
Gnaeus Nasidius Verax
Nach der vollzogenen Opferzeremonie am Lupercal tat natürlich auch der Magister persönlich seine Pflicht. Verax hatte eine besonders blutige Peitsche und er zögerte nicht sie bestmöglich einzusetzen. Lachend sprang er die Cacustreppe hinab und ließ sein Schlagwerkzeug nach alle Seiten hin knallen. Die getroffenen Männer und Frauen wussten meistens dann nicht, ob sie über den empfangenen Segen verzückt, oder über das ganze Blut angeekelt sein sollten, denn das gehörte wohl nicht ganz so zur Tradition dazu. Als Verax, am Ende der Cacustreppe angekommen, sich noch einmal umdrehte, um zu schauen was die Luperci hinter ihm so anstellten, bemerkte er, wie Caesoninus die Stufen hinunterstürzte. Brüllend vor lachen setzte der Magister seinen Weg die Straße beim Circus Maximus entlang fort. Das hatte diese aufgeblasene iulische Hühnerbrust mehr als verdient! Lachend schlug sich Verax seinen Weg durch die Zuschauerschaft und und schnalzte bei den besonders attraktiven jungen Dingern doppelt hart zu, damit sie ja auch ein Andenken an seine Männlichkeit hätten für die nächsten Tage!
Von seinem Lauftempo hielt der Magister Lupercorum es so, dass er sich immer ungefähr im Mittelfeld der zwölf Luperci aufhielt. So konnte er sehen, was die lahmen Schnecken hinter ihm trieben (bzw. es mit wem), ohne dass er seine Wölfe aus dem Spitzenfeld vor sich aus den Augen verlor. Es war natürlich selbstredend, dass jeder, der nach Verax ins Ziel kommen würde ihm das hinterher erklären müsste. Immerhin waren nur ganze Männer bei den Luperci erwünscht! Was die beiden Neuen, Purgitius Lurco und den anderen (von dem sich Verax schon wieder nicht den Namen gemerkt hatte) anging, so hielten sie sich die ganze Zeit über ganz vorne an der Spitze auf. Recht so Lurco! Und auch der andere steigerte mit dieser Leistung seine Chance darauf, dass er hinterher nicht gleich sofort wieder aus dem Kultverein geworfen wurde, so wie angedroht, doch darüber machte sich der Magister jetzt keine näheren Gedanken. Immerhin wollten heute Menschen (und besonders Frauen) seine große Rute spüren!
Lachend und schlagend zog so Verax also den Circus Maximus entlang und die Via Triumphalis hinauf bis zum Kolosseum, wo ihnen allen eine Erfrischung dargeboten wurde. Er nahm sie dankbar an und trank seinen heißen Wein in einem Zug aus, ehe er einem Lupercus neben sich grob auf die Schulter klopfte und weiterlief. Dieser beeilte sich Verax nachzukommen und ihn nach Möglichkeit zu überholen, immerhin wusste er ja, was denjenigen blühte, die nach dem Meister bei der Regia ankamen. Unterwegs bemerkte Verax doch tatsächlich sein großes Vorbild Senator Macer.
Auch wenn sie sich nicht persönlich kannten, so hob er trotzdem grüßend die Hand und winkte dem Purgitier zu. Vielleicht hatte er ihn ja gesehen. Dann setzte er seinen Weg weiter fort am Vestatempel vorbei hinaus aufs Forum Romanum. Das hier war jetzt ein wahres Paradies für seine gierige Peitsche. Er schlug Männer wie Frauen, einfach alles was ihn vor die Quere kam wurde von ihm gesegnet. Da durch die vielen vielen Schläge und Schwünge durch die Luft auch schon das ganze Blut des Schlagzeugs inzwischen getrocknet bzw. nicht mehr vorhanden war, getraute er sich bei der Rostra dann auch die höchst ehrenvolle Tat den Caesar persönlich mit einem respektvollen Hieb zu segnen, damit er heute Abend seiner Frau die gute Tat berichten und beweisen konnte und Rom vielleicht schon bald einen kleinen Prinzen mehr hatte, der eines Tages Caesar und später Augustus sein würde und er Verax hätte ihm mit seinem Schlag dann in die Welt verholfen!
Verax machte nach der Rostra den Schlenker nach links und kam nach einigem weiteren lachen und vielen Schlägen mehr auch an der Regia an. Lurco und der andere und vier weitere Luperci waren schon anwesend. Verax nickte ihnen allen zu. "Gut gemacht, Männer! Ihr habt Rom ein weiteres Jahr zur genüge gedient, ihr könnt stolz auf euch sein!"
Die sechs restlichen Luperci, die langsamer als Verax gewesen und logischerweise erst nach ihm angekommen waren, erhielten von ihm einen weit weniger väterlichen Blick. Und wer war da ganz am Ende? Natürlich doch, die iulische Hühnerbrust! Verax hatte für ihn kaum einen Blick übrig, denn immer noch wollten Frauen von ihm, dass er sie mit seiner Peitsche schlug und er tat ihnen den Gefallen. So also waren ein weiteres Mal die Lupercalien in Rom gefeiert worden.