Beiträge von Quintus Tiberianus Cato

    Irgendwie war mir dieser Duris nicht sympathisch und das war noch höflich ausgedruckt. Sicher, er war einer der Verwandten meines Patrons, aber seine Art war von einer Überheblichkeit, die ich garnicht schätzte. NIcht, weil sie mich störte, sondern weil sie in meinen Augen den nötigen Respekt vor meinem Patron missen liess.


    Und so räusperte ich mich und trat vor.


    "Sei versichert, das Schreiben deines Vaters hat die Villa erreicht und ist auf dem Weg zu meinen Patron. Doch dieser weilt im fernen Parthia, kämpft gegen die Feindes des Imperiums," sagte ich zu ihr, warf diesem Durus bei den letzten Worten einen Seitenblick zu, "daher hat uns eine Antwort noch nicht erreicht, geschweige denn kann ich sagen, ob das Schreiben ihn erreicht hat."


    Ich war schon etwas stolz darauf, wie entschlossen ich aufgetreten war und erappte mich dabei zu hoffen, das Crista mich beobachtet hatte.

    Ihr kleiner Redeschwall überwältigte mich etwas und es brauchte eine Weile, bis auch das letzte Wort von ihr von mir verstanden wurde. Und es dauerte auch einem Moment bis ich begriff, das sie meine Hand berührte. Doch auch als ich es bemerkte, zuckte ich diesmal nicht zurück und ich geriet auch nicht ins stammeln. "Ganz ruhig, Crista," sagte ich mit einem Lächeln, stehen bleibend, als sie mich fortziehen wollte. "Ich werde mit mit Domina Sabina sprechen. Wir finden schon raus, was da los. Es ist kein Grund, sich in Aufregung zu verstetzen."


    Und bemüht so würdevoll auszusehen, wie ich es seit Jahren bei den Mitgliedern der Familie meines Patrons gesehen hatte, ging ich gelassen in Richtung des Hortus.


    "Salve, werte Domina," begrüsste ich die junge Dame im Hortus, "mein Name ist Tiberinaus Cato, Client und Vicellius des Senators Tiberius Vitamalacus, Legatus Legionis der Legio Prima Traiana Pia Fideli."


    Es mochte leicht daher gesagt klingen, doch ich war froh, als ich den langen Spruch ohne zu stottern gesagt hatte.

    Zitat

    Original von Crista
    .... "Cato?" rief Crista. ....


    Ich war gerade auf dem Weg in die Culina, als ich eine Stimme hörte, die zu hören mir gefiel, vielleicht gefiel es mir gerade besonders gut, weil ich hörte, das sie meinen Namen rief. Und so nahm ich Abstand davon, meinen Hunger zu stillen, sondern eilte direkt zu ihr.


    Eine Gang entlang, die treppe hoch, noch einen Gang entlang, rechts, links abgebogen und wieder eine Treppe rauf. Und als ich dann um eine Ecke bog, sah ich sie schon.


    "Crista," sagte ich mit einem Lächeln, "was gibts es ?"

    Ich schmunzelte leicht und nickte dabei, hatte sie doch meine Funktion gut beschrieben. Aber was dieses Haus kostete, da war ich wirklich überfragt. "Ehrlich gesagt, weiss ich auch nicht was dieses Haus hier kostet und ich galube, genau weiss das auch keiner. Und wenn es jemand von den Herrschaften wüsste oder es ihn auch nur interessierte, dann würden sie vielleicht überlegen in ein kleineres Haus zu ziehen."


    Zu genau kannte ich die Einstellung meines Patrons zum Geld, eine Einstellung die eigentlich alle hochgeborenen und traditionsbewiussten Römer teilten. Über Geld sprach man nicht, man musste es nicht einmal unbedingt haben, Geld gab man einfach aus. Aber das war nichts, über das sie sich unbedingt gedanken machen musste, denn es änderte eh nichts und liess einen als Sklaven sich nur noch hilfloser fühlen.


    Ich hörte ihr zu, wie sie über ihren Werdegang sprach und nahm auch zur Kenntniss, das sie scheinbar beeindruckt war, wo mein Patron diente. Vielleicht war ich einfach zu lange im Besitz einer Familie gewesen, die schon oft ranghohe Militärs gestellt hatte. Sicher, gefreut hatte es mich, als mein Patron Legatus geworden war, doch beeindruckt hatte es mich nicht, genauso wenig, wie mich der Wachposten vor dem Palast beeindruckt hatte. "Ach weisst du, ich habe einfach darauf bestanden und die Wache daran errinnert, das mein Patron im Dienst für den Imperator an sein Castellum gebunden ist."


    Das das, was ich hier so gross als standhaftes bestehen schilderte, eigentlich mehr einem Flehen glich, liess ich eher unbewusst weg, beobachtet wie sie ihre Zehen bewegte. Zum Glück, dachte ich mir, war es doch ein Zeichen , das ihre Verletzung nicht allzuschlimm war und sie bald wieder schmerzfrei würde gehen können. "Sehr gut, alles garnicht so schlimm," sagte ich und legte noch einen Verband um den Fuss.


    Dann blickte ich auf und jetzt, da ich meine Aufgabe, sie zu versorgen beendet war, fiel mir zum ersten Mal auf, wie weit ihre Tunika über ihr Knie gerutscht war. Sicher, wohl jeder andere hätte elegant darüber hinweg gesehen oder aber still den Anblick genossen, auch wenn es es wirklich kein besonders unschicklicher Anblick war. Doch es war typisch für mich, ich erschrak regelrecht und erhob mich, blickte ihr fast etwas zwanghaft ins Gesicht.


    "Gern,... ggeschehen," stammelte ich fast, die Tränen auf ihren Gesicht verunsicherten mich noch etwas mehr, denn eigenlich hätte ich nur zu gerne tröstend ihre Tränen weg gewischt, doch wirklich wagte ichj es nicht.


    "Es ist schon gut," sagte ich leise, während ich ganz zaghaft meine rechte Hand ausstreckte, bis ich ganz leicht ihre Wange berührte und vorsichtig eine Träne wegwischte.

    Ich liess die Sandale einfach auf den Boden fallen, so blutig wie sie war, konnte man sie sowieso nicht mehr gebrauchen. Mit einen feuchten Tuch wischte ich das Blut an ihren Fuss ab, um einen Blick auf die Ursache zu werfen. Es war nicht ganz leicht für, zwar schmerzte meine Hand nicht, aber der Stoffstreifen um meine Hand behinderte mich doch etwas . Währenddessen sprach ich weiter mit ihr, hoffte sie so auch etwas von der Verletzung abzulenken.

    "Ees ist garnicht so schwieirig, schliesslich hat jeder Landsitz seinen eigenen Verwalter und ich muss eigentlich mehr darauf achten, das keiner von denen meinen Patron Geld vorenthält. Er selbst kümmert sich nicht wirklich darum, das ist so eine Angewohnheit von Patriziern. Besitz und Vermögen ist für sie selbstverständlich,.... "


    Auf Domina Albina zu achten, bereitet mir wesentlich mehr sorge, hatte ich in einer ähnlichen Aufgabe doch schon mal versagt. Doch zu meinem Glück war Albina aus einem anderen Holz als Nova,... Und Crista musste ich mit diesen meinen Gedanken auch nicht behelligen.


    "Arbeitet für den Kaiser," ich schumzelte leicht," so kann man es sagen, auch wenn er selbst wohl sagen würde `tut seine Pflicht für Rom`, aber es kommt wohl aufs gleiche heraus. Kurz bevor mein Patron mit der Legion abrückte hat er mir die Freiheit geschenkt,... Ich hatte wahrlich nicht damit gerechnet und auch danach ist nicht alles so verlaufen, wie ich mir einst mal erhofft hatte,....


    In ihrem Fuss steckte ein Splitter, nicht besonders gross, aber es aus, als ob er relativ tief in der Wunde steckte. Zum Glück blickte ich nicht auf, sah auf ihren Fuss und nicht auf ihr Knie und die teilsweise entblössten Oberschenkel, sonst hätte ich wohl wieder zu stammeln begonnen.


    "Ich war in der Tat einmal da," sagte ich, während ich ohne Vorwarnung blitzschnell den Splitter aus der Wunde zog, "da war ich noch Sklave und sollte für meinen Dominus ein Grundstück kaufen. Das war ein Aufwand, weil die Sklaven, die nicht dem Imaperator gehören, eigentlich nicht hinein dürfen."


    Schnell gab ich etwas Kräterpaste auf die Wund und drückte ein Stückstoff darauf. "Kannst du deine Zehen bewegen ?" Wenn sie dies konnte, dann war wirklich nichts schlimmes passiert.

    Ich musste lächeln, als sie fragte, ob ich Albina verwalten würde. Ich hatte keinen blassen schimmer, wie ich es denn anstellen solte. Aufpassen konnte ich vielleicht auf sie, Sklaven konnte ich verwalten aber eine der Herrschaften ? Doch gerade wie siie von der über sie hereinbrechenden Flut an Informationen mehr verwirrt, denn erhellt war, machte sie mir unheimlich symphatisch.


    "Nein," ich stellte richtig, als sie sich aus meinen Armen löste. "ich verwalte Albina nicht, ich hab höchstens nur mal Auge auf sie, damit ich da bin, wenn sie Hilfe braucht. Verwaltungen tue ich die Besizungen meines Patrons hier in Rom und in der Umgebung."


    Während ich sprach, sah ich ihren Fuss an, ein auf den ersten Blick erschreckender Anblick. Doch meine Mutter hatte mir immer gesagt, das schon kleine Mengen Blut bedrohlich aussahen, und das aus wirklich gefährlichen Wunden das Blut herrausspritzte. Und das war hier sicher nicht gefahr.


    "Es wird nicht so schlimm sein, aber schau lieber nicht so genau hin," sagte ich ihr mit einen Lächeln auf den Lippen, ging dann zu einer Kiste an der Wand und holte aus einer Kiste ein Päckchen mit Kräutern und einige Stoffstreifen heraus, das ich neben Cristas Fuss legte. Whrend ich das tat und auch während ich eine Schale Wasser von einem Tisch holte, erzählte ich weiter, einfach um sie abzulenken.

    "Mein Patron ist Tiberius Vitamalacus, er ist der Legatus der Legion des Imperators. Früher war er mein Dominus, dann hat er mich freigelassen und ich wurde sein Klient und Verwalter seiner Güter, hier in Iatalia, weil er sich ja nicht um sie kümmern kann, wenn er so weit ist."


    Ich kniete mich vor ihr hin, umfasste den verletzen Fuss vorsichtig, um ihr die Sandale auszuziehen.

    " Du kannst aus dem Fenster die Dächer des Kaiserpalastes sehen und auch den Tiber,..."

    Noch bevor die Menschen die Löwen erreichen, scheint der Kampf der beiden rivalisierenden Löwenpaare entschieden, die Älteren räumen das Feld und die Jüngeren gehen langsam auf die Löwinnen zu.


    Während so die beiden älteren Löwen direkt auf die Menschlichen Jäger zu gehen, entbrennt auf der anderen Seite ein vergeblicher Abwehrkampf, die Löwinnen versuchen ihre Jungen zu schützen, doch die riessigen Löwen sind den Löwinnen kräftemässig überlegen, gnadenlos packt einer der Löwen eine Jungtier am Nacken und zerbeisst dessen Hals.


    Auf der anderen Seite hingegen ergeben sich die älteren Löwen auch nicht wehrlos den Jägern, im Gegenteil sie gehen in den Angriff über. Löwe und Mensch umrunden sich, Auge in Auge, der eine mit Netz und Speer, der andere mit Pranke und Maul,...


    Der Speer fliegt,...


    ...das Netz wird geworfen,...


    ...beide scheinen zu treffen.


    Doch nur scheinbar umschliesst das Netz den Löwen, zerbohrt ein Speer sein Leib,...


    Augenblicke danach sieht man, wie der Löwe sich mit seinen Hinterläufen abstösst, im hohen Bogen auf den Jäger zu, Pranken zerfetzen ihn, sein Maul zerreist die Kehle und menschliches Blut spritzt weit durch die Arena...

    Irgendwie war ich, seit ich das Heft des Handels in die Hand genommen hatte, wesentlich sicherer und selbst bewusster. Aber vielleicht hatte ich auch einfach genaug damit zu tun, sie zu tragen und den langen Weg zu meinen Kammern durch die Gänge der Villa zu finden. Wäre mir wirklich klar gewessen, wie ich sie in meinem Armen hielt, wie dicht sie so an mir hing, wäre ich sicher rot angelaufen und hätte nur so gerstammelt. Stattdessen konnte ich etwas Erzählen, teilweise auch über mich.

    "Ich habe dir zu danken und dich um verzeihung zu bitten, schliesslich bist du durch mein Missgeschick in diese Lage gekommen."


    Ich bog um eine Ecke, steuerte direkt auf eine Treppenflucht zu.

    "Domina Albina ist übrigens das Mündel meines Patrons, dessen Verwalter ich bin, seit er mich freigelassen hat. Er dient bei den Legionen, irgendwo im Osten im Krieg. Ich hab viel zu tun, die Besitzungen meines Patrons zu besuchen und die Geschäfte zu führen.... Ich kenne kaum noch die Sklaven in der Villa, das war früher anders...."


    Wir hatten das obere Ende der Treppenflucht erreicht und ich bog ein einen weiteren Gang, an dessen Ende meine beiden Kammern lagen.

    "Wir sind gleich da..."


    Es war meh an mich gerichtet, denn an Crista, der Weg war doch recht weit gewesen. Ich dies die Tür mit der Schulter auf, trat in meine erste Kammer und trat auf die Lege zu, die an der Wand unter dem Fenster stand, von dem man einen recht guten Blick über die Stadt hatte.

    "Ich werd dich nun auf der Liege absetzen,"
    sagte ich, genau das Ankündigen, was ich im nächsten Moment tat.

    Der andere Sklave war also ein Sklave von Albina ? So ganz konnte mir das nicht schmecken, würde es doch auch mich betreffen, wenn diese Neuerwerbung ihr Ärger bereiten würde und irgendetwas in mir sagte, das es durchaus soweit kommen könnte.


    Aber das war etwas, das die Zukunft betraf, jetzt hatte ich andere Sorgen, denn ganz offensichtlich waren ihre Schmerzen durchaus stärker als sie zunächst zugeben wollte. "Meine Hand geht schon, es ist doch ein Kratzer," wiegelte ich ab, in der Hoffnung das es Stimmte. Schmerzen hatte ich zumindest nicht. "Ich bring dich in meine Kammer, dort habe ich alles was nötig ist um deinen Fuss zuversorgen. Da kannst du dich auch hinsetzen oder auch hinlegen. Die Herrschaften sollten wir jetzt nicht damit behelligen."


    Kurz musterte ich sie und es schien so, als ob selbst das Humpeln ihr Schmerzen bereiten würde. Und bis zu meiner Kammer war es ein gutes Stück, daher entschied ich, das es das beste wäre, ich würde sie einfach tragen. Auch wenn ich nicht gross war, hatte der unfreilwillige Aufenthalt auf dem Landgut bei Misenium zumindest meine Muskeln gestärkt. Und so zweifelte ich daran, das ich es schaffen würde. "Ich werde dich tragen," sagte ich so bestimmt, wie ich bisher noch nichts zu ihr gesagt hatte und liess meinen Worten gleich taten folgen, hob sie so sanft es ging hoch und trug sie in meinen Armen in Richtung meiner Kammer.

    Ich wandte mich wieder dem Sklaven zu, der schon dabei war, die Scherben beiseite zuräumen. "Denn Maior Domus,... den findest du überall und irgends, meist findet er eher dich, auch wenn du es nicht willst. Aber Probier es mal im Wirtschaftshof,... Und wenn du ihn nicht findest,.. hau dich in eine Kammer, in der noch Platz ist."


    Etwas in seinem Tonfall missfiel mir und ich kam schnell zu dem Schluss, das es die Art war, wie er von seiner Domina sprach. Er schien noch nicht lange Sklave zu sein und liess so den nötigen Respekt fehlen. Entweder würde er das schnell lernen, oder die Bleiminen Nordafrikas hätten einen neuen Arbeiter. Wenn ich daran dachte, was mein Patron wohl mit Verres gemacht hatte...


    Doch eigentlich war es mir auch egal, es war nicht mein Problem, höchstens wenn er dem Mündel meines Patrons ärger machen würde. Ich wandte mich lieber wieder der jungen Frau zu, die sich mir als Crista vorstellte.

    "Der Maiordomus ist der höchste aller Skalvren in diesem Haushalt, er führt das Alltagsgeschäfft, teilt die Sklaven zur Arbeit ein. Und er macht es schon so lange, das er glaubt, selbst zur Herrschaft zu gehören. Und er hat fast recht,.. töten kann er einen Sklaven nicht, aber mit seiner Peitsche,..."


    Ich plapperte so vor mich hin, lächelte dabei, es war der Versuch meine Unsicherheit zu überspielen. Und fast wäre mir bei meinem Plappern entgegangen, das sie irgendwie schmerzen haben musste. Doch spätestens ihr `Autsch`brachte mich darauf.

    "Crista,... fehlt dir was ?"
    fragte ich recht banal , musste ich doch wissen, das niemand einfach so autsch sagte und sich mit Zeichen des Schmerzes im Gesicht an der Wand abstützte. Und auch was ihr fehlte, wurde mir schnell klar, als ich auf den Boden sah und einen blutigen Fussabdruck sah.

    "Komm, ich denke du brauchst einen Platz an dem du dich setzen kannst und ich nach deinem Fuss schaue,... Ich wede dich stützen, Crista."


    Ungefragt legte ich meinen Arm um sie, so das sie den Verletzen Fuss nicht zu belasten brauchte. Und wenn es so nicht ginge, würde ich sie sie tragen,....

    Vielleicht wäre es ja sinnvoller gewesen, ich hätte ein Stück von meiner Tunika abgerissen, schliesslich war diese schon mit einigen Tropfen Blut verschmutzt und damit eigentlich schon hinüber. Unvd vielleicht hätte ich auchz einfach das meine freie Hand auf die Blutung legen sollen, denn hatte ja auch nur eine Hand frei.


    Doch in meiner doch recht starken Unsicherheit, tat ich genau das, was sie mir sagte und riss, ziemlich umständlich und ungeschickt ein Stück des Stoffes ab, berührte sie dabei versehentlich. Unweigerlich erröttete ich, stammelte ein Entschuldigung und senkte wieder meinen Blick. Während ich nun probierte, mit dem Stückstoff die Wunde abzudecken, verfluchte ich innerlich meine Schüchternheit und wünschte mir wieder einmal etwas von dem Selbstvertrauen meines Patrons oder von Lucius. Denn zum einen hatte ich, als ich sie berührte eigentlich nichts schlimmes getan, zum hatte es mir doch gefallen. Eine Empfindung, für die ich mich vielleicht entschuldigen sollte, doch solange niemand etwas davon wusste...


    Vorsichtig hob ich den Kopf wieder, blickte in ihr Gesicht und versuchte mit aller Kraft nicht zu erröten, was mir auch gelang. Ich schaffte es sogar ihr Lächeln zaghaft zu erwiedern.


    "Ich danke dir für deine Hilfe. Es geht schon wieder, die Blutung wird sicher gleich aufhören," sagte ich und war innerlich fast stolz auf meine Leistung, hatte ich es doch geschafft mehrere Sätze hintereinander weg zu sagen, ohne zu stammeln. "Wichtig ist wirklich nur, das dieser Scherbenhaufen möglichst schnell verschwindet, bevor die Herrschaften hineintreten."


    In der Villa Tiberia gab es eine Unzahl von Sklaven und es viel mehr nicht schwer den Mann, der in diesem Moment auf uns zutrat, als einen solchen zu erkennen, auch wenn ich ihn nicht kannte. Kurz wandte ich mich zu ihm.


    "Hallo, könntest du bitte dafür sorgen, das diese Scherben weg kommen, bitte ? Ich würde es selbst tun, aber,... " Ich deutete auf meine Hand, bevor ich mich wieder der jungen Frau an meiner Seite zu wandte. "Du musst verzeihen, ich hab mich noch gar nicht vorgestellt : Ich bin Cato."

    Erst als sie mich darauf Ansprach, bemerkte ich das meine rechte Hand blutete und auch schon einige Tropfen auf meine Tunika und den Boden gefallen waren. Davor hatte ich einfach ihren lockerem Plaudern zugehört, welches mir die Gelegenheit gab, mich wieder etwas zu sammeln. Doch als sie meine Hand nicht nur kurz berührte, sondern richtig ergriff, war all mein bisheriges Sammeln vergeblich.


    "Cato, reiss dich zusammen," ermahnte ich mich innerlich, während ich auf ihre Aufforderung ein paar Schritte von der Stelle weg zu gehen einfach nur stumm Nicken konnte. Allerdings war ich unschlüssig in welche Richtung und es dauerte einen Moment bis ich zu dem Schluss kam, das es besser wäre, ein paar Schritte zurück zu gehen, weil wir dann nicht durch die Scherben durch mussten.


    "Danke, es geht," hatte ich eigentlich sagen wollen, es sollte ein Versuch sein, etwas von der Eloquenz von Lucius abzuschauen, doch stattdessen antwortete ich mit einen banalen "Ja".

    Einen Moment glaubte ich mich schon zurück in mein früheres Leben, bevor mein Patron mir die Freiheit geschenkt hatte und noch weiter zurück in jene Zeit meiner Kindheit, in der der wir Kinder durch die Villa Rustica getobt waren. Auch damals war es immer wieder passiert, das etwas der Einrichtung zu Bruch ging und egal wer von uns dreien der Schuldige gewesen war, immer war es mein Name gewesen, welcher Laut durch die Gänge gerufen wurde.


    Diesmal allerdings war es nicht die harsche Stimme des alten Legatus oder des ehemaligen Centurios, der in der Villa als Verwalter fungiert hatte, die ertönte, sondern eindeutig die einer Frau. Eine Stimme die mir zwar Fremd war, aber durchaus nicht unangenehm. Und noch etwas war anders, denn statt mich, wie ich es kannte, für meine Tölpelhaftigkeit zu tadeln, war diese Stimme Hilfsbereit.


    "Danke, es geht schon," antwortete ich während aufstand und dabei das Chaos betrachtete, das meine Ungeschicklichkeit angerichtet hatte. "Ich könnte schwören, heute morgen stand dieser Tisch noch...."


    Erst jetzt blickte ich die junge Frau an und es passierte, was mir so oft passierte, wenn ich unvorbereitet einer jungen, mir unbekannten Frau gegenüber stand : Unweigerlich kostete es mich einige Mühe, meine Sätze sinnvoll zu ende zu bringen, zu sehr musste ich mich bemühen, nicht Rot anzulaufen. Das ich an meiner rechten Hand blutete, weil ich wohl in eine Scherbe gefallen war, bemerkte ich überhaupt nicht.

    Die Villa Tiberia war eines der grössten Gebäude, nein eigentlich das grösste Gebäude, das ich kannte. Sicher, andere Villen mochten grösser sein, einige waren sich grösser, aber die kannte ich nicht. Und, wenn ich ehrlich sein mochte, dann wollte ich diese nicht einmal kennen, die Villa Tiberia war mir schon gross genug.


    Als Verwalter meines Patrons und als ein Freigelassener nannte ich zwei kleine Zimmer mein eigen, die garnicht mal schlecht gelegen waren und auch an das Heizungssystem angelschlossen waren. Allerdings lagen sie auch recht weit entfernt von der Küche und den Seiteneingang durch den ich jeden Tag die Villa verliess und wieder betrat, so dass ich jeden Tag mehrmals durch die Gänge der Villa eilte.


    So auch heute, da ich gerade von den Mercati Traniaus kam, müde, erschöpft und Hungrig. Ich wollte eigentlich nur kurz eine frische Tunika überstreifen und dann in der Küche etwas essen. Ich kannte den Weg genau, uich veränderte ihn nie, aus Angst mich in der Villa zu verlaufen, und so ging ich zügig und nicht besonders Aufmerksam meinen Weg.


    Als ich um eine Ecke bog, passierte es : Ich stiess gegen einen Tisch, von dem ich schwören könnte, er hätte am Morgen noch nicht da gestanden und stiess eine grosse Vase, für die selbiges galt, herunter. Das Krachen von Holz, das Scheppern von Keramik und das kalte Wasser , in dem die Blumen in der Vase gestanden hatten, liessen meine Aufmerksamkeit langsam wieder zurückkehren...

    Ich hatte mich wieder im Hintergrund gehalten, getreu des Auftrages meines Patrons, seine Cousine zu schützen. Und auch wenn ich im Hintegrund war, hatte ich dennoch aufmerksam das Geschehen und das Gespräch verfolgt. Liebe zwischen den Verlobten hatte ich nicht erwartet und auch die Reaktion von Albina überraschte micht nur wenig. Sie bemühte sich stark zu erscheinen, doch ihre Furcht vor der Ehe mit dem Flavier war eindeutig stärker. Und als dieser die Villa verlassen hatte, brach diese Fassade total zusammen.


    "Du brauchst dich nicht zu fürchten, Domia," sagte ich, während ich mich aus dem Schatten herraus bewegte, in dem ich mich bisher befunden hatte. "Auch wenn du mit dem Flavier verhereitet bist, wird mein Patron über dich wachen."


    Ich kannte ja jene Drohung, die mein Patron dem Flavier gemacht hatte. Und ich wusste, wie ernst eine solche Drohung zu nehmen war. In diesem Punkt glich er sogar nicht wie sonst seinem Grossvater, sondern vielmehr seinem Vater, jedenfalls wenn ich den Worten meiner Mutter glauben schenkte.

    Ein Tor öffnet sich....


    Tiefes, dumpfes Brüllen ertönt, die Löwen in der Arena halten ein zu fressen, die beiden männlichen Löwen erwiedern das Brüllen, ihre Aufmerksamkeit richtet sich auf die Öfnung, während die vier weiblichen Löwen und ihr Nachwuchs in der entgegenliegenden Ecke sammeln, die Löwinnen sich schützend um ihren Nachwuchs scharren.


    Aus dem Dunkel der Öffnung treten zwei Löwen, gross und stark, mit prächtigen Mähnen, ihr Brüllen ist laut und kräftig. Alles an ihnen zeigt, das sie den Platz der beiden anderen Löwen im Rudel für sich beanspruchen. Selbstbewusst positionieren sie sich, lassen ihre Konkurrenten nicht aus den Augen.


    Dann entbrennt der Kampf, Löwe gegen Löwe, kräftige, schwere Löwenkörper pralllen gegen einander, riessige Löwentatzen schlagen aus, nach jeden Schlagabtausch ist etwas mehr Blut auf dem Sand der Arena.


    Doch noch während der Kampf der Löwen läuft, öffnen sich zweui weitere Tore und diesamal erscheinen Menschen, bewaffnet mit Speeren und Netzen,...

    Es dauert nichtr lange, da ist auch das letzte Zebra niedergerungen, der Sand im Boden der Arena färbt sich rot vom Sand der toten Tiere färbt. Gierig stossen die Löwinnen ihre Reiszähne in das Fleisch der Zebra und auch die beiden trägen Löwen kommen langsam in Bewegung, nach dem sie bisher das Jagdmassaker, das ihr Rudel angerichtet hat nur passiv verfolgt haben.


    Langsam und behäbig schlendern sie auf das Zebra zu, das ihnen am nächsten ist, mit kräftigen Brüllen fordern sie ihren Anteil an der Beute ein, vertreiben die Löwinnen und Jungtiere.


    Doch lange Zeit zu fressen haben sie nicht....

    Das Rudel ist hungrig, immer wieder recken sie ihre Köpfe in die Höhe, sie wittern Beute und so mancher Blick, den einer der Löwen in die Höhe des Publikums wirft, vermittelt den Eindruck, das sie ohne zu zögern auch über die Zuschauer herfallen würden, wenn sie es denn schaffen würden, den Höhenunterschied zu überwinden. Und es ist nicht so, das sie es nicht probieren würden, immer wieder setzt einer zum Sprung an, probiert seine mächtigen Tatzen auf die Umrandung der Arena zu platzieren, doch so sehr sie auch versuchen, sie kommen den Zuschauern zwar nahe, doch letzlich sind sie immer ausser Reichweite.


    Doch gerade als sich zwei der Löwinen sich einen der wohlgenäherteren Exemplare der Gattung Senator in der ersten Reihe ausgesucht haben und unterhalb dessen Sitzplatzes immer ungduldiger Brüllen, öffnet sich ein weiteres Tor und heraus werden fünf Zebras getrieben.


    Ihre prekäre Lage ist den Tieren durchaus bewusst und ihr Fluchtrieb setzt unvermittelt ein, doch in der Arena gibt es nur eine Möglichkeit, welche sie unweigerlich in eine Kreisbahn lenkt. Die beiden männlichen Löwen sehen ihnen interessiert zu, doch bleiben sie ruhig in der Mitte der Arena liegen, überlassen es ihren Weibchen, sich auf die Beute zu stürzen.


    Und diese fackeln nicht lange, sie lauern nur kurz, dann stürzt sich die erste auf das erste Zebra, doch der Spung an den Hals ist etwas zu, die Löwin kann sich nicht festbeissen. Beinahe wird sie noch von dem Zebras überrant, doch schnell steht sie wieder auf den Beinen.


    Ihre Schwester hat mehr glück, sie beisst sich in den Rücken eines Zebras fest, doch auch dieses wert sich gegen seinen Tot. Es dauert über zwei Runden bis das Zebra niedergerungen ist.

    Ich mochte die Rolle nicht, die ich ihr hinein geraten war, musste ich doch den Willen meines Patrons durchsetzen, ohne mein Patron zu sein, ohne seine Willensstärke zu besitzen. Oh ja, in diesem Moment wünschte wohl keiner mehr als ich, das seine Calligae in der Halle erklungen und er sagen würde, was hier nun passierte.


    Doch, er war weit weg, um gegen irgendwelche Parther zu kämpfen und sob war es an mir.

    "Salve, werter Proconsul, verzeih wenn ich mich einmische, doch es sollte klar sein, das bei der Heirat, wenn schon nicht der Vater der ehrenwerten Albina, dann zumindest ihr Ohheim, Tiberius Vitamalacus, anwesend ist. Und bei so einer Verbindung zweier ehrenwerter Häuser sollte auch der Imperator nicht fehlen."

    Kaum ist die Stimme des Ansagers verklungen, da öffnet sich eines der Tore zur Arena. Und noch bevor die Zuschauer etwas sehen können, was dort aus dem Dunkel kommt, ertönt ein tiefes, dumpfes Brüllen, gefolgt von einem zweiten, noch tieferen, noch dumpferen Brüllen.


    Und dann sieht man sie, zwei riessige Löwen mit prächtigen Mähnen, die stolz und bedächtig aus dem Dunkel der Öffnung treten. Alles an ihnen zweigt, das sie die stolzen Führerer ihres Rudels sind, gerade zu majestisch betreten sie das Rund der Arena, dicht hinter ihnen folgt ihr Rudel. Es ist ein echtes Rudel, vier Löwinnen, nicht allein, sondern sogar mit drei Jungtieren.