Beiträge von PLUTO

    Ihre Feinde kamen mit Eimern und Wasser. Aber die Feuersbrunst ergab sich nicht kampflos. Jede Attacke der Gegner wurde mit einem Fauchen und Zischen beantwortet. Wild schlugen ihre Flammen den mutigen Männern entgegen. Wie zum Trotz schlug sie weiter aus, fand hier einen Vorhang und dort einen alten Teppich, versuchte sich hier an einem Stuhl, um dann dort einen Stützbalken zu versengen. Wie ein Triumph erklang es, als krachend ein Teil Daches einstürzte. Staub, Asche und schwarzer Qualm wurden hochgewirbelt. Die Villa ächzte. Im Gebälk knisterte und knackte es. Die Luft flimmerte vor Hitze. Das Feuer stemmte sich den Rettern mit aller Macht entgegen.

    Das Feuer breitete sich weiter im Dachstuhl der weitläufigen Villa aus. Wie die Fänge eines hungrigen Tieres griffen die Flammen nach den hölzernen Stützbalken und den Verschalungen des Bodens, die ebenfalls aus köstlichem Holz waren. Es knisterte, knackte und man konnte hören, wie es geräuschvoll atmete. Immer weiter näherte es sich dem Zentrum des Hauses, dort wo das Atrium lag. Wegen der Hitze begannen die Dachpfannen zu platzen und zu zerspringen. Schon polterten die Stücke herunter und manche fielen durch das compluvium hindurch. Sie landeten zischend in dem mit Wasser gefüllten impluvium. Weiße, federleichte Ascheflocken begleiteten sie wie Schnee. Schwarz aber war der dicke und schwere Rauch, der durch jede Ritze und jeden Türspalt drang, langsam das ganzen Haus eroberte und die Luft nahm.


    Von wo war dieses Unwetter so plötzlich gekommen? Hatte es über dem Meer Kraft gefunden um dann, vom Favonius getrieben, herüber geweht zu werden? Oder war es über dem Campus Solonius im Süden gewesen, wo es dann der Auster gepackt und hierher gebracht hatte? War es am Lacus Regilius im Osten entstanden und dann als Vertrauter des Solanus gekommen? Vielleicht hatte es aber auch im Nordwesten, bei Veji angefangen und war dort auf den Caurus gestoßen.
    Nein, niemand konnte das mit Bestimmtheit sagen. Es schien vielmehr so, als hätten sich die Wolken direkt über Rom zusammengeballt. Eben noch war es ein freundlicher Novemberabend gewesen, bevor ein fernes Grummeln kommendes Unheil ankündigte. Die drohenden Wolken schwollen an, griffen aus, wölbten und blähten sich. Die Sonne war eben hinter dem Horizont untergegangen. Doch ihre letzten Strahlen erfassten die Wolkenberge und ließen sie rot und gelb, und wie Kupfer und Gold aufleuchten, als würde in ihrem Inneren ein infernalisches Feuer wüten.
    Wieder ein Grollen, aber lauter. Es klang zornig, als wenn ein gewaltiges Untier vom Himmel steigen würde. Zuerst kleinere, dann größere Blitze irrten zwischen den schroffen Hängen, den Tälern und den Gipfeln dieser sich auftürmenden Gebirgslandschaft aus glimmenden Wolken umher.


    Es soll Menschen geben, die solche Schauspiele dem Zufall zuschreiben, oder unerklärlichen aber ganz gewöhnlichen Mechanismen der Natur. Doch wer mit Vernunft gesegnet ist der weiß genau, dass diese Leute Narren sind, welche die Augen vor der Wirklichkeit verschließen und die Wahrheit leugnen. Denn das, daran konnte kaum ein Zweifel bestehen, war Summanus' Werk. Er, der die Welt mit seiner sengenden Peitsche strafte, die Inkarnation des göttlichen Pluto, der aus den Tiefen der Unterwelt hinauf zum Himmel gestiegen war, um am nächtlichen Himmel seine Blitze zu schleudern.


    Das tat er an diesem Abend dreimal. Nur drei Blitze, will man angesichts dieser unheilsschweren Himmelsfinsternis sagen, doch es waren schreckliche und beängstigende Entladungen. Und war nicht auch das ein Zeichen?


    Der erste Blitz schlug vor dem Tempel der Concordia am Forum Romanum ein.


    Der zweite Blitz ging im Garten der Villa Flavia Felix nieder.


    Dann, gleißend hell und begleitet von einem erschreckenden Krachen, schoss ein dritter, gewaltiger Strahl herab. Er leuchtete, als wären alle Sterne des Firmaments zu einem einzigen Fluss geschmolzen. Er zuckte, wand sich und schlang sich hinunter zur Erde, bis er mit ohrenbetäubendem Getöse den höchsten Giebel der Villa Tiberia traf. Er sprengte die Dachpfannen auseinander, die im Duzend herab regneten, viel weiter unten auf dem harten Boden zerschellten und in unzählige Scherben zersprangen. Der gleißende Feuerstrahl durchschlug den obersten Dachbalken. Der barst als wenn er aus Schilfrohr wäre und geriet sofort in Brand. Dann war es still. Kein Donner mehr, kein Brüllen, keine Blitze und kein Fauchen. Das Unwetter, dass eben noch gewütet hatte, löste sich auf, es verschwand einfach. Die Wolken rotleuchteten nicht länger, sondern wurden schwarz und verschmolzen mit dem dunklen Himmel der hereinbrechenden Nacht.
    Aber ein warmer und nicht zu strenger Wind fachte die Flammen an und kein Tropfen regnete herab um sie aufzuhalten. Schon leckten und fraßen sie an den Pfosten des Daches, fanden weitere Nahrung und breiteten sich aus. Bald würde wohl das ganze Haus in Flammen stehen und bis auf den Grund niederbrennen, wenn seine Bewohner nicht rasch handelten...


    Von wo war dieses Unwetter so plötzlich gekommen? Hatte es über dem Meer Kraft gefunden um dann, vom Favonius getrieben, herüber geweht zu werden? Oder war es über dem Campus Solonius im Süden gewesen, wo es dann der Auster gepackt und hierher gebracht hatte? War es am Lacus Regilius im Osten entstanden und dann als Vertrauter des Solanus gekommen? Vielleicht hatte es aber auch im Nordwesten, bei Veji angefangen und war dort auf den Caurus gestoßen.
    Nein, niemand konnte das mit Bestimmtheit sagen. Es schien vielmehr so, als hätten sich die Wolken direkt über Rom zusammengeballt. Eben noch war es ein freundlicher Novemberabend gewesen, bevor ein fernes Grummeln kommendes Unheil ankündigte. Die drohenden Wolken schwollen an, griffen aus, wölbten und blähten sich. Die Sonne war eben hinter dem Horizont untergegangen. Doch ihre letzten Strahlen erfassten die Wolkenberge und ließen sie rot und gelb, und wie Kupfer und Gold aufleuchten, als würde in ihrem Inneren ein infernalisches Feuer wüten.
    Wieder ein Grollen, aber lauter. Es klang zornig, als wenn ein gewaltiges Untier vom Himmel steigen würde. Zuerst kleinere, dann größere Blitze irrten zwischen den schroffen Hängen, den Tälern und den Gipfeln dieser sich auftürmenden Gebirgslandschaft aus glimmenden Wolken umher.


    Es soll Menschen geben, die solche Schauspiele dem Zufall zuschreiben, oder unerklärlichen aber ganz gewöhnlichen Mechanismen der Natur. Doch wer mit Vernunft gesegnet ist der weiß genau, dass diese Leute Narren sind, welche die Augen vor der Wirklichkeit verschließen und die Wahrheit leugnen. Denn das, daran konnte kaum ein Zweifel bestehen, war Summanus' Werk. Er, der die Welt mit seiner sengenden Peitsche strafte, die Inkarnation des göttlichen Pluto, der aus den Tiefen der Unterwelt hinauf zum Himmel gestiegen war, um am nächtlichen Himmel seine Blitze zu schleudern.


    Das tat er an diesem Abend dreimal. Nur drei Blitze, will man angesichts dieser unheilsschweren Himmelsfinsternis sagen, doch es waren schreckliche und beängstigende Entladungen. Und war nicht auch das ein Zeichen?


    Der erste Blitz schlug vor dem Tempel der Concordia am Forum Romanum ein.


    Der dritte Blitz traf das Dach der Villa Tiberia und setze es in Brand.


    Dazwischen war der zweite Blitz. Hell leuchtend äderte, mäanderte und zuckte er zur Erde. Sein Ziel war die Villa Flavia Felix. Doch er verfehlte das Haus selbst und ging stattdessen im Garten nieder. Dort stand ein kleiner aber alter Baum. Denn traf das glühende Himmelsschwert und schlug einen Ast aus ihm heraus. Krachend fiel der zu Boden, schwarz und verkohlt. Rauch stieg von ihm auf, doch der Baum selbst stand noch da.


    Von wo war dieses Unwetter so plötzlich gekommen? Hatte es über dem Meer Kraft gefunden um dann, vom Favonius getrieben, herüber geweht zu werden? Oder war es über dem Campus Solonius im Süden gewesen, wo es dann der Auster gepackt und hierher gebracht hatte? War es am Lacus Regilius im Osten entstanden und dann als Vertrauter des Solanus gekommen? Vielleicht hatte es aber auch im Nordwesten, bei Veji angefangen und war dort auf den Caurus gestoßen.
    Nein, niemand konnte das mit Bestimmtheit sagen. Es schien vielmehr so, als hätten sich die Wolken direkt über Rom zusammengeballt. Eben noch war es ein freundlicher Novemberabend gewesen, bevor ein fernes Grummeln kommendes Unheil ankündigte. Die drohenden Wolken schwollen an, griffen aus, wölbten und blähten sich. Die Sonne war eben hinter dem Horizont untergegangen. Doch ihre letzten Strahlen erfassten die Wolkenberge und ließen sie rot und gelb, und wie Kupfer und Gold aufleuchten, als würde in ihrem Inneren ein infernalisches Feuer wüten.
    Wieder ein Grollen, aber lauter. Es klang zornig, als wenn ein gewaltiges Untier vom Himmel steigen würde. Zuerst kleinere, dann größere Blitze irrten zwischen den schroffen Hängen, den Tälern und den Gipfeln dieser sich auftürmenden Gebirgslandschaft aus glimmenden Wolken umher.


    Es soll Menschen geben, die solche Schauspiele dem Zufall zuschreiben, oder unerklärlichen aber ganz gewöhnlichen Mechanismen der Natur. Doch wer mit Vernunft gesegnet ist der weiß genau, dass diese Leute Narren sind, welche die Augen vor der Wirklichkeit verschließen und die Wahrheit leugnen. Denn das, daran konnte kaum ein Zweifel bestehen, war Summanus' Werk. Er, der die Welt mit seiner sengenden Peitsche strafte, die Inkarnation des göttlichen Pluto, der aus den Tiefen der Unterwelt hinauf zum Himmel gestiegen war, um am nächtlichen Himmel seine Blitze zu schleudern.


    Das tat er an diesem Abend dreimal. Nur drei Blitze, will man angesichts dieser unheilsschweren Himmelsfinsternis sagen, doch es waren schreckliche und beängstigende Entladungen. Und war nicht auch das ein Zeichen?


    Der zweite Blitz würde im Garten der Villa Flavia Felix wüten.


    Der dritte Blitz traf am Ende das Haus der Tiberier und entfachte ein Feuer.


    Aber noch davor glomm der erste Feuerstrahl auf. Mit lautem Knall entsprang er seiner Wolkenheimat und suchte sich seinen Weg zur Erde. Grässlich zerriss er den dunklen Abendhimmel und schlug dann direkt vor dem Tempel der Concordia ein. Er sengte die steinernen Stufen und hinterließ ein schwarzes, wie von Ruß geschwärztes Mal.



    Sim-Off:

    Sagt nicht, ihr währt nicht gemahnt worden: Mitteilung der Spielleitung: Götter 8)
    Das Jahr ist verstrichen und ihr habt es versäumt Summanus zu besänftigen. :blitz:

    Die See war nicht das bevorzugte Element des ewigen Schattens, der verborgen im Inneren der Erde hauste. Das weite Meer war ihm fremd und es war das Reich seines Bruders, der fast ebenso boshaft und grimmig wie er selbst war.
    Aber heute roch es hier lieblich nach Blut, nach sehr viel Blut! Und da war Feuer, und verbranntes Fleisch, und der Tod – und wie süß der duftete! Er hörte das Klagen und Wimmern der Sterbenden und er hörte seinen Namen, einen der vielen, unter denen er bekannt war.
    Pluto – sie riefen ihn.
    Pluto – laut dröhnten die rauen Stimmen der Seeräuber.
    Pluto – lautlos und bittend, verängstigt und erschreckt: Das war die Seelen der Toten.
    Sie riefen ihn und er kam.


    Gehüllt in eine dunkle, fast schwarze Wolke zog er über das Meer und entlud sich als Sturm, Gewitter und Regen. Er befreite die Seelen von ihren irdischen Fesseln. Er löste sie heraus aus dem Gefängnis ihrer toten Körper und nahm sie mit sich.
    Der Regen war schwarz wie Pech. Doch er löschte die Flammen auf dem brennenden Schiff nicht.
    Der Donner hallte über die See, aber er übertönte die Schreie der Sterbenden nicht.
    Der Sturm zerrte und zog am kleinen Boot der Piraten, das kaum mehr als eine Nussschale war. Aber er versenkte es nicht. Er trug es leicht über die Wellenberge der aufgewühlten See hinweg und sein Brüllen wurde eins mit dem Gesang der Piraten.


    Ihre schwarzen Seelen waren verdammt und ein Ende im tartarus war ihnen sicher, dem tiefsten und schrecklichsten seiner Verließe. Doch heute war er mit ihnen, denn sie verschafften ihm reiche Beute und sie taten es in seinem Namen: Pluto!

    Der Pfeifenrauch vermischte sich mit einer anderen Ausdünstung. Sie schien aus dem Boden zu kommen, war süß und wohlriechend, aber gleichermaßen auch ebenso abstoßend und widerlich. Die Schwärze, obschon sie bereits vollkommen gewirkt hatte, wich einer Dunkelheit, die noch undurchdringlicher und unfassbarer war. Ein kalter Hauch wirbelte durch die drückende Schwüle des Raumes und fuhr in den leblosen Körper des Marcus Aurelius Corvinus. Es drang in ihn ein, durchzog seine Glieder, die Knochen und das Fleisch und füllte die verzweifelte Leere im Inneren dieses gepeinigten Menschen aus. 'ES', dass war Dis pater, Äides, der Unsichtbare, Pluto, Herr der Unter- und Totenwelt. Die abgrundtiefe Verzweiflung und Todessehnsucht, dass Wehklagen und stumme Schreien dieses Sterblichen hatten ihn an die Oberfläche und hierher gelockt. Nun bemächtigte er sich seiner und labte sich an ihm und seiner Pein.

    Ein kaltes Grauen kroch in das von familiärem Idyll erfüllte cubiculum. War es die noch frostige Kühle des Morgens, die durch ein offenes Fenster eindrang? Nein! Diese Kälte war nicht von dieser Welt, auch wenn sie die Sterblichen frösteln ließ. Unbemerkt bahnte sie sich ihren Weg in das Gemach, getrieben von ewigem Groll und entfacht vom Zorn auf den Herrn dieses Hauses.
    Er hatte den Göttern seinen Dienst bei der lustratio senatorum versagt und sein Fehlen war nicht unbemerkt geblieben. Erbost über diese Missachtung hatte sich der Herr der Unterwelt aufgemacht, den Säumigen zu strafen. Hier war er, Dis pater und seine unheilvolle Präsenz erfüllte den Raum.
    Grimmig sah er auf den gar zu stolzen Menschen herab, dessen Name Decimus lautete. Dann fiel sein Blick auf dessen Sohn...
    Wie klirrend kalter Morgennebel näherte er sich der Wiege des schlafenden Kindes. Wie ein Schatten beugte er sich über den Sprössling und sanft wie eine Feder berührte er ihn am Nacken. Dort blieb ein dunkles, fast schwarzes Mal zurück.
    Die Sterblichen kannten diese Zeichen. Manche entdeckten sie morgens beim Waschen auf ihrer Haut und dachten sich nichts böses dabei. Doch dann wuchsen die schwarzen Flecken, wurden zu flächigen, eiternden Geschwüren und die Gezeichneten starben binnen eines Jahres. Bei anderen veränderte sie sich nie und die Malträger wurden grau und alt und starben als Greise. Kein Medicus konnte das vorhersagen.
    Aber der Vater des Knaben würde es als Warnung der Götter erkennen und er würde wissen, dass sie nach seiner Buße verlangten.
    Dann, so rasch und unbemerkt wie das Unheil den Raum betreten hatte verschwand es auch wieder. Einstweilen...

    Auf einem im Schatten liegenden Gesims saß trotz des hellen Tages ein kleines Käuzchen und beobachtete den Zug der Senatoren mit ihrer schweren Last. Wie sie sich abmühten, schwitzten und fluchten, sich plagten, unvorsichtig die Finger einklemmten und mit hochrotem Kopf nach Luft rangen, dass alles war ein herrliches Spektakel. Grimmige Freude erfüllte das Käuzchen bei diesem Anblick, denn hier saß, in Gestalt einer ihm dienenden Kreatur, der Herr der Unterwelt – Pluto.


    Er beobachtete sie genau, während diese ebenso hochmütigen wie schwere Arbeit nicht gewohnten Sterblichen in einer langen Prozession unter ihm entlang zogen, und er war zufrieden, soweit dieses Gefühl in seinem schwarzen Herzen überhaupt einen Platz hatte.
    Aber als alle Senatoren keuchend und jappsend an ihm vorbei gekommen waren, da vermisste er einen unter ihnen.


    Mit einem zornigen, zischenden Schrei flog das Käuzchen auf und war im nächsten Augenblick zwischen den Dächern der Stadt verschwunden. Pluto würde den Drückeberger finden und heimsuchen.

    So es überhaupt möglich war, wurde es um sie herum noch finsterer. Ein kalter Windhauch ließ sie frösteln. Plutos Anwesenheit in Dis' Gestalt erfüllte den Ort, der ihm geweiht war.


    Ein Unglück, so wusste der allwissende Gott, hatte dem Vater das Leben gekostet und dem Onkel ebenfalls. Ihr Haus war eingestürzt und hatte sie unter sich begraben. Er war ein stolzer und tüchtiger Offizier gewesen, dieser Vater, aber die Parzen hatten ihm in ihrer Bosheit den Tod auf dem Schlachtfeld versagt.


    Das inbrünstige Gebet und ehrliche Flehen rührten sein hartes, eisiges Herz und wärmten es. Der ewig Grollende war besänftigt. Das Opfer war in Würde und ohne Störung vollzogen worden und das Tier, dass man ihm darbrachte, es war schwarz und seiner würdig. Die Innereien, sie waren makellos.


    Der Herr der Unterwelt nahm das Opfer an und erhörte Labeos Bitten. Der Mann, der sein Vater gewesen war und im Leben Caius Iulius Seneca geheißen hatte, würde seinen Platz im herrlichen und alles verheißenden Elysium finden.

    “Das ist der liebliche Geruch des Todes und kein Wasser kann ihn abwaschen.“, zischte Pluto tonlos und hohl. Dabei bedachte er die arroganteste und, im wahrsten Wortsinn, hochnäsigste aller Göttinnen mit einem kalten Blick, der seine tiefe Verachtung für sie und seine ganze überirdische Sippschaft zeigte.

    Pluto erschien wie Dunst, der aus der Erde aufsteigt und das grüne Gras braun und welk werden lässt. Ein eisig kalter Windhauch trieb ihn an den Ort, wo sein Name gerufen worden war.
    Er sah, dass nicht nur ihm zu Ehren geopfert wurde und wie immer neidete er allen Anderen jeden einzelnen Tropfen Blut.

    Er starb schnell, dieser Artorier, und wie eine Feder im Wind löste sich seine Seele aus dem toten Körper. Pluto – in Gestalt von Orcus – musste nur noch zugreifen, und das tat er! Mit kräftigen Händen packt er sie, die so leicht war und zerbrechlich. Dann zog er sie in die Tiefe, hinab in sein Reich, in die Welt der Toten.

    Tief im Inneren der Erde kauerte Pluto, der polynome – unter vielen Namen Bekannte. Erde, Geröll, Stein und Metall, Sand und Schutt, Fels und Lehm konnten seinem Blick nicht widerstehen und sein Gehör nicht trüben.
    Mit grimmiger Befriedigung beobachtete Pluto die Bemühungen der Menschen, ihm zu gefallen. Er hörte sie seinen Namen rufen und wie sie für den Toten baten, der zu Lebzeiten Iulianus geheißen hatte.
    Er sah, wie das Opfer ohne Fehl vollzogen wurde. Der Stier, den sie ihm zu Ehren töteten, war prachtvoll und stolz und er war tiefschwarz, so wie es sein sollte. Das besänftigte seinen immer währenden Groll. Das Blut floss reichlich und für den Totengott duftete es lieblicher als die süßeste Blume der Welt.
    So kraftvoll und schön der Stier im Leben gewesen war, so makellos waren auch seine Innereien.
    Pluto, der Herr der Unterwelt, war zufrieden und nahm das Opfer an.

    Zitat

    Original von Marcus Iunius Varus
    Ich war nach langer und etwas unruhiger Reise endlich in Ägypten angekommen. Pluto hatte mich geprüft und ich habe ihm oft geopfert.
    (...)


    Obwohl er im tiefsten Inneren der Erde, unter gewaltigen Formationen aus Fels und Eisen kauerte, vernahm Pluto die Gedanken des Sterblichen so laut, als hätte der sie ihm direkt ins Ohr gebrüllt. Dieser Wurm bildete sich ein, ihm oft geopfert zu haben? Nicht oft genug, befand Pluto. Den da, den würde er ihm Auge behalten und dafür entsandte er eine Kreatur, die ihm ergeben war...


    Trotz des hellen Tages kam ein Käuzchen geflogen und setzte sich oberhalb des Tores auf die Mauerkrone.

    Es war der Wille der Götter!
    Wenn Aelius Quarto den Hauch des Todes zu verspüren glaubte, dann irrte er sich nicht, denn Pluto war unter ihnen!
    Seine eisige Präsenz kroch den Anwesenden in die Glieder und der Geruch der Vergänglichkeit erfüllte das Zelt.


    Seine kräftige, rohe Hand strich dem Todgeweihten sanft über die Wange und er nahm alles Leid, alle Furcht und alle Sorgen von ihm.
    Dann brachte er zuende, was ein parthischer Pfeil begonnen hatte. Unerbittlich packte er die Seele des Sterbenden, riss sie aus dem faulenden Körper, presste sie kraftvoll und zugleich zärtlich an sich und führte sie nackt auf ihre letzte Reise in die Unterwelt.
    Alles Leben wich aus den sterblichen Überresten des Mannes, der einst der Herrscher der Welt gewesen war.


    Der Kaiser war tot.

    Pluto wandelte sich in Orcus, den Seelengeleiter, und näherte sich als solcher dem Toten. Traurig sah er auf ihn herab. Dann griff er ebenso fest und unerbittlich, wie sanft nach dessen Seele, hielt sie fest im Arm und glitt mit ihr zurück in die tiefe Unterwelt.

    Pluto quittierte Iunos Rede und ihr Entschwinden mit beredten, eisigen Schweigen.
    Dann brummte er: “Über diesen Sterblichen werden Minos, Aeacus und Rhadamanthys richten. Sie werden in seine Seele schauen und sein Herz wiegen und in die Tiefen seiner Selbst leuchten und dann werden sie sagen, wohin er gehen muss; ins Elysium oder in den Tartarus.“
    Dem Totengott passte es nicht, dass sich der Kriegsgott in seine Angelegenheiten einzumischen suchte. Reichte es nicht, dass er regelmäßig Abertausende zu ihm sandte?
    “Was die Anderen angeht...“, mit übellauniger Miene schaute er sich um: “So soll Missgunst, Zwietracht und Falschheit über sie kommen. Kein Raubtier ist so blutrünstig und unersättlich wie der Mensch. Sie sollen sich für ihre Frevel selbst bestrafen.“

    In seiner obligatorischen Wolke aus Asche und Schwefel fuhr Pluto aus der Unterwelt hinauf. Gewöhnlich mied er seine Verwandten, die Götter der Oberwelt, denn weder schätze er, der ewig Betrübte, ihr neckisches Wesen, noch ihre heitere Schwatzhaftigkeit. Doch von Heiterkeit war an seiner Schwester, der hochmütigen Iuno, heute wenig zu bemerken, was ihm, boshaft wie er war, an ihr gut gefiel.
    “Was ruft ihr? In den Tartarus soll eine verderbte Seele fahren? Mein Verließ ist gut gefüllt. Die Welt der Sterblichen ist voll von Niedertracht und Selbstsucht. Sie ehren uns, deren Zorn sie fürchten sollten, nur noch nachlässig und selbst dem Tod begegnen sie mit anmaßender Gleichgültigkeit, als müssten sie nicht um das Heil ihrer Seelen bangen.“, lamentierte er trübsinnig.

    Didius Sevycius hatte vielleicht so leise gesprochen, dass auf der Erde nur sein Trinkgenosse Flavius Quirinalis hörte wie er über die Götter klagte. Aber in der Unterwelt vernahm man seine Worte wie von tausend kräftigen Kehlen gebrüllt und Dis pater wurde des Lamentierers gewahr. Von boshaftem Zorn erfüllt kroch er an die Oberfläche.
    Die Luft in der Taberna am Forum war urplötzlich stickig und kaum zu atmen, gleichzeitig aber so kalt das den Gästen fröstelte. Ein Geruch von Fäulnis und Schwefel schien den Raum zu erfüllen und der Wein wurde sauer und zugleich bitter wie Galle.