Beiträge von POTITUS VESCULARIUS SALINATOR

    Auch wenn der Anschlag auf den Praefectus Urbi und die Morde an dem Consul und der Virgo Vestalis Maxima bereits einige Zeit zurück lagen, hatte Potitus großes Interesse an den Ermittlungen.


    "Wurden die Verantwortlichen für den Anschlag und die Morde inzwischen gefasst? Gibt es Grund zu der Annahme, daß es keine gezielten Anschläge auf einzelne Personen waren, sondern Anschläge auf ihre Ämter? Wer hatte während Iulianus Abwesenheit hier in Rom das meiste zu sagen? Hat der Senat übermäßig versucht, sich in seine Angelegenheiten einzumischen?"


    Dem Legaten war bewusst, daß Vinicius selber ein Teil des Senats war, doch in seinen Augen war er hauptsächlich der Praefectus Urbi und damit Stellvertreter des Imperators in Rom während dessen Abwesenheit.

    Potitus lag am Ende der äußeren Kline, neben Aelius Quarto. Dessen Worte über Licht und Luft bestätigten wieder einmal, daß er ein Schwätzer war. Salinator mochte Quarto nicht sonderlich. Er war nur deswegen so weit gekommen, weil er der Bruder des Caesars gewesen war. Doch es blieb abzuwarten, wie weit er als Bruder des Kaisers kommen würde.


    "Ja"


    pflichtete Potitus dem Aelier mit einem süffisanten Lächeln bei.


    "Die Menschen im Illyricum möchten einen gar nicht wieder gehen lassen, bevor man ihre Gastfreundschaft nicht bis zur äußersten Grenze ausgekostet hat. Ich hörte, du hast diese Gastfreundschaft ebenfalls ausgiebig genossen, bevor du nach Rom gekommen bist? Licht und Luft sind dort tatsächlich noch besser als in Rom, nicht wahr, ganz zu schweigen von den Gaumenfreuden und anderen leiblichen Genüssen."


    Quartos Bemühungen, so schnell wie möglich zu seinem Bruder zu gelangen, hatten Potitus schon gestört als die Nachricht davon aus Parthien angekommen war. Er hatte dafür gesorgt, daß der Aelier nicht ganz so schnell voran kam wie geplant. Daß sein Bruder sich in dieser wichtigen Phase des Umbruchs so viel Zeit gelassen hatte, konnte wiederum auch Valerianus nicht entgangen sein.

    Dass Nonius Balbus vor ihm das Büro des Kaisers betrat, nahm Potitus dem Procurator persönlich übel, obwohl dieser nichts dafür konnte.


    "Ave Imperator!"


    Nach dem militärisch zackigen Gruß musterte der Legat Nonius und sein Blick bohrte sich tief in dessen Kopf.

    Wo auch immer der neue Kaiser sich öffentlich oder halb öffentlich zeigte, Potitus sorgte dafür, ihn wie ein Schatten zu begleiten. Die Garde hatte sich loyal gezeigt, ebenso die Senatoren und auch das Volk. Doch der Legat war von natürlichem Misstrauen geprägt, das er erst dann ablegen würde, wenn er sich sicher sein konnte, dass Valerianus in Rom voll und ganz als Imperator akzeptiert wurde. Mit dem Einzug in die Hauptstadt hatte sich Valerians Zustand äußerlich etwas gebessert, doch Potitus wusste, dass sein Körper unter der Oberfläche immer noch von Schwäche durchzogen war. Schwäche, die ihm im falschen Moment den Kopf kosten konnte. Beiläufig betrachtete der Legat den Imperator, während sie auf die Consuln und den Aelier warteten.

    Potitus stand am Fenster schräg hinter Valerianus und ließ seinen Blick über den Palastgarten schweifen. Nach dem Klopfen vergewisserte er sich mit einem Blick, dass Valerian bereit war, und öffnete die Tür. Er begrüßte den Gardepräfekten mit einem wortlosen Nicken und wies in den Raum hinein, dass dieser eintreten solle. Vorerst blieb Vescularius in Caecilius Crassus Rücken.

    Potitus achtete darauf, nicht zu weit weg von Valerian zu bleiben. Er wollte hören, was seine neuen Untergebenen sagten und noch mehr wie. Ein gewisses Timbre in der Stimme konnte mehr aussagen als tausende Worte. Scheinbar uninteressiert musterte er den Caecilius Crassus. Dies war also einer der Gardepräfekten. Bei der Besprechung, die Valerian erwähnte, würde Potitus ihn ein wenig mehr in Augenschein nehmen. Genauso wie alle anderen, die in der nächsten Zeit eine Audienz bei Valerian bekommen sollten.

    Potitus stand hinter Valerianus. Es war ein bedeutsamer Tag, nicht nur für den Caesar. Doch während sein Freund Valerian die Kaiserwürde entgegen nahm, galt es für den Legaten, die Umgebung im Blick zu behalten. In Rom hatte er kein Imperium, doch das würde ihn an nichts hindern. Über dem Forum Romanum lag eine ernste, aber dennoch feierliche Stimmung. Er wertete dies als gutes Zeichen. In wenigen Tagen würde die Trauer vergessen sein und nur die Freude über den neuen Kaiser bestehen bleiben. Valerian würde für seinen Vater einen prächtigen Trauerzug und eine angemessene Bestattung organisieren, bei dem die Menschen an all das Gute im Leben des verstorbenen Augustus erinnert werden würden. Danach waren sie bereit für Änderungen. Er wusste, dass Valerianus wenige Änderungen von sich aus forcieren würde, doch Potitus würde in seiner Nähe bleiben.

    Potitus erwiderte den Blick Valerians und nickte unmerklich. Donativa aus dem eigenen Privatvermögen sicherten einem Mann die Ergebenheit seiner Soldaten. Er würde Crassus im Auge behalten. Es gab bisher keine Hinweise, dass der Praefectus Praetorio eigene Pläne hatte. Doch die Gelegenheit hatte schon so manchen Usurpator hervorgebracht.


    Aufmerksam beobachtete der Legat auch den nächsten Ankömmling. Es würde vermutlich noch einige Zeit dauern bis der Strom der Besucher, die dem Caesar und baldigen Kaiser ihre Aufwartung machen wollten, abreißen würde. Es war unklug, die Menschen abzuweisen. Doch Valerian würde in seinem Zustand nicht alle empfangen können.

    Potitus stand vor einer Säule an der Seite des Innenhofes. Rom hatte sich lange Zeit gelassen. Das ließ darauf schließen, dass die Männer in Rom sich uneins gewesen waren, oder aber, dass sie Valerianus nichts entgegen zu setzen hatten. Potitus hatte seine eigenen Männer in Rom und er wusste, dass der Senat Valerianus längst als neuen Imperator akzeptiert hatte.


    Es gab Zweifler, wie immer und überall. Vor allem zweifelten sie an Valerians Stärke, seine Gesundheit betreffend. Vielleicht waren ihre Zweifel sogar berechtigt, doch sie würden nichts daran ändern, dass aus dem Caesar ein Kaiser werden würde. Es hatte schon viel zu lange gedauert.


    Potitus betrachtete die Delegation des Senates. Es war eine Abordnung alter Männer, vermutlich mit Willkommensgrüßen. Ob es Zufall war, dass ausgerechnet Matinius Agrippa sie anführte?


    Nachdem er eine Weile darauf herum gekaut hatte, spuckte Potitus ein Stück Knorpel in seine Hand und warf es auf den Teller.


    "Der Unterschied zum Vier-Kaiser-Jahr ist allerdings, dass es keinen Bedarf gibt, einen neuen Kaiser auszufechten. Wir haben schon einen Nachfolger. Nach Neros Zeiten war das Reich zerrüttet und gleichzeitig hinterließ er eine Lücke. Heute ist das Imperium stark. Die Macht deines Vaters war unantastbar. Die Legaten haben keinen Anlass, gegen dich auszuziehen, es sei denn sie sind schon lange verdorben."


    Natürlich war Valerianus für viele Männer in und auch außerhalb Rom nur ein Name.


    "Curtius ist ein gieriger Kerl. Er hat nicht die Mittel, aber er hat Ehrgeiz. Schon manche gespaltene Zunge hat einen ehrenhaften Mann verdorben. Einen, der die Mittel hat."


    Potitus rieb sich mit seinen fettigen Fingern am Kinn.


    "Vinicius Lucianus ist der Bruder des Praefecten. Beiden standen immer treu zu Iulianus, Hungaricus hat in Britannia unter ihm gekämpft."


    Männer in Rom waren nicht das Problem. Doch sollte sich der Vinicier in Germania gegen Valerianus stellen, mochte auch der in Rom sich ihm anschließen.


    Er schlang ein Stück Geflügel hinunter und griff nach dem nächsten. Dann machte er eine kurze Pause, um dem Caesar zu antworten.


    "Die Legionen in Parthia sind aufgerieben. Sie haben nicht nur ihren Kaiser verloren, sondern mit ihm den Krieg. Das klügste, was die Legaten dort nun tun können, ist sich bis ans Meer zurück zu ziehen und auf Order und Nachschub zu warten. Dir entgegen zu treten werden sie kaum wagen. Dazu sind sie zu ausgedünnt, die Männer zu lange im Feld. An Veturius Cicurinus Treue besteht außerdem kein Zweifel. Um Parthien solltest du dich erst dann kümmern, sobald du die Dinge in Rom geregelt hast. Neue Truppen lassen sich immer ausheben und in Syria können die Männer gut über Monate hinweg versorgt werden, bis das Imperium zu einem letzten, vernichtenden Schlag gegen das Partherreich ausholen kann."


    Auch das nächste Stück Fleisch blieb nicht lange in Potitus Mund. Er kaute kurz darauf herum und schluckte es hinunter, um direkt einen Schluck Wein nach zu kippen. In Gedanken sortierte er die Männer, die Valerianus gefährlich werden könnten. Dann schnappte sich Potitus die Serviette und wischte sie grob über den Mund.


    "Die Südprovinzen können wir vernachlässigen. Dort sind nur politische Schwächlinge unterwegs. Oder Männer, die Iulianus immer treu ergeben waren und es auch dir gegenüber sein werden. Mit Calpurnius Piso in Asia auf deiner Seite wird dir auch Genucius in Thrakien seine Treue nicht versagen, so dass du immer noch eine Reserve in der Gegen hast. Curtius in Gallien und Flavius in Hispanien könnten gierig werden und auf dumme Gedanken kommen, aber ihnen fehlen Männer und Mittel, so dass sie ihr Fähnchen nach jedem aufkommenden Wind richten werden. In Bezug auf Curtius könnte dieses Fähnchen Vinicius Lucanus heißen. In Germania stehen derzeit zu viele Legionen tatenlos bereit. Ich hoffe, Iulianus hatte gute Gründe, ihn als Statthalter einzusetzen. Auf jeden Fall sollten wir den Norden im Auge behalten."


    Da noch immer zu viel Fleisch auf dem Teller in der Tischmitte lag, griff er noch einmal zu.

    Er folgte der Aufforderung des Caesars und ein Sklave brachte ihm Wein und einen Teller. Wie sein Freund vergoss der Legatus einen Schluck Wein als Opfer für den verstorbenen Kaiser.


    "Auf einen großen Mann, möge sein Genius unsterblich werden!"


    Nach einem Augenblick des Schweigens nahm sich Potitus etwas Fleisch von der Silberplatte und aß einige Bissen, bevor er weiter sprach.


    "Wann wirst du nach Rom aufbrechen? Meine Männer sind jederzeit marschbereit. Die Cohors III reicht aus, um hier im Süden die Stellung zu halten, und in Anbetracht der derzeitigen Lage würde ich dir dazu raten, auch im Norden auf die Ala I zu setzen und wenn überhaupt nur eine Legion dort in der Hinterhand zu behalten. Du weißt, dass ich nicht viel vom Senat halte, und du warst zu lange zu wenig in Rom, als dass du diesem Politikerpack trauen solltest. Stärke, mein Freund, das ist es, worauf es nun ankommt. Du darfst keinen Zweifel daran lassen, dass du deinem Erbe gewachsen bist."

    Gerade rechtzeitig zur Cena traf Potitus Vescularius Salinator bei der Legio XIV ein. Früher einmal wäre er mit Vorfreude ins Haus des Caesars geschritten, denn Valerianus hatte nie an Köstlichkeiten für Gäste und Freunde gespart, obwohl er selbst eher genügsam war. An diesem Tag jedoch stand nur Puls auf dem Tisch und nicht einmal den hatte der Caesar angerührt. Es herrschte Grabesstimmung im Triclinium, was sicherlich nicht nur durch den Tod des Kaisers kam.


    Lucilla lag auf einer Kline neben ihrem Ehemann. Sie trug ein schwarzes Kleid, was sie noch blasser erscheinen ließ als sonst. Auch ihr Teller, auf dem mageres Fleisch und Gemüse lag, war kaum angetastet. Obwohl der Tisch noch voll gedeckt war, schien das Mahl bereits beendet.


    "Ave Caesar!"


    Potitus salutierte militärisch, nickte auch der Gattin Valerianus zu.


    "Salve, edle Lucilla. Würdest du uns bitte entschuldigen?"


    Jedem anderen Mann hätte man dieses Verhalten als Dreistigkeit auslegen können. Doch für Vescularius galten andere Regeln in diesem Haus. Der Caesar brauchte ihn nun dringender als je zuvor, nicht nur als Legat und Verbündeten.

    Nur wenig später als der Caesar erhielt auch Potitus Vescularius Salinator, Legatus Augusti Pro Praetore der Provinz Illyrien, die Nachricht vom Tod des Kaisers. Trotz der Tatsache, dass in einem Krieg immer mit dem Tod zu rechnen war, kam die Nachricht überraschend. Mit einem Schlag änderte sich alles. Alles.


    Potitus verlor nicht viel Zeit. Es galt zu handeln. Er ließ seinen Scriba kommen und diktierte ihm ein paar Briefe. Anschließend rief er seinen Adjutanten zu sich und befahl ihm, ein großes Opfer zu Ehren des neuen Kaisers vorzubreiten. Er würde ihn, den momentanen Caesar, noch an diesem Tag aufsuchen, doch schon am nächsten mussten die Männer auf ihren neuen Imperator eingeschworen werden. Um die Verehrung des verstorbenen Kaisers konnte man sich immer noch kümmern, wenn Valerianus seinen Vater in den göttlichen Pantheon erheben würde. Natürlich ließ der Legat die Nachricht trotzdem im Lager verkünden und ordnete die vorgeschrieben Trauer an. Die Soldaten sollten die Möglichkeit erhalten, ihres Kaiser zu gedenken.


    Nachdem im Lager der Legio VII alles in Bewegung gesetzt war, ließ Potitus sein Pferd satteln und machte sich auf den Weg zum baldigen Imperator des römischen Reiches, seinen Freund Ulpius Aelianus Valerianus.

    Potitus faltete die Hände ineinander. Das Land der schwachen Iazygen trieb sich wie ein Pfeil in römisches Gebiet. Es wäre ein Leichtes für zwei Legionen entlang des Flusses Tisia weiter in den Norden vor zu dringen und die Grenze neu in einer Geraden von Parolissum in Dacia bis Aquincum in Pannonia zu ziehen. Doch diese Diskussion hatten sie schon zu oft geführt und nun im Winter war es sowieso keine Möglichkeit.


    "Du solltest den Männern zum neuen Jahr ein kleines Fest gönnen. Ich sorge dafür, dass ein Ochsen aus Singidunum gebracht wird. Verbinde das Janus-Opfer mit dem Treueschwur und verteile das Fleisch hinterher mit gutem Wein. Die Männer haben es sich verdient und an den Grenzen brauchen wir nur wenige Wachen. Die Iazygen feiern selbst den Jahreswechsel und wenn du nicht vor hast, die Gelegenheit zu nutzen, um sie anzugreifen, dann sollten wir die Gelegenheit zum Feiern nutzen."

    Ärtze waren nach Potitus' Ansicht reine Zeitverschwendung. Ein Römer sollte auf dem Schlachtfeld sterben, aufrecht, das Gladius im Herz, bevor ihn das Dahinsiechen in den Griff bekam. Doch er sagte nichts dazu, denn für Valerianus war es bereits zu spät, das Dahinsiechen hatte ihn fest in seinen Klauen. Ohne einen fähigen Arzt würde Valerianus womöglich nicht mehr auf ein Schlachtfeld gelangen. Er würde vielleicht noch lange leben, immerhin hatte ihn die Schwindsucht schon sehr lange in ihren Griffen, doch eine Schlacht würde er kaum durchstehen.


    "Keine Neuigkeiten."


    Seit Wochen hatte sie keine Nachricht mehr von der Front in Parthien erreicht. Der Imperator hatte dem Caesar vom Sieg über Edessa berichtet, ausführlich und detailliert. In einer späteren Nachricht hatten sie vom Verlust des Legatus Decimus erfahren. Doch danach war nichts mehr bis zu ihnen durch gedrungen. Auch nicht über Rom. Manche Soldaten unter den Männer spekulierten bereits, dass mindestens eine der Legionen im Frühjahr nach Parthien marschieren würden, weil der Feind zu stark war. Doch Potitus wusste, dass Valerianus keinen Marsch nach Parthien durchstehen würde. Ebenso wie Valerianus es wusste. Sie würden weiter die Grenzen nach Norden sichern.

    Unzufrieden blickte Potitus Vescularius Salinator am Tor der Legio Flavia auf die Torwachen hinab, die im feinen Nieselregen ihrer Pflicht nachkamen. Der Regen weichte die Legionäre auf und ließ die Scharniere ihrer Rüstungen rosten. Potitius mochte den Winter hier lieber, wenn es statt zu Regnen so kalt war, dass feiner, weißer Schnee vom Himmel fiel. Doch es fragte ihn niemand, wie er das Wetter gerne hätte.


    "Potitus Vescularius Salinator, Legatus Augusti Pro Praetore Illyriens, auf Befehl des Caesars hier." kündigte sein Adjutant ihn an, ehe man ihn durch das Tor und auf der schnurgeraden Straße bis zum Haus des Legaten reiten ließ. Im Vestibulum des für den Caesar und seine Familie prächtig eingerichteten Hauses streifte er seinen nassen Mantel von den Schultern und warf ihn einem Sklaven hin. Er fuhr sich mit der Hand über den kahlen Schädel und wischte die Tropfen fort. Manchmal hatte es durchaus seine Vorteile, keine Haare mehr auf dem Kopf zu haben, die sich nur unangenehm mit Nässe vollsogen und dann noch unangenehmer um die Stirn herum klebten.


    "Wie geht es ihm?" fragte der Legat den treuen Sklaven des Caesar.


    Der alte Mann zuckte nur ratlos mit den Schultern. "Nicht besser als die letzten Wochen."


    "Mhm."


    Potitius klopfte und trat in Valerianus' Arbeitszimmer. Auf die Aufforderung Einzutreten und das Salutieren verzichtete er schon lange. Zumindest solange sie sich in einem ihrer Lager oder im Feld befanden. Valerianus nannte ihn seit langem einen Freund. Sie hatten auch schon zu viel zusammen erlebt, als dass Potitius durch den Anblick des kranken Caesars abgeschreckt werden würde. Valerianus sah blass aus, die Wangen eingefallen, die Augenhöhlen hohl und leer. Neben dem Tisch, an dem der Caesar saß, stand eine Blechschüssel. Ihr Boden war gefüllt mit schleimigem Auswurf, der von roten Blutschlieren durchzogen war. Potitius hatte schon seit Wochen nicht mehr erlebt, dass die Schüssel leer war, mindestens seit Nahen des Winters nicht mehr.


    "Du wolltest mich sprechen?" Er nahm auf einem Stuhl Platz.