunden.“ Einen Moment passiert nichts und Camylla möchte schon fortfahren, als Castus sich dezent räuspert und ehrerbietungsvoll in die Runde schaut. Schließlich erhebt er sich zur Verblüffung der Gäste und richtet einige Worte an den Hausherren. “Ehrenwerter Konfident, es freut mich immens, zu einer solch formidablen Partie invitiert worden zu sein. Mein Dank für diese Ladung gleicht einem Axiom, sei dir dessen versichert. “ Schweigen breitet sich aus und hält an, nachdem Castus bereits wieder sitzt. “Äh, ja...gern geschehen. [size=1]Washattergesagt?[/size]“ entgegnet Corvus, erntet jedoch nur ein Schulterzucken von den meisten. “Neben Castus sitzt dein Cousin Costa, dominus. Er ist heut ein wenig schüchtern bei den ganzen fremden Leuten“, erklärt Camylla. Costa scheint aus tiefsinnigen Erwägungen herausgerissen, schaut nach links, nach rechts, errötet und nuschelt schüchtern und mit aufgesetztem, antrainiertem Ernst nickend eine Begrüßung. “Zu guter Letzt haben wir noch Pupsus, deinen Vetter. Wir haben versucht, ihn etwas herzurichten, aber...nun ja“, erzählt Camylla, verstummt und zuckt seufzend mit den Schultern. Pupsus schaut auf, wirft sich den extorbitant langen Bart zweimal um den Hals und entgegnet mit einem breiten Grinsen: “Tach Post!“


    “Wohlan, wohlan. Seid willkommen in meinem bescheidenen Hause, speist und trinkt nach Herzenslust! Camylla – bringe uns die gustatio!“ erwidert Corvus, als alle Gäste ordentlich einander vorgestellt sind. Seine Worte begleitet er mit einem Schlenker der rechten Hand. Camylla verneigt sich, wobei ihre Stirn haarscharf der Tischkante entgeht, und begibt sich auf den Weg zur Tür. Als sie das zuvor noch unscheinbar daliegende Tigerfell passiert, dreht sich dieses nach ihr um und pfeift ihr hinterher. Camylla, welche denkt, dass ein Gast gepfiffen hat, wackelt mit dem Hintern und entschwindet aus der Tür.

    Es hätte den Prätor urbanus gewundert, wenn der Senatskollege Avarus nur eine kurze Rede gehalten hätte, und ein Blick auf seinen Mitprätor verriet ihm, dass sein Kollege dasselbe dachte. Aber irgendwann waren auch die längsten Monologe am Ende, und so standen die beiden Herrschaften auf. "Mein Kollege und ich werden uns nun zur Urteilsfindung zurückziehen." Immerhin mussten ja auch die Juristen befragt werden.

    Der Scriba horchte überrascht auf. Wenigstens wollte er kein Geld - denn Geld war immer etwas rares. Andererseits war eine große Inschrift über dem Eingang des Tempels eine wirklich ziemlich große Sache...andererseits war es auch wieder eine teure Sache...oder?


    Schließlich beschloss der Scriba, doch einmal nachzusehen. Ein Hinweis über eingegangene Spenden zum Unterhalt von Tempeln ging ja bei ihm irgendwo ein...vielleicht fand sich ja etwas!


    "Einen Moment bitte."


    Ächzend erhob er sich und ging auf ein Regal zu, aus dem er einen Codex zog. Nachdem er diesen kurz studiert hatte, legte er ihn mit zufriedenem Gesicht zurück und bückte sich zum unteren Brett. Dort lagen mehrere Stapel Papyrus, von denen der findige Scriba scheinbar wahllos einen herausgriff und durchsah.


    "Das haben wir gleich..."


    murmelte er, bis er plötzlich einen Bogen herauszog. Mars-Tempel...er hatte doch gewusst, dass da irgendwas war! Langsam nahm er wieder Platz.


    "Also..."


    begann er und schien das Schriftstück eingehend zu studieren.


    "...also da gibt es tatsächlich schon einige Spender..."


    Er las weiter und ihm entfuhr ein


    "Hohoo!"


    ehe er merkte, dass er ja nicht der einzige im Raum war, und das Papyrus rasch sinken ließ und seine Geschäftsmiene aufsetzte.


    "Also tatsächlich gibt es bereits mehrere zweckgebundene Spenden seitens verschiedener Privatmänner. Abgesehen davon..."


    Er machte wieder eine theatralische Pause, die jedoch etwas zu lang geriet.


    "...kann ich so einen Preis nicht aushandeln. Dafür brauchen wir schon den Senat."


    Er legte den Kopf schief um zu sehen, was passieren würde.

    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ERNENNE ICH


    MANIUS FLAVIUS GRACCHUS



    ZUM


    PONTIFEX


    - DCCCLVIII AB URBE CONDITA -




    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ERNENNE ICH


    MANIUS TIBERIUS DURUS



    ZUM


    PONTIFEX


    - DCCCLVIII AB URBE CONDITA -



    Das zweite Mal konzentrierte sich Antistes nicht mehr ganz so stark auf die Formeln des Auguren und betrachtete stattdessen den Candidatus. Er schien etwas nervös, was jedoch irgendwie nicht zu diesem Mann passte. Doch schließlich fügten sich die Götter auch diesmal den Plänen der Pontifices - sie hatten eben doch besondere Verbindung zu ihnen!


    Wieder sagte er die offiziellen Worte:


    "Damit erkläre ich den Quiriten Manius Tiberius Durus, Sohn des Manius Tiberius Ahala, zum Pontifex der Urbs Roma berufen."


    Mit einem weiteren Lächeln ging er dann auf den Tiberier zu und reichte ihm die Urkunde.


    "Sei auch Du willkommen im Collegium Pontificium!"


    Somit waren beide rituellen Aufnahmen erledigt und das Collegium konnte wieder auseinandertreten - bis zur nächsten Sitzung zumindest!
    Alles war wie am Schnürchen verlaufen, was den Opferkönig sehr erfreute!


    So verließen die Pontifices nach kurzem Umherstehen und einigen kürzeren Unterhaltungen die Arx um ihren alltäglicheren Pflichten nachzukommen.




    Der Morgen war aussergewöhnlich kühl für den bisherig sonst eigentlich recht gemäßigt warmen Oktober, aber dies tat der Festtagsstimmung keinerlei Abbruch. Gerade die jungen Leute Roms waren schon früh auf den Beinen, um sich für diesen Tag zu rüsten - schließlich stand ihnen ein ziemlicher Spaß bevor, der nicht immer glimpflich abging. Aber auch die etwas gereifteren Bürger der ewigen Stadt genossen die Tatsache, zuerst ein Pferderennen sehen zu können und dann kräftig zu feiern - der Equus October, einer der wichtigsten Feiertage des Mars, den günstig zu stimmen derzeit besonders wichtig war, artete gern in ein allgemeines Volksfest aus. Schon im Morgengrauen war die Priesterschaft des Mars in einem feierlichen Zug durch die Gassen und Straßen Roms gezogen, um das campus martialis anzusteuern, wo sich schon eine gute Menschenmenge wartend eingefunden hatte. Wie jedes Jahr am fünfzehnten Tag des Octobers würde hier in einem Rennen zwischen zwei Pferdestreitwagen das siegreiche Gespann ermittelt werden, um dann das rechte Tier des Gewinnergespanns zu Ehren des Mars zu opfern.


    Ein quengelnder kleiner Junge, an der festen Hand seines hochgewachsenen Vaters, wurde von diesem auch gleich über die historische Wichtigkeit dieser Feierlichkeit belehrt - einst hatten die Ahnherren der Römer, das stolze trojanische Volk, durch ein Pferd und die dahinter liegende List eine schmerzhafte Schmach erleiden müssen, welche jetzt, jedes Jahr aufs neue, durch das Pferdeopfer gesühnt werden sollte. Nicht, dass das den hungrigen Jungen wirklich interessiert hätte, aber die umstehenden älteren Leute nickten beifällig zu der Erzählung des Vaters und fühlten sich gleich ein bisschen wichtiger. Troja, das war Geschichte, Homers Sagenschatz wurde auch heute noch eifrig weitererzählt, und mit diesen Geschichten um Götter und Heroen war es leicht zu glauben, dass Rom die größte Macht auf der Welt war. Gerade zu der Zeit des Krieges gegen die Parther war dies ein willkommenes, erleichterndes Gefühl.


    Die Frauen allerdings blickten lieber auf den stattlichen flamen Martialis, dessen Erscheinung die ein oder andere sehnsuchtsvoll seufzen ließ. Überhaupt war die Konzentration schmerbäuchiger Priester bei dieser Prozession recht gering, als hätte man darauf geachtet, vor allem die jüngeren und schlankeren Männer mitziehen zu lassen, damit Mars' Virilität auch angemessen repräsentiert wurde. Einige Frauen blickten dem höchsten Marspriester und seinem Gefolge denn auch nicht in größtem Feiertagseifer nach, hier mochte eher Venus, des Mars' Geliebte, ihre Finger im Spiel gehabt haben. Aber welche Frau konnte schon die hervorstechende Attraktivität des flamenMartialis leugnen? Hochgewachsen, trainiert war er, das kahlgeschorene Haupt gab ihm eher den Anstrich der Besonderheit denn der Hässlichkeit, und die von seiner Frau gewebte tunica konnte kaum verbergen, dass der Priester anscheinend auf die Kraft seines Leibes achtete.


    Als der Zug das Marsfeld erreichte, hatten sich viele Bürger, die eben noch am Straßenrand der Prozession zugesehen hatten, dem Zug angeschlossen und die gespannte Menge wartete ungeduldig darauf, dass das Rennen beginnen möge. Die beiden Gespanne waren, wie es üblich war, besonders geschmückt, was für ein normales Rennen sehr hinderlich gewesen wäre - bei diesem Feiertag aber notwendig, um die Augen des Gottes besonders zu erfreuen. Ein Raunen ging durch die Menge, als der flamen Martialis mit seiner Gefolgschaft das für die Priester vorgesehene Podium erklomm und mit ausgestreckten Armen um Ruhe bat - und recht schnell wurde es still, allenfalls die Rufe eifriger Gerstenbreiverkäufer, die an solchen Tagen ein gutes Geschäft machten, konnte man noch vernehmen.


    "Mars, Du Behüter unserer Stadt, Du Vater Roms, Schlachtenzieher und Lebenswirker. Schenke uns an Deinem heutigen Tag die Kraft in Gestalt des Pferdes, welches Dir zu Ehren geopfert wird, wähle unter den beiden Gespannen jenes, welches Dir am Besten gefällt, denn nur für Dich haben wir uns eingefunden, Dir zu huldigen und Deinen Namen vieltausendfach zu nennen, auf dass das Echo in alle Ewigkeit erklinge!"
    Laut war die kräftige Stimme des flamen Martialis über den Platz gehallt, und als er den Arm hob, toste der Beifall der Menge auf, das Rennen hatte begonnen. In einer Staubwolke stoben die Pferde los, zogen die beiden bunt geschmückten Streitwagen hinter sich her, und hatten schneller als man es erwartet hätte, den ersten Markierungspfosten umrundet, nahmen die erste Langstrecke in Angriff. Wahrlich, als die Sonne ihren Lauf am Himmel begann und die erste Kühle vertrieb, schien es der perfekte Tag für eine Feier zu sein.

    Das war wiederum eine Sache, die der Scriba überhaupt nicht wissen konnte. Daher fragte er mit einem leicht kritischen Gesichtsausdruck.


    "Ist das denn für den Preis entscheidend?"


    Offensichtlich lotete der Senator aus, wie viel er verlangen konnte...aber da spielte der kleine Scriba nicht mit!

    Der Rex Sacrorum hatte die Worte der Inaugurationsformel schon hundertemale gehört, wie ihm schien, sodass er sie trotz der undeutlichen Wahrnehmung zu verstehen schien. Als der Greise schließlich die Quasi-Litatio verkündete, erklärte Antistes mit lauter Stimme


    "Damit erkläre ich den Quiriten Manius Flavius Gracchus, Sohn des Titus Flavius Vespasianus, zum Pontifex der Urbs Roma berufen.


    Sei willkommen im Collegium Pontificium!"


    Er überreichte dem Flavier mit einem Lächeln die Kopie der Urkunde, die ab heute in der Regia aushängen würde. Dann fixierte er Tiberius Durus.


    "Im Namen des Senats und der Bürgerschaft der Quiriten erkläre ich hiermit auf Geheiß des Pontifex Maximus und Imperator Caesar Augustus Lucius Ulpius Iulianus divi Traiani filius, dass der Quirite und Augur Manius Tiberius Durus, Sohn des Manius Tiberius Ahala, berufen werden möge zum Pontifex der Urbs Roma."


    Nun musste der Augur das Ritual noch einmal wiederholen, um Iuppiter noch einmal wegen einem neuen Pontifex zu stören.




    Der Fabier nahm das Schreiben entgegen und vertiefte sich darin. Es dauerte eine Weile und nicht einmal sein Mienenspiel verriet, was er dachte. Dann jedoch räusperte er sich und meinte


    "Bene. Der Kult der Bona Dea ist ein wichtiges Anliegen. Wer wird denn neben dir die Societas wiedergründen?"


    Schließlich wurde der Rex Sacrorum häufig wegen irgendwelcher Sodalitäten oder Gemeinschaften befragt und wusste, dass man dazu drei Gründungsmitglieder benötigte. Aber an so etwas hatte die Obervestalin sicher gedacht...




    Erwartungsvoll sah der Rex Sacrorum dem Auguren bei seiner Inauguratio zu. Noch immer schien er auf ein göttliches Zeichen zu warten. Vielleicht hätte er doch etwas vorbereiten sollen...aber eventuell würden die Götter ja wirklich eines der heiligen Hühner vorbeikommen lassen...