Beiträge von Quintus Tiberianus Cato

    Widererwarten hatte ich den Weg zur Castra ohne grössere Probleme gefunden. Doch das war weniger mein Verdienst, als eine Fügung der Götter, denn vielleicht nach der halben Strecke fiel mir eine Patroulille der Chortes auf, der ich nur zu folgen brauchte.


    So trat ich ans Tor, meldete mich beim Wachposten.

    "Salve, mein Domine, Senator Tiberius, schickt mich mit einer dringenden Botschaft für den diensthabenden Offizier."

    Was war mir da wieder heraus gerutscht. Ich hätte einfach meine Klappe halten sollen, hätte, ohne ein Wort zu verschwenden, einfach aus dem Zimmer verschwinden sollen. Aber gut, nun musste ich ihr auch alles erklären.

    "Nova war nicht wirklich seine Schwester. Als sie und er sich kennenlernten, waren sie zwei Fremde. Erst später wurde mein Domine von deinem Onkel adopiert, so wollte es sein Grossvater."


    So viel in kürze um den schlimmsten Vorwurf zu entkräften, den man meinen Domine machen konnte. Und für den Rest, da musste ich noch etwas mehr erzählen.

    "Ich bin mit meinen Domine aufgewachsen, und zusammen mit Lucius waren wir drei Kinder in der Villa. Vielleicht ruht daher unser gutes Verhältnis her. Ich würde alles für meinen Domine tun und er tut auch viel für mich...."


    Ja, das tat er. Er hatte mir Dinge vergeben, die kaum ein Domine einem Sklaven vegeben hatte und auch er nicht. Und ich wollte immer wieder nur, das er mir wieder vertraute.

    "Als wir drei Nova trafen, waren wir alle begeistert von ihr. Doch sie verliebte sich in meinen Domine... So blieb für mich nur, sie zu verehren und ihr wie meinem Domine zu dienen..."

    Immer wieder hatte ich mich gefragt, warum mein Domine den Strauch hatte umpflanzen lassen. Schon damals in Germanien hatte er mich gebeten, einen Rosenstrauch in der Cas zu pflanzen, und damals hatte ich gewusst, das er es aus Liebe zu Nova tat. Und dann, hier in Rom hatte mir diese Rahel offenbart, das er wohl dieser Hexe zum Opfer gefallen war.
    Und dennoch hatte er den Strauch umpflanzen lassen, was sollte das bedeuten ? Vielleicht war es dieser Strauch, der meinen Domine vor dieser Hexe retten konnte.


    "Mein Domine hat ihn umpflanzen lassen, kurz nach dem er aus Germanien zurück war," sagte ich leise, "sie war seine Schwester."


    Immer noch konnte ich diese künstliche geschaffene Barriere, welche Nova in den Tod getrieben hatte nicht fassen, und sicher merkte man das auch an der art, wie ich das Wort Schwester betonte.

    Ich brauchte einen Moment, bevor ich meinen Blick von dem Strauch lösen konnte, zu sehr hingen für mich erinnerungen daran. Es hatte mich sehr gewundert, das mein Domine ihn dort hatte aufstellen lassen, konnte doch ich schon nicht daran vorbei gehen, ohne an Nova zu denken. Und meine Domine blickte jeden tag von seinem Tablinium darauf.

    "Er stand einst auf dem Landgut vor der Stadt. Dort lebte sie, bis sie ihrem Leben eine Ende setzte. Sie liebte diesen Strauch."


    Genauer ging ich nich darauf ein, wer sie war, ich hoffte, sie würde sich an das Erinnern, was ich ihr neulich erzählt hatte.

    Ich hatte schon fast mit dieser, falschen Antwort gerechnet. Es war typisch für die Patrizier, das sie ihren Schmerz verleugneten, doch ich hatte angst, das sie daran zerbrach. Sie war jung, zu jung um den Rest ihres Lebens trübsal zu blassen, oder gar schlimmeres zu tun. Immer wenn ich sie ansah, hatte ich auch Nova vor meinen Augen, ich hatte gesehen, was eine verzweifelte Liebe tun konnte und auch ich hatte selbst erlebt, wie es sich anfühlte, verzweifelt zu lieben, fragte ich mich doch immer noch, wie es denn meiner Miriam erging.


    Wie sollte ich es schaffen, ihr etwas von ihrem Schmerz abzunehmen ? Ich wollte mich nicht einfach so fortschicken lassen. Statt zur Tür zu gehen, ging ich zum Fenster, blickte hinunter in das Perystilium.

    "Hast du schon einmal den grossen Rosenstrauch gesehen, der unten im Garten ist ?"

    Einen Monent war ich unsicher, ob tatsächlich jemand etwas gesagt hatte, das "Herein" drang nur sehr schwach durch die schwere Tür. Doch dann entschied ich, das man mich herein gebeten hatte, öffnete die Tür, trat ein und schloss die Tür wieder hinter mir.


    Einen Moment blieb ich stehen, blicke die junge Domina an. Und fast schien es mir, das sich diue Geschichte wiederholte, zu sehr erinnerte mich das, was ich hier sah und was ich wusste an Nova. Nein,... die Geschichte durfte sich nicht wiederholen sagte ich mir.

    "Domina, geht es dir gut ?"
    fragte ich leise, wissend, das die ehrliche Antwort nur Nein sein konnte. "Gibt es etwas, das ich für dich tun kann ?"

    Das die Geschichte zwischen Verres und Albina aufgeflogen war, hatte sich unter der Hand recht schnell herum gesprochen und ich war auch irgendwie erleichtert. Dennn so musste ich nicht überlegen, ob ich etwas tun musste.


    Doch, alles was ich von der jingen Domina in diesen Tagen sah, gefiel mir nicht. Sie gab sich grosse Mühe, ihreen Schmerz zu verbergen, doch mich konnte sie nicht täuschen.


    So entschloss ich mich, sie aufzusuchen.


    Ich klopfte an ihre Tür.

    Es schien mir fast wie in alten Zeiten, damals in Gallien, als ich die Stimme meines Domine vernahm. Nur das es damals sein Grossvater gewesen war, dessen Stimme durch die Räume der Villa hallte.


    Doch ich wusste auch, das es damals wie heute am besten war, so schnell es ging zu erscheinen. Daher eilte ich so schnell ich konnte heran., blieb in der Tür stehen, machte mit einem dezenten Räuspern klar, das ich da war und wartete dann darauf, das er mir sagte, warum er mich gerufen hatte.

    Es war eigentlich auch egal, wer den eigentlich Schuld hatte, daran das es zu diesem Kuss und zu was auch immer noch gekommen war. Wichtig war nur, das einer von beiden die Vernunft besass, dieser Geschichte ein Ende zu bereiten, bevor es zu einem wirklich schlimmen Ende führte. Ich selbst hatte schon einmal die Klinge meines Gladius an meinem Hals gespürt und ein weiteres mal mich schon am Kreuz gesehen.
    Was mein Domine mit Verres machen würde, wenn er irgendwann von dieser Geschichte efruhr und das würde er sicher, wenn sie denn noch lange weiter ging, darüber mochte ich garnicht nachdenken.

    "Vergessen kann ich es nicht. Aber ich werde schweigen, zunächst jedenfalls."


    Ich drehte mich um ging etwas von von ihr weg, nur zu gut verstand ich, was in ihr vor sich ging und das ich viel von ihr verlangte. Aber es war das Beste für sie und Verres, davon ging ich zumindest aus.

    "Ich will es meinem Domine nicht erzählen müssen, denn seinen Zorn möchte ich nicht über euch kommen lassen und ich möchte ihm auch die Enttäuschung ersparen. Aber du must verstehen, das ich es tun muss, solltet ihr nicht zur Vernunft kommen....."

    Wer trug nun mehr schuld an dieser Geschichte ? Sie, wohl noch zwanzig jahre alt oder er , gute 10 bis 20 Jahre älter ? Ich hatte mein Urteil gefällt, da würde ihr Einwand auch nichts ändern.

    "Hast du ihm befohlen sich in dich zu verlieben ? Und selbst wenn, es gibt Befehle, die auch ein Sklave nicht befolgen darf, "
    sagte ich recht hart im Ton, fast schien mir, das ich wie mein Domine sprach. Doch dann liess ich meine Arme sinken blickte sie ernsthaft besorgt an.


    "Es gab drei Frauen in meinem Leben, die ich geliebt habe und eine davon liebe ich immer noch. Die eine ware eine Herrin, und ich durfte ihr meine Verehrung nicht zeigen. Es hätte auch nichts geholfen, denn sie liebte einen anderen, der sie auch liebte..."


    Nova, wie hatte ich sie verehrt, und wie sehr schmerzte mich ihr Tod immer noch. Natürich war sie Tabu gewesen, weil mein Domine sie liebte, aber ich hätte alles für sie getan, sie glücklich zu sehen, hätte mir schon gereicht....

    "... aber auch das war eine Liebe, die nicht sein durfte. Und Während er immer noch hoffnung gehabt hatte, einen Weg zu finden., sah sie nur den den einen."


    Ich ging auf sie zu und deutet mit meinem Finger direkt auf iihr Herz, tippte sie sogar leicht an.

    "Sie stach in einen Dolch genau dahin,.... Ihre letzten Worte waren sein Name."

    Ich hörte zu, und mir schien das alles nur zu bekannt. Teilweise kannte ich es aus eigener Erfahrung, anderseits hatte ich gesehen, was die liebe zwische meinen Domine und Nova bewirkt hatte. Eine Liebe die keine Hioffnung hatte führte nur ins Elend, und das es für sie und diesen Sklaven, Verres hiess er also, keine Hoffnung gab, das war so klar, wie Glas Wasser aus besten gallischen Glas. Denn eine solche Affäre würde mein Domine niemals gut heissen.

    "Ich verurteile dich nicht,....."

    Nein, das tat ich wirklich nicht, sie war jung, sicher gerade erst der Obhut ihrer Eltern entsprungen und da war ein solcher Fehler, eine solche Irreführung ihrer Gefühle nicht ungewöhnlich.

    "....aber du must einsehen, das du einen Sklaven nicht lieben darfst. Und noch viel wichtiger...."


    Ich machte eine ernste Miene, hielt die Hände verschränkt vor meiner Brust.


    "....dieser Verres dürfte nicht zulassen, das du dich in ihn verliebst, und selbst wenn er dich verehrt, darf er es nicht zeigen !"


    Verres gab ich tatsächlich die Hauptschuld, denn ein Sklave seines Alters dürfte niemals sich einfach so in eine junge Herrin verlieben. Es war einfach unglaublich. Und wenn ich meinem Domine davon erzählte..

    "Du bist jung,... Wie oft warst du schon verliebt ?"

    Natürlich war sie es,.... Aber das sie es so eilig hatte, deutete darauf hin, wie gross ihre Angst war, das ich meinem Domine davon erzählte, was ich gesehen hatte.


    Ich stand auf, auch wenn ich so immer noch kleiner war als sie, wollte ich doch nicht unnötig zu ihr herauf sehen müssen. Ich verschränkte meine Arme vor meiner Brust und fixierte sie mit meinem Blick.

    "Was willst du erklären ? Warum eine Verwandte meines Domine im Park irgendeinen Sklaven küsst ?"


    Das mit dem Sklaven und der Verwandten war nur eine Vermutung, aber eine, die Stimmen musste, passte sie doch wirklich gut.

    "Warum, meinst du, sollte ich meinem Domine davon nicht berichten ?"

    Keine Ahnung wie viel Zeit vergangen war, doch irgendwie ahnte ich, das es nicht besonders viel gewesen war. Und es klopfte an der Tür, was ungewohnt war, denn schon früher klopfte selten jemand und in Misenium wäre das überhaupt unvorstellbar gewesen.


    Ich richtete mich leicht auf und sah mich leicht suchend um, rief mir zurück in erinnerung, was geschehen war und wo ich war.

    "Ja ?"
    antwortet ich fragend auf das Klopfen.

    Ich kam direkt vom Tablinium, müde und erschöpft, obendrein total verwirrt. Wer war diese Frau genau, wie stand sie zu meinem Domine ? Und wer war der Mann bei ihr gewesen ? Fragen über Fragen,....


    Ich wusch mich etwas, wechselte meine Tunika und liess mich dann auf eines der Betten niedersinken. Ich wollte etewas schlafen, einfach schlafen und etwas von Miriam träumen.


    Alles andere würde ich später sehen,....

    Mein Blick fiel auf ihren flehenden Gesichtsausdruck, die Panik stand ihr ins Gesichtz geschrieben und auch ihr verzweifelter Versuch das Gespräch an sich zu ziehen, sprach Bände. Mir war klar, das wenn ich jetzt etwas sagen würde, dann hätte sie den Zorn meines Domine gewiss.
    Vielleicht war es das, das mich zu einem Entschluss führte.

    "Genau darum wollte ich dich bitten. Die Reise war mühselig, besonders da man mir hier in Rom zunächst einen falschen Weg gewiessen hatte."


    Dann zog ich mich aus dem Tablinium zurück und hoffte, das der Maiordomus mir eine kleine Kammer zu weisen würde.

    Ich war wirklich überrascht, als er mich umarmte. Scheinbat hatte er mir wirklich verziehen, denn so hatte er mich seit Jahren nicht mehr behandelt. Es erinnerte mich an damals, als wir nach unserer zwangsweisen Trennung unser im Lager der Legion wieder gesehen hatten. Und mir wurde klar, wann es zu dem Bruch in unserer Freundschaft gekommen war, nämlich damlas, als ich nicht verhindern konnte, das Nova ihrem Leben ein Ende setzte.
    Aber war das der Einfluss dieser Hexe ? Das er mir auch Novas Tod verzieh ? Ich wusste es nicht, und es verunsicherte mich auch. Und dann schien er mir auch bei Miriam helfen zu wollen.


    Während ich zu dem Tisch ging, ratterte alles in meinem Kopf, ich wusste noch nicht was ich davon halten sollte. Ich freute mich zwar, aber irgendwie war zu all meinen Gedanken, die ich vorher schon hatte, auch noich diese Sache mit dieser Albina dazu gekommen.


    Ich schenkte mir ein Glas Wein ein, unverdünnt, denn irgendwie brauchte es gerade, und blickte die junge Frau an. Sie war jung, von einem gewissen Stand und nach der Art, mit der mein Domine mit ihr sprach, lag es nahe, das sie eine nahe Verwandte war. Und der Mann mit dem ich sie gesehen hatte, war doch wesentlich älter als sie gewesen.


    Vielleicht wäre es besser, zu ihrem eigenen Schutz, ich würde jetzt meinem Domine alles sagen was ich gesehen hatte, als Dank für das Vertrauen, das er mir wieder entgegen brachte.


    "Domine,..." setzte ich an.

    Wer war diese Frau ?


    Diese Frage beschäftigte mich die ganze Zeit, denn erst wenn ich wusste, wer sie war, konnte ich entscheiden, ob mein Domine von meinen Beobachtungen informiert werden musste. Das ich es eigentlich sollte, das wurde mir bei ihrem Anblick klar, denn das sie nicht wollte, das er davon erfuhr, war nur allzu deutlich in ihren Gesichtszügen abzulesen.


    Und dann stand meine Domine wieder vor mir, seine Stimme so scharf wie damals, er er das erste mal von Miriam erfuhr und ich sein Gladius an meinem Hals gespürt hatte. Oder so wie er mich vor meiner Zeit in Misenium verprügelt hatte. Ich hatte diese Zeit über mich ergehen lassen, um sein Vertrauen wieder zu erlangen, so wie es früher war. Denn nur so war mir klargeworden, konnte ich eine geringe Hoffnung haben, das ich Miriam wiedersehen konnte.

    "Domine, jawohl, Domine."


    Ich wählte die Worte, wie sein Grossvater sie immer verlangt hatte, auch wenn ich noch wenig hoffnung hatte, das er mir verziehen hatte.