Ad
Imperator Caesar Augustus
Gaius Ulpius Aelianus Valerianus
Salve Valerianus,
wieder einmal habe ich einen Bericht aus Rom, mein Kaiser. In deinem Namen regiere ich die Stadt nun schon seit langer Zeit, möchte dich aber natürlich auf dem Laufenden halten. Aus dem Kaiserhof gibt es wenig neues. Besonders tüchtig tut sich Gaius Pompeius Imperiosus, ein Primicerius der Abteilung des Ab Epistulis hervor. Ich schlage ihn dringend für eine Erhebung in der Ritterstand vor, denn es scheint fast, als würde er die Arbeit seines Vorgesetzten mitübernehmen! Ich werde ihn jedoch für dich im Auge behalten und dir weiter berichten.
Es gibt Neuigkeiten aus dem Senat, die ich dir nicht vorenthalten will: Aurelius Corvinus, der Aedil des letzten Jahres, hat sein Amt als Auctor der Acta Diurna niedergelegt, wohl wegen Unfähigkeit, deine Zeitung ordentlich zu führen. Er hat auch eine Nachfolgerin vorgeschlagen, eine Plebejerin namens Decima Seiana. Wir werden sie aber natürlich erst vor dem Senat prüfen, bevor wir sie für dich einstellen.
Decimus Livianus hingegen hat seine soziale Ader gefunden, so wie es scheint. Er ist der Meinung, daß er genug geleistet hätte, um keine Steuern mehr bezahlen zu müssen. Und großzügig wie er ist, hat er auch gemeint, daß die anderen Senatoren auch nichts zahlen sollten. Putzig, nicht? Allerdings fragten sich die plebejischen Senatoren zurecht, warum jeder Patrizier, egal wie nützlich er dem Staat ist, nichts an den Staat abgeben muss. Nach Überprüfung der Archive bin ich auch auf einen alten Plebiszit gestoßen, die vor Jahren von patrizischen Winkeladvokaten ausgehebelt worden war und die Patrizier zu einer Spende in Höhe der üblichen Steuern an den Staat gezwungen hatte. Das allein beweist, dass das Volk ebenfalls nicht einsieht, warum Menschen, die sich damit brüsten, Nachkommen von Männern zu sein, die durch ihre Arroganz sogar den Auszug der ganzen Bürgerschaft aus Rom erzeugt haben, pauschal keine Steuern zahlen sollen! Sicher gab es Leute unter ihnen, die großes für das Reich geleistet haben, aber warum sollten deswegen alle ihre Nachkommen, und seien sie noch so heruntergekommen und selbstsüchtig, von der Steuerpflicht befreit sein? Wo ist das die Gerechtigkeit?
Gerade in dieser Situation, in der die patrizische Opposition gegen die Ausweitung der Befreiung auf alle Senatoren ausschlaggebend war, fühlen sich nahezu alle Plebejer beleidigt und ungerecht behandelt. Solltest du die Steuerbefreiung aufheben, wäre dies ein wichtiges Zeichen deiner Gerechtigkeit und deines Interesses am Tagesgeschehen, auch wenn du außerhalb Roms weilst. Viel gerechter wäre es doch, einzelne verdiente Männer von der Steuerpflicht zu befreien, unabhängig davon, ob es Patrizier, Plebejer oder Peregrini sind! Daher schlage ich vor, das Decretum deines Vaters aufzuheben und damit die Steuergerechtigkeit wiederherzustellen!
Das ist mein dringlichster Rat. Ansonsten erhole dich jedoch von deiner Krankheit - ich kümmere mich schon um deine Stadt!
Potitus Vescularius Salinator