Beiträge von Narrator Italiae

    Sextus Mallius Numida


    Dass der Mann erst seinen Vorgesetzten und dann seine Kollegen informierte, erschien dem Praefectus Vehicolorum durchaus korrekt, so dass er trotz seiner eigenen Nachfrage nicht weiter darauf einging.


    "Wenn du ein Empfehlungsschreiben haben möchtest, musst du es nur sagen. Auch wenn dein Abschied überraschend kommt, kann ich kein schlechtes Wort über diene Arbeit verlieren."

    Sextus Mallius Numida


    Der Inhalt der Nachricht erschien dem Praefectus Vehiculorum dann doch um einiges langweilier, als es die Ankündigung hatte vermuten lassen. Unschön war sie trotzdem, gerade wegen der Dringlichkeit.


    "Das heißt, du möchtest deine Aufgaben mit sofortiger Wirkung niederlegen? Weiß dein Kollege schon davon, oder wird er genauso davon überrascht werden wie ich?"

    Sextus Mallius Numida


    Der Praefectus Vehiculorum erlebte es nicht häufig, dass einer seiner Stationarii unangemeldet und sichtlich eilig hereinplatzte, aber andererseits waren dringende Anliegen in seinem Geschäft auch nichts völlig unnormales. Mehr neugierig als erschrocken blickte er seinen Mitarbeiter daher an.


    "Salve! Was gibt es dringendes?"


    Gnaeus Nasidius Verax


    Nach der vollzogenen Opferzeremonie am Lupercal tat natürlich auch der Magister persönlich seine Pflicht. Verax hatte eine besonders blutige Peitsche und er zögerte nicht sie bestmöglich einzusetzen. Lachend sprang er die Cacustreppe hinab und ließ sein Schlagwerkzeug nach alle Seiten hin knallen. Die getroffenen Männer und Frauen wussten meistens dann nicht, ob sie über den empfangenen Segen verzückt, oder über das ganze Blut angeekelt sein sollten, denn das gehörte wohl nicht ganz so zur Tradition dazu. Als Verax, am Ende der Cacustreppe angekommen, sich noch einmal umdrehte, um zu schauen was die Luperci hinter ihm so anstellten, bemerkte er, wie Caesoninus die Stufen hinunterstürzte. Brüllend vor lachen setzte der Magister seinen Weg die Straße beim Circus Maximus entlang fort. Das hatte diese aufgeblasene iulische Hühnerbrust mehr als verdient! Lachend schlug sich Verax seinen Weg durch die Zuschauerschaft und und schnalzte bei den besonders attraktiven jungen Dingern doppelt hart zu, damit sie ja auch ein Andenken an seine Männlichkeit hätten für die nächsten Tage!


    Von seinem Lauftempo hielt der Magister Lupercorum es so, dass er sich immer ungefähr im Mittelfeld der zwölf Luperci aufhielt. So konnte er sehen, was die lahmen Schnecken hinter ihm trieben (bzw. es mit wem), ohne dass er seine Wölfe aus dem Spitzenfeld vor sich aus den Augen verlor. Es war natürlich selbstredend, dass jeder, der nach Verax ins Ziel kommen würde ihm das hinterher erklären müsste. Immerhin waren nur ganze Männer bei den Luperci erwünscht! Was die beiden Neuen, Purgitius Lurco und den anderen (von dem sich Verax schon wieder nicht den Namen gemerkt hatte) anging, so hielten sie sich die ganze Zeit über ganz vorne an der Spitze auf. Recht so Lurco! Und auch der andere steigerte mit dieser Leistung seine Chance darauf, dass er hinterher nicht gleich sofort wieder aus dem Kultverein geworfen wurde, so wie angedroht, doch darüber machte sich der Magister jetzt keine näheren Gedanken. Immerhin wollten heute Menschen (und besonders Frauen) seine große Rute spüren!


    Lachend und schlagend zog so Verax also den Circus Maximus entlang und die Via Triumphalis hinauf bis zum Kolosseum, wo ihnen allen eine Erfrischung dargeboten wurde. Er nahm sie dankbar an und trank seinen heißen Wein in einem Zug aus, ehe er einem Lupercus neben sich grob auf die Schulter klopfte und weiterlief. Dieser beeilte sich Verax nachzukommen und ihn nach Möglichkeit zu überholen, immerhin wusste er ja, was denjenigen blühte, die nach dem Meister bei der Regia ankamen. Unterwegs bemerkte Verax doch tatsächlich sein großes Vorbild Senator Macer.
    Auch wenn sie sich nicht persönlich kannten, so hob er trotzdem grüßend die Hand und winkte dem Purgitier zu. Vielleicht hatte er ihn ja gesehen. Dann setzte er seinen Weg weiter fort am Vestatempel vorbei hinaus aufs Forum Romanum. Das hier war jetzt ein wahres Paradies für seine gierige Peitsche. Er schlug Männer wie Frauen, einfach alles was ihn vor die Quere kam wurde von ihm gesegnet. Da durch die vielen vielen Schläge und Schwünge durch die Luft auch schon das ganze Blut des Schlagzeugs inzwischen getrocknet bzw. nicht mehr vorhanden war, getraute er sich bei der Rostra dann auch die höchst ehrenvolle Tat den Caesar persönlich mit einem respektvollen Hieb zu segnen, damit er heute Abend seiner Frau die gute Tat berichten und beweisen konnte und Rom vielleicht schon bald einen kleinen Prinzen mehr hatte, der eines Tages Caesar und später Augustus sein würde und er Verax hätte ihm mit seinem Schlag dann in die Welt verholfen!


    Verax machte nach der Rostra den Schlenker nach links und kam nach einigem weiteren lachen und vielen Schlägen mehr auch an der Regia an. Lurco und der andere und vier weitere Luperci waren schon anwesend. Verax nickte ihnen allen zu. "Gut gemacht, Männer! Ihr habt Rom ein weiteres Jahr zur genüge gedient, ihr könnt stolz auf euch sein!"
    Die sechs restlichen Luperci, die langsamer als Verax gewesen und logischerweise erst nach ihm angekommen waren, erhielten von ihm einen weit weniger väterlichen Blick. Und wer war da ganz am Ende? Natürlich doch, die iulische Hühnerbrust! Verax hatte für ihn kaum einen Blick übrig, denn immer noch wollten Frauen von ihm, dass er sie mit seiner Peitsche schlug und er tat ihnen den Gefallen. So also waren ein weiteres Mal die Lupercalien in Rom gefeiert worden.

    Zitat

    Original von Manius Purgitius Lurco
    Lurco war gerade in das Gespräch mit Gaius Iulius Caesoninus vertieft, als der Magister höchstpersönlich sich zu ihnen gesellte. Lurco erhob sich zum Gruße.


    "Salve Gnaeus Nasidius Verax, es freut mich Deine Bekanntschaft zu machen. Mein Name ist Manius Purgitius Lurco und ich möchte Eurem Kult beitreten. Wie ich bereits gerade im Gespräch mit Gaius Iulius Caesoninus erwähnte, entspringt mein Wunsch nicht nur der Religion und Tradition, sondern auch der Kameradschaft.


    Kurzum, ein Kamerad hat in den höchsten Tönen von Eurem Kult gesprochen und mich überzeugt, mich Euch ebenfalls anzuschließen. Aus diesem Grund bin ich hier. Mein Kamerad heißtSisenna Iunius Scato, er brachte mir Euren Kult näher, so nah dass ich ihm zu Euch gefolgt bin. Von daher würde es mich sehr freuen, wenn Ihr mich in Euren Kult aufnehmen würdet", erklärte Lurco respektvoll.



    Gnaeus Nasidius Verax


    Natürlich mochte es interessant sein zu erfahren, was Lurco zu sagen hatte, aber Verax hatte ihm nur halb zugehört. Viel mehr hatte ihn der Name des Kerls interessiert. Manius Purgitius Lurco, das hieß dass er aus der Gens Purgitia stammt und mit Senator Spurius Purgitius Macer verwandt war. Verax bewunderte diesen Mann als weithin bekannten Politiker und erfahrenen Offizier. Die Purgitier waren wohl allgemein talentiert, was die Armee und die Kriegskunst anging, zusätzlich sah der Junge auch nicht unsportlich aus. Brauchbar und das umso mehr, wenn er so einen bedeutenden Gensnamen trug! Der würde das Prestige der Luperci bestimmt nochmal etwas weiter anheben.
    Sehr schön, dann will ich mit Freuden sagen Willkommen bei den Luperci, Manius Purgitius Lurco! Wir haben gerade mit ein paar anderen Mitgliedern eine Vorbesprechung zu den unmittelbar bevorstehenden Lupercalia, du kannst gleich mit nach nebenan kommen und mithören.


    HIERMIT ERNENNE ICH
    MANIUS PURGITIUS LURCO


    MIT WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM III ID FEB DCCCLXX A.U.C. (11.2.2020/117 n.Chr.).


    ZUM
    SODALIS der LUPERCI


    Gnaeus Nasidius Verax
    MAGISTER LUPERCORUM


    Mit diesen Worten ruckte er mit dem Kopf in Richtung Nebenraum und sah dabei Iulius Caesoninus an, damit der es sich im Atrium nicht zu gemütlich machte, sondern auch wieder zurückkam, ehe der Magister am Absatz kehrt machte und sich wieder zu den anderen begab. Dabei kam ihm der Gedanke, dass er jetzt den anderen Neuen eigentlich ja gar nicht mehr brauchte, wo doch Purgitius Lurco den einen ausgefallenen Mann beim Fest in ein paar Tagen ersetzen konnte. Doch andererseits hatte er ja schon sein Wort gegeben, dass der andere (wie hieß er noch gleich?) als Lupercus teilnehmen durfte, tja aber da hatte er ja auch noch nichts von dieser neuen Bewerbung hier gewusst. Es kam nun einmal so, wie es kam.



    Gnaeus Nasidius Verax


    Scato hatte das falscheste gesagt, das nur möglich gewesen war.
    Mit zweifelndem Blick betrachtete ihn Verax. Gedanklich spukte ihm immer wieder durchgefallen, sowas von durchgefallen im Kopf herum. Er hatte ja klipp und klar gesagt welcher Schlag Mann bei den Luperci gefragt war und Scato hatte sich hochkant selbst aus dem Spiel manövriert. Bei ihm schien nicht einmal eine Aufnahmeprüfung Sinn zu ergeben, so wie früher bei dem Iulier.


    Der einzige Grund, wieso Verax aber noch nichts gesagt hatte war, dass ihm ein Mann gestern dauerhaft ausgefallen war und die Lupercalia standen kurz bevor. Das Hauptereignis des Kultvereins im Jahreskreis! Scato mochte seine Bewerbung vorerst nur gerettet haben, weil er eine beabsichtigte Bewerbung bei den Urbanern erwähnt hatte, die verlangten auch Drill, das gab dem Iunier eine minimale Chance.
    Verax hob das Kinn und sein nachdenklicher Blick ruhte weiterhin auf dem „Bewerber“. So sehr sich in ihm alles dagegen sträubte, an den Lupercalia sollten sie schon vollzählig laufen und der Platz des einen ersetzt werden.
    Die Würfel waren gefallen.
    Verax mahlte mit dem Kiefer und knurrte: „Nun gut, für das kommende Lupercaliafest darfst du als Lupercus teilnehmen, aber nur dieses eine Mal! Die Gründe für diese Großzügigkeit sind meine Sache und danach ist deine Mitgliedschaft wieder annulliert, es sei denn(!) du beweist mir deine Männlichkeit und dass du auch in Zukunft es wert bist dich Lupercus nennen zu dürfen! So erwarte ich von dir, dass diese Bewerbung bei den Cohortes Urbanae auch ja nicht gelogen war und du als Probatus genommen wirst und die Grundausbildung durchstehst, andernfalls kannst du gleich wieder nach dem 15. Februarius deine Sachen packen und verschwinden. Also dann, das sind meine Bedingungen.


    HIERMIT ERNENNE ICH
    SISENNA IUNIUS SCATO


    MIT WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM III ID FEB DCCCLXX A.U.C. (11.2.2020/117 n.Chr.).


    ZUM
    SODALIS der LUPERCI


    Gnaeus Nasidius Verax
    MAGISTER LUPERCORUM

    Zitat

    Original von Manius Purgitius Lurco
    Lurco fühlte sich wohl und wartete gespannt auf den Magister. Gemütlich lehnte er sich zurück und genoss das Gespräch mit Gaius Iulius Caesoninus.



    Gnaeus Nasidius Verax


    Auch Verax war an diesem Tag im Haus anwesend, um die gerade stattfindenden Planungsgespräche für den 15. Februar entsprechend zu leiten und darauf zu achten, dass alles seine Richtigkeit hatte.
    Das Klopfen an die Tür hatten sie alle gehört und so hatte der Magister Caesoninus mit einen Kopfnicken an die Tür beordert. Als er dann hörte was dort gesprochen wurde, stand er auf, um die Sache selbst in die Hand zu nehmen.
    Verax kam ins Atrium und besah sich jenen Mann etwas näher, der da auf ihrer Matte stand. „Salve, ich bin der Magister Lupercorum, Gnaeus Nasidius Verax. Wer bist du und was willst du?

    Zitat

    Original von Gaius Iulius Caesoninus
    Denn in diesem Moment betrat der Oberwolf mit einem seiner Welpen den Bau und ihr Gespräch wurde daher je unterbrochen. Iunius Scato war der erste Bewerber seit Caesoninus' Aufnahme selbst, daher war er umso gespannter, wie der Magister so mit dem Iunier umspringen würde. Er konnte sich nur zu gut an seine eigene Aufnahme erinnern, als Verax ihn hatte Spießruten laufen lassen. Von den Beleidigungen, dem abfälligen Ton und der verrückten "Aufnahmeprüfung" ganz zu schweigen. Aber zu Caesoninus' leichter Enttäuschung war Verax sehr viel gesitteter zu Scato in dessen ersten Worten, als zu ihm damals. Die Frage jedoch erkannte er wieder, auch Caesoninus war sie gestellt worden, wenn er sie damals auch nur mit einem bloßen "Ja" beantwortet hatte, aus Zorn über Veraxs boshafte Art seiner Person gegenüber.
    Jetzt machte Scato den Mund auf und während Caesoninus ihm so zuhörte, biss er etwas die Zähne zusammen. Da kamen immer mehr und mehr Worte, ja, Scato sprach wie ein Wasserfall. Auch wenn das Gesagte durchaus Sinn machte, ob er aber Verax damit imponieren konnte? Wie würde er wohl reagieren?



    Gnaeus Nasidius Verax


    Plappermaul“ war wohl das erste Wort, das Verax als Beschreibung des Neuen einfiel angesichts des Wortschwalls der ihm da auf seine Frage hin entgegenschlug. Vielleicht mochte diese eher negative Konnotation auf ihn aber auch daher gebildet haben, weil er ihn jetzt schon bei der Bewerbung zusammen mit dem Iulier gesehen hatte.
    Auch wenn Scatos Aussagen nicht komplett passten auf den Sachverhalt hin, so waren sie trotzdem wohlüberlegt und zeugten von einer ausgeprägten Religiösität des Bewerbers. Etwas was man heutzutage auch nicht mehr so oft bei jungen Männern fand. Und formbar war er auch noch, wenn er ausdrückte mehr noch lernen zu wollen und zu müssen.
    Veraxs Augen verengten sich etwas, als er überlegte, was er jetzt wirklich von ihm und dem Gesagten halten sollte.
    Vielleicht sollte er einmal auf anderen Gebieten prüfen, ob er mit den Luperci kompatibel war.
    In den Kreis der Wölfe des Faunus werden nur echte Männer aufgenommen. Kriegserfahren, bekannt und erfolgreich in ihrem Metier, von männlicher Statur, kräftigem Körper und echte Frauenbeglücker. Was macht dich zu einem ganzen Kerl, dass du denkst es wert zu sein, um hier um Aufnahme ansuchen zu dürfen?
    Jetzt war Verax aber gespannt.


    Gnaeus Nasidius Verax


    In der Zwischenzeit ging ein weiteres Mal die Tür auf und jetzt stand tatsächlich der Magister der Luperci, Gnaeus Nasidius Verax, vor ihnen. Hinter ihm trat Buteo hervor und begutachtete Caesoninus und den Bewerber.
    "Salve" scnarrte Verax und kam auf Scato zu.
    Kurz schossen seine Augen zu Caesoninus hinüber. Er mochte den Kerl immer noch nicht, aber trotzdem hatte er dem Iulier gegenüber doch etwas an Respekt gewonnen, seit er in den Cursus Honorum eingetreten war. Dass der Neue trotzdem jetzt schon mit dem abhing mochte sich erst noch in Veraxs Augen erweisen, ob er ihm das als Vor- oder Nachteil auslegen wollte, aber besser man besah sich das Frischfleisch für Lupercus erst einmal etwas genauer. Er wies auf Buteo und sprach:
    "Servius hier meint, du willst unserer Kultgemeinschaft beitreten? Hast du überhaupt eine Ahnung davon was die Luperci repräsentieren und welch altehrwürdige Traditionen sie hochhalten?"
    Für die meisten Jungen war das ja heutzutage eher ein Spaß denn Ernst, doch mal sehen was der Neue zu sagen hatte. Vielleicht war ja sogar was richtiges darunter, dann würde sich Verax sogar dazu herablassen ihm mehr von seiner kostbaren Zeit zu überlassen.

    Bürger der Stadt Mantua!!



    Hiermit geben wir, die Duumviri von Mantua, bekannt, dass am


    ANTE DIEM XIV KAL FEB DCCCLXX A.U.C. (19.1.2020/117 n.Chr.)
    und
    ANTE DIEM XIII KAL FEB DCCCLXX A.U.C. (20.1.2020/117 n.Chr.)


    die Wahlen für die Ämter der Stadtverwaltung, namentlich der Magistrate und Duumvirn stattfinden.


    Jeder, der die gesetzlichen Voraussetzungen erfüllt und sich berufen fühlt, Mantua zu verwalten und zu repräsentieren, möge seine Kandidatur bis zum NON IAN DCCCLXX A.U.C. (5.1.2020/117 n.Chr.) öffentlich bekanntgeben.


    Wahlberechtigt ist jeder römische Bürger, der Mantua seinen Wohnsitz nennt.



    Nachdem das Gespräch beendet war, machte sich der Sekretär des Präfekten zügig daran, die Neueinstellung in den Akten zu vermerken. Immerhin musste sichergestellt sein, dass der Mann auch pünktlich sein Gehalt bekam. Auch ein Dokument, das die Ernennung bestätigte, fiel dabei ab.


    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ERNENNE ICH
    Norius Carbo


    MIT WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM VII KAL IUN DCCCLXIX A.U.C. (26.5.2019/116 n.Chr.)


    ZUM
    STATIONARIUS in ROM
    IM
    CURSUS PUBLICUS VON ITALIA


    Sextus Mallius Numida
    -------------------------------------------------------


    "Du brauchst noch eine Beschreibung, wie du zu deiner neuen Station kommst?", fragte er dann und begann, den Weg dorthin zu erklären.

    Sextus Mallius Numida


    Der Praefectus Vehiculorum war reichlich überrascht über den plötzlichen Ausbruch seines Gegenübers. Er hatte bisher nicht den Eindruck gehabt, dass der Mann schon viele Abende in Rom verbracht hätte und viele Leute treffen konnte, aber offenbar hatte er sich darin getäuscht.


    "Das muss eine Fügung der Götter sein", stellte Mallius umgehend fest und schien erleichtert, dass er damit keine weitere Entscheidung mehr treffen musste. "Dann ist es also abgemacht. Ich erwarte in sechs Wochen einen Bericht über den Stand deiner Einarbeitung."

    Sextus Mallius Numida


    Der Praefectus Vehiculorum kannte seinen Gegenüber erst seit dem Beginn des Gesprächs und wusste daher nicht, wie wichtig dieser es mit seiner Ehre nimmt, aber er entschied sich für eine wohlwollende Auslegung und nahm die Aussage als festes Versprechen an.


    "Nun, dann müssen wir mal schauen. Unbesetzt ist gerade nichts, aber wir müssen dich ja ohnehin einarbeiten", antwortete Mallius daher ohne weitere Verzögerungen zum zweiten Punkt. Mit dem Finger fuhr er eine Liste entlang, die er sich vom Tisch genommen hatte. "Hier, das wäre vielleicht gut. Da kann dich der Stationarius Germanicus Cerretanus einarbeiten und wenn es gut läuft, übernimmst du die Station. Er möchte nämlich eventuell versetzt werden. Mein Schreiber gibt dir die Beschreibung, wo die Station liegt, einverstanden?"

    Sextus Mallius Numida


    Der Praefectus Vehiculorum machte nicht den Eindruck, dass ihn der Plan seines Gegenübers sonderlich begeisterte oder überhaupt nur überzeugte. Auf der anderen Seite schien er die Diskussion auch nicht vertiefen zu wollen, da seine Zuständigkeit das Postwesen war und nicht die allgemeine Karriereberatung.


    "Solange deine Arbeitsqualität nicht unter deinen persönlichen Plänen leidet, soll es mir Recht sein", antwortete Mallius daher mit einem Schulterzucken. "Du möchtest also gerne einer Station zugeteilt werden, die in oder zumindest nahe an Rom liegt? Habe ich dich da richtig verstanden?"

    Sextus Mallius Numida


    Der Praefectus Vehiculorum hörte zu und griff nach den Schriftstücken, die ihm gereicht wurden. Bei der Tafel mit dem Bericht hob er die Augenbrauen. "Das muss ich jetzt aber nicht alles lesen, oder?", erkundigte Mallius sich und gab sich anschließend gleich selber die Antwort, indem er die Tafel rasch zurück gab.


    "Das hört sich alles so an, als hättest du in Mogontiacum eine gute Karriere vor dir haben können. Warum hast du das alles hinter dir gelassen und bist nach Rom gekommen, wo sich niemand für gemanische Dialekte interessiert, aber dafür eine Menge Menschen herumlaufen, die Latein und Griechisch sprechen?"

    Sextus Mallius Numida


    Der Praefectus Vehiculorum musterte den Bewerber eine Weile, während dieser die Begrüßung erwiderte. Dann machte er eine bedächtige Geste und übernahm wieder die Gesprächsführung:


    "Bitte, nimm Platz. Was kannst du mir über dich erzählen, was mich davon überzeugt, dass du ein guter Stationarius sein wirst?"

    "Ah ja, Norius Carbo. Salve." Die Begrüßung fiel knapp aus, aber der Sekretär schien informiert zu sein. Tatsächlich stand er nur Augenblicke später wortlos von seinem Schemel auf und öffnete eine Tür. "Bitteschön."


    Im dahinter liegenden Raum saß der Praefectus Vehiculorum und schien den Besucher ebenfalls zu erwarten. "Salve, Norius Carbo. Du kommst, um dich zu bewerben?"

    Ein Mann betrat die Taberna und ging recht zielstrebig auf den Wirt zu. "Wohnt bei dir derzeit ein Norius Carbo?" Der Wirt nickte. "Dann richte ihm bitte aus, dass der Praefectus Vehicolorum ihn morgen zur vierten Stunde erwartet." Mehr hatte er nicht zu sagen, so dass er nur die Bestätigung abwartete, dass der Wirt den Wunsch verstanden hatte, und die Taberna dann schon wieder verließ. Der Wirt wiederum ging weiter seiner Arbeit nach und richtete seinem Gast die Nachricht aus, als er ihn das nächste Mal sah.

    Der unangkündigte Besuch eines Senators sorgte in der Stadtverwaltung für einige Aufregung, auch wenn ein solcher Besuch kein völlig außergewöhnliches Ereignis war. Zudem war die Stadtspitze von Ostia selbstbewusst genug, um nicht jeden Senator gleich für den Kaiser zu halten. Es dauerte also einige Augenblicke, bis ein Mann erschien, der dem Sklaven eine kompetente Auskunft geben konnte. "Wenn es dem Senator Iulius Centho recht ist, dann kann er nun eintreten und der Duumvir Atius Antias empfängt ihn dort drüben." Der Mann deutete auf eine große Tür, die offenbar in einen geeigneten Raum für einen solchen Besuch führte.